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Panzerkreuzer Potemkin – Wikipedia

Panzerkreuzer Potemkin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt einen russischen Film, für das gleichnamige Schiff siehe unter Knjas Potjomkin Tawritscheski.
Filmdaten
Deutscher Titel: Panzerkreuzer Potemkin
Originaltitel: Броненосец Потёмкин
Bronenossez Potjomkin
Produktionsland: UdSSR
Erscheinungsjahr: 1925
Länge (PAL-DVD): 63 Minuten
Originalsprache: Russisch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: Sergei Eisenstein
Drehbuch: Nina Agadschanowa
Produktion: Jakow Bljoch
Musik: Edmund Meisel (1925),
Dmitri Schostakowitsch (1942),
Nikolai Krjukow (1950),
Pet Shop Boys (2005)
Kamera: Wladimir Popow,
Eduard Tisse
Schnitt: Sergei Eisenstein
Besetzung
  • Alexander Antonow: Grigori Wakulintschuk
  • Wladimir Barski: Kommandant Golikow
  • Grigori Alexandrow: Giljarowski
  • Iwan Bobrow: junger Matrose
  • Michail Gomorow: Matjuschenko
  • Alexander Lewschin: Unteroffizier
  • N. Poltawzewa: Frau

Panzerkreuzer Potemkin (russischer Originaltitel Броненосец Потёмкин/Bronenossez Potjomkin) ist ein Stummfilm des Regisseurs Sergei Eisenstein aus dem Jahr 1925.

Der Film wurde am 21. Dezember 1925 im Moskauer Bolschoi-Theater als offizieller Jubiläumsfilm zur Feier der Revolution des Jahres 1905 uraufgeführt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Handlung

Sergei Eisenstein und sein Film Panzerkreuzer Potemkin (Russische Briefmarke, 2000).
Sergei Eisenstein und sein Film Panzerkreuzer Potemkin (Russische Briefmarke, 2000).

Die Handlung lehnt sich sehr frei an die tatsächlichen Ereignisse des russischen Revolutionsjahres 1905 an, der Meuterei der Besatzung des russischen Kriegsschiffs Knjas Potjomkin Tawritscheski gegen deren zaristische Offiziere. Sergei Michailowitsch Eisenstein selbst beschreibt sein Werk als eine tragische Komposition in ihrer kanonischsten Form - eine Tragödie in fünf Akten. Entsprechend sind in diesem Werk auch fünf aufeinander folgende Akte klar erkennbar:

1. Der Beginn Aufgrund des faulen Fleisches, welches die Matrosen zu essen bekommen sollen, kommt es zu Unmut unter den Matrosen der Potemkin (oder Potjomkin, wie die richtige Aussprache ist). Die Matrosen rühren die Suppe nicht an.

2. Der Aufstand Der Kapitän beschließt, ein Exempel zu statuieren und einige Matrosen erschießen zu lassen. Nachdem sich die Wache mit den Matrosen solidarisiert, kommt es zum Aufstand und die Matrosen übernehmen die Potemkin. Einer der Anführer, Vakulencuk, wird dabei getötet.

3. Trauer Die Menschen von Odessa trauern um den in einem Zelt aufgebahrten Vakulencuk und solidarisieren sich mit den Matrosen.

4. Die Hafentreppe von Odessa Die zaristischen Kosaken beginnen auf die der Potemkin zuwinkende und auf der Treppe versammelte Menschenmenge zu schießen. Es bricht Panik aus und die Menschen beginnen zu fliehen.

5. Die Begegnung mit der Flotte Die Matrosen beraten, ob sie landen, um der Bevölkerung von Odessa zu helfen, doch da bereits ein Admiralsgeschwader gegen sie unterwegs ist, beschließen sie diesem entgegenzuziehen. Beim Aufeinandertreffen der Potemkin und des Admiralsgeschwaders kommt es zur Verbrüderung zwischen den Matrosen der Potemkin und denen des Admiralsgeschwaders und die Potemkin kann in offene Gewässer fahren.

Im Prinzip gibt es eigentlich keine stringente, durchkomponierte Handlung, was aber im Wesentlichen den filmtheoretischen Ansätzen und Ansichten Eisensteins und allgemein denen des Kinos der 1920er Jahre entspricht. Der berühmte Filmtheoretiker Siegfried Kracauer bemerkt, dass Eisensteins Bezeichnung des Werkes als Tragödie irreführend ist und eine frühere Bezeichnung, die Potemkin mit einer Chronik oder Wochenschau vergleicht, weitgehend genauer ist.

Die Handlung in Panzerkreuzer Potemkin tritt hinter dem Ansatz der Attraktionsmontage Eisensteins zurück. Eisenstein geht es darum durch Montage den Zuschauer in Hinblick auf eine bestimmte ideologische Schlussfolgerung zu „bearbeiten“, Affektreaktionen hervorzurufen. Wie der Medienwissenschaftler Wolfgang Beilenhoff bemerkt, sei der Film im Kontext der sowjetischen Massenutopien entstanden und baut in seinem Film eine solche auf Gleichheit basierende Menschenmasse auf. In der berühmten Treppenszene wird diese Menschenmasse gewaltsam dekonstruiert. Hierbei soll Mitleid erzeugt und direkter Affekt dem Zuschauer vermittelt werden.

[Bearbeiten] Rezeption

Der Film wurde als einer der einflussreichsten Filme „aller Zeiten“ bezeichnet und wurde mehrfach, unter anderem in den 1950er Jahren vom britischen Kinomagazin Sight & Sound, zum „besten Film aller Zeiten“ gekürt.

Eisenstein testete in diesem Film, der absichtlich im Stil kommunistischer Propaganda gehalten ist, seine Theorien der Filmmontage, wobei die Praxis auch in die Theoriebildung zurückwirkte. In der extremen, bis ins kleinste Detail gehenden Durchdringung von Form und Inhalt geht der Film letztlich weit über simple Propaganda hinaus. Die frühen russischen Filmemacher der Kuleschow-Schule experimentierten mit der Wirkung von Filmen auf das Publikum, und Eisenstein schnitt den Film in einer Weise, die eine möglichst starke emotionale Reaktion hervorrufen sollte. Ziel war es, Sympathie für die rebellischen Matrosen und Antipathie gegenüber den tyrannischen Vorgesetzten zu vermitteln. Wie in Propaganda üblich, ist die Handlung sehr einfach gehalten, um dem Publikum klar vor Augen zu halten, mit welchen Handlungsträgern es sympathisieren solle.

Eisensteins Experiment war ein Erfolg. Panzerkreuzer Potemkin fand beim russischen Publikum großen Anklang, und wurde an ausgewählten Orten weltweit vorgeführt, wo das Publikum ebenfalls positiv reagierte. Obwohl im Stil von Propaganda gehalten, wurde der Film begeistert aufgenommen und machte Eisenstein als Regisseur bekannt.

Die bekannteste Szene des Films ist das Massaker auf den Stufen der Treppe zum Hafen von Odessa: Zaristische Soldaten marschieren in rhythmischem, maschinenhaftem Schritt eine endlos lang erscheinende Treppe hinunter, während sie in eine Menschenmenge feuern, die vor den Soldaten die Treppe nach unten zu fliehen versucht. Diese Szene wurde später unzählige Male in Filmen imitiert. Eine der berühmtesten Hommagen findet sich in Brian De Palmas Version von The Untouchables – Die Unbestechlichen. Auch Woody Allen spielte auf diese Szene in seinem Film Bananas an; ebenso Terry Gilliam in Brazil. Obwohl die Szene in dieser Form fiktiv ist, machte sie die Potemkinsche Treppe von Odessa berühmt.

Aus künstlerischer Sicht ist es sicherlich sekundär, dass der Originaltitel „Bronenossez Potjomkin“ offenbar von einem Marineunkundigen falsch übersetzt worden ist. Aus Gründen der historisch-technischen Korrektheit sollte aber auf diesen Fehler hingewiesen werden. Aus der Originalbezeichnung sowie aus den technischen Parametern geht hervor, dass die „Knjas Potjomkin Tawritscheski“ ein Linienschiff (Schlachtschiff) war. Der russische Terminus „Eskadrenny Bronenossez“ bedeutet sachgemäß übersetzt „Geschwaderpanzerschiff“. In Russland war dieses bis 1907 die offizielle Bezeichnung eines Linienschiffes (Schlachtschiffes), nach 1907 erfolgte die Umbezeichnung in „Lineiny Korabl“ = „Linienschiff“. Demnach hätte „Bronenossez Potjomkin“ bestenfalls in „Panzerschiff Potemkin“ übersetzt werden dürfen (besser wäre vielleicht noch „Gepanzertes Schiff Potemkin“ gewesen). Für die Bezeichnung „Panzerkreuzer“ galt in Russland der Terminus „Bronenosny Kreiser“. [1]

1958 wurde der Film auf der Weltausstellung in Brüssel zum „Besten Film aller Zeiten“ gewählt. Er wurde ebenfalls zum „Besten Stummfilm aller Zeiten“ und „Besten ausländischen Film aller Zeiten“ gewählt.

Die Original-Filmmusik wurde von Edmund Meisel komponiert. Eisenstein wünschte sich, dass jede Generation ihre eigene Musik zu seinem Film komponiert. Im Jahr 2004 wurde der Film von den Pet Shop Boys und den Dresdner Sinfonikern neu vertont. Produziert wurde dies vom Gründer der Dresdner Sinfoniker, dem Jazzschlagzeuger Sven Helbig. Anfang September 2005 ist dieses Konzept für vier Vorstellungen nach Deutschland gekommen. In Frankfurt, Bonn, Berlin und Hamburg wurde dieses Spektakel live aufgeführt. Anlässlich des 800. Stadtjubiläums der Stadt Dresden wurde dieses Werk auf eine Plattenbaufassade der Prager Straße projiziert am 20. Juli 2006 aufgeführt.

2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon für die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste mit auf.

1985 wurde Mark-Andreas Schlingensiepen beauftragt, für die Junge Deutsche Philharmonie ein Orchesterfassung der Originalmusik Edmund Meisels zu verfassen, da das Original im Wesentlichen nur noch in Form eines Klavierauszugs überliefert war. Gleichzeitig wurde auf der Grundlage dieses Klavierauszuges eine Rekonstruktion des filmischen Ablaufs durch Enno Patalas vom Münchner Filmmuseum vorgenommen. Diese Neufassung des Films und der Musik hatte Premiere in der Eröffnungswoche der Kölner Philharmonie und wurde anschließend auch im Gasteig in München und in der Alten Oper in Frankfurt gespielt. Das italienische Fernsehen der Schweiz (RTSI) produzierte eine Fernsehfassung unter der Leitung von Schlingensiepen. Auszüge der Tonaufnahme wurden beim Label edel veröffentlicht und später mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik (Vierteljahresliste) ausgezeichnet.

[Bearbeiten] Restaurierte Fassung

Auf der 55. Berlinale 2005 wurde eine restaurierte, ungekürzte Version aufgeführt (sog. Berliner Fassung). Sie enthält unter anderem eine längere Fassung des Massakers auf den Treppen von Odessa, überarbeitete Zwischentitel und eine Einführung von Leo Trotzki, die der Zensur zum Opfer fiel. Für diese Fassung des Films wurde Edmund Meisels Musik von Helmut Imig mit dramaturgischer Beratung von Lothar Prox neu bearbeitet. Es spielte das Deutsche Filmorchester Babelsberg unter der Leitung von Helmut Imig. Diese Fassung wurde am 27. Januar 2008 auch in der Lichtburg Essen gezeigt. [2]

Bei Transit Classics ist 2007 die „weltweit beste Fassung“ [3] mit der Musik von Edmund Meisel erschienen unter Beigabe sehenswerten Bonusmaterials.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Bernd Loose, Bernd Oesterle: Das große Buch der Kriegsschiffe. 2. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3613018543
  2. http://www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/2005/02_programm_2005/02_Filmdatenblatt_2005_20053720.php
  3. epd film 10/2007, S. 59

[Bearbeiten] Literatur

  • Sergej M. Eisenstein: Schriften 2. Panzerkreuzer Potemkin. Hrsg., übersetzt und kommentiert von Hans-Joachim Schlegel. Hanser, München 1973, ISBN 3-446-11793-8
  • Rainer Fabich: Panzerkreuzer Potemkin (Musik: Edmund Meisel / Regie: Sergej M. Eisenstein) in: Musik für den Stummfilm - Analysierende Beschreibung originaler Filmkompositionen, in der Reihe: Europäische Hochschulschriften, S. 237-276, Reihe 36: Musikwissenschaft, Bd. 94, Verlag Peter Lang, Frankfurt, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien 1993, ISBN 3-631-45391-4

[Bearbeiten] Weblinks


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