Fluss

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen werden unter Fluss (Begriffsklärung) aufgeführt.
Blick auf das Ulmer „Fischerviertel“ und die Donau vom Münster aus.
Blick auf das Ulmer „Fischerviertel“ und die Donau vom Münster aus.
Der Inn bei Ried im Oberinntal (Tirol, Österreich).
Der Inn bei Ried im Oberinntal (Tirol, Österreich).

Ein Fluss (althochdeutsch: fluz zu fliozan «fließen», lateinisch: flux zu fluere «fließen») ist ein größerer natürlicher Wasserlauf, oder auch ein Fließgewässer. Im Alpenraum werden Flüsse oft auch als Achen (zu althochdeutsch aha [st. f.], «Fluss») bezeichnet, wovon sich auch Flussnamen wie „Ohe“ herleiten.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Abgrenzung

Der Unterschied zwischen Bach und Fluss ist unscharf und selbst in der einschlägigen Literatur nicht eindeutig definiert. Die gängigsten Definitionen sind:

  1. Ein Bach wird dann zum Fluss, wenn er schiffbar, also zumindest in Teilabschnitten durch Wasserfahrzeuge (wenn auch kleine) befahrbar wird. Dies ist nicht an einer bestimmten Breite oder Tiefe festzumachen, oder
  2. Vereinigen sich zwei Bäche der Ordnungszahl 3, entsteht ein Fluss.
  3. Ein Bach wird zu einem Fluss, wenn sich die Kronen ausgewachsener Bäume an seinen Ufern nicht mehr berühren können (Ökologie).

Große Flüsse, die nicht Nebenfluss eines größeren Flusses sind, sondern im offenen Meer münden, werden auch als Strom bezeichnet. Sie bilden als Mündung entweder einen Ästuar oder ein Flussdelta.

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[Bearbeiten] Beschreibung

Ein Fluss ist im Gegensatz zum Kanal natürlichen Ursprungs und entwickelt sich aus dem Zufluss mehrerer Bäche oder anderer Flüsse. Im Rahmen des Wasserkreislaufs werden Flüsse durch die verschiedenen Formen des Abflusses gespeist und bilden als Vorflut ihres Einzugsgebietes den oberirdischen Abfluss. In Küstennähe sind Flüsse oft in ein Netz von Entwässerungskanälen eingebunden und nennen sich dann Tief.

Jeder Fluss führt zerkleinertes Gestein, so genanntes fluviatiles Sediment oder Geschiebe auf der Gewässersohle, mit sich. In naturbelassenen Flüssen kommt es zur Erosion und Sedimentation, wodurch sich Mäander ausbilden.

An flachen Wasserscheiden können Gabelungen, so genannte Bifurkationen gebildet werden.

Manche Flüsse versickern in der Wüste oder in anderen porösen Gesteinsschichten. Flüsse, die große Trockengebiete durchqueren, werden auch Fremdlingsfluss genannt. Andere Flüsse gehen nach der Mündung unter dem Meer noch als Flussrinne (bekannteste Kongo-Rinne) weiter.

Blickt man von der Quelle zur Mündung, dann kann man das rechte und linke Ufer als orografisch rechtes oder linkes Ufer eindeutig festlegen. Eine Ausnahme ist der Tonle Sap in Kambodscha, der während eines Jahres zweimal seine Fließrichtung ändert.

[Bearbeiten] Eigenschaften

Die Fließgeschwindigkeit hängt ab vom Gefälle, dem Untergrund und dem Wasservolumen.[1] Sie kann beispielsweise durch eine Geröllsperre verringert und durch eine Befestigung des Flussufers erhöht werden. Auch innerhalb eines Flussabschnittes hat das Flusswasser nicht die gleiche Geschwindigkeit. Sie ist an der Gewässersohle am niedrigsten und einige Zentimeter unterhalb der Wasseroberfläche am höchsten, wobei beispielsweise eine Flussbiegung die Stelle der größten Geschwindigkeit, den Stromstrich, aus der Flussmitte verschiebt.

[Bearbeiten] Unterteilung

Der Querschnitt eines Flusses wird in den Wasserkörper, die Gewässersohle und das Ufer bis zur Böschungsoberkante unterteilt. Bei einem Längsschnitt kann man verschiedene Flussabschnitte erkennen: Oberlauf, Mittellauf und Unterlauf.

Angler unterteilen einen Fluss auch nach vier vorherrschenden Fischarten in Flussregionen.

Man unterscheidet hinsichtlich des zeitlichen Bestehens wie bei allen Gewässern perennierend (beständige, ausdauernde) und intermittierend (episodisch, manchmal, in unregelmäßigen Abständen wasserführend, z. B. Wüstenflüsse und periodisch, regelmäßig zeitweise wasserführende Flüsse, etwa Gerinne, auch Rinnsale der Schneeschmelze).

[Bearbeiten] Flusstypen

Grundsätzlich kann man vier Typen von Flüssen nach ihrer geomorphologischen Form unterscheiden. Ein und derselbe Fluss kann jedoch in seinem Verlauf allen Typen angehören. (siehe auch: Talform)

  • Gerade Flüsse: Sie entstehen vor allem bei großer Tiefenerosion eines Flusses. Seitenerosion spielt nur eine untergeordnete Rolle. Material wird nicht oder nur ganz vereinzelt abgelagert. Diesen Flusstyp findet man vor allem in Gebirgen, Berg- und Hügelländern, bei denen die Flüsse ein recht großes Gefälle haben.
  • Mäandrierende Flüsse: Dieser Flusstyp kann neben den typischen Mäanderbögen auch einen geraden Flussverlauf aufweisen. Mäanderflüsse vollführen vor allem Seitenerosion, kaum Tiefenerosion. Die Mäanderbögen verlagern sich langsam und stetig. Die innere Seite des Bogens bezeichnet man als Gleithang, die äußere als Prallhang. Kennzeichnend für die Sedimentation dieser Flüsse ist eine grobbogige Schrägschichtung, bei der die Korngröße nach oben hin abnimmt. Im Flussbett finden sich nur wenige Kies- und Sandbänke. Der Fluss wird von Uferwällen gesäumt und überflutet bei Hochwasser die zugehörigen Auen. Das Gefälle ist mittel bis gering.
  • Braided River: Wird auch als verwilderter Fluss bezeichnet. Er ist dadurch gekennzeichnet, dass sich sein Flussbett häufig und unsystematisch verlagert. Er führt viel Fracht mit sich, die großteils aus Sanden und Kiesen besteht, die vor allem bei Niedrigwasser abgesetzt wird. Die Wasserführung ist jahreszeitlich konzentriert, beispielsweise auf die Schneeschmelze, was zu starken Hochwässern führt. Die Flussbettsedimente sind horizontal geschichtet und weisen keine Sortierung nach Korngrößen auf. Dieser Flusstyp ist in Hochgebirgen sowie in ariden und arktischen Gebieten verbreitet. Das Gefälle kann stark schwanken, ist aber oft hoch.
  • Anastomosierende Flüsse: Sie bilden wie verwilderte Flüsse ein Geflecht von Rinnen, die jedoch lagestabil sind. Diese Flüsse führen vor allem Sande und Schluffe mit sich. Durch das geringe Gefälle erodiert dieser Flusstyp nicht, sondern baut in die Höhe. Die Sedimente sind horizontal geschichtet. Des weiteren hat ein anastomosierender Fluss ausgeprägte Uferwälle und wird von Auen begleitet. Vermoorungen sind typisch. Dieser Typ tritt in Ebenen und im Mündungsgebiet in Erscheinung. Das Gefälle des Flusses ist sehr gering.

[Bearbeiten] Geographische Objekte

Mit einem Fluss können verschiedene natürliche und künstliche geographische Objekte verbunden sein.

[Bearbeiten] Natürliche Geographische Objekte

Stürzt ein Fluss über eine Felskante hinab, so bildet sich dabei ein Wasserfall oder eine Kaskade.

An der Zuflussstelle eines Flusses in ein anderes Gewässer kann die Mündung in Form eines Flussdeltas mit beispielsweise mehreren Mündungsarmen ausgebildet sein.

[Bearbeiten] Künstliche Geographische Objekte

[Bearbeiten] Flora, Fauna und menschliche Nutzung

Die meisten Flüsse führen Süßwasser und sind somit der Lebensraum einer besonderen Süßwasserflora und -fauna. Wirtschaftlich werden Flüsse vor allem für den Transport (siehe auch: Transportweg), zur Trinkwassergewinnung, zur Elektrizitätserzeugung in Laufkraftwerken und zur Kühlung von konventionellen und nuklearen Elektrizitätswerken genutzt. Oft werden sie als Abwasserkanal missbraucht. Flüsse sind natürlicherweise die Hauptverbreitungsachsen von neuen Arten in ein Gebiet. So sind nach der Eiszeit viele Arten über die Flüsse und deren Täler wieder in Deutschland eingewandert

[Bearbeiten] Staatlicher Rahmen

[Bearbeiten] Schifffahrt

Es gibt verschiedene Schiffstypen, die einem Fluss angepasst wurden. So z.B. das Große Rheinschiff, welches den Schleusen von Zuflüssen zu Rhein oder Donau angepasst ist. Auch ist die Wassertiefe ein entscheidendes Maß für die Schiffe, da dies den maximalen Tiefgang festlegt. Weitere Schiffstypen für die Binnenschifffahrt sind: Rhein-See-Schiff, Raddampfer, Schubverband, Baggerschiff

[Bearbeiten] Die 10 längsten Flüsse der Erde

Fluss Kutscherla im Altai (Gletschermilch)
Fluss Kutscherla im Altai (Gletschermilch)
  1. 6.670 km - Nil: Luvironza-Ruvuvu-Ruvusu-Kagera-Weißer Nil-Nil - (Afrika)
  2. 6.387 km - Amazonas: Apurimac-Ene-Tambo-Ucayali-Amazonas - (Südamerika) (siehe: Diskussion:Amazonas)
  3. 6.380 km - Jangtse (Cháng Jiāng) - (Asien)
  4. 6.210 km - Obbusen-Ob-Irtysch - (Asien)
  5. 6.051 km - Mississippi-Missouri - (Nordamerika)
  6. 5.940 km - Jenissei-Angara-Selenga-Ider - (Asien)
  7. 5.052 km - Amur-Schilka-Argun-Kerulen - (Asien) - (entsteht nur in niederschlagsreichen Jahren)
  8. 4.845 km - Huáng Hé (Gelber Fluss) - (Asien)
  9. 4.500 km - Mekong - (Asien)
  10. 4.374 km - Kongo - (Afrika)

Für weitere „längste Flüsse“ siehe: Liste der längsten Flüsse der Erde

[Bearbeiten] Die 10 längsten Flüsse, die durch Deutschland fließen

  1. 2.852 km - Donau (davon 647 km in Deutschland)
  2. 1.320 km - Rhein (davon 865 km in Deutschland)
  3. 1.165 km - Elbe (davon 727 km in Deutschland)
  4. 866 km - Oder (davon 187 km in Deutschland)
  5. 545 km - Mosel (davon 242 km in Deutschland)
  6. 524 km - Main
  7. 510 km - Inn (davon 218 km in Deutschland)
  8. 433 km - Weser
  9. 413 km - Saale
  10. 382 km - Spree

Für weitere deutsche Flüsse siehe: Liste der Flüsse in Deutschland

[Bearbeiten] Die 5 längsten Flüsse, die durch die Schweiz fließen

  1. 1.320 km - Rhein (davon 375 km in der Schweiz) - mündet in die Nordsee
  2. 812 km - Rhône (davon 264 km in der Schweiz) - mündet ins Mittelmeer
  3. 510 km - Inn (davon 104 km in der Schweiz) - mündet in die Donau
  4. 291 km - Aare - mündet in den Rhein
  5. 248 km - Ticino - mündet in den Po

Für weitere Schweizer Flüsse siehe: Liste der Flüsse in der Schweiz, Kategorie:Fluss in der Schweiz

[Bearbeiten] Siehe auch

Commons
 Commons: Fluss – Bilder, Videos und Audiodateien
Wiktionary
 Wiktionary: Fluss – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik

[Bearbeiten] Quellen

  1. 3sat.de: Ermittlung der Fließgeschwindigkeit

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literatur

Uwe A. Oster (Hrsg.), Flüsse in Deutschland. Eine Kulturgeschichte, Darmstadt 2007.