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Piemont – Wikipedia

Piemont

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Piemont
Wappen der Region Piemont Flagge der Region Piemont
Basisdaten
Hauptstadt: Turin
Provinzen: 8
Fläche: 25.399,83 km²
Einwohner: 4.334.734 (31. Mai 2005)
Bevölkerungsdichte: 171 Einwohner/km²
Website: www.regione.piemonte.it
ISO 3166-2: IT-21
Präsident: Mercedes Bresso
Karte
Karte Italiens, Piemont hervorgehoben

Das Piemont (ital: Piemonte: „am Fuß der Berge“) ist nach Sizilien die flächenmäßig größte Region in Italien.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

Das Arnas-Tal bei Usseglio
Das Arnas-Tal bei Usseglio

Das Piemont umfasst eine Fläche von 25.399 Quadratkilometern und hat rund 4,33 Millionen Einwohner. Das Aostatal im Nordwesten der Region zählt historisch und naturgeografisch zum Piemont, bildet aber als autonome Region mit Sonderstatut eine eigene Verwaltungseinheit. Im Aostatal leben etwa 120.000 Menschen auf einer Fläche von 3.263 Quadratkilometern.

Im Norden grenzt das Piemont an die Schweiz (Kantone Wallis und Tessin), im Westen an Frankreich (Rhône-Alpes/ Provence-Alpes-Côte d’Azur), italienische Binnengrenzen finden sich im Süden an die Region Ligurien, im Südosten an die Region Emilia-Romagna, im Osten an die Region Lombardei und im Nordwesten an die Region Aostatal.

Naturgeografisch gliedert sich die Region in drei Teile: Die Alpenregion zieht sich am Rande der Alpen entlang der West- und Nordgrenze des Piemont. Hier liegen die okzitanischen Täler (Valle Stura, Valle Maira, Valle Varaita, Valle del Po, Valle del Chisone, Val Pellice, Valle di Susa, Valle d'Aosta) und die Gegend rund um das Westufer des Lago Maggiore. Der höchste Berg des Piemont ist der im hintersten Aostatal gelegene Mont Blanc. Höchster Berg der politischen Region Piemont ist der Monte Rosa, gefolgt von Gran Paradiso mit 4.061 Metern und Monviso mit 3.841 Metern.
In der Po-Ebene befinden sich die großen Städte des Piemont; hier leben auch die meisten Menschen.
Das Hügelland im Südosten der Region (Monferrato, Langhe, Roero) wird in erster Linie landwirtschaftlich und touristisch genutzt; hier wächst der berühmte Wein (Barolo, Barbera, Barbaresco) des Piemont.

Provinzen des Piemonts
Provinzen des Piemonts

Als Verwaltungseinheit teilt sich das Piemont in 8 Provinzen:

Hauptstadt und zugleich größte und bedeutendste Stadt des Piemont ist Turin. Novara, Alessandria, Asti und Cuneo sind weitere Zentren.

[Bearbeiten] Sprache

Haupt- und Verwaltungssprache ist italienisch. Weiterhin wird von vielen Einwohnern der piemontesische Dialekt gesprochen und in den abgelegeneren Winkeln der Westalpentäler pflegt man noch Okzitan und franko-provenzalisch.

Im angrenzenden autonomen Aostatal wird auch französisch gesprochen, das dort auch als zweite Amtssprache gebraucht wird.

Im oberen Tal der Sesia wird noch der Dialekt der Walser gesprochen.

[Bearbeiten] Geschichte

Die eigenständige Geschichte des Piemont beginnt mit dem Rückzug der Römer beim Zerfall des römischen Reiches. Während der Völkerwanderung wurde die fruchtbare Gegend mehrfach von marodierenden Völkern durchzogen. Im 10. Jahrhundert z.B. wurde die Region von Arabern aus Fraxinetum überfallen. Heute ist Turin ein Zentrum des Islam in Norditalien.

Im Laufe der Zeit unterwarf das Haus Savoyen die Markgrafschaften des Piemont. In wechselnden Bündnissen wurde das Piemont zum Zankapfel zwischen Frankreich und Habsburg.

Im Frieden von Utrecht, der 1713 den Spanischen Erbfolgekrieg beendete, musste Spanien u. a. das Königreich Sizilien an das Haus Savoyen abtreten, woraufhin der Herzog den sizilischen Königstitel annahm. Schon 1720 tauschten die Savoyer Sizilien gegen Sardinien und nannten sich hinfort Könige von Sardinien.

Kurz nach der napoleonischen Besetzung 1798 (nach der ebenso furiosen wie überraschenden Winterüberquerung des St.-Bernhard-Passes durch Napoleon Bonaparte) zog sich das Haus Savoyen auf seine Besitzung Sardinien zurück.

1815 stellte der Wiener Kongress die volle Herrschaft des Hauses Savoyen über das Piemont, Savoyen und Nizza wieder her und schloss das Gebiet der ehemals unabhängigen Republik Genua (Ligurien) an. Das Königreich Sardinien war zunächst eng mit der Habsburgermonarchie unter Fürst Metternich verbündet. Piemont-Sardinien, welches im Gegensatz zu anderen italienischen Staaten von einer angestammten Dynastie regiert wurde, wurde aber bald als Führungsmacht im Kampf für nationale Einheit und Unabhängigkeit angesehen und stellte sich an die Spitze der Einigungsbewegung. Ab 1847 begannen zunehmend Aufstände gegen die Österreicher, die 1859 in der Schlacht von Solferino gipfelten: die vereinten Piemonteser und Franzosen schlugen die österreichischen Truppen vernichtend.

1861 wurde der Savoyer Viktor Emanuel II. zum König von Italien erhoben und das zentralistisch organisierte Verwaltungssystem des Königreichs Sardinien auf ganz Italien ausgedehnt. Das Piemont verschwand als Verwaltungseinheit, denn ganz Italien wurde nach napoleonischem Muster in 60 Provinzen eingeteilt, in denen Präfekte im Auftrag der Zentralregierung die Herrschaft ausübten. Bis heute ist der italienische Nationalstaat in seinen Institutionen zutiefst piemontesisch geprägt. Da sich das zentralistische piemontesische System nicht für alle Landesteile Italiens eignete, entstanden zu dieser Zeit auch zahlreiche Probleme im wirtschaftlich rückständigen Süden Italiens.

Mit der Ausrufung der italienischen Republik im Jahre 1946 wurde das Haus Savoyen abgesetzt. Die italienische Verfassung von 1948 führte in Italien erstmals eine umfassende Dezentralisierung ein, die jedoch in den Jahren danach nur zögerlich umgesetzt wurde. 1948 wurde das Aostatal autonom und schied aus dem Piemont aus. Erst in den 70er Jahren wurde die neue Region Piemont geschaffen. Die 60er und 70er Jahre waren durch vielfältige politische und soziale Spannungen gekennzeichnet. 1969 kam es in Turin zu blutigen Arbeiteraufständen, in deren Folge die Terror-Gruppe Rote Brigaden (Brigate Rosse) entstand. Die wirtschaftliche Entwicklung verlief besonders in den 80er Jahren recht gut. Das Jahrzehnt danach war gekennzeichnet durch z.T. schmerzhafte wirtschaftliche Restrukturierungen und Neuorientierungen, die das von der Industrie geprägte Piemont mehr und mehr zu einem Wirtschaftsstandort für Dienstleistungsunternehmen machte. Auch der Tourismus hat in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle eingenommen.

Aus einer angestrebten weiteren Dezentralisierung Italiens könnte die Region Piemont in den nächsten Jahren politisch gestärkt hervorgehen. Im Gegensatz zur Lombardei und zu Venetien hat die zeitweise separatistische Lega Nord im Piemont nie eine besonders große Rolle gespielt. Das heutige Italien ist ein piemontesischer Abkömmling und dessen ist man sich im Piemont größtenteils bewusst.

[Bearbeiten] Politik

Aus der Regionalwahl am 3./4. April 2005 ging die Präsidentschaftskandidatin des Mitte-Links-Bündnisses Mercedes Bresso als Siegerin hervor und löste den bisherigen Präsidenten Enzo Ghigo (Forza Italia) ab.

Das Regionalparlament Consiglio Regionale del Piemonte hat 60 Sitze.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Das Piemont zählt zu den reichsten Gegenden Italiens. Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht die Region einen Index von 122.0 (EU-25:100) (2003). [1] Die Arbeitslosenquote liegt mit etwa 3% deutlich unter dem italienischen Durchschnitt (11%). Einige der wichtigsten italienischen Unternehmen haben hier ihren Sitz, darunter die Automobilhersteller Fiat und Lancia (beide in Turin), daneben der Nahrungsmittelhersteller Ferrero in Alba und das Elektronikunternehmen Olivetti in Ivrea. Neben moderner Industrie in und um Turin, der Wollverarbeitung in Biella und den Dienstleistungsunternehmen hat auch die Landwirtschaft eine große Bedeutung: in der Po-Ebene wird neben Reis (ein Drittel der europäischen Reisproduktion stammt von hier, Piemont ist das größte europäische Reisanbaugebiet), Obst und Gemüse angebaut, die Hügelgebiete liefern Wein (siehe hierzu auch den Artikel Weinbau in Italien) und Haselnüsse, im Aosta-Tal gedeiht die Rinderzucht.

[Bearbeiten] Tourismus

Im Vergleich zu anderen Gegenden Italiens ist das Piemont touristisch noch nicht sehr erschlossen. Schwerpunkte des Tourismus liegen im Norden am Lago Maggiore und in den Langhe, wo gastronomisch Begeisterte Wein (insb. Barolo und Barbaresco) und Trüffel genießen. Die Hauptsaison beginnt mit der Trüffelernte im Oktober.

[Bearbeiten] Wandern

Der gesamte Alpenbogen des Piemont kann auf dem 55-tägigen Weitwanderweg Grande Traversata delle Alpi (GTA) und der Via Alpina begangen werden. Daneben existieren in der Region viele Rundwege um bekannte Gipfel, wie der ‚Giro di Viso‘ und der ‚Giro del Marguareis‘, und Wanderwege, die bestimmte Talregionen erschließen wie die ‚Percorsi Occitani‘ im Mairatal und die Alta Via im Susatal.

[Bearbeiten] Wintersport

Die bedeutendsten Wintersportorte des Piemonts sind Limone Piemonte, Sestriere und Bardonecchia.

[Bearbeiten] Kultur

Palazzo Madama an der Piazza Castello in Turin
Palazzo Madama an der Piazza Castello in Turin

Das Piemont ist reich an Kunst- und Kulturschätzen. Zu den berühmtesten Bauten zählen die barocken Repräsentationsgebäude von Turin (Palazzo Reale, Palazzo Madama, die Kirche San Lorenzo). In Stupinigi befindet sich das Lustschloss Palazzina di Caccia. In der späten Renaissance entstand der Sacro Monte (dt: heiliger Berg) von Varallo. Aus dem Mittelalter erhalten ist die Abtei von Staffarda und die Burg von Manta. Aus romanischer Zeit blieb das Kloster San Giulio auf der Insel San Giulio im Ortasee erhalten. Am Lago Maggiore zählen die Borromäischen Inseln zu den größten Attraktionen, hier vor allem die Isola Bella – ein barocker Inselpalast mit mehrstöckigen Gartenanlagen, der die Reisenden von jeher in Erstaunen versetzt.

Berühmte Piemonteser sind etwa Prinz Eugen von Savoyen, die Familie Agnelli (Fiat) und der Autor Umberto Eco aus Alessandria.

[Bearbeiten] Weblinks

Wiktionary
 Wiktionary: Piemont – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik
Commons
 Commons: Piemont – Bilder, Videos und Audiodateien

[Bearbeiten] Quellen

  1. Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25[1]

Koordinaten: 45° 15′ N, 7° 55′ O


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