Aostatal
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Aostatal | |
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Basisdaten | |
Hauptstadt: | Aosta |
Amtssprachen: | Italienisch und Französisch |
Provinzen: | abgeschafft |
Fläche: | 3.263,22 km² (20.) |
Einwohner: | 123.297 (31. Mai 2005) |
Bevölkerungsdichte: | 37,8 Einwohner/km² |
Website: | www.regione.vda.it |
ISO 3166-2: | IT-75 |
Präsident: | Luciano Caveri |
Karte | |
Das Aostatal (italienisch Valle d' Aosta, französisch Vallée d'Aoste; franko-provenzalisch Val d'Outa; dt. veraltet Augsttal) ist eine autonome Region mit Sonderstatut in Italien. Die Region hat eine Fläche von 3.262 km² und rund 123.000 Einwohner. Sie ist somit die kleinste Region Italiens, sowohl flächen- als auch bevölkerungsmäßig. Hauptstadt ist Aosta (frz. Aoste).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Das Aostatal grenzt nördlich an die Schweiz (Kanton Wallis), westlich an Frankreich (Rhônes-Alpes), südlich und östlich an die Region Piemont (Provinzen Turin, Biella und Vercelli).
Die Region besteht aus dem Tal der Dora Baltea (frz. Doire Baltée) mit einigen Nebentälern in den Alpen. An der Westgrenze liegt der Mont Blanc (it. Monte Bianco), der höchste Gipfel Europas, an der Nordgrenze der Monte Rosa (it. Mont Rose). Das Gebiet umfasst den nördlichen Teil des Gran-Paradiso-Nationalparks, einen Regionalpark (Parco Naturale del Monte Avic) und mehrere kleinere Naturschutzgebiete sowie Skigebiete.
Als einzige Region Italiens ist das Aostatal in keine Provinzen unterteilt. Alle provinzialen Kompetenzen sind an die Region übergegangen. Allerdings sind die 79 Gemeinden in 8 Berggemeinschaften (it. Comunità montane, frz. Communautés de montagne) organisiert : Validigne Mont Blanc, Grand Paradis, Grand Combin, Mont Emilius, Monte Cervino, Evancon, Monte Rosa, Walser Alta Valle del Lys. Die Ortsnamen, die während des Faschismus vollkommen italienisiert wurden, sind nach dem Zweiten Weltkrieg in der französischen Fassung wiederhergestellt worden. Die italienischen Übersetzungen sind, anders als in Südtirol, abgeschafft worden. Nur die Hauptstadt ist zweisprachig.
In der Folge sind die größten Gemeinden aufgelistet (Stand: 31. Mai 2005).
Gemeinde | Einwohner |
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Aosta/Aoste | 34.431 |
Saint-Vincent | 4.844 |
Châtillon | 4.815 |
Sarre | 4.460 |
Pont-Saint-Martin | 3.935 |
Quart | 3.248 |
Saint-Christophe | 3.127 |
Gressan | 2.990 |
Courmayeur | 2.986 |
Saint-Pierre | 2.796 |
Nus | 2.727 |
Donnas | 2.692 |
Verres | 2.629 |
Charvensod | 2.335 |
Valtournenche | 2.173 |
[Bearbeiten] Geschichte
Ursprünglich von den Kelten bewohnt, wurde die Region im Jahr 25 vor Christus von den Römern erobert. Diese gründeten unter anderem Augusta Praetoria, das heutige Aosta. Burgunder, Ostgoten, Langobarden und Franken ergriffen sukzessive von dem Gebiet Besitz. Seit dem XI. Jahrhundert und bis 1946 gehörte das Aostatal zum Herrschaftsgebiet des Hauses Savoyen. Nur für kurze Zeit fiel es unter französische Herrschaft (1691; 1704-06, während des spanischen Erbfolgekrieges; 1798-1814 Anschluss durch Napoleon). Als Teil der Region Savoyen war es aber französischsprachig.
1861 wurde das Aostatal Teil des Italienischen Königreiches und der Provinz Turin zugeschlagen. Das restliche Savoyen musste Italien an Frankreich abtreten. Seit dem zweitgeborenen Sohn des ersten italienischen Königs Viktor Emanuel II., Amedeo, 1870-73 König von Spanien, der Titel eines 'Duca di Aosta' (Herzog von Aosta) verliehen wurde, führte diese Linie des Könighauses (bis 1946) den Titel fort.
Während des Faschismus wurde die Italienisierung massiv vorangetrieben. Französisch wurde verboten und eine massive Immigration von Italienern gefördert. 1927 wurde das Aostatal von Turin getrennt und zur Provinz erklärt.
Während des Krieges war das Aostatal eines des wichtigsten Zentren des italienischen Widerstandes (it. Resistenza)
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die kleine Region mit einem Sonderstatut versehen, um den starken separatistischen Bestrebungen entgegen zu steuern. Erster Präsident wurde der bekannte Historiker Federico Chabod.
[Bearbeiten] Bevölkerung und Sprachen
Das Aostatal ist eine mehrsprachige Region.
Amtssprachen sind Italienisch und Französisch, die offiziell gleichgestellt sind. Sogar in der italienischen Verfassung ist die doppelsprachige Version Valle d’Aosta/Vallée d’Aoste verankert. Alle öffentlichen Ämter, auch die Gerichtsbarkeit, richten sich nach der Zweisprachigkeit. In der Schule haben Italienisch und Französisch denselben Stellenwert. So müssen Abiturienten aus dem Aostatal sowohl eine Italienisch- als auch eine Französischprüfung ablegen.
Aus einer Umfrage der Stiftung Emile Chanoux, auf die Frage lautend „Was ist Ihre Muttersprache“, ergab sich, dass sich die italienische Sprache weitgehend durchgesetzt hat, ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung aber immer noch zur traditionellen Volkssprache, einem franko-provenzalischen Dialekt, steht. Französisch wird dagegen umgangssprachlich kaum verwendet.
Sprache | Bevölkerungsanteil |
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Italienisch | 71,5 % |
Frankoprovenzalisch | 16,2 % |
Französisch | 0,99 % |
andere Sprachen und italienische Dialekte | 11,31 % |
Über 25 % der Befragten gaben an, mit ihren Eltern ausschließlich Frankoprovenzalisch zu sprechen, weitere 10 % unterhalten sich mit Vater und Mutter gleichermaßen auf Italienisch und Frankoprovenzalisch.
Quellen: L'Aménagement Linguistique dans le Monde; Fondation Emile Chanoux
In den Ortschaften Gressoney-la-Trinité, Gressoney-Saint-Jean und Issime wird eine deutsche Mundart gesprochen. Das regionale Statut sieht den Schutz der kulturellen und sprachlichen Minderheit ausdrücklich vor, und gewährleistet den muttersprachlichen Unterricht. Das Walserdeutsche wird auch in der Provinz Verbano-Cusio-Ossola und in der Provinz Vercelli gesprochen. Die Anzahl der Sprecher wird auf 1.000 geschätzt. Siehe auch Walserische Sprachinseln.
[Bearbeiten] Autonomie und Politik
Aufgrund des Sonderstatuts von 1948 ist das Aostatal eine autonome Region. Der Regionalrat übt die beträchtlichen Gesetzgebungsbefugnisse aus. Er besteht aus 35 Regionalräten. Darüber hinaus gibt es einen Regionalausschuss, dem der Präsident der Region vorsteht.
In Sachen Finanzen stehen dem Aostatal 90% der eingetriebenen Steuern zu. Das heißt, der Region stehen jedes Jahr ca. 12.000€ pro Einwohner zur Verfügung.
Im römischen Parlament ist das Aostatal durch je einen Senator und einen Abgeordneten vertreten, die gemäß dem Mehrheitswahlrecht gewählt werden.
Die politische Bühne wird von der autonomistischen Bewegung Union Valdôtaine dominiert. Bei den letzten Parlamentswahlen konnte sie ihren Kandidaten Antonio Fosson an der Spitze der Liste Vallée d'Aoste für den italienischen Senat durchsetzen. In der Abgeordnetenkammer wird die Region vom Kandidaten der Autonomie Liberté Démocratie Roberto Nicco vertreten.
Durch das Regionalgesetz 6/2006 vom 16. März 2006 wurde das Volkslied Montagnes valdôtaines zur Hymne des Aostatals erkoren. Die Melodie stammt von Alfred Roland und hatte ursprünglich den Titel "Tyrolienne des Pyrénées".
[Bearbeiten] Wirtschaft
Landwirtschaft spielt durchaus eine wichtige Rolle. Aus dem Aostatal stammt der als geschützte Marke eingetragene Käse Fontina. Zusätzlich ist die Region ein wichtiges italienisches Weinbaugebiet.
Der bedeutendste Wirtschaftszweig ist der Tourismus. Sehr bekannt sind die Wintersportorte Courmayeur und Breuil-Cervinia, welches eine Skischaukel mit dem Schweizerischen Zermatt verbindet
Traditionell gehört das Aostatal zu den wohlhabendsten Regionen Italiens. Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht die Region einen Index von 136.1 (EU-25:100) (2003)[1]. Die Arbeitslosenquote lag 2005 bei 3.2%[2].
[Bearbeiten] Infrastruktur
Die von Turin kommende italienische Autobahn A5 durchläuft das gesamte Aostatal und ist über den Mont-Blanc-Tunnel an das französische Autobahnnetz (A40) angebunden. Über den Alpenpass Kleiner Sankt Bernhard besteht eine Verbindung zum französischen Ort Bourg-Saint-Maurice. Der Alpenpass Grosser Sankt Bernhard verbindet den Ort Martigny (Wallis, Schweiz) mit der Stadt Aosta.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25[1]
- ↑ http://www.eds-destatis.de/en/downloads/sif/dn_06_01.pdf
[Bearbeiten] Weblinks
- Artikel Aostatal (TI) im Historischen Lexikon der Schweiz
Abruzzen | Aostatal | Apulien | Basilikata | Emilia-Romagna | Friaul-Julisch Venetien | Kalabrien | Kampanien | Latium | Ligurien | Lombardei | Marken | Molise | Piemont | Sardinien | Sizilien | Toskana | Trentino-Südtirol | Umbrien | Venetien
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Koordinaten: 45° 43′ N, 7° 22′ O