Codice Sconto: E463456

This WebPage/Resource is provided by https://www.classicistranieri.com

Walter Ulbricht – Wikipedia

Walter Ulbricht

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Walter Ulbricht auf einer Briefmarke
Walter Ulbricht auf einer Briefmarke

Walter Ernst Paul Ulbricht (* 30. Juni 1893 in Leipzig; † 1. August 1973 am Döllnsee nördlich von Berlin) war ein deutscher Politiker (erst KPD, später SED) und Staatsratsvorsitzender der DDR.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Karriere

Walter Ulbricht war gelernter Tischler. Bereits 1908 trat er dem Arbeiterjugendbildungsverein Alt-Leipzig bei, 1912 wurde er Mitglied der SPD. Während des Ersten Weltkrieges wurde er als Soldat in verschiedenen Staaten Europas eingesetzt.

[Bearbeiten] Weimarer Zeit

Walter-Ulbricht-Büste der Bildhauerin Ruthild Hahne, für die Ulbricht 1963 selbst Modell gesessen hat
Walter-Ulbricht-Büste der Bildhauerin Ruthild Hahne, für die Ulbricht 1963 selbst Modell gesessen hat

Im Jahr 1917 trat er der USPD bei, einer Abspaltung der SPD. Während der Novemberrevolution 1918 war Ulbricht Mitglied des Soldatenrates seines Armeekorps. Nach seiner Rückkehr nach Leipzig nahm er 1919 an der Gründung der KPD teil, für die er von 1926 bis 1929 im sächsischen Landtag saß. Ab 1928 war er für den Wahlkreis Westfalen-Süd auch Mitglied des Reichstags[1] und kurz darauf auch im Zentralkomitee (ZK) seiner Partei.

[Bearbeiten] Zwischen 1933 und 1945

Nach der Machtübernahme durch die NSDAP im Januar 1933 nahm Ulbricht am 7. Februar 1933 an der illegalen Tagung des Zentralkomitees der KPD im Sporthaus Ziegenhals bei Berlin teil.[2] Er führte die Arbeit der KPD in der Illegalität weiter und wurde daher steckbrieflich gesucht, weswegen er nach Paris emigrierte. 1940 propagierte Walter Ulbricht in der von ihm herausgegebenen Stockholmer Zeitschrift „Welt“[3] im Sinne einer Querfrontstrategie die „Aufrechterhaltung der Aktionseinheit zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten im Interesse des Friedens und im Interesse des deutschen Volkes“. Ulbricht wandte sich gegen die „internationale Hochfinanz und internationale Sozialdemokratie“ - der französische Sozialistenchef und Volksfrontvertreter Léon Blum [4] wurde in der „Welt“ als „jüdischer Schwarzmarkthändler“ bezeichnet und karikiert.

Nach seinem Aufenthalt in Paris und Prag zog er im Jahr 1938 nach Moskau, wo er ab 1941 beim deutschsprachigen Programm von Radio Moskau arbeitete. In Kriegsgefangenenlagern und an der sowjetischen Front betreute er deutsche Soldaten und versuchte, sie für den Aufbau eines deutschen Staates im Sinne der KPD zu gewinnen. So forderte er deutsche Soldaten in Stalingrad über Megaphon zur Kapitulation und zum Überlaufen auf. 1943 war er Mitbegründer des „Nationalkomitees Freies Deutschland“ (NKFD) in der UdSSR: Nach einer Idee der politischen Abteilung der Roten Armee sollten kommunistische Emigranten und deutsche Kriegsgefangene zusammenarbeiten, im Sinne der Volksfronttaktik.[5]

[Bearbeiten] Besatzungszeit und DDR

Am 30. April 1945 kehrte Ulbricht als Chef der nach ihm benannten Gruppe Ulbricht in das zerstörte Deutschland zurück und organisierte den Wiederaufbau der KPD und 1946 deren Zwangsvereinigung mit der SPD zur SED in der Sowjetischen Besatzungszone.

Nach der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 wurde er stellvertretender Vorsitzender im Ministerrat unter dem Vorsitzenden Otto Grotewohl. 1950 folgte die Ernennung zum Generalsekretär des ZK der SED, 1953 zum Ersten Sekretär des ZK der SED.

Die stalinistischen Schauprozesse und eine Welle auch antisemitischer Ausschreitungen im RGW vor Stalins Tod 1953 hatten auch in der DDR Auswirkungen. Paul Merker, bis 1950 Mitglied in Politbüro und Zentralkomitee der SED, und andere hochrangige Parteifunktionäre wurden beschuldigt, jahrelang als „zionistische Agenten“ an der „Ausplünderung Deutschlands“ und der „Verschiebung von deutschem Volksvermögen“ zugunsten amerikanischer und „jüdischer Monopolkapitalisten“ gearbeitet zu haben.

Nach dem Tod Stalins war die Position Ulbrichts zeitweise stark gefährdet, da er als Prototyp des Stalinisten galt. Paradoxerweise rettete ihn der Aufstand des 17. Juni 1953, da die Sowjetunion seine geplante Absetzung als Schwächezeichen verstanden hätte. Eine schon vorgestellte Briefmarke für das Standardporto eines Briefes der DDR wurde allerdings nicht ausgegeben. Die mangelnde Rückendeckung seiner innerparteilichen Rivalen Wilhelm Zaisser und Rudolf Herrnstadt seitens der Besatzungsmacht stärkte seine Position, so dass er den politischen Machtkampf innerhalb der SED für sich entscheiden konnte. 1960, nach dem Tode Wilhelm Piecks, wurde er Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates und Vorsitzender des neu geschaffenen Staatsrates und somit Staatsoberhaupt der DDR. Aufgrund seiner langen Amtszeit als Partei- und später auch als Staatschef hat er die DDR entscheidend geprägt.

[Bearbeiten] National orientierte Architektur und Kulturpolitik

Beim Aufbau der DDR forderte Ulbricht auf dem III. Parteitag die Abkehr vom (westlichen, allerdings im Bauhaus in Weimar begründeten) Formalismus. Die Architektur habe der Form nach national zu sein. Diese gespaltene Haltung spiegelte sich in der Gründung einer Deutschen Bauakademie und Zeitschriften mit dem Titel „Deutsche Architektur“ und etlichen durchaus widersprüchlichen Abbruch- und Baumaßnahmen wider. Besonders umstritten war die Sprengung der Leipziger Universitätskirche, viele Neubauten erfolgten im neoklassizistischen Stil wie die Stalinallee.

Ulbricht sah den Sozialismus als eigenständige längerdauernde Phase und setzte sich damit auch von anderen Ländern im RGW ab. Ein in diesem Sinne „nationaler Weg zum Sozialismus“ spiegeln auch die Verwendung von Elementen der früheren Wehrmachtsuniform, an preußischen Militärs orientierten Orden und Ehrenzeichen der NVA wie der später unter Honecker nicht mehr gesungenen Texts der DDR-Hymmne wider. Die Wehrpflicht wurde in der DDR erst 1962 eingeführt.

[Bearbeiten] Verwaltungs- und Wirtschaftspolitik

Prägend für die Neugliederung der DDR war die Ausschaltung und Beseitigung der Selbstverwaltung durch Auflösung der fünf Länder und Neugliederung in 14 Bezirke (25. Juli 1952), zu denen (Ost-)Berlin als „Hauptstadt der DDR“ hinzukam. Die Ende der der 50er Jahre erhöhten Planzielerwartungen, die weiter forcierte Kollektivierung der Landwirtschaft und die durch Drohungen Chruschtschows verschärfte Berlin-Krise machte die Lage der DDR prekär. Diese wurde durch das bekannteste durch Walter Ulbricht begonnene Bauwerk, die paradoxerweise dem ungeliebten Formalismus verhaftete Berliner Mauer 1961 wieder stabilisiert.

Ulbricht versuchte seit 1963 mit dem Neuen Ökonomischen System der Planung und Leitung (NÖSPL) – später kurz Neues Ökonomisches System (NÖS) – eine größere Effektivität der Wirtschaft zu erreichen. Wichtige Treiber der NÖS waren Wolfgang Berger und Erich Apel. Der gesamtheitliche Plan sollte bestehen bleiben, aber die einzelnen Betriebe sollten größere Entscheidungsmöglichkeiten haben. Es ging dabei nicht nur um den Anreiz durch eigene Verantwortung, sondern auch darum, dass konkrete Fragen vor Ort besser entschieden werden können.

Mit der Modernisierung des ökonomischem Systems gingen Reformen im gesellschaftlichen Bereich (z.B. durch das Bildungsgesetz von 1965) einher. Die DDR nahm Züge einer „sozialistischen Leistungsgesellschaft“ an, in der nicht mehr nur politische Rechtgläubigkeit, sondern auch fachliche Qualifikationen über berufliche und damit gesellschaftliche Stellung entschied. Zunehmend rückten auch Fachleute in politische Führungsstellungen auf. Verfassungsrechtlich festgeschrieben wurden die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen 1968 in der zweiten Verfassung der DDR.

Eines der besonderen Steckenpferde Ulbrichts war die wissenschaftliche Leitung der Wirtschaft und Politik, unter anderem mittels „Kybernetik“, Elementen der Psychologie und Soziologie, aber vor allem stärker auf naturwissenschaftlich-technischer Basis. Das NÖS sah auch die Verbindung der Ökonomie mit der Wissenschaft vor, was in der Praxis hieß, dass mehr und mehr Fachleute die wichtigen Entscheidungen trafen und einzelne Betriebe und Unternehmen eine größere Selbständigkeit erlangten. Noch im Frühjahr 1972 bestanden noch etwa rund 11400 mittelständischen Betriebe in der DDR, unter ihnen circa 6500 halbstaatliche Betriebe, die insbesondere Konsumgüter und Dienstleistungen erbrachten, was von vielen Mitgliedern der SED nicht gern gesehen wurde.

Ulbricht verschaffte der DDR eine wichtige Rolle bei der Devisenbeschaffung für den RGV, da sie durch Bartergeschäfte finanzierten Rohstofflieferungen aus der Sowjetunion in auch im westlichen Ausland verkäufliche Chemiegrundstoffe und Konsumwaren umsetzte. Vergeblich trieb Ulbricht auf höchster Ebene die Erdölprospektion in der DDR voran, um gegenüber der damals noch über 30% ihres Erölbedarfs selbst fördernden Bundesrepublik aufzuholen. Er war bestrebt auch insgesamt die Abhängigkeit von der Sowjetunion zu vermindern. Letzteres scheiterte 1965 nach konträren Verhandlungen mit der Sowjetunion. Erich Apel erschoss sich.

Danach kam es innerhalb der SED zu größerem Widerstand gegen das NÖS. Der Führer dieser Opposition, die sich der Unterstützung Breschnews erfreute, war Erich Honecker, der wiederum auf die Stimmen zahlreicher Parteimitglieder hoffen konnte und 1972 eine letzte große Verstaatlichungswelle durchsetzte.

[Bearbeiten] Außenpolitische Positionen

Ulbricht ignorierte "antagonistische Widersprüche im Sozialismus", etwa bei den real vergleichsweise schlechten Beziehungen der DDR zu den kleineren "Bruderstaaten" im RGW. Sein dafür verwendeter Begriff "sozialistische Menschengemeinschaft" wurde nach seinem Tod schnell fallengelassen. Wichtig und entscheidend für die DDR wie auch die politische Karriere Ulbrichts selbst war das Verhältnis zur Sowjetunion. Mit Hinweis auf die vergleichsweise großen wirtschaftlichen Erfolge im RGW propagierte Ulbricht Ende der 60er Jahre das "Modell DDR" als Vorbild aller entwickelten realsozialistischen Industriegesellschaften und geriet darüber in ideologische Konflikte mit der KPdSU. Dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag 1968 und somit der Niederschlagung des Prager Frühlings stand Ulbricht wiederum positiv gegenüber. Ulbricht verwahrte sich gegen eine Auseinandersetzung mit dem Stalinismus und dem damit verbundenen Personenkult, da er seine Position gefährdet sah. Innerparteiliche Kritiker wie Karl Schirdewan, Ernst Wollweber, Fritz Selbmann, Fred Oelßner, Gerhart Ziller und andere wurden ab 1958 als „Fraktionsbildner“ diffamiert und politisch ausgeschaltet.

Auf Walter Ulbricht geht auch der Standpunkt der DDR-Führung zurück, der erklärte, dass es normale diplomatische Beziehungen zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland nur geben könne, wenn beide Staaten die volle Souveränität des jeweils anderen Staates anerkannten. Dies stand im Gegensatz zur bundesdeutschen Hallstein-Doktrin, derzufolge die Bundesrepublik die Kontakte zu einem Staat abbricht, der die DDR anerkennt. Diese Stellungnahme ist im angelsächsischen Raum auch als Ulbricht-Doktrin bekannt geworden.

[Bearbeiten] Abgang und Persönliches

Nach Streitigkeiten mit der Parteiführung im Bereich der Wirtschafts- und Außenpolitik 1970 kam es zur Schwächung seiner Position in der Partei. Ulbricht hatte sich den deutschlandpolitischen Entspannungsbemühungen zwischen der neuen sozialliberalen Bundesregierung und der Sowjetunion widersetzt. 1971 wurde Ulbricht gezwungen, „aus gesundheitlichen Gründen“ von fast allen seinen Ämtern zurückzutreten, und er wurde – nach vorheriger Abstimmung mit Breschnew – von Erich Honecker abgelöst. Ulbricht behielt das dann einflusslose Amt des Vorsitzenden des Staatsrates bis an sein Lebensende. Außerdem erhielt er das neu geschaffene Ehrenamt des „Vorsitzenden der SED“. Er starb während der X. Weltfestspiele der Jugend 1973 im Gästehaus der Regierung der DDR am Döllnsee. Ulbricht erhielt einen Ehrenplatz in der Gedenkstätte der Sozialisten im Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Sein Name wurde schon kurz nach seinem Tod weitgehend aus der DDR-Geschichtsschreibung entfernt. Interessanterweise gab es Mitte 1980er Jahren (während der Reformpolitik in der Sowjetunion, die von der SED-Führung abgelehnt wurde) Versuche seitens der SED-Führung, Walter Ulbrichts Stelle in der Geschichte wiederherzustellen.

Walter Ulbricht war zweimal verheiratet: ab 1920 mit Martha Schmellinsky und ab 1953 mit Lotte Kühn. Das Paar hatte 1946 ein Waisenkind namens Beate (*1944, †1991) aus der Sowjetunion adoptiert. Sie starb verwahrlost nach der Wende in Berlin.[6] Der Spitzname von Walter Ulbricht war „Spitzbart“ und sein „Nu Nu“ (sächsische Zustimmungsfloskel) sowie sein Leipziger Dialekt wurden oft nachgeahmt. Ulbricht war auch bekannt dafür, das Bindewort ja an allen möglichen und unmöglichen Stellen zu integrieren.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Reichstagshandbuch
  2. Ernst-Thaelmann-Gedenkstaette Ziegenhals
  3. „Sozialistische Mitteilungen“, Nr. 8 vom 18. April 1940
  4. Weapons of Modern Democracy: Zur Geschichte der Querfront
  5. Verweigerung im Alltag und Widerstand im Krieg - Informationen zur politischen Bildung (Heft 243)
  6. Frank, Mario: Walter Ulbricht. Berlin : Siedler, 2001

[Bearbeiten] Literatur

  • Lotte Ulbricht: Mein Leben. Selbstzeugnisse, Briefe und Dokumente, 2003, Verlag Das Neue Berlin ISBN 3360009924
  • Erich W. Gniffke: Jahre mit Ulbricht, Ministerium für Gesamtdeutsche Fragen, Bonn 1966 ISBN 3804687539
  • Mario Frank: Walter Ulbricht. Eine deutsche Biografie, 2000, Siedler-Verlag ISBN 3-88680-720-7

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Walter Ulbricht – Bilder, Videos und Audiodateien


Codice Sconto: E463456

Static Wikipedia (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -