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Frank Beyer – Wikipedia

Frank Beyer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Frank Beyer (* 26. Mai 1932 in Treben, Thüringen; † 1. Oktober 2006 in Berlin) war ein deutscher Filmregisseur. Viele seiner Filme beschäftigen sich kritisch mit der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Frank Beyer wurde als Sohn eines kaufmännischen Angestellten und einer Verkäuferin geboren, wuchs mit einem Bruder, Hermann, auf. Er studierte Theaterwissenschaften. 1951 wurde er Dramaturg und Regieassistent am Kreistheater Glauchau/Crimmitschau. Er studierte an der Prager Filmhochschule. Während seiner Studienzeit war er bereits Regieassistent von Kurt Maetzig. 1957 ging er als Regisseur an das DEFA-Spielfilmstudio. Im gleichen Jahr kam sein Debütfilm Zwei Mütter in die Kinos.

Beyer drehte mehrere antifaschistische Filme über den Zweiten Weltkrieg. Berühmt wurde sein Film Nackt unter Wölfen (1963), der sich mit dem Widerstand und der Solidarität der Häftlinge im KZ Buchenwald beschäftigte.

1966 kam er erstmals in das Visier der DDR-Zensur. Sein Film Spur der Steine, der den DDR-Alltag kritisch beleuchtete, wurde zwar uraufgeführt, aber drei Tage später verboten. Beyer durfte nach dem Verbot jahrelang keine Filme mehr machen. Sein Vertrag mit der DEFA wurde aufgelöst. Erst nach der Wende wurde der Film mit Manfred Krug in einer Hauptrolle wieder im Kino gezeigt.

1967 wechselte er an das Dresdner Staatstheater, 1969 ging er zum Deutschen Fernsehfunk (DFF). 1974 kehrte er zur DEFA zurück und drehte Jakob der Lügner. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jurek Becker thematisiert die aufkeimende Hoffnung der im Warschauer Ghetto in aussichtsloser Lage eingepferchten Juden in Folge erfundener Nachrichten der Hauptperson über die vermeintlich vorrückende Rote Armee. Jakob der Lügner ist der einzige DDR-Film, der jemals eine Oscar-Nominierung erhielt. Beyer und Becker erhielten 1975 den Nationalpreis der DDR. Jakob der Lügner erschien 1999 als Hollywood-Remake mit Robin Williams in der Hauptrolle. Befragt nach der Qualität des Remakes, soll Beyer nach einer Vorführung am Museum of Modern Art in New York 1999 geantwortet haben: "My film is an old film from East Germany, the other film is a new film from Hollywood." [1] Bei derselben Gelegenheit antwortete er auf die Frage, inwieweit sich die Arbeit als Filmemacher im Sozialismus von der im Kapitalismus unterscheiden würde: "Former we had censorship, now we have sponsorship." [1]

1976 kam es erneut zu Problemen zwischen Beyer und der SED, weil er eine Petition gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns unterschrieben hatte. Beyer wurde aus der SED ausgeschlossen. Seine Möglichkeiten als Regisseur in der DDR wurden daraufhin eingeschränkt. Er erhielt allerdings eine Arbeitserlaubnis für Westdeutschland.

Sein 1977 entstandener Film Das Versteck wurde verboten, weil Manfred Krug die Hauptrolle spielte. Krug hatte zuvor einen Ausreiseantrag gestellt und war nach der Genehmigung in die Bundesrepublik übergesiedelt. Für Aufsehen sorgte 1983 sein Film Der Aufenthalt nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Kant, der auf der Berlinale gezeigt werden sollte. Polen intervenierte bei der Festivalleitung, da der Film die Geschichte eines jungen deutschen Soldaten zeigte, der in polnischer Kriegsgefangenschaft unschuldig des Mordes angeklagt wurde.

Nach der Wende 1989 produzierte Beyer fast nur noch Filme für das Fernsehen. Bekannt wurden Literaturverfilmungen nach Vorlagen von Carl Zuckmayer, Erich Loest und Manfred Krug („Nikolaikirche“, Abgehauen).[2]

Beyer war von 1965 bis 1974 mit der Schauspielerin Renate Blume verheiratet. Insgesamt war Frank Beyer 3 mal verheiratet und hatte zwei Kinder (Elke Albrecht und Alexander Reed). Nach der Wende lernte er Karin Kiwus kennen, eine (west)deutsche Lyrikerin. Er lebte mit ihr bis zu seinem Tode am 1. Oktober 2006 zusammen. Sein Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin in unmittelbarer Nähe von Adolf Dresen und Arnold Zweig.

[Bearbeiten] Auszeichnungen

[Bearbeiten] Filmografie

  • 1954: Wetterfrösche (Roznicky)
  • 1955: Zar und Zimmermann (Regie-Assistenz)
  • 1956: Schlösser und Katen (Regie-Assistenz)
  • 1955: Die Irren sind unter uns (Blázni mezi námi)
  • 1957: Zwei Mütter
  • 1957: Fridericus Rex - Elfter Teil
  • 1957: Polonia-Express (Regie-Assistenz, Co-Drehbuch)
  • 1957: 105./106./107. Folge der satirischen Kurzfilmreihe Das Stacheltier
  • 1957: Das Gesellschaftsspiel (UT: Eine unglaubliche Geschichte oder?)
  • 1959: Eine alte Liebe
  • 1960: Fünf Patronenhülsen
  • 1962: Königskinder
  • 1963: Nackt unter Wölfen (nach dem gleichnamigen Roman von Bruno Apitz)
  • 1963: Karbid und Sauerampfer
  • 1966: Spur der Steine
  • 1968: Der Geizige (Fernseh-Aufzeichnung)
  • 1971: Rottenknechte (Fernsehfilm)
  • 1972: Januskopf (nur Darsteller)
  • 1973: Die sieben Affären der Doña Juanita (Fernsehfilm)
  • 1974: Jakob der Lügner
  • 1977: Das Versteck
  • 1978: Geschlossene Gesellschaft (Fernsehfilm)
  • 1981: Der König und sein Narr (Fernsehfilm)
  • 1981: Die zweite Haut (Fernsehfilm)
  • 1983: Der Aufenthalt
  • 1984: Bockshorn
  • 1989: Der Bruch
  • 1991: Ende der Unschuld (Fernsehfilm)
  • 1991: Der Verdacht
  • 1992: Sie und Er (Fernsehfilm)
  • 1992: Das große Fest (Fernsehfilm)
  • 1993: Das letzte U-Boot (Fernsehfilm)
  • 1995: Wenn alle Deutschen schlafen (Fernsehfilm)
  • 1995: Nikolaikirche (Fernsehfilm)
  • 1997: Der Hauptmann von Köpenick (Fernsehfilm)
  • 1998: Abgehauen (Fernsehfilm)

[Bearbeiten] Literatur

Frank Beyer: „Wenn der Wind sich dreht. Meine Filme, mein Leben“, ISBN 3548602185

[Bearbeiten] Monografien

  • Ralf Schenk (Hrsg.): Regie: Frank Beyer. Ed Hentrich, Berlin 1995, ISBN 3-89468-156-X
  • Joachim Fischer (Red.): Das Archiv des Regisseurs Frank Beyer. Kulturstiftung der Länder, Berlin 2004, ISBN
  • Hans Günther Pflaum: Frank-Beyer-Retrospektive: français. Goethe-Institut München, München 1996

[Bearbeiten] Filmografie

  • 1995: Nikolaikirche Leipzig: Frank Beyer verfilmt Erich Loests Roman (TV, WDR)
  • 1997: "Film als Heimat: Der Regisseur Frank Beyer" / engl. Fassung u.d.T. Film as homeland (TV, Deutsche Welle)
  • 1998: Es werden ein paar Filme bleiben: das war die DEFA (TV, Inter Nationes)

[Bearbeiten] Quellen

  1. a b Claus Löser: „Immer unverbogen“, taz, 4. Oktober 2006, S. 13
  2. Nachruf; in: Der Spiegel, 41/2006, S. 230.

[Bearbeiten] Weblinks

Nachrufe


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