Flussbegradigung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der begradigte Rote Main in Bayreuth.
Der begradigte Rote Main in Bayreuth.
Die begradigte Weschnitz bei Biblis (Südhessen).
Die begradigte Weschnitz bei Biblis (Südhessen).
Die 2006/2007 in Einhausen re-naturisierte Weschnitz
Die 2006/2007 in Einhausen re-naturisierte Weschnitz

Bei einer Flussbegradigung werden die natürlicherweise vorkommenden Mäander eines Flusses an ihren Hälsen durchbrochen und der meist in mehreren Armen laufende Fluss auf ein Bett festgelegt.

[Bearbeiten] Zielsetzung

Sinn der Flussbegradigung ist meist, den Fluss für die Schifffahrt nutzbar zu machen, den Weg zu verkürzen und das Fahrwasser zu vertiefen. Manchmal steht auch die Landgewinnung oder die dauerhafte Festlegung von Landes-, Gemeinde- und Grundstücksgrenzen im Vordergrund. Wird der Flusslauf baulich festgelegt, kann - bei entsprechenden wasserbaulichen Maßnahmen, wie beispielsweise geplante Überflutungsflächen - auch ein Hochwasserschutz erreicht werden. Die dabei entstehende Erhöhung der Fließgeschwindigkeit bringt jedoch meist nur Vorteile für die talwärts fahrende Schifffahrt.

Üblicherweise wurde bei sedimentreichen Flüssen neben dem Durchstechen der Flussschleifen bzw. Umlaufberge erst eine verhältnismäßig niedrige Uferbefestigung z.B. mittels Faschinen vorgenommen, die unterhalb der Hochwasserlinie lag. Bei Hochwasser konnte sich der Fluss über das Überschwemmungsgebiet ausbreiten, verringerte die Geschwindigkeit, das Geschiebe sedimentierte und erhöhte das Land hinter dem Damm. Erst wenn so eine hinreichende Erhöhung des Hinterlandes erreicht wurde, wurde ein Hochwasserdamm angelegt.

Bekannte Beispiele für eine Flussbegradigung sind die Juragewässerkorrektion im Schweizer Seeland und die Rheinbegradigung von 1817 bis 1879. Hierbei wurde der Lauf des Oberrheins um 82 km verkürzt.

[Bearbeiten] Nachteile

Die meisten Flüsse im Flachland haben eine natürliche Tendenz zur Bildung von Mäandern und daher zu langsamem Fließen, was bei seitlichen Brachflächen einen natürlichen Hochwasserschutz mit sich bringt. Periodisch durchbricht der Fluss seine laufend ausgeweiteten Schleifen und sucht sich dann ein neues Bett. Auch in manchem Durchbruchstal kann sich dies ereignen, wenn sich die Mäander beidseitig eines sogenannten Umlaufbergs zu nahe kommen.

Nachteilig an einer künstlichen Begradigung bzw. zu straffen Flussregulierung ist, dass sich stromabwärts die Überschwemmungsgefahr verstärkt. Durch die höhere Fließgeschwindigkeit kommt es vor, dass nun mehrere Zubringer ihr (rascher kommendes) Hochwasser gleichzeitig in den Unterlauf abgeben. Auf diese Art ist die deutliche Häufung von Elbe-Hochwässern der letzten Zeit zu erklären.
Aus ähnlichen Gründen werden auch Begradigungen in den quellnahen Gebirgsgebieten maßgeblich für Hochwasser verantwortlich gemacht. Verschiedenorts laufen daher Bemühungen, diese rückgängig zu machen, was leichter gelingt als bei den großflächigen Regulierungen im Mittel- oder Unterlauf.

Auch aus ökologischer Sicht gelten Flussbegradigungen als äußerst problematisch, weil sie ganze Ökosysteme beeinträchtigen oder sogar zerstören können. Die an und in den Flüssen lebenden Tierarten wie Fische, Otter, Muscheln oder Wasservögel, aber auch viele Pflanzenarten können durch rücksichtslosen Gewässerbau in ihrem Fortbestand bedroht werden.

Siehe auch: Renaturierung, Rheinbegradigung