See also ebooksgratis.com: no banners, no cookies, totally FREE.

CLASSICISTRANIERI HOME PAGE - YOUTUBE CHANNEL
Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions
Robert Blum – Wikipedia

Robert Blum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel bezieht sich auf den Politiker. Es gab auch einen Schweizer Komponisten gleichen Namens; siehe Robert Blum (Komponist).
Robert Blum, Gemälde von August Hunger, zwischen 1845 und 1848
Robert Blum, Gemälde von August Hunger, zwischen 1845 und 1848

Robert Blum (* 10. November 1807 in Köln; † 9. November 1848 in der Brigittenau bei Wien) war ein deutscher Politiker in den Jahren vor und während der Märzrevolution von 1848, als solcher Abgeordneter der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Blum, der aus unterprivilegierten sozialen Verhältnissen stammte und sich zum Teil autodidaktisch hochgearbeitet hatte, war als Verfechter einer republikanischen Verfasstheit des geplanten deutschen Nationalstaats führender Kopf der Linken im Paulskirchenparlament und dort auf Kompromisse mit den gemäßigten Liberalen ebenso wie auf einen strikt demokratischen Kurs bedacht. Er nahm während des Oktoberaufstands 1848 auf der Seite der Revolutionäre an der Verteidigung Wiens gegen die kaiserlich-königlichen Truppen teil und wurde nach der Niederschlagung des Aufstands hingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Herkunft, Lehre und Gesellenjahre (1807-1830)

Robert Blum wird am 10. November 1807 in Köln als Sohn Engelbert Blums und Maria Katharina Brabenders, eines früheren Dienstmädchens, in der Fischmarktstraße 1490 geboren. Engelbert Blum studierte zunächst Theologie, musste sein Studium aber abbrechen und verdiente seinen Lebensunterhalt fortan als Lagerhausschreiber und Aufseher in einer Stecknadelfabrik. Blums Kindheit ist ärmlich, nach einer Masernerkrankung im Alter von drei Jahren ist er neun Monate blind und bleibt dauerhaft sehgeschädigt. Sein Vater fördert Robert nach Kräften, sodass dieser im Alter von vier Jahren die lateinische Messe auswendig weiß und mit sieben bereits Lesen, Schreiben und Rechnen durch seinen Vater erlernt hat. Dieser stirbt 1815 an Tuberkulose. Neben Robert stammen aus der ersten Ehe seiner Mutter Ehe noch dessen jüngere Geschwister Johannes und Margarete. Katharina Blum betätigt sich nun als Näherin, da alle Rücklagen durch die Krankheit Engelbert Blums aufgebraucht sind. Ihr Einkommen reicht allerdings nicht aus, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Gezwungenermaßen heiratet sie ein weiteres Mal. Der neue Gatte ist ein Rheinschiffer, dessen vier Kinder aus erster Ehe mit ihm zu den Blums ziehen, sodass sich die materielle Situation der Familie kaum verbessert. Die Mutter erleidet in der Folgezeit mehrere Fehlgeburten. Johannes Blum stirbt an Schwindsucht. Robert wirkt erziehend auf seine jüngere Schwester ein.

1817 wird Robert von seiner Mutter zu einem Elementarlehrer geschickt, aufgrund eines Handels mit seiner Tante unterrichtet er sogar zeitweise selbst an einer Elementarschule im Fach Rechnen. Das begabte Kind besucht anschließend die Pfarrschule und, ermöglicht durch ein Stipendium, ab 1819, kurzzeitig das Jesuitenkolleg. Für den weiteren Besuch einer Schule mangelt es jedoch an Geld. Robert ist ein fleißiger und erfolgreicher Schüler. In seinem späteren Leben äußert er oft Bedauern darüber, dass er seine Schullaufbahn frühzeitig abbrechen musste.

Blum beginnt eine Goldschmiedeausbildung, die er wegen Gesichtsschwäche (Begründung im Abschlusszeugnis, gemeint ist Blums Sehschwäche) nach einem Dreivierteljahr abbrechen muss. Hauptsächlich trägt ihm sein Meister allerdings berufsfremde Aufgaben auf. 1821 beginnt Blum eine Lehre als Gürtler, wechselt nach dem Verschwinden seines Meisters in das dem Gürtler- ähnliche Gelbgießerhandwerk, in dem er 1825 sein Zeugnis erhält. Die Überlieferungen für die folgende Zeit sind unklar. Blum geht auf die Walz und beginnt, nach Angaben seines Sohnes Hans Blum 1827, eine Arbeit bei dem Laternenfabrikanten Johann Wilhelm Schmitz. Im 1830 von diesem ausgestellten Zeugnis wird jedoch angegeben, er habe seit sechs Jahren bei Schmitz gearbeitet, wonach der Beginn der Arbeit bei Schmitz auf 1825 (eventuell auch 1826) datiert werden müsste. Geschäftsreisen in Schmitz' Auftrag führen ihn durch Deutschland, seine erste Veröffentlichung ist eine Kurze Abhandlung über die Straßen-Beleuchtung. Er schreibt außerdem, wie schon während seiner Wanderzeit, Reiseaufzeichnungen und bildet sich autodidaktisch fort. 1827 besucht er Süd- und Mitteldeutschland und richtet in München die Beleuchtung des Nymphenburger Schlosses her. Blum arbeitet 1828 als Kontorist Schmitz' in Eberfeld und zieht im selben Jahr nach Berlin. Hier ist ihm, dank einer Gesetzesänderung, der Besuch der Universität im Wintersemester 1829/30 möglich. Weiterhin veröffentlicht er einige Gedichte in der Berliner Schnellpost für Litteratur, Theater und Geselligkeit. 1830 wird er zum Militär einberufen, wird aber dauerhaft vom Dienst befreit, wohl weil er den Militärarzt besticht. Im 19. Jahrhundert schrieben dagegen viele Biographen (Wilhelm Liebknecht, Hans Blum), dass er wegen seiner schlechten Augen ausgemustert worden sei. [1] Da die Bezahlung ausbleibt, kündigt er bei Schmitz und reist in einem 13-tägigen Fußmarsch zurück nach Köln. Dort wohnt er bei seiner Familie.

[Bearbeiten] Zeit am Theater und Schriftstellertätigkeit (1830-1847)

Robert Blum
Robert Blum

Im Oktober 1830 beginnt Blum als Diener in einem Kölner Theater und steigt dort zum Verwalter der Theaterbibliothek auf, wird jedoch im Juni 1831 wahrscheinlich wegen finanzieller Schwierigkeiten des Theaters entlassen. Daraufhin arbeitet er kurzzeitig bei einem Gerichtsvollzieher. Ebenfalls 1831 schreibt er Grochow, eine Freiheitshymne und geht 1832 als Theatersekretär, Bibliothekar und Kassenassistent nach Leipzig. Seine Bekanntschaft mit dem auch von Köln nach Leipzig wechselnden Theaterleiter Sebald Ringelhardt mag bei seiner Einstellung dort nicht unerheblich gewesen sein.

Der Autodidakt schreibt weiterhin Gedichte, Schauspiele und sogar ein Opernlibretto für Albert Lortzings nie zur Aufführung gekommenes Stück Die Schatzkammer des Ynka. Die Befreiung von Candida blieb allerdings das einzige gedruckte Werk aus Blums Feder. 1836 bei C. H. F. Hartmann in Leipzig herausgegeben, wird es auf keiner Bühne gespielt. Es thematisiert die Entführung einer orthodoxen Christin durch einen osmanischen Gouverneur und reiht sich somit in die das Freiheitsstreben der Griechen verherrlichende Literatur ein. In eine ähnliche Richtung weist das Drama Thaddaeus Kosciuszko, in dem der polnische Nationalheld eine Art Entwicklungsprozess durchläuft. Ursprünglich auf vier Teile angelegt, lässt Blum nur die ersten zwei zur Fertigstellung gelangen. Der Rest ist nur fragmentarisch vorhanden. Einige komödiantische Arbeiten veröffentlicht Blum in der Berliner Schnellpost, in späteren Zeiten in Zeitungen wie die Elegante Welt, die Abend-Zeitung, der Komet, der Planet und die Rosen. Ebenso entsteht ein Gedicht, dass den Tod Simón Bolívars betrauert. Blums Sohn und Biograph Hans Blum schreibt, er habe nach dem Tod seines Vaters weitere Stücke in dessen Hinterlassenschaft entdeckt. Gleichwohl habe dieser einen Teil seiner literarischen Produktion aus Qualitätsgründen vernichtet.

Gemeinsam mit dem Novellisten Karl Herloßsohn und dem Humoristen Hermann Marggraff verfasst und editiert er 1839 bis 1842 ein Allgemeines Theaterlexikon oder Enzyklopädie alles Wissenswerthen für Bühnenkünstler, Dilettanten und Theaterfreunde unter Mitwirkung der sachkundigsten Schriftsteller Deutschlands in sieben Bänden. 1847 kündigt Blum seine Arbeit als Theatersekretär.

[Bearbeiten] Privates Leben (1830-1848)

Blum hat während seiner Arbeit am Leipziger Theater zahlreiche Affären, hauptsächlich mit Schauspielerinnen und anderen Künstlerinnen. Als eine seiner Bekannten von ihm schwanger wird, bricht er allen Kontakt zu ihr ab, gibt allerdings später eine unbestimmt geartete Unterstützung dieser Frau an.

1835 unternimmt Blum eine Reise in die sächsische Schweiz, wo er ebenfalls eine kurze romantische Begegnung hat. Auch verfasst er einen Reisebericht.

1837 lernt Blum die 19-jährige Adelheid Mey, Schwester eines Bekannten, kennen, die er jedoch aufgrund der Tatsache, dass er Ausländer ist und nicht das Bürgerrecht der Stadt Leipzig besitzt, nicht ehelichen kann. Nachdem behördliche Wege erfolglos bleiben, erwirbt er schließlich ein Haus, welches jedoch außerhalb Leipzigs liegt, und genießt somit den Leipziger Schutzverwandtenstatus. So heiratet er sie 1838 und unternimmt mit ihr eine Geschäftsreise nach Berlin. Bewirkt durch die lange Reise und zahllose Termine wird die schwangere Frau von Unwohlsein befallen. Beide kehren daraufhin nach Leipzig zurück, wo Adelheid Mey eine Fehlgeburt erleidet und am 25. August 1838 stirbt. Es folgt eine prachtvolle Beerdigung mit großer öffentlicher Beteiligung. Blum gerät jedoch bald in eine psychische Krise. Die Ehe mit Adelheid Mey war, ganz im Stil der Zeit, von erzieherischen Neigungen Blums erfüllt gewesen. Ausgelöst durch seine erneute Vermählung erhält Blum hasserfüllte Briefe von Adelheids Mutter, in denen sie ihn als Mörder ihres Kindes bezeichnet.

1840 heiratet er die bildungsinteressierte Eugenie Günther, die Schwester seines Freundes Georg Günther, in der er eine Gesprächspartnerin im Bereich Politik findet. Einen Plan seiner Frau, nach Amerika auszuwandern, lehnt Blum ab. In den kommenden Jahren werden die Kinder Hans (1841), ein späterer Biograph seines Vaters, Richard (1842), Johann Robert Alfred (1844), Ida (1845) und Alfred (1847) geboren. Außerdem nimmt das Ehepaar die spätere Schauspielerin Agnes Kretzschmar (Jahrgang 1824) zur Pflege auf. 1844 erwirbt Blum erneut ein Haus, das aber in der Stadt Leipzig liegt, und erhält so das Bürgerrecht.

Da er auch weiterhin außereheliche Beziehungen unterhält, bekommt 1847 Pauline Hoß ein Kind von ihm, das kurz darauf im Waisenhaus stirbt.

Gerüchten zufolge hat Blum während seiner Zeit in Frankfurt auch eine Affäre mit der Gräfin Czartoryska.

[Bearbeiten] Hallgartenkreis und politische Aktivität im Vormärz (1830er-1848)

Siehe auch: Leipzigbesuch des Prinzen Johann im August 1845, Vormärz

„[...]Es hätte nie ein Christentum und nie eine Reformation und keine Staatsrevolution und überhaupt nichts Gutes und Großes gegeben, wenn jeder stets gedacht hätte:"Du änderst doch nichts!"[...]“

Robert Blum 1844 in einem Brief an seine Schwester[2]

In den 1830er Jahren wird Blum in der Atmosphäre des Vormärz zunehmend politisch aktiv. Zunächst besucht er patriotische Feste, wie die 1837 zum Gedenken des Todes Gustav II. Adolf in der der Schlacht von Lützen in Leipzig veranstaltete Feier, auf der auch der Turnvater Friedrich Ludwig Jahn anwesend ist. Er ist Mitglied in kleineren Vereinigungen wie der Kegelgesellschaft im Leipziger Schützenhaus,deren Vorsitz er bald einnimmt. Der Schriftsteller Rudolf von Gottschall erlebte ihn als behaglichen Bierpolitiker, tüchtigen Kerl, mit viel Phlegma und großer Redegewandheit[3]. 1836 arbeitet Blum kurz in der Leipziger Freimaurerloge Balduin zur Linde mit. (1848 sollte sich er dann im Staatslexikon von den Freimaurern distanzieren, da die „Aufhebung jedes Unterschiedes in den Logen“ nicht der Wahrheit entspräche. Freimaurerlogen bestünden aus „leerer Spielerei, eines denkenden Menschen unwürdig.“)[4] Ein Freund hilft ihm bei der Kontaktaufnahme zur Leipziger Burschenschaft („Kochei“), zu deren Ehrenmitglied er 1839 für seine Verdienste um die Demokratie ernannt wird. Erstmals in größerem Maße eigenständig aktiv wird Blum bei Geldsammlungen für die Göttinger Sieben. Bei der Ankunft Friedrich Christoph Dahlmanns und Wilhelm Eduard Albrechts in Leipzig hält er eine Ansprache. In dieser Zeit scheinen erste Kontakte zum vogtländischen Landtagsabgeordneten und späteren Freund Carl Todt geknüpft zu werden.

Im Oktober 1839 reist Blum, auf Anraten Carl Todts und Julius von Dieskaus, nach Frankfurt, wo sich in diesem Jahr zum ersten Mal die späteren Mitglieder des Hallgarten-Kreises treffen, eines Oppositionszirkels der Liberalen. Enge Bindungen schafft Blum hier zu Johann Jacoby, Eduard von Reichenbach und Otto von Watzdorf. Blum nimmt auch an weiteren Treffen der Vereinigung auf dem Weingut Johann Adam von Itzsteins in Hallgarten teil.

Das Gutenberg-Fest 1840 in Leipzig nutzt Blum, um einen Kreis von Literaten in der Stadt zu versammeln, wobei der Anstoß höchstwahrscheinlich von ihm ausging. [5] Politische Reden auf dem Fest werden ihnen jedoch von den Buchdruckern untersagt. Nichtsdestoweniger vereinigen sie sich 1842 zum Leipziger Literatenverein, in dem auch Fragen des Literaturgewerbes behandelt werden. Mit seinen demokratischen Ideen stößt Blum aber auch auf Gegenwind (z. B. seitens Heinrich Brockhaus'). Ebenso werden die Leipziger Schiller-Feiern ab 1840 zu Bühnen für Blum. Aus dem Festkomitee geht der Schillerverein hervor, dessen Vorsitz Blum 1844 übernimmt. Dennoch misslingt es ihm, dem Verein zu einem alle Schichten repräsentierenden Mitgliederschnitt zu verhelfen. Neben anderen heute kaum mehr erforschbaren kleineren Gruppierungen gründet Blum 1845 den Redeübungsverein (Tarnname), in dem außer politischen Äußerungen auch Vorträge zu wissenschaftlichen Themen gehalten werden. Blum ist Herausgeber des Vorwärts!, eines Taschenbuchs für das einfache Volk, das ab 1843 jährlich eine Auflage erlebt. Außerdem erscheinen 1840 zum ersten Mal die Sächsischen Vaterlandsblätter, eine oppositionelle Zeitumg Blums. Sie erscheit dreimal pro Woche und wird in der Anfangsphase durch Geldzuwendungen aus Blums Privatvermögen am Leben erhalten. Die Vaterlandsblätter wenden sich 1840 gegen die frankreichfeindliche Stimmung, hervorgerfufen durch die französische Forderung nach der Rheingrenze. Das Blatt sammelt aber auch Spenden für politisch Verfolgte (Heinrich Hoffmann von Fallersleben) oder befasst sich mit der Errichtung nationaler Gedenkstätten. Die Redaktion wird 1842 von Georg Günther übernommen. Blum wird für zwölf Tage wegen der Beleidigung einer Privatperson inhaftiert. Im darauf folgenden Jahr wird ein Gutachten Wilhelm Schulz' über den Fall des 1837 im Gefängnis in Hessen-Darmstadt tot aufgefundenen Friedrich Ludwig Weidig veröffentlicht, der eine systemkritische Flugschrift verfasst hatte, was einen sprunghaften Anstieg der Verkaufszahlen zur Folge hat. Als Herausgeber muss er 1844 für einen Artikel eine zweimonatige Haftstrafe absitzen. Die preußische Regierung verbietet die Zeitung 1845, da sie enge Kontakte zur demokratischen Bewegung in Schlesien hat. Im selben Jahr wird der Zeitung auch in Sachsen die Konzession entzogen. Als Ersatz gibt Blum, gemeinsam mit Otto von Watzdorf und Rudolf Rüder, die Constitutionelle Staatsbürgerzeitung heraus, die er, als Unterstützung des Vaterlandsvereins konzipiert, am 1. April 1848 in Vaterlandsblätter umbenennt.

Prinz Johann, Jugendbildnis von 1831
Prinz Johann, Jugendbildnis von 1831

Am 12. August 1845 trifft der sächsische Prinz Johann, der Bruder des Königs, in Leipzig ein. Als überzeugter Katholik wird ihm von Seiten der Deutsch-Katholiken mit Feindseligkeit begegnet. Während Johann speist, werden sogar Steine gegen das Haus geworfen, in dem er sich aufhält. Obwohl eigentlich das städtische Militär zuständig ist, wird das königliche herbeigerufen, welches in der unübersichtlichen Lage das Feuer auf die Demonstranten eröffnet, wodurch mehrere Menschen umkommen. Blum, der sich zum Zeitpunkt des Geschehens in Dresden aufhält, zieht mit einer aufgebrachten Menge am 13. August auf den Marktplatz und fordert die ehrenvolle Bestattung der Toten und die Übergabe der Stadt an die Kommunalgarde. In den kommenden Tagen hält Blum weitere Reden im Schützenhaus und auf der Trauerfeier für die Verstorbenen, die alle recht maßvoll gehalten sind und direkte Kritik an der Monarchie möglichst vermeiden. Nach dem Abflauen der Entrüstung tritt die Reaktion schärfer hervor, lässt Blum jedoch unbehelligt. Die Vorgänge im August 1845 machen Blum in ganz Deutschland bekannt. Es wird aber auch Kritik einiger Linken laut, dahingehend, dass Blum zu gesetzestreu gewesen sei. In einem Brief an Jacoby greift er diese Kritik auf. Blum vollzieht möglicherweise eine Abwendung vom Konzept des verfassungsmäßigen Wandels.[6]

Das Hallgartentreffen verlegt Itzstein für dieses Jahr zu Blum nach Leipzig, findet hiermit aber wenig Resonanz bei den süddeutschen Liberalen. Gleichwohl wird hiernach eine Petition betreffend eine modernere Verfassung für alle deutschen Teilstaaten und ein deutsches Staatsbürgerrecht beim sächsischen Landtag eingereicht. Blum hat Kontakte zur polnischen Freiheitsbewegung und wird 1846 in Hallgarten zum Organisator der norddeutschen Demokraten ernannt. Im November 1845 finden in Leipzig Kommunalwahlen statt. Blum wird als einer der Wahlmänner bestätigt und von diesen in den Stadtrat gewählt, in dem er seinen Sitz Anfang 1846 einnimmt.

Blum unterstützt die Revolutionäre des Krakauer Aufstands, indem er sich an der Waffenbeschaffung für sie beteiligt.[7] Dem vorausgegangen waren Treffen mit dem polnischen General Ludwik Mierosławski und die Versorgung polnischer Emigranten in Blums Haus. Auch aufgrund von Blums Polenbegeisterung kommt es zu zunehmenden Differenzen mit den liberalen Kräften.

1847 initiiert der Schriftstellerverein eine Hilfsaktion für die von einer Hungersnot Betroffenen im Erzgebirge. Im Oktober desselben Jahres wird Blum zum Stadtrat gewählt. Einer Vorgabe des Innenministers, nach der Blum von diesem Amt entbunden werden soll, wird erst im Januar 1848 stattgegeben. In der Zwischenzeit macht Blum den Konflikt über die Constitutionelle Staatsbürgerzeitung zur öffentlichen Angelegenheit. Ebenfalls 1847 gründet Blum die Verlagsbuchhandlung Blum & Co., welche u. A. ein „Staatslexicon für das Volk“ [8] herausgibt. Doch aufgrund der Märzrevolution kommt dieses Projekt zum Erliegen.

[Bearbeiten] Arbeit in der deutsch-katholischen Kirche (1844-1848)

In den 1840er Jahren formiert sich die Bewegung der Deutsch-Katholiken, die katholische Glaubensformen wie den Heiligenkult, die Beichte oder den päpstlichen Primat ablehnt. Einer der wichtigsten Vertreter ist der schlesische Kaplan Johannes Ronge. Blum dient diesem 1844 zunächst als Verleger mittels der Sächsischen Vaterlandsblätter. 1845 gründet er die Leipziger Gemeinde und hilft Ronge dabei, ein Konzil in Leipzig für die auf mehrere zehntausend Mitglieder angewachsene Bewegung einzurichten. Dieses legt Glaubensstatuten fest, die von Blum herausgegeben werden. Gegen eine Bekanntmachung zur Unterdrückung der Bewegung der sächsischen Regierung von Könneritz erhebt Blum Widerspruch und verlangt freie Religionsausübung.

Blum agiert in der Folgezeit als eine Art Leiter der Gemeinde in Leipzig, wobei er sogar ab und an in die Rolle des Predigers schlüpft. 1847 gibt es um die 340 Ortsmitglieder. Er verhindert jedoch den Beitritt vieler Protestanten, vermutlich damit deren Kirche nicht ebenso wie die katholische verärgert wird. Neben Ronge und Johann Czerski wird er so zu einer der populärsten Figuren der Deutsch-Katholiken, als die er auch politische Positionen vermitteln kann.

Bereits 1846 beginnt er die Organisation zu kritisieren, da sie staatliche Akzeptanz wünsche. Dennoch besucher das zweite Konzil 1847 in Berlin. 1848 schreibt Blum im Staatslexikon über die Deutsch-Katholiken, dass sie trotz allem doch noch zu viel religiöse Verpflichtungen mit sich brächten und ihren Mitgliedern zu wenig Freiheiten ließen. Nichtsdestoweniger verleiht ihm sein Wirken bei diesen Bekanntschaft, sodass es als einer der Grundpfeiler seines Aufstiegs angesehen werden kann.

[Bearbeiten] Wirken während der Märzrevolution (1848)

[Bearbeiten] Sachsen

Als am 29. Februar 1848 die Nachricht von der Revolution in Frankreich in Leipzig eintrifft, wird für den nächsten Tag eine Sitzung des Stadtrats einberufen. In dieser fordert Blum den Sturz der sächsischen Regierung, kann sich mit diesem Antrag jedoch nicht durchsetzen, da der Liberale Karl Biedermann mit seinem moderateren Vorschlag, einen Brief an den sächsischen König aufzusetzen, in dem Pressefreiheit und eine Volksvertretung am Bundestag in Frankfurt gefordert werden, eine Mehrheit findet. Noch am selben Tag feiert Blum ein Fest im Schützenhaus, auf dem er vor etwa 1.000 Anwesenden eine Rede hält, in der er demokratische Grundrechte, wie das allgemeine Wahlrecht, veranschlagt. Nach der Ablehnung der Petitionen durch den König verlangt Blum in einer bejubelten Ansprache vom Balkon des Leipziger Rathauses herab erneut den Rücktritt der sächsischen Regierung. Dieselbe Forderung stellt er am 4. März im Stadtrat. Anstelle der alten Regierung soll eine liberal gesinnte treten. Bald darauf tritt Minister v. Falklenstein zurück. Ebenso wird die baldige Einberufung eines Landtags zugesichert. In den folgenden Tagen hält Blum noch einige weitere Reden in Leipzig, darunter eine, in der er die Soldaten zu Staatsbürgern erklärt. Trotz seinen weitreichenden Forderungen verhindert er, dass am 12. März eine mehrere tausend Personen umfassende Menge zu einem Demonstrationszug in die sächsische Hauptstadt Dresden aufbricht. Als Grund hierfür wird seine Angst vor einer gewalttätigen Eskalation vermutet. Blum wird hierauf von Vertretern aus den eigenen Reihen im Lager der Linken kritisiert.

Eine Delegation in die Frankfurter Nationalversammlung durch eine Volksmasse im Leipziger Schützenhaus lehnt Blum am 12. März ab, sodass sein Freund Carl Todt nominiert wird. Außerdem verabschiedet man während dieser Versammlung ein politisches Programm. In der Folgezeit reist Blum in Sachsen umher, und wird am 19. März in Zwickau doch noch als Vertreter für das Vorparlament in Frankfurt akklamiert. Zusätzlich ernennt man ihn zum Ehrenbürger der Stadt.

Nachdem ihm der Vorsitz der jüdischen Gemeinde Leipzigs die Vollmacht erteilt hat, die Gleichberechtigung der Religionen zu vertreten, reist Blum am 29. März nach Frankfurt. Während dieser Reise tritt er auf zahlreichen Kundgebungen als Redner auf.

[Bearbeiten] Vorparlament

Nach seinem Eintreffen in Frankfurt wird Blum zu einem der vier Vizepräsidenten des Vorparlament gewählt und nimmt an den Einweihungsfeiern der Volksvertretung teil. In den folgenden vier Tagen spalten sich die Abgeordneten in verschiedene Lager, wobei die extreme Linke, zu der Blum zählt, die Schaffung einer Republik wünscht, während sich die Liberalen (z. B. Heinrich von Gagern) mit der Forderung nach einer konstitutionellen Monarchie o. Ä. begnügen. Blum hält zwar an der Idee der Republik fest, ist aber im Gegensatz zu Friedrich Hecker und Gustav Struve zur Zusammenarbeit mit den gemäßigten Liberalen, die statt einer Republik eine konstitutionelle Monarchie favorisieren, bereit. Als das Gerücht umgeht, die Paulskirche werde von Bewaffneten bedroht, beruhigt Blum die Situation mit einem Hinweis auf die Würde der Volksvertretung. Das Vorparlament entschließt sich am zweiten Beratungstag dazu, allgemeine Wahlen abzuhalten und bis zum Zusammentreten der neuen Volksvertretung die Souveränität dem sogenannten Fünfzigerausschuss zu übergeben. Blum und die Linke hingegen wollen das Vorparlament in ein ständig tagendes umfunktionieren, können sich jedoch nicht durchsetzen.

Zu weiteren Kontroversen kommt es am dritten Tag des Vorparlaments als Blum zusammen mit Johann Jacoby und Johann Adam von Itzstein beantragt, den Bundestag zu einer Abkehr von seinen früheren Repressionsmaßnahmen und zur Entlassung von Vertretern der Monarchie zu zwingen. Wiederum ohne Übereinstimmung mit Hecker und Struve unterstützt Blum den Kompromissvorschlag Franz' von Zitz, der besagt, der Bundestag solle seine Arbeit parallel zur Erneuerung fortsetzen. Er stimme zwar für die schärfere Fassung des Antrags, „doch wenn ich sie fallen sehe, ehre ich die Mehrheit.“[9]

Der Liberale Friedrich Daniel Bassermann schreibt in seinen Denkwürdigkeiten, er habe die Formulierung des gemäßigten Antrags nach einer Unterredung mit Blum nach dessen Wünschen abgeändert.

[Bearbeiten] Fünfzigerausschuss

Am Ende der Verhanlungen wird Blum mit 453 Stimmen in den Fünfzigerausschuss gewählt und dort zum Vizepräsidenten desselben, während die radikale Linke keine Vertretung im Ausschuss erreicht und bald darauf den gewaltsamen Umsturz inszeniert, der misslingt und von Blum abgelehnt wird. Blum ist aber ebenso mit den Liberalen wegen ihres Mangels an Einsatz für eine Republik unzufrieden.

Bald darauf wird Blum vom Ausschuss mit Reiseaufträgen versehen. Diese führen ihn u. a. mit Franz Raveaux in seine Heimatstadt Köln, wo ihm ein festlicher Empfang bereitete wird und wo er einen Konflikt zwischen diversen Schifffahrtsbranchen lösen soll. Durch solche Tätigkeiten verhindert, kann Blum nicht vermeiden, dass der Fünfzigerausschuss, auf Vorschlag des Bundestages, beschließt, künftig einem Triumvirat, bestehend aus einem Vertreter Preußens, Österreichs und der übrigen deutschen Staaten, die politische Leitung Deutschlands zu übergeben. Am 12. Mai fordert der zurückgekehrte Blum im Falle des Fortbestehens dieses Beschlusses die Wiedereinberufung des Vorparlaments. Als Resultat zieht der Ausschuss seinen Erlass zurück.

Anfang Mai wird Blum in Reuss und Leipzig (Gegenkandidat ist hier Daniel Bassermann) in die Nationalversammlung gewählt, nachdem ihm vorher eine große Anzahl anderer Orte ebenfalls einen Wahlkreis angeboten hat.

[Bearbeiten] Nationalversammlung

Die Frankfurter Nationalversammlung
Die Frankfurter Nationalversammlung

Die Frankfurter Nationalversammlung wird am 18. Mai 1848 eröffnet. Bei der Wahl des Präsidenten derselben unterliegt Blum (3 von 397 Stimmen) deutlich Heinrich von Gagern (305 Stimmen). Er führt in der folgenden Zeit die radikalliberale Fraktion an, die sich zunächst im Holländischen Hof und später im Deutschen Hof zusammenfindet. Ende Mai spaltet sich hiervon der Donnersberg (z. B. Arnold Ruge), im Oktober der Nürnberger Hof ab. Im Parlament setzt sich Blum vorerst für die Schlichtung der Konflikte zwischen preußischem Militär und Stadtbürgern in Mainz ein. Er ist Teil der Kommission, die die Vorfälle untersuchen soll. Der Linken gelingt es außerdem zu bewirken, dass die Paulskirchenverfassung über die Landesverfassungen gesetzt wird. Blum gibt mit Schaffrath und Günther die Deutsche Reichstagszeitung heraus.

Gemeinsam mit 50 anderen Abgeordneten unternimmt Blum vom 10. bis 13. Juni eine Reise durch die Pfalz, auf der er weitere Reden hält. Er äußert auch öffentliche Kritik am liberalen Kurs, da dieser nicht weitreichend genug sei.

„Wir haben nichts gewonnen, wenn wir stehen bleiben, man wird uns alles wieder entreißen, wenn wir nicht weitergehen! Die Liberalen, die zu dem früheren Regiment sagten: Macht Platz, damit wir uns setzen! - ja diese Liberalen in Gemeinschaft mit Menschen, welche die reichsten und dümmsten zugleich sind, werden unser Joch womöglich noch härter machen als die Fürsten [...][10]

In der Frage hinsichtlich eines provisorischen Staatsoberhaupts wird ein 15er-Ausschuss einberufen, dem Blum angehört. Dort lehnt er das von den Liberalen vorgeschlagene Direktorium ab. Er plädiert Blum für einen Vollziehungsausschuss, der aus einem von der Nationalversammlung gewählter Vorsitzenden und vier Abgeordneten bestehen soll und als provisorische Regierung gedacht ist. Der Deutsche Bund soll aufgelöst werden. Angesichts der andersdenkenden parlamentarischen Mehrheit hat dieser Plan keine Chance auf Durchführung. Stattdessen schlägt Heinrich von Gagern nach langer Debatt den österreichischen Erzherzog Johann als Reichsverweser vor. Blums Favorit für dieses Amt ist Itzstein, der dem Erzherzog jedoch unterliegt.

Im Juli 1848 stellt die Linke einen erfolglosen Antrag auf Wiederherstellung der Selbstständigkeit Polens. In den Konflikten um die künftige territoriale Zugehörigkeit Posens, das von Deutschen und Polen bewohnt ist, bezieht Blum Position gegen den weitverbreiteten Polenhass der Zeit und verlangt die Einrichtung einer Kommission, die die Posener Grenzziehung unter Berücksichtigung der nationalen Aspekte festlegen soll. Hierdurch gerät er in Widerspruch zum linken Abgeordneten Wilhelm Jordan, dessen Rede zur Thematik Posen in dazu bewegt, seinen Ausschluss aus dem Deutschen Hof zur Abstimmung zu stellen. Die Abstimmung fällt schließlich zuungunsten Blums aus, welcher der zunehmenden Zersetzung des Deutschen Hofes durch ein verstärktes Engagement im Donnersberg entgegenzusteuern versucht.

Im August begibt sich Blum nach Leipzig und redet im Schützenhaus, wobei er seine Unterordnung unter Mehrheitsbeschlüsse des Parlaments, sollten sie auch nicht seiner Meinung entsprechen, betont. Harsche Kritik erfährt er von Repräsentanten des Deutschen Vereins, wie z. B. Heinrich Brockhaus, die mit seiner Politik nicht einverstanden sind. Der Vaterlandsverein spaltet sich in einen rechten und linken Flügel.

Den im selben Monat ausbrechenden Krieg zwischen Preußen, das auf Anordnung der Nationalversammlung hin handelt, und Dänemark begrüßt Blum. Der Krieg entzündet sich am Streit um die Gebiete Schleswig und Holstein, die von Deutschen wie Dänen bewohnt sind. Daher lehnt Blum auch entschieden den Malmöer Waffenstillstand ab, der Schleswig-Holsteins revolutionäre Regierung und demokratische konstituierende Versammlung auflösen soll. Für die Linke bietet sich hier die Möglichkeit eines Prestigegewinns, da eine Ablehnung in allen Kreisen sehr populär ist. Am 5. September stimmt die Nationalversammlung so gegen den Waffenstillstand. Kurzzeitig wird darauf die Bildung einer neuen Regierung, unter Beteiligung der Linken, mit Dahlmann als Minister erwogen. Die Differenzen sind jedoch zu groß. Da Preußen die Entscheidung des Parlaments bezüglich des Waffenstillstands nicht mitträgt, wird am 16. September erneut darüber abgestimmt. Am selben Tag hält Blum vor der Versammlung eine vielbeachtete Rede, in der er den Liberalen vorwirft, die Märzerhebung ignoriert zu haben und zu sehr alten Herrschaftsformen anzuhängen.

„Aber wenn Sie Ihre Fürsten lieben, so treten Sie dem immer wuchernden Glauben entgegen, daß die Fürsten mit ihren dynastischen Interessen ein Hindernis bieten für die Entwicklung unserer Zustände, - geben Sie dem Volke das Vertrauen, daß Sie ebenso sehr die Übergriffe von der einen wie von der anderen Seite in die Schranken zu weisen entschlossen sind![11]

Die Abstimmung fällt schließlich zugunsten des Vertrags von Malmö aus. Daraufhin beginnen Vertreter der extremen Linken mit Barrikadenkämpfen in Frankfurt, wobei prominente Abgeordnete der Rechten umkommen. Blum lehnt den vom Donnersberg geforderten Austritt aus der Nationalversammlung ab. Er versucht, die Linken zu mäßigen und gleichzeitig einen Truppenaufzug zur Bekämpfung der Unruhen zu verhindern, scheitert aber, als der Frankfurter Senat am 18. September preußische und österreichische Armeen zu Hilfe ruft. Nach Wanderungen im Odenwald, erhält man am 12. Oktober in Frankfurt die Nachricht von einer neuerlichen Erhebung in Wien.

[Bearbeiten] Tod in Wien

Gedenktafel am Fischmarkt in Köln, der Geburtsstätte von Robert Blum
Gedenktafel am Fischmarkt in Köln, der Geburtsstätte von Robert Blum

Nach der Wiener Märzrevolution wird Habsburg von Freiheitsbewegungen der nicht-deutschsprachigen Nationen erschüttert, während in Wien selbst im Laufe des Jahres immer wieder Unruhen aufflammen, die schließlich ab dem 6. Oktober in die Wiener Oktoberrevolution münden. Als Leiter einer Delegation der Linken Fraktion der Nationalversammlung reist Blum gemeinsam mit Julius Fröbel, Albert Trampusch und Moritz Hartmann am 13. Oktober 1848 nach Wien, um den dortigen Revolutionären eine Sympathieadresse zu überbringen. Über die Gründe für Blums Abreise wurde mehrfach spekuliert. Einerseits wurde sie als ein Zeichen der Resignation und Flucht vor den vielfältigen Verpflichtungen in Frankfurt, andererseits als ein Hinstreben zum Ort der Entscheidung betrachtet.[12] Die Gruppe passiert Dresden, wo Blum noch einmal seiner Familie begegnet, und Breslau. In Wien angelangt, schreibt Blum am 17. Oktober an seine Frau:

Wien ist prächtig, herrlich, die liebenswürdigste Stadt, die ich je gesehen; dabei revolutionär in Fleisch und Blut. Die Leute treiben die Revolution gemütlich, aber gründlich. Die Verteidigungsanstalten sind furchtbar, die Kampfbegier grenzenlos. Alles wetteifert an Aufopferung, Anstrengung und Heldenmut. Wenn Wien nicht siegt, so bleibt nach der Stimmung nur ein Schutt- und Leichenhaufen übrig, unter welchem ich mich mit freudigem Stolz begraben lassen würde.

Blum tritt im Wiener Gemeinderat, im Reichstagsausschuss und im Studentenausschuss auf, wo er am 23. Oktober eine vielbeachtete Rede über die auf Freiheit basierte Ordnung hält. Eine Anfrage, ob er bereit sei, Teil einer provisorischen Regierung zu werden, verneint er. In Frankfurt sondert sich während seiner Abwesenheit ein rechter Flügel von der linken Fraktion ab, welche seine Reise nun ablehnt. Am 25. Oktober tritt Blum mit Fröbel in das Elitekorps ein und nimmt als Kommandeur der ersten Kompanie an der militärischen Verteidigung des revolutionären Wien teil. Am 26. Oktober kämpft er an der Sophienbrücke und will am darauf folgenden Tag sogar einen Ausfall unternehmen, ist aber gezwungen diesen mangels Nachschub zu unterlassen. Am 27. Oktober beteiligt sich Blum an den Auseinandersetzungen an der Nußdorfer Linie im Norden Wiens.

Blum als Barrikadenkämpfer in Wien, Lithographie von Louis Schmitt, 1849
Blum als Barrikadenkämpfer in Wien, Lithographie von Louis Schmitt, 1849

Am 28. Oktober gibt Fürst Windischgrätz, der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen, den Befehl zum Sturm auf Wien, am 31. Oktober wird die Innenstadt beschossen, und schließlich besetzen am 1. November die kaiserlichen Truppen die Stadt. Nach dem Fall Wiens bereiten die Abgeordneten ihre Ausreise vor. Am 4. November werden Blum und Fröbel im Gasthof zur Stadt London auf Anweisung des Chefs der Centralkommission verhaftet. Der sächsische Minister Ludwig von den Pfordten richtet ein Schreiben an den Botschafter in Wien, in dem er diesen anweist, Blum als sächsischen Staatsbürger zu unterstützen. Blum schreibt an seine Frau:

… Ich werde unfreiwillig hier zurückgehalten. Denke Dir indes nichts Schreckliches, wir werden sehr gut behandelt. Allein die große Menge der Verhafteten kann die Entscheidung wohl etwas hinausschieben. …

Am Tag nach ihrer Inhaftierung im Gefängnis im Stabsstockhaus schreiben Blum und Fröbel an von Gagern und bitten um Schutz, der ihnen aufgrund der kurz zuvor beschlossenen Abgeordnetenimmunität zusteht. Ebenso fordern sie von der Centralkommission ihre Entlassung. Windischgrätz will die Abgeordneten daraufhin ausweisen lassen. Sein Schwager, der Feldmarschall Felix zu Schwarzenberg, antwortet ihm auf seine Anfrage hin, nach einer Denunziation Blums als gefährlicher Anarchist durch den früheren Generalkonsul in Leipzig, Alexander von Hübner[13], mit der Aussage, dass Blum seiner Meinung nach Alles verdiene. Am Abend des 8. November wird Blum, nach möglicher Bespitzelung im Gefängnis, in einem zweistündigen Prozess wegen aufrührerischer Reden und Teilnahme an der Verteidigung Wiens zum Tode durch den Strang verurteilt, später zum Tod durch Pulver und Blei begnadigt. Nach seiner Verurteilung schreibt er seiner Frau am 9. November 1848 einen letzten Brief:

„Mein teures, gutes, liebes Weib, lebe wohl, wohl für die Zeit, die man ewig nennt, die es aber nicht sein wird. Erziehe unsere – jetzt nur Deine Kinder zu edlen Menschen, dann werden sie ihrem Vater nimmer Schande machen. Unser kleines Vermögen verkaufe mit Hilfe unserer Freunde. Gott und gute Menschen werden Euch ja helfen. Alles, was ich empfinde, rinnt in Tränen dahin, daher nochmals: leb wohl, teures Weib! Betrachte unsere Kinder als teures Vermächtnis, mit dem Du wuchern mußt, und ehre so Deinen treuen Gatten. Leb wohl, leb wohl! Tausend, tausend, die letzten Küsse von Deinem Robert. Wien d 9. Nov. 1848 Morgens 5 Uhr, um 6 Uhr habe ich vollendet. Die Ringe habe ich vergessen; ich drücke Dir den letzten Kuß auf den Trauring. Mein Siegelring ist für Hans, die Uhr für Richard, der Diamantknopf für Ida, die Kette für Alfred als Andenken. Alle sonstigen Andenken verteile Du nach Deinem Ermessen. Man kommt! Lebe wohl! Wohl! [14]

Blum wird am 9. November um 9 Uhr exekutiert (Erschießung beim Jägerhaus in der Brigittenau). In der Nähe dieses Jägerhauses in der Brigittenau ist die Robert-Blum-Gasse nach ihm benannt. Das Gemälde von Carl Steffeck mit diesem Sujet wurde sehr bekannt (Blum lehnt Augenbinde und Priestergebet ab. Volksandrang im weiten Rund).

Hinrichtung Blums, Carl Constantin Heinrich Steffeck, 1848/49
Hinrichtung Blums, Carl Constantin Heinrich Steffeck, 1848/49

[Bearbeiten] Rezeption

[Bearbeiten] Gedächtnis

Als Blums Tod allgemein bekannt wird, geht ein Sturm der Entrüstung durch Deutschland, welcher der revolutionären Bewegung neue Kraft zuführt. An zahlreichen Orten finden Trauerveranstaltungen statt, insbesondere in Mainz, Köln und Leipzig, wo der Vaterlandsverein Gedenkversammlungen initiiert. Für Blums Familie werden bis zu 11.000 Gulden Spendengelder gesammelt. Blum ist, auch aufgrund seiner Herkunft aus den unteren Schichten, schon zu Lebzeiten sehr beliebt. Eine erste, vielkritisierte Biographie schreibt Blums Sohn Hans, was Wilhelm Liebknecht zu einer Gegendarstellung veranlasst. Für die junge Arbeiterbewegung in Deutschland wird er zu einer ihrer wesentlichen Leitfiguren, wobei er von seiten des Kommunismus oft wegen seiner konstitutionellen Bemühungen angegriffen wird. [15] Seine wahre Erfüllung, im Sinne des seiner Klasse bewussten Proletariers, habe Blum erst mit seinem Tod gefunden.

Die Erinnerung an Blum bleibt das 19. Jahrhundert über im Gedächtnis der Massen präsent, wird jedoch zu Anfang des 20. von anderen Revolutionsopfern zunehmend in den Hintergrund gedrängt. Zum 100. Todestag, der zeitlich mit der Entstehung der beiden deutschen Staaten in etwa zusammenfällt, setzt erneut ein Erinnerungsprozess ein. Blum wird für beide deutsche Staaten als demokratische Identifikationsfigur, an denen nach dem Nationalsozialismus Bedarf herrscht, zunehmend wichtig (so in der DDR in den 70er Jahren). Parallel zum 200. Geburtstag Blums findet in jüngster Zeit wieder Interesse (Blum-Ausstellung 2006).

Blum geht als Märtyrer in die Geschichte ein, wodurch seine politischen Leistungen in den Hintergrund gedrängt werden. Sein Tod markiert zugleich das Ende des konstitutionellen Abschnitts der Märzerhebung und ist Ausdruck des Ausscheidens Österreich-Ungarns aus dem geplanten demokratischen Deutschland.

[Bearbeiten] Blum-Kult

Das Schicksal Blums wird in zahlreichen literarischen Werken beschrieben, wie im „Robert-Blum-Lied“ (Volksweise 1848), im Gedicht Blum von Ferdinand Freiligrath oder im Lied vom Robert Blum von Ludwig Pfau, 1849. Bemerkenswerter Weise wird in dem Buch „Von der Hölle zum Himmel (Robert Blum)“ von dem christlichen Mystiker Jakob Lorber die seelisch geistige Entwicklung Robert Blums beschrieben. Eine Freischar aus der Pfalz und Baden nennt sich Robert-Blum-Legion. Weite Verbreitung findet auch Blums Abschiedsbrief an seine Frau.

[Bearbeiten] Werkausgaben

  • Politische Schriften, hrsg. von Sander L. Gilman, 1843–1879 (Nachdruck: KTO-Press, Nendeln 1979)
  • Ausgewählte Reden und Schriften, hrsg. von Hermann Nebel, 10 Bände, Leipzig 1879–1881 (Nachdruck: Fink, Leipzig 1979)
  • Briefe und Dokumente, Reclam, Leipzig 1981

[Bearbeiten] Literatur

  • Bundesarchiv (Hrsg.): Robert Blum (1807–1848) – Visionär, Demokrat, Revolutionär. Bearb. Martina Jesse/Wolfgang Michalka. Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg 2006, 272 Seiten, ISBN 978-3-86650-077-8
  • Sabine Freitag (Hrsg.): Die Achtundvierziger. Lebensbilder aus der deutschen Revolution 1848/49. Beck, München 1998, ISBN 3-406-42770-7
  • Helmut Hirsch: Robert Blum. Märtyrer der Freiheit. (= Kölner Biographien; Bd. 8). Nachrichtenamt der Stadt Köln, Köln 1977
  • Helmut Hirsch: Freiheitsliebende Rheinländer. Neue Beiträge zur deutschen Sozialgeschichte. Econ, Düsseldorf und Wien 1977, ISBN 3-430-14693-3
  • Helmut Hirsch (Hrsg.): Dokumente, Referate, Diskussionen des Robert-Blum-Symposiums 1982. (= Arbeitsmaterialien zur Geistesgeschichte 5). Universität, Duisburg 1987, ISBN 3-924254-03-6
  • Peter Reichel: Robert Blum. Ein deutscher Revolutionär 1807–1848, Vandenheock & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-36136-8
  • Siegfried Schmidt: Robert Blum. Vom Leipziger Liberalen zum Märtyrer der deutschen Demokratie. Böhlau, Weimar 1971 (zugl. Habilitationsschrift, Universität Jena 1965)
  • Otto Vossler: Die Revolution von 1848 in Deutschland. 8. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-10210-9
  • Ralf Zerback: Robert Blum. Eine Biografie. Lehmstedt, Leipzig 2007. 368 Seiten, ISBN 978-3-937146-45-4 (Rezension von Volker Ullrich in Die Zeit vom 20. Sept. 2007) 1

[Bearbeiten] Weblinks

Wikisource
 Wikisource: Robert Blum – Quellentexte

[Bearbeiten] Quellen und Fußnoten

  1. Peter Reichel übernimmt diese Behauptung auf Seite 16 seiner Blum-Biographie
  2. Peter Reichel: Robert Blum. Ein deutscher Revolutionär 1807–1848, S.52
  3. Peter Reichel: Robert Blum, S. 34
  4. Robert Blum Eine Biographie von Ralf Zerback, S. 76
  5. Robert Blum Eine Biographie von Ralf Zerback, S. 116
  6. Peter Reichel: Robert Blum, S. 63
  7. Peter Reichel: Robert Blum, S. 41, 65
  8. Robert Blum Eine Biographie von Ralf Zerback, S. 207
  9. Robert Blum Eine Biographie von Ralf Zerback, S. 228
  10. Peter Reichel: Robert Blum. Ein deutscher Revolutionär 1807–1848, S. 106
  11. Peter Reichel: Robert Blum. Ein deutscher Revolutionär 1807–1848, S. 140
  12. Peter Reichel: Robert Blum. Ein deutscher Revolutionär 1807–1848, S. 154
  13. Peter Reichel: Robert Blum. Ein deutscher Revolutionär 1807–1848, S. 172
  14. Peter Reichel: Robert Blum. Ein deutscher Revolutionär 1807–1848, S. 175-76
  15. Bundesarchiv (Hrsg.): Robert Blum (1807–1848) – Visionär, Demokrat, Revolutionär, S. 259

1 Das Buch wurde im Dezember 2007 auf Platz 5 der Sachbuch-Bestenliste (NDR, Süddeutsche Zeitung, BuchJournal) gewählt.


aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -