Johann von Österreich

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Erzherzog Johann
Erzherzog Johann
Erzherzog Johann als Reichsverweser; Lithographie von Joseph Kriehuber, 1848
Erzherzog Johann als Reichsverweser; Lithographie von Joseph Kriehuber, 1848
Proklamation vom 15. Juli 1848 nach Übernahme der provisorischen Zentralgewalt
Proklamation vom 15. Juli 1848 nach Übernahme der provisorischen Zentralgewalt

Erzherzog Johann von Österreich (* 20. Jänner 1782 in Florenz; † 10. Mai 1859 in Graz) war ein Mitglied des Hauses Habsburg.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Erzherzog Johann war das 13. Kind von Großherzog Leopold von Toskana, dem späteren Kaiser Leopold II. und dessen Gattin Maria Ludovica von Spanien. Sein Sohn war Franz Graf von Meran.

Die erste Sprache, die er erlernte, war das Italienische. Bereits als Jugendlicher zeigte er großes Interesse an den Alpenländern, bestärkt und beeinflusst durch den Historiker Müller, der ihn unterrichtete. Geschichte, Militär- und Naturwissenschaften faszinierten und beschäftigten ihn sein Leben lang.

Ursprünglich für die militärische Laufbahn bestimmt, entwickelte Johann schon früh Interesse für Natur, Technik und Landwirtschaft; er sammelte Mineralien, war Alpinist und Jäger. In den Koalitionskriegen war Johann Feldmarschall und Generaldirektor für das Genie- und Fortifikationswesen. Er verlor am 3. 12. 1800 die Schlacht bei Hohenlinden und kämpfte 1805 gegen Franzosen und Bayern. 1808 organisierte er in Tirol und Innerösterreich die Landwehr für den Volkskrieg gegen Napoleon, förderte 1809 den Tiroler Freiheitskampf Andreas Hofers und übernahm den Oberbefehl über die Südarmee gegen Eugène de Beauharnais. Er siegte in der Schlacht von Sacile, wurde aber in der Schlacht von Györ geschlagen. Wegen seiner Teilnahme am Alpenbund und nach der Niederschlagung des Tiroler Volksaufstands verbot ihm sein kaiserlicher Bruder Franz II. Joseph Karl (HRR) Tirol zu betreten.

Deshalb wandte er sich der Steiermark zu. Er ging dort als der große Modernisierer in die Geschichte ein und wurde für die Steirer zur Identifikationsfigur schlechthin. Seine Volksverbundenheit äußerte sich in engen Kontakten zu den Menschen, dem Tragen eines trachtähnlichen Anzugs, des Steireranzugs, und dem Sammeln und der Förderung der materiellen und geistigen Kultur des Landes. Am 18. Februar 1829 heiratete er zu mitternächtlicher Stunde in der hauseigenen Kapelle auf dem Brandhof in Gußwerk bei Mariazell die Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl. Durch die Heirat mit einer Bürgerlichen musste Johann hinnehmen, dass er von der Thronfolge ausgeschlossen wurde und seine Nachkommen keinen Adelstitel tragen durften. Im Jahre 1834 zeigte sich sein Bruder Kaiser Franz II. gnädig und verlieh Plochl den Titel „Freifrau von Brandhofen“. Erst 1844 wurde sie durch Ferdinand I. in den Adelsstand als „Gräfin von Meran“ erhoben. 1845 wurde dem einzigen Kind aus dieser Ehe Franz (1839–1891) der vererbbare Titel „Graf von Meran“ zugestanden.

1811 legte er den Grundstein für das Joanneum in Graz, den Vorläufer für die Technische Universität. Aber auch weitere Gründungen beruhten auf den Anregungen Erzherzog Johanns, wie z. B. das Steiermärkische Landesarchiv 1817, die Berg- und Hüttenmännische Lehranstalt 1840 in Vordernberg (ab 1849 als Montanuniversität nach Leoben übergesiedelt), die Steiermärkische Landwirtschaftsgesellschaft 1819, die Wechselseitige Brandschadenversicherungsanstalt, die Steiermärkische Sparkasse, die Landesoberrealschule 1845 sowie der Historische Verein für Steiermark 1850. Zum Gedenken wurde nach seinem Ableben ein großangelegter Brunnen in der Mitte des Grazer Hauptplatzes errichtet, auf dem eine überlebensgroße Statue des Erzherzogs steht. Die vier Frauenfiguren zu seinen Füßen, die gleichzeitig den Brunnen mit Wasser speisen, symbolisieren die vier Hauptflüsse der damaligen Steiermark: Mur, Enns, Drau und Sann.

Durch den Erwerb einer Blechfabrik in Krems bei Voitsberg und von Kohlegruben bei Köflach wurde er auch zum Fabrikanten.

1815 wurde er zum Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt.

1840 kaufte er die Herrschaft Stainz, wo man ihn 1850 auch zum ersten frei gewählten Bürgermeister kürte. Besonders erwähnenswert ist die Durchsetzung der Trassierung der Südbahn von Wien nach Triest über den Semmering und durch die Mur-Mürzfurche nach Graz. Selbst wenn Johann sich selbst als Nichtliberaler bezeichnete, so hatte er doch ein bestimmtes liberales Gedankengut. Mit dem Habsburgerhof stand er oft im Konflikt. Diese Konflikte nahmen zu, nachdem er eine Bürgerliche geheiratet hatte.

1848 wählte ihn die Frankfurter Nationalversammlung zum Reichsverweser. Nach dem Scheitern der Märzrevolution legte er das Amt jedoch Ende 1849 wieder nieder.

Erzherzog Johann liegt im Mausoleum bei Schloss Schenna, dem Familiensitz der Grafen von Meran in Schenna bei Meran (Südtirol) begraben.

Durch seine Leidenschaft zum Bergsteigen, etwa die versuchte Erstbesteigung des Großvenedigers, sind heute etwa die Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruhe) am Großglockner oder das Erzherzog-Johann-Kohlröschen (Nigritella archiducis-joannis), eine Orchidee der Bergwiesen, benannt.

Erzherzog Johanns Volksverbundenheit fand ihren Ausdruck nicht zuletzt auch in einer ganzen Reihe von Liedern über ihn. Der um etwa 1830 entstandene Erzherzog-Johann-Jodler (Wo i geh und steh) wird heute noch oft gesungen. Darüber hinaus gibt es aber noch mindestens drei Dutzend Erzherzog-Johann-Lieder, wovon manche – etwa jene, die seine Rolle in den Franzosenkriegen oder als Reichsverweser zum Inhalt haben – auch durchaus kritisch sind.

[Bearbeiten] Nachkommen

Obwohl Erzherzog Johann nur einen einzigen ehelichen Sohn hatte, gibt bzw. gab es bis heute (nach dem Jahr 2000) über 900 Nachkommen des „steirischen Prinzen“. Nachkommen: [1]

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Archduke Johann of Austria – Bilder, Videos und Audiodateien