Ulrich Tukur
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Ulrich Tukur (* 29. Juli 1957 in Viernheim; eigentlich Ulrich Scheurlen) ist ein deutscher Schauspieler und Musiker.
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[Bearbeiten] Leben
Ulrich Tukur wuchs in Westfalen, Hessen und Niedersachsen auf. Seine Jugend verbrachte er in der Wedemark in der Nähe von Großburgwedel. Er machte sein Abitur 1977 in Hannover und während eines Schüleraustauschs mit AFS (American Field Service) einen Highschoolabschluss in Boston (USA). Nach dem Wehrdienst studierte er Germanistik, Anglistik und Geschichte an der Universität Tübingen und arbeitete unter anderem als Musiker. Dabei wurde er für die Bühne entdeckt und begann 1980 an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart eine Ausbildung in Schauspiel. Nach Beendigung des Schauspielstudiums 1983 wurde er an das Theater in Heidelberg engagiert.
Ulrich Tukur ist zum zweiten Mal verheiratet und lebt seit 1999 mit seiner Frau, der Fotografin Katharina John, in Venedig auf der Insel Giudecca. Aus seiner ersten Ehe hat er zwei Töchter, Lilli und Marlene.
[Bearbeiten] Werk
Noch zu Studienzeiten erhielt er die Chance von Michael Verhoeven, seinen ersten Film zu drehen: In Verhoevens Film Die weiße Rose spielte er den antifaschistischen Studenten Willi Graf und in München in Ferdinand Bruckners „Krankheit der Jugend“, wo ihn Peter Zadek sah.
1984 erfolgte dann der Durchbruch auch am Theater. Peter Zadek besetzte ihn in an der Freien Volksbühne Berlin als SS-Offizier Kittel in Joshua Sobols Stück Ghetto. Das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg wurde daraufhin unter der Intendanz von Peter Zadek zu seiner künstlerischen Heimat. Hier spielte er von 1985 bis 1995 als Ensemblemitglied zahlreiche Rollen, davon viele Hauptrollen. Hier konnte er unter Zadek in Shakespeares Wie es euch gefällt und als Marc Anton in Shakespeares Julius Cäsar, in Zadeks Inszenierung der Lulu von Frank Wedekind als Alwa Schön und als Hamlet in der Inszenierung von Michael Bogdanov überzeugen. 1986 wurde er von den deutschen Theaterkritikern zum Schauspieler des Jahres gekürt. Von 1995 bis 2003 leitete er zusammen mit Ulrich Waller als Intendant die Hamburger Kammerspiele, die er mit der Rolle des Beckmann in Wolfgang Borcherts Draußen vor der Tür eröffnete.
2007 gab Tukur sein Debüt als Autor. Im Claassen-Verlag erschien sein Erzählband „Die Seerose im Speisesaal – Venezianische Geschichten“, eine Hommage an die Lagunenstadt Venedig.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1985: O.E. Hasse-Preis
- 1985: Boy-Gobert-Preis
- 1986: Schauspieler des Jahres
- 1986: Goldener Bär der Berlinale für Stammheim.
- 1996: Goldene Kamera für die Darstellung des Triebtäters in Der Mörder und sein Kind
- 1996: Insel-Kunstpreis Hamburg
- 2000: Adolf-Grimme-Preis
- 2004: Deutscher Fernsehpreis – Bester Schauspieler für die Rolle eines Bankers im Tatort Das Böse
- 2006: Deutscher Filmpreis – Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle für Das Leben der Anderen
[Bearbeiten] Filme
- 1982: Die weiße Rose – Regie: Michael Verhoeven (mit Lena Stolze als Sophie Scholl)
- 1983: Die Schaukel – Regie: Percy Adlon (mit Anja Jaenicke und Lena Stolze)
- 1984: Die Story – Regie: Eckhart Schmidt
- 1986: Stammheim – Regie: Reinhard Hauff (Tukur als Andreas Baader, Therese Affolter als Ulrike Meinhof)
- 1987: Ballhaus Barmbek – Regie C.Buschmann
- 1988: Felix – Regie: u. a. Helma Sanders-Brahms, Margarethe von Trotta (Episodenfilm mit Tukur als Felix)
- 1989: Das Milliardenspiel – Regie: Peter Keglevic (mit Friedrich von Thun und Sissy Höfferer)
- 1992: Die Spur des Bernsteinzimmers – Regie: Roland Gräf (mit Corinna Harfouch)
- 1993: Wehner / Die unerzählte Geschichte – Regie: Heinrich Breloer (mit Tukur als junger Herbert Wehner und Heinz Baumann als alter Herbert Wehner)
- 1995: Mutters Courage – Regie: Michael Verhoeven (mit Pauline Collins und Jens Harzer nach einer autobiografischen Erzählung von George Tabori)
- 1995: Der Mörder und sein Kind – Regie: Matti Geschonneck (Ulrich Tukur als Triebtäter, mit Ulrich Matthes und Bibiana Beglau)
- 1995: Nikolaikirche – Regie: Frank Beyer (mit Barbara Auer und Ulrich Matthes)
- 1996: Charms Zwischenfälle – Regie: Michael Kreihsl (mit Johannes Silberschneider)
- 1997: Das Böse – Regie: Christian Görlitz (mit Ulrich Tukur als kath. Priester Lenz)
- 1999: Warten ist der Tod – Regie: Hartmut Schoen
- 2000: Heimkehr der Jäger – Regie: Michael Kreihsl (Tukur als Kopist im Wiener Kunsthistorischen Museum)
- 2000: Bonhoeffer – Regie: Eric Till (Tukur als Dietrich Bonhoeffer)
- 2001: Taking Sides – Der Fall Furtwängler – Regie: István Szabó (mit Harvey Keitel und Moritz Bleibtreu)
- 2002: Der Stellvertreter, int. Titel Amen – Regie: Constantin Costa-Gavras (mit Ulrich Mühe – Verfilmung des Theaterstücks Der Stellvertreter von Rolf Hochhuth)
- 2002: Solaris – Regie: Steven Soderbergh (mit George Clooney und Natascha McElhone – Verfilmung des gleichnamigen Romans von Stanisław Lem)
- 2004: Mein Vater, meine Frau und meine Geliebte – Regie: Michael Kreihsl (mit Florian Stetter als Ernst Weiß und Ulrich Tukur als Irrenarzt)Verfilmung des Romans "der arme Verschwender" von Ernst Weiß
- 2004: Stauffenberg – Regie: Jo Baier (mit Sebastian Koch als Claus Graf Schenk von Stauffenberg und Ulrich Tukur als Henning von Tresckow)
- 2005: Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei – Regie: Dror Zahavi (Tukur als General Lucius D. Clay)
- 2005: Die Nacht der großen Flut – Regie: Raymond Ley (Tukur als Hamburger Innensenator Helmut Schmidt)
- 2005: Das Leben der Anderen – Regie: Florian Henckel von Donnersmarck (mit Ulrich Mühe als Hauptmann Gerd Wiesler, Tukur als Oberstleutnant Anton Grubitz)
- 2006: Mein alter Freund Fritz – Regie: Dieter Wedel (mit Veronica Ferres als Lydia Seidel, Uwe Bohm als Manfred Zach, Maximilian Brückner als Fritz, Tukur als Prof. Dr. Seidel)
- 2007: Ein fliehendes Pferd – Regie: Rainer Kaufmann
- 2007: Unsere Erde – Erzählstimme
[Bearbeiten] Diskografie
[Bearbeiten] Musik
- 1989: Ulrich Tukur, Tanzpalast, Sony
- 1994: Ulrich Tukur, Joachim Witt und Achim Reichel, Ein Freund bleibt immer Freund
- 1998: Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys, Meine Sehnsucht ist die Strandbar, Metronome
- 2001: Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys, Wunderbar, dabei zu sein, Tacheles! (Roofmusic)
- 2003: Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys, Morphium, Tacheles! (Roofmusic)
- 2003: Peter Lohmeyer & Fink mit Ulrich Tukur, Bagdad Blues, Trocadero (Indigo)
- 2006: Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys, Musik hat mich verliebt gemacht
[Bearbeiten] Hörbücher
- 2000: Herr Ober, bitte einen Tänzer. Aus dem Leben eines Eintänzers von Billy Wilder, Patmos
- 2002: Der Frauenmörder von Hugo Bettauer, Roof Music
- 2002: Ich hab im Traum geweinet, Ulrich Tukur singt und spricht Heinrich Heine, begleitet vom Efim Jourist Quartett, Hoffmann und Campe
- 2004: Gebrauchsanweisung für Italien von Henning Klüver, Roof Music
- 2004: Venedig (Autor und Sprecher), Hoffmann und Campe
- 2005: Die Verwirrung des Zögling Törless von Robert Musil, Dhv der Hörverlag
- 2005: 36 Stunden. Die Geschichte vom Fräulein Pollinger von Ödön von Horvath, Tacheles
- 2006: Freiheit ist ein Werk von Worten von Dietrich Bonhoeffer, Random House Audio
[Bearbeiten] Weblinks
- Ulrich Tukur in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Ulrich Tukur im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ulrich Tukur bei Filmportal.de
- Ulrich Tukur Homepage der Plattenfirma Roof Music
Personendaten | |
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NAME | Tukur, Ulrich |
ALTERNATIVNAMEN | Scheurlen, Ulrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler und Musiker |
GEBURTSDATUM | 29. Juli 1957 |
GEBURTSORT | Viernheim |