Berlin-Kreuzberg
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Kreuzberg |
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Koordinaten | 52° 29′ 15″ N, 13° 23′ 0″ OKoordinaten: 52° 29′ 15″ N, 13° 23′ 0″ O | |
Höhe | ≈ 52 m ü. NN | |
Fläche | 10,4 km² | |
Einwohner | 147.803 (30. Juni 2007) | |
Bevölkerungsdichte | 14.239 Einwohner/km² | |
Neugründung | 1. Okt. 1920 | |
Postleitzahlen | 10961, 10963, 10965, 10967, 10997, 10999, 10969 | |
Ortsteilnummer | 0202 | |
Verwaltungsbezirk | Friedrichshain-Kreuzberg | |
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg |
Kreuzberg ist ein Ortsteil im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin. Bis zur Fusion mit dem damaligen Bezirk Friedrichshain im Zuge der Verwaltungsreform 2001 gab es einen eigenständigen Bezirk Kreuzberg. Der Ortsteil gehört zu den Szenevierteln Berlins.
Nach den – bis 1993 gültigen – Postleitzahlen unterscheidet man in Kreuzberg zwei Ortslagen, benannt nach den Nummern der damaligen Zustellpostämter: Das größere „Kreuzberg 61“ (eigentlich „Südwest 61“) und das kleinere „SO 36“ („SO“ steht für „Südost“). Zur Zeit der Berliner Mauer war SO 36 von drei Seiten umschlossen und entwickelte eine alternative Eigenkultur am Ostrand West-Berlins.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Der bis Ende 2000 existierende Bezirk Kreuzberg wurde 1920 aus der Tempelhofer Vorstadt, der Oberen Friedrichsvorstadt, der südlichen Friedrichstadt und einem großen Teil der Luisenstadt gebildet. Den Zweiten Weltkrieg haben nur die Tempelhofer Vorstadt und die Luisenstadt weitgehend unbeschädigt überstanden. Im Februar 1945 wurde das Gebiet der südlichen Friedrichstadt zwischen dem heutigen Halleschen Tor im Süden, der Prinzenstraße im Osten und der Kochstraße im Norden während eines US-Luftangriffs fast völlig zerstört.
Benannt wurde der ehemalige Bezirk und heutige Ortsteil Berlins nach dem im Südwesten gelegenen Kreuzberg, einem Hügel im heutigen Viktoriapark am Rande der Hochebene des Teltows. Nach der Gründung der Stadtgemeinde Berlin 1920 hieß der Bezirk zunächst Hallesches Tor.
Der Berg wiederum verdankt seine Namen einem Denkmal auf seinem Gipfel. Auf der (damals noch) Tempelhofer Berg genannten Erhebung hatte man 1821 nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel ein Denkmal in Grundform des Eisernen Kreuzes errichtet, um an die Befreiungskriege gegen Napoleon zu erinnern.
1968 war die heutige Rudi-Dutschke-Straße (damals Kochstraße) einer der Hauptschauplätze der Osterunruhen, als aufgebrachte Studenten nach dem Attentat auf Rudi Dutschke versuchten, die Auslieferung der Zeitungen des Axel-Springer-Verlags zu verhindern.
Seine überregionale Bekanntheit verdankt Kreuzberg vor allem der bewegten Geschichte des kleineren östlichen Bereichs (und Postbezirks) SO 36, später Berlin 36, der – von zwei Seiten umschlossen von der deutsch-deutschen Grenze – in den 1970er- und 1980er-Jahren als Zentrum der Alternativbewegung und der Hausbesetzerszene legendär wurde. SO 36 erstreckt sich zwischen Spree, nördlich der Lohmühleninsel und des Landwehrkanals sowie östlich des heute zugeschütteten Luisenstädtischen Kanals. Heutzutage gilt diese Gegend als einer der ärmsten Teile Berlins. Den größeren Teil Kreuzbergs bilden die nordwestlich gelegene, stark kriegszerstörte südliche Friedrichstadt (das damalige „Zeitungsviertel“) und die ganze südliche Hälfte (Kreuzberg 61).
Fast ein Drittel der rund 160.000 Einwohner sind Migranten, viele türkische Gastarbeiter und deren Nachkommen. Auch für diese demografische Besonderheit ist Kreuzberg weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. Die türkischstämmige Bevölkerung konzentriert sich vor allem auf den östlichen Bereich SO 36 und hierbei den Wrangelkiez. In den letzten Jahren verändert sich die Bevölkerungsstruktur durch Gentrifizierungseffekte sehr stark.
Ab 1987 geriet Kreuzberg (SO 36) regelmäßig zum 1. Mai durch teils schwere Straßenschlachten in die Schlagzeilen. Ausgangspunkt der Krawalle war meist der Zusammenstoß von Teilnehmern der Mai-Kundgebungen und der Polizei. Heute hat sich die Gewalt mehr und mehr ritualisiert und ist von großer Medienpräsenz begleitet. Die ursprünglich politische Motivation ist in den Hintergrund getreten, es betätigen sich nun größtenteils Jugendliche auf der Suche nach einem Abenteuer. 1987 vom Lausitzer Platz ausgehend, konzentrierten sich die damaligen Krawalle um Kottbusser Tor und Oranienplatz. An der Skalitzer Straße ging in jenem Jahr eine Filiale des Lebensmittelmarktes Bolle in Flammen auf, wurde bis auf die Grundmauern zerstört, und nicht wieder aufgebaut. Auf dem Gelände wird seit 2004 ein islamisches Gemeindezentrum mit Moschee errichtet. Seit dem Jahr 2005 ist ein Rückgang der Gewalt zu beobachten, der allerdings mit einer Verlagerung auf andere deutsche Großstädte in Zusammenhang steht (siehe: Erster Mai in Kreuzberg).
Zu Zeiten der Berliner Mauer in einer Nischenlage, ist Kreuzberg mit der Wiedervereinigung 1990 zu einem Ort im Zentrum Berlins geworden, das als Standort für Unternehmen an Attraktivität gewinnt.
So ziehen jetzt viele Unternehmen und Organisationen zum Spreeufer an der Oberbaumbrücke. 1997 wurde der geographische Mittelpunkt von Berlin an der Alexandrinenstraße 12–14 Ecke Verbindungsweg zur Wassertorstraße, mit einer – die Koordinaten enthaltenden – Granitplatte markiert.
[Bearbeiten] Kreuzberger Bezirksbürgermeister (seit 1945)
- 8. Mai 1945 – 31. Mai 1945 Nikolai Kickull
- 1. Juni 1945 – 16. Dezember 1946 Willi Klimm
- 17. Dezember 1946 – 9. Februar 1949 Georg Heschel (SPD)
- 9. Februar 1949 – 13. Dezember 1962 Willy Kressmann (SPD)
- 9. Januar 1963 – 8. Januar 1975 Günter Abendroth (SPD)
- 9. Januar 1975 – 31. Januar 1981 Rudi Pietschker (SPD)
- 5. Februar 1981 – 30. Juni 1981 Waldemar Schulze (SPD)
- 30. Juni 1981 – 24. Juli 1985 Günter Funk (CDU)
- 24. Juli 1985 – 26. April 1989 Wolfgang Krüger (CDU)
- 26. April 1989 – 21. Oktober 1992 Günter König (SPD)
- 21. Oktober 1992 – 24. Januar 1996 Peter Strieder (SPD)
- 15. März 1996 – 31. Dezember 2000 Franz Schulz (Bündnis 90/Die Grünen)
- 1. Januar 2001: Zusammenlegung der Bezirke Kreuzberg und Friedrichshain zu Friedrichshain-Kreuzberg.
[Bearbeiten] Örtlichkeiten in Kreuzberg
[Bearbeiten] Institutionen, Parks und Bauten
- SW 61
- Checkpoint Charlie (Grenze zwischen Ost- und Westberlin, sowie zwischen den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte)
- Berlinische Galerie
- Willy-Brandt-Haus (Bundeszentrale der SPD)
- Hebbel am Ufer (HAU) (Theater)
- Tempodrom (Veranstaltungsort)
- Jüdisches Museum Berlin
- Bundesdruckerei (größtes Industrieunternehmen in Kreuzberg)
- Riehmers Hofgarten (denkmalgeschütztes Bauensemble aus der Berliner Gründerzeit)
- Tommy-Weissbecker-Haus
- Viktoriapark (am „Kreuzberg“)
- Lapidarium (ehemaliges Pumpwerk, heute Lager für Standbilder)
- Böcklerpark
- ehemaliges, denkmalgeschütztes Gertraudenhospital
- Urbanhafen
- Fichtebunker
- Zentrale des Bundesjugendwerks der AWO
- Anhalter Bahnhof (Ruine)
- Deutsches Technikmuseum Berlin
- Parklandschaft Gleisdreieck (geplant)
- Martin-Gropius-Bau
- Amerika-Gedenkbibliothek
- Heilig-Kreuz-Kirche
- Friedhöfe vor dem Halleschen Tor
- Friedhöfe an der Bergmannstraße
- Warenhaus Karstadt am Hermannplatz
- SO 36
- Görlitzer Park, ehemals Görlitzer Bahnhof
- Ballhaus Naunynstraße
- Bethanien
- Emmauskirche
[Bearbeiten] Bekannte Plätze
- SW 61
- Askanischer Platz
- Blücherplatz
- Chamissoplatz
- Marheinekeplatz
- Mehringplatz
- Moritzplatz
- Oranienplatz
- Südstern
- SO 36
- Heinrichplatz
- Kottbusser Tor (Spitzname Kotti)
- Lausitzer Platz
- Mariannenplatz
- Oranienplatz
- Spreewaldplatz
- Wassertorplatz
[Bearbeiten] Bekannte Straßen
- SW 61
- Bergmannstraße
- Blücherstraße
- Carl-Herz-Ufer
- Dieffenbachstraße
- Friedrichstraße
- Gitschiner Straße
- Gneisenaustraße
- Graefestraße
- Kochstraße
- Körtestraße
- Kottbusser Damm
- Mehringdamm
- Oranienstraße (auch in SO 36)
- Planufer
- Prinzenstraße
- Rudi-Dutschke-Straße
- Tempelherrenstraße
- Urbanstraße
- Wilhelmstraße
- Zossener Straße
- Yorckstraße
- SO 36
- Adalbertstraße
- Fraenkelufer
- Görlitzer Straße
- Naunynstraße
- Oranienstraße (auch in SW 61)
- Paul-Lincke-Ufer
- Reichenberger Straße
- Skalitzer Straße
- Wiener Straße
- Wrangelstraße
- Ritterstraße
[Bearbeiten] Sportvereine
Im Bezirk Kreuzberg sind – trotz seiner Größe – im Bereich Fußball die meisten Vereine der Stadt Berlin angesiedelt, obwohl der Bezirk mit nur einem Rasensportplatz, dem Katzbachstadion, relativ schwach ausgestattet ist. Alteingesessene Kreuzberger Fußballvereine sind u. a. SC Berliner Amateure, FSV Hansa 07, BFC Südring und BSC Eintracht Südring e.V. Der erfolgreichste und wohl bekannteste Kreuzberger Fußballverein ist Türkiyemspor Berlin. Kreuzbergs multikulturelle Bevölkerungsstruktur spiegelt sich auch in dem breiten Spektrum weiterer Vereine wider, wie beispielsweise Türkspor Berlin, KSF/Umutspor, BSV Al Dersimspor, Hilalspor, FK Makedonija, Karadenizspor, SG Anadoluspor MG 1970, BFC Artvin 08 e.V. und BSC Agrispor e.V.
Mit dem THC Franziskaner FC e.V. haben auch erklärte Kreuzberger Linke ihren Verein und im Sportverein Seitenwechsel e.V. treffen sich Frauen und Lesben.
Der SC Kreuzberg stellte mehrmals den Deutschen Meister im Schach und Eintracht Südring wurde 2001 im Badminton Deutscher Meister.
[Bearbeiten] Kreuzberg im Film
- Liebling Kreuzberg. Fünf Staffeln mit insgesamt 58 Folgen. Hauptrolle: Manfred Krug als Berliner Rechtsanwalt. Regie: Werner Masten, Deutschland, 1986–1998
- Der König von Kreuzberg. Regie: Matthias Drawe, Deutschland, 1990
- Der kleene Punker. Regie: Michael Schaack, Deutschland, 1992
- Prinz in Hölleland. Regie: Michael Stock, Deutschland, 1993
- Geschwister – Kardeşler. Regie: Thomas Arslan, Deutschland 1996/1997
- Downhill City. Regie: Hannu Salonen, Deutschland / Finnland 1999
- Herr Lehmann. Regie: Leander Haußmann, Deutschland, 2003
- Berliner Maifestspiele. Regie: Nives Konik, Deutschland, 2004
- P05 Protection 05 Jugend in Kreuzberg. Regie: Nives und Marc Konik, Deutschland, 2006
- Shootback Heimat Kreuzberg. Regie: Nives und Marc Konik, Deutschland, 2007
- Prinzessinnenbad. Regie: Bettina Blümner, Deutschland, 2007
- KDD – Kriminaldauerdienst, Deutschland, 2007
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Hans W. Korfmann & Michael Hughes (Fotos): Kreuzberger. 15 Porträts, Verlag an der Spree, ISBN 3-9809951-0-0
- Barbara Lang: Mythos Kreuzberg , Campus Verlag 1998
- Jörg Sundermeier, Verena Sarah Diehl und Werner Labisch (Hsg.): Kreuzbergbuch, Verbrecher-Verlag, Berlin 2002.
- Falk-Rüdiger Wünsch: Kreuzberg - Alte Bilder erzählen, Sutton Verlag Erfurt 1998, ISBN 978-3-89702-034-4
- Peter Frischmuth: Berlin Kreuzberg SO 36, Berlin Story Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-929829-68-6.
- Marina Wesner: Kreuzberg und seine Gotteshäuser, Berlin Story Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-929829-75-4.