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Michel Foucault – Wikipedia

Michel Foucault

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Michel Foucault [miˈʃɛl fuˈko] (* 15. Oktober 1926 in Poitiers; † 25. Juni 1984 in Paris) war ein französischer Philosoph, Psychologe und Soziologe. Foucaults Arbeiten sind meist historische Analysen, die untersuchen, wie Wissen entsteht, Geltung erlangt und Macht ausgeübt wird. In diesem Zusammenhang untersucht Foucault unter anderem den Wahnsinn, die Medizin, die Humanwissenschaften, das Gefängnis und die Sexualität. Außerdem thematisiert er Literatur – vor allem anhand von Autoren wie Stéphane Mallarmé, Georges Bataille, Raymond Roussel und Sade – sowie Möglichkeiten politischer Intervention und den Selbstentwurf von Subjekten hinsichtlich des „Gebrauchs der Lüste“.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Foucault war das zweite Kind von Paul-André Foucault, Chirurg und Universitätsprofessor der Anatomie, und Anne-Marie Foucault, geborene Malapert. Nach seiner Schulzeit in Poitiers absolvierte er ein Philosophiestudium in Paris, ab 1946 als Schüler von Louis Althusser; parallel dazu studierte er Psychologie. 1951 Agrégation in Philosophie, 1952 folgte ein Diplom in Psychopathologie. Darauf folgten Auslandsaufenthalte in Uppsala, Warschau und Hamburg (1959/60 als Leiter des Institut Français). 1954 erschien seine erste größere Publikation: Maladie mentale et psychologie (dt. Psychologie und Geisteskrankheit). Ab 1960 war er Privatdozent für Psychologie an der Universität Clermont-Ferrand. Seine Dissertationschrift erschien 1961 unter dem Titel Folie et déraison. Histoire de la folie à l'âge classique (dt. Wahnsinn und Gesellschaft). Er thematisierte darin die Geschichte des Wahnsinns. Dabei demonstrierte er, wie psychische Krankheiten konstruiert wurden: Foucaults Ansicht nach ist man nicht schizophren, weil man an einer bestimmten Krankheit leidet, sondern weil die Diagnose „Schizophrenie“ gestellt wird.

1962 erlangte Foucault eine Professur in Clermont-Ferrand, dort lernte er seinen späteren Lebensgefährten Daniel Defert kennen, mit dem er bis zu seinem Tod eine nicht-monogame Beziehung führte.

1966 übernahm Foucault eine Lehrtätigkeit an der Universität von Tunis. Mit Les mots et les choses (dt. Die Ordnung der Dinge) 1966 erzielte er seinen ersten großen Erfolg. In seiner folgenden Arbeit L'archéologie de savoir (dt. Archäologie des Wissens) 1969 reflektierte er systematisch die Methodik dieses Werkes.

1968 kehrte Foucault nach Frankreich zurück und wird Dozent und Leiter der Abteilung für Philosophie an der neugegründeten Universität Paris VIII in Vincennes, die aus der 68er-Bewegung hervorging.

1969 hielt Foucault am Collège de France den Vortrag Was ist ein Autor?, der einen wichtigen Beitrag zur Debatte um die Rolle des Autors in der modernen Literatur leistete (siehe Tod des Autors).

1970 wurde er mit knapper Mehrheit auf den von ihm neu definierten Lehrstuhl Geschichte der Denksysteme am Collège de France berufen. In seiner Antrittsvorlesung L'ordre du discours (dt. Die Ordnung des Diskurses) formulierte er das Forschungsprogramm, das auch auf der Archäologie des Wissens basierte. Er engagierte sich in der Öffentlichkeit für die Rechte von Gefangenen. 1975 erschien in der Folge sein Buch Surveiller et punir. La naissance de la prison (dt. Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses).

Stein zur Erinnerung an Michel Foucault, geschaffen von dem Künstler Tom Fecht
Stein zur Erinnerung an Michel Foucault, geschaffen von dem Künstler Tom Fecht

Ab dieser Phase seines Werkes setzte Foucault sich vertieft mit der Beziehung zwischen Macht und Wissen auseinander (siehe auch Wissenssoziologie). In Der Wille zum Wissen grenzte er sich von seinem früheren, juridisch-diskursiven Machtbegriff ab, nach dem Macht als repressiv verstanden wurde und auf Gehorsam (z. B. gegenüber Gesetzen) abzielte. Die von ihm geprägte strategisch-produktive Vorstellung von Macht betont dagegen, dass Machtbeziehungen multipel sind, überall entstehen und wirken. Sie sind allen anderen Arten von Beziehungen (z. B. ökonomischen) immanent und durchziehen somit auch kursierendes Wissen. Dieser Foucaultsche Machtbegriff ist schwer zu denken, da er einerseits Machtwirkungen auf analysierbare Strategien und Taktiken zurückführt, andererseits diese Absichten nicht auf der Entscheidung eines Subjektes basiert: Es könne gar möglich sein, dass niemand sie entworfen habe.

1976 veröffentlichte er den ersten Teil seines letzten großen Werkes, der Histoire de la sexualité (dt. Sexualität und Wahrheit), La volonté de savoir (dt. Der Wille zum Wissen). Danach folgte eine längere Pause in der Veröffentlichungstätigkeit, in der er in seinen Forschungen immer weiter in der Geschichte zurückging, und die Frage nach dem Begehren des Menschen weicht der Erörterung der Generierung des Menschen des Begehrens oder des begehrenden Menschen.

Erst 1984 erschienen die Bände zwei und drei des nun neukonzipierten Werks: L'usage des plaisirs (dt. Der Gebrauch der Lüste, Bd. 2) und Le souci de soi (dt. Die Sorge um sich, Bd. 3), in denen er untersuchte, wie das Sexualverhalten vom klassischen griechischen Denken als Bereich moralischen Ermessens und moralischer Wahl geprägt worden ist.

Am 25. Juni 1984 starb Foucault in Paris an Komplikationen im Zusammenhang mit Aids, einer bis dahin kaum bekannten Krankheit.

Der vierte und letzte Band Les aveux de la chair (dt. Die Geständnisse des Fleisches Bd. 4) lag zu diesem Zeitpunkt in bereits weitgehend redigierter Form vor. In diesem Band werden schließlich die Erfahrungen des Fleisches in den ersten Jahrhunderten des Christentums und die Rolle untersucht, die dabei die Hermeneutik und die reinigende Enträtselung der Begierde spielten. Der Text wird aber von den Erben aufgrund seines quasi-testamentarisch geäußerten Wunsches, „keine posthumen Veröffentlichungen“ zu erlauben, nicht zur Publikation freigegeben.

Es ist schwer, Foucault einer philosophischen Richtung zuzuordnen, weil Foucault selbst sich oft gegen solche Versuche gewandt hat. Dennoch ist es heute üblich, Foucault als Poststrukturalisten zu bezeichnen. Obwohl er besonders in der Archäologie des Wissens strukturalistische Gedanken und Verfahren verwendete, war er kein Strukturalist, wie er selbst wiederholt betonte. Ähnliches gilt für seine Auseinandersetzung mit dem Marxismus. In den 1950ern war er für kurze Zeit Mitglied in der Kommunistischen Partei.[1]. Später distanzierte er sich vom Marxismus, und sein Denken wird von Marxisten – wohl auch wegen Foucaults Kritik am Marxismus – einer Logik des fortgeschrittenen Kapitalismus zugeschrieben. [2] Gleichzeitig kritisierte man, er stelle kritisches Denken durch eine fiktionalistische Festschreibung eines Erkennens durch Ununterscheidbarkeit in Frage.

[Bearbeiten] Werk

In diesem Abschnitt werden Bücher Foucaults vorgestellt, die zu Lebzeiten veröffentlicht worden sind. Nicht besprochen werden weniger bekannte Werke wie Raymond Roussel, Artikel und andere kleinere Texte sowie die nach seinem Tod herausgegebenen Vorlesungen aus dem Collège de France.

[Bearbeiten] Wahnsinn und Gesellschaft

Wahnsinn und Gesellschaft: Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft (Folie et déraison) erschien 1961 – Foucaults erstes größeres Buch, das er während seiner Zeit in Schweden schrieb. Es betrachtet die Art, wie das Konzept des Wahnsinns sich mit der Zeit verändert.

Foucault beginnt mit einer Analyse des Mittelalters. In dieser Zeit werden Leprakranke aus der Gesellschaft ausgeschlossen und weggeschickt (15. Jahrhundert). Nach dem Verschwinden der Leprakrankheit wurden an Wahnsinn Erkrankte zunehmend wie zuvor die Leprakranken behandelt und weggeschickt; im 17. Jahrhundert ging man dazu über, sie einzusperren. Schließlich wird der Wahnsinn eine Krankheit der Seele und – seit Freud – eine geistige Krankheit.

Foucault betont, wie der Wahnsinnige sich von einem gesellschaftlich akzeptierten Teil der gesellschaftlichen Ordnung zu einer Person entwickelt, die eingeschlossen und ausgeschlossen wird. Er betrachtet auch die Behandlungsmethoden, besonders die von Philippe Pinel und Samuel Tuke. Er behauptet, dass ihre Methoden nicht weniger Kontrolle ausüben als frühere Behandlungsweisen. Der von Tuke progagierte Rückzug auf das Land bestrafe den Wahnsinnigen solange, bis er normales Verhalten lerne. In ähnlicher Weise funktioniere auch Pinels Behandlung des Wahnsinnigen durch eine Aversionstherapie, die solche Behandlungen wie eiskalte Duschen und den Gebrauch der Zwangsjacke einschloss. Für Foucault bedeuten beide Ansätze wiederholte Grausamkeit, die den Patienten dazu zwingen sollten, Urteil und Strafe zu verinnerlichen.

[Bearbeiten] Die Geburt der Klinik

Foucaults zweites größeres Buch Die Geburt der Klinik: Eine Archäologie des ärztlichen Blicks (im Original Naissance de la clinique: une archéologie du regard medical) wurde 1963 veröffentlicht. In Fortsetzung von Wahnsinn und Gesellschaft spürt die Geburt der Klinik der Entwicklung der Medizin und besonders der Institution der Klinik nach, womit hauptsächlich universitäre Lehrkrankenhäuser gemeint sind. Das Konzept des Blicks (frz. regard) hat einige Folgediskussion ausgelöst; Foucault distanziert sich von ihm in der Archäologie des Wissens.

[Bearbeiten] Die Ordnung der Dinge

Foucaults Die Ordnung der Dinge: Eine Archäologie der Humanwissenschaften (Les Mots et les choses. Une archéologie des sciences humaines) wurde 1966 veröffentlicht. Der deutsche Titel entspricht dem Wunsch Foucaults, der sich für die französische Ausgabe den Titel L'Ordre des Choses wünschte, aber davon auf Wunsch des Herausgebers Pierre Nora absah.

Das Buch beginnt mit einer längeren Besprechung des Bildes Las Meninas von Diego Velázquez und seiner komplexen Anordnung von Sichtlinen, Verborgenem und Sichtbarem. Die Bildbesprechung leitet eine Analyse mehrerer Epochen ein: der Renaissance, dem "klassischen Zeitalter" (einer in Frankreich üblichen Bezeichnung für die Epoche, die grob den Zeitraum von Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1800 umfasst) sowie der Moderne, die Foucault in der Ordnung der Dinge von etwa 1800 bis ins 20. Jahrhundert verfolgt. [3] Über diese Zeitspanne betrachtet Foucault insbesondere die Entstehung bzw. Entwicklung von drei Wissensbereichen, die sich in diesem Zeitraum zunehmend als akademische Disziplinen etablieren: die Naturgeschichte, die man heute als Teil der Biologie betrachtet, das Wissen von den Reichtümern, das man heute der Ökonomie zurechnet und die Grammatik, die man heute als Teil der Linguistik begreift.

In der vergleichenden Betrachtung dieser Teilgebiete entdeckt Foucault eine Reihe von Parallelen, für die er den neuen Begriff der episteme prägt. Neben diesem wissenschaftlichs- bzw. ideengeschichtlichen Thema, das Foucault auch als archäologisch bezeichnet, gehört ferner der Mensch bzw. exakter: das Konzept des Menschen, zu den Kernthemen des Buches. Wie vor allem vom Untertitel und dem Schlusskapitel des Buches angedeutet, sind Naturgeschichte, Ökonomie und Linguistik als akademische Disziplinen, die sich mit unterschiedlichen Dimensionen menschlichen Lebens befassen, maßgeblich an der "Erschaffung" oder - weniger poetisch - der Wandlung des Bildes vom Menschen beteiligt.

Die Ordnung der Dinge machte Foucault in Frankreich als intellektuelle Figur bekannt. In der Folge attackierte Jean-Paul Sartre in einer Aufsehen erregenden Rezension Foucault als Überbleibsel der Bourgeoisie. In zahlreichen Interpretationen wird darauf hingewiesen, dass nicht so sehr der ideologische Hintergrund zu einer offenen Feindschaft zwischen Foucault und Sartre führte, als vielmehr der wissenschaftliche Wettstreit und die homosexuelle Orientierung Foucaults, wie Pierre Bourdieu äußerte, die sich in seinen späteren Schriften als Hauptbeschäftigungsfeld darstellt.

[Bearbeiten] Archäologie des Wissens

In der 1969 erschienenen Archäologie des Wissens (frz. L'Archéologie du savoir) präsentiert Foucault seine einzige umfangreiche Auseinandersetzung, die explizit methodischen Fragen gewidmet ist. Mit diesem Buch, das vor Foucaults Wahl ins Collège de France erschien, beschreibt er das Verfahren, das er in vorangegangenen Werken wie Die Ordnung der Dinge verwendet hat, und entwickelt dieses weiter. Diese Methode wurde als Diskursanalyse beschrieben [4], Foucault selbst zieht jedoch die Bezeichnung "Archäologie" vor.

Foucault sieht die Archäologie des Wissens als eine Alternative zur herkömmlichen Ideengeschichte, die jedoch im Anschluss an die These vom Tod des Menschen, wie sie Foucault in der Ordnung der Dinge dargelegt hatte, dem Menschen nur einen geringen Stellenwert einräumt. In dieser Hinsicht ähnelt die Archäologie strukturalistischen Ansätzen in der Psychoanalyse, der Ethnologie und der Linguistik, welche ebenfalls dem Menschen keinen fundamentalem Platz mehr einräumen. Foucaults Archäologie unterscheidet sich jedoch von klassischen strukturalistischen Ansätzen durch die Einbeziehung einer historischen Perspektive [5]. Entsprechend betont Foucault, dass die Archäologie nicht als strukturalistisch zu bezeichnen ist; vielmehr legt er einen Vergleich der Archäologie mit der Geschichtsschreibung, wie sie von der Annales-Schule praktiziert wird. Dort stehen oft lange Perioden im Vordergrund, bei denen das individuelle Wirken von Personen keine besondere Bedeutung besitzt (wie langfristige ökonomische oder demographische Veränderungen). Foucault verweist als Vorbilder für seine Archäologie außerdem auf Ideengeschichte, wie sie von Georges Canguilhem und Gaston Bachelard betrieben wurde.

Ein Kennzeichen der Archäologie ist das Hinterfragen zahlreicher Begriffe, die in der älteren Ideengeschichte eine zentrale Rolle spielten. Neben der bereits erwähnten Skepsis gegenüber dem Autor (bzw. noch allgemeiner: dem Subjekt) zieht Foucault auch die Nützlichkeit von Begriffen wie Einfluss, Werk und Tradition in Frage. Als Ersatz für diese weitgehend entwerteten Begriffe präsentiert Foucault insbesondere den Diskursbegriff, und das in zweifacher Hinsicht: Zunächst einmal ist Diskurs (wörtlich: Rede, Vortrag) die Summe von Aussagen - unabhängig davon, ob sie gesprochen oder geschrieben sind; ferner gruppieren sich die Aussagen durch ihre innere Organisation zu konkreten diskursiven Formationen oder Diskursen, wie sie von Foucault beispielsweise in der Ordnung der Dinge anhand der Naturgeschichte, Grammatik und Ökonomie untersucht worden sind. [6]

Weitere Kernbegriffe der Archäologie des Wissens sind die Aussage, das historisches Apriori und das Archiv.

[Bearbeiten] Überwachen und Strafen

In Überwachen und Strafen setzt Foucault seine Untersuchungen über die polymorphe Macht, ihre Techniken und Wirkungsweisen v. a. am Beispiel des Gefängnisses fort .

[Bearbeiten] Sexualität und Wahrheit

[Bearbeiten] Der Wille zum Wissen

Foucault zeigt anhand des Diskurses über den Sex exemplarisch auf, wie Machtstrukturen wirken. Er sieht eine kontinuierliche Entwicklung, das Reden über den Sex anzuheizen und den Diskurs systematisch zu fördern, die von mittelalterlichen Beichtkatalogen bis zur modernen Psychoanalyse reicht. Die Tabuisierung oder das Verbot sind innerhalb dieser Logik Elemente der Förderung, nicht der Unterbindung des Redens über den Sex. Dabei gilt sein besonderes Augenmerk dem 19. Jahrhundert, in dem sich vier Hauptelemente oder Dispositive unterscheiden lassen, denen die besondere Aufmerksamkeit der Wissensproduktion gewidmet ist: Homosexualität, Masturbation, Hysterie der Frau und Perversion. Abschließend bemerkt Foucault, die Ironie dieses Machtdispositivs sei gerade, uns einzureden, es ginge dabei um unsere (sexuelle) Befreiung.

[Bearbeiten] Der Gebrauch der Lüste

In zweiten Buch setzt sich Foucault mit der Sexualethik, und allgemein dem „Gebrauch der Lüste“ des antiken Griechenlands auseinander. Besondere Aufmerksamkeit richtet Foucault auf Homosexualität und Knabenliebe und ihre moralethischen Mechanismen. Für das christliche Ideal der Askese findet er in der hippokratischen Diätetik (Maßnahmenprogramm für ein gesundes Leben) eine Wurzel; hierbei handele es sich allerdings nicht um historische Kontinuitäten.

[Bearbeiten] Die Sorge um sich

Im dritten Band führt Foucault die Untersuchung des zweiten Bands fort. Dabei betont er die allgemeine Bedeutung der „Selbstsorge“ in der Ethik der griechisch-römischen Antike, die er als „Kultur seiner selber“ als zentrales Motiv der antiken Freiheitspraktiken erkennt. Die Themenfelder, an denen Foucault dieses Motiv untersucht, sind die Traumdeutung, die Gemeinschaft mit den anderen, sowie erneut der Körper, die Frau und der Knabe. Der vierte und letzte Band, Das Geständnis des Fleisches, bleibt bis heute aufgrund einer testamentarischen Verfügung unveröffentlicht.

[Bearbeiten] Wirkung und Rezeption

Foucault hat den Begriff „Diskurs“, der sich durch seine Publikationen zieht, entscheidend geprägt. Seine Ausführungen zur Diskursanalyse bleiben sehr vage bzw. verändern sich mit der Zeit. Am deutlichsten wird er in der Archäologie des Wissens, die er als Methodenreflexion praktisch für seine Kritiker niederschrieb. In Anlehnung an seine Theorie haben sich jedoch zahlreiche Wissenschaftler mit Diskursen und Möglichkeiten, sie zu analysieren, beschäftigt (In der deutschen Forschung sind z. B. die Namen Jürgen Link und Siegfried Jäger zu nennen). In den Geistes- und Sozialwissenschaften wird die Diskursanalyse erst in den letzten Jahren zu einer etablierten Methode und es entstehen zunehmend Arbeiten, die sich auf Foucault stützen.

[Bearbeiten] Kritik

[Bearbeiten] Kritik am Werk Foucaults

Hans-Ulrich Wehler kritisierte Foucaults Werk harsch:[7]. Wehler zufolge erfreut sich Foucaults Werk in der derzeitigen scientific community zu Unrecht großer Resonanz, denn seine Theorie sei an zahlreichen Stellen unzulänglich und von inneren Widersprüchen durchzogen. Wehler kritisiert unter anderem Unzulänglichkeiten in der historischen Analyse. Auch leide Foucaults Werk unter einem Frankozentrismus, was schon daran erkennbar sei, dass Foucault die Arbeiten zentraler Theoretiker wie Max Weber und Norbert Elias nicht zur Kenntnis genommen habe. An Foucaults Diskurstheorie kritisiert Wehler vor allem, dass sich die Diskurse verselbständigen würden. Subjekte seien aber nicht die Diskurse selbst, sondern die Träger der Diskurse, von denen bei Foucault keine Rede sei. Den Machtbegriff Foucaults hält Wehler für "zum Verzweifeln undifferenziert":[8]. Foucaults These der "Disziplinargesellschaft", sei überhaupt nur dadurch möglich, dass Foucault keinerlei Unterscheidung von Autorität,Zwang,Gewalt,Macht,Herrschaft und Legitimität kenne. Hinzu komme, dass sich Foucaults These von der "Disziplinargesellschaft" auf eine einseitige Quellenauswahl (psychiatrische Anstalten, Gefängnisse) stütze und andere Organisationstypen, wie beispielsweise Fabriken außen vor lasse. Insgesamt kommt Wehler zu dem Ergebnis, dass Foucault "wegen der endlosen Mängelserie seiner sogenannten empirischen Studien (...) ein intellektuell unredlicher, empirisch absolut unzuverlässiger, kryptonormativistischer 'Rattenfänger' für die Postmoderne" sei.[9]

[Bearbeiten] Kritische Anmerkungen zu Foucaults Biografie

Politisch war Foucault schon zu Lebzeiten umstritten. 1970 stellte er in einem Gespräch mit Benny Lévy, dem Führer der maoistischen Gauche Prolétarienne die Frage, ob maoistische Gruppen in Paris nicht nach dem Vorbild der chinesischen Kulturrevolution „Volksfeinde“ vor „Volksgerichte“ stellen müssten. Im Zuge dieser Diskussion befürwortete Foucault das „Septembermassaker“ der Französischen Revolution von 1792 als eine »Aktion der Volksjustiz, … strategisch nützlich und politisch notwendig« (Jörg Lau).

1978 hat Foucault im Auftrag des Corriere della Sera über die erste Etappe der iranischen Revolution journalistisch berichtet. Er begrüßte die Islamische Revolution unter der Führung von Ajatollah Khomeini, den er mehrmals traf und als „mythisches Oberhaupt der Revolte“ bezeichnete. In dem Umsturz erblickte er das Scheitern der westlichen Moderne und das Heraufziehen einer „antipolitischen Politik“. Später distanzierte er sich von dieser Haltung.

Diese und weitere politische Einlassungen des Philosophen führten zu der These, Foucaults verdienstvolles Werk müsse von seinen „radikalen, romantisierenden und antidemokratischen Positionen“ getrennt gewürdigt werden.

Andererseits hatte Foucault mit seinem politischen Engagement und antiautoritären Maßnahmen in der Antipsychiatrie- und Gefängnisbewegung sein Gespür für politisch sensible Bereiche bewiesen.

[Bearbeiten] Bibliographie

  • Archäologie des Wissens. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2002. ISBN 3-518-27956-4 (fr. Originaltitel L'archéologie du savoir).
  • Ceci n'est pas une pipe (1973).
  • Der Faden ist gerissen (zus. mit Gilles Deleuze), Berlin 1977.
  • Die Geburt der Klinik. Eine Archäologie des ärztlichen Blicks. Frankfurt am Main 1988. ISBN 3-596-27400-1 (fr. Ausgabe Naissance de la clinique – une archéologie du regard médical, 1963).
  • Die Ordnung der Dinge. Frankfurt am Main 1974; Taschenbuchausgabe: Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2003. ISBN 3-518-06734-6 (fr. Ausgabe Les mots et les choses – Une archéologie des sciences humaines, Paris 1966).
  • Die Ordnung des Diskurses. München 1974 (fr. Originaltitel L'ordre du discours).
  • In Verteidigung der Gesellschaft, Frankfurt a. M., Suhrkamp, 1999, (fr. Ausgabe Il faut défendre la societé, Paris, Gallimard, 1996. ISBN 3-518-29185-8).
  • La pensée du dehors (1966).
  • Maladie mentale et personnalité (1954); reed. 1995 Maladie mentale et psychologie.
  • Schriften, Frankfurt a. M., 2001 ff., 4 Bände (fr. Ausgabe Dits et Ecrits, Paris, Gallimard, 1994, 4 volumes).
  • Schriften zur Literatur, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2003. ISBN 3-518-29275-7
  • Sept propos sur le septième ange (1970).
  • Sexualität und Wahrheit 1–3:
    • Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1, Frankfurt am Main 1983. ISBN 3-518-28316-2 (fr. Ausgabe Histoire de la sexualité, vol. 1: La volonté de savoir, Paris 1976).
    • Der Gebrauch der Lüste. Sexualität und Wahrheit 2, Frankfurt am Main 1989 (fr. Ausgabe Histoire de la sexualité, vol. 2. L´usage des plaisirs, Paris 1984).
    • Die Sorge um sich. Sexualität und Wahrheit 3, Frankfurt am Main 1989 (fr Ausgabe Histoire de la sexualité, vol. 3. Le souci de soi, Paris 1984).
  • Überwachen und Strafen, Frankfurt am Main 1977. ISBN 3-518-38771-5 (fr. Ausgabe Surveiller et punir – la naissance de la prison, Paris 1975).
  • Vom Licht des Krieges zur Geburt der Geschichte, Berlin 1986.
  • Von der Subversion des Wissens, Frankfurt am Main 1987.
  • Geschichte der Gouvernementalität, 2 Bände, Frankfurt am Main 2004.
  • Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Frankfurt am Main 1993 (fr. Ausgabe Histoire de la folie à l'âge classique – Folie et déraison, 1961).
  • Die Wahrheit und die juristischen Formen, Frankfurt am Main 2002 (fr. Ausgabe La verité et les formes juridiques, Paris 1994)
  • Was ist Kritik?, Berlin 1992

[Bearbeiten] Literatur

  • Dreyfus, Hubert L. und Rabinowitz, Paul: Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Weinheim: Beltz, 1987.
  • Eribon, Didier: Michel Foucault. Eine Biographie. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1991.
  • Fink-Eitel, Hinrich: Michel Foucault zur Einführung. Hamburg: Junius, 2002, 4. Auflage, ISBN 3-88506-372-7
  • Gente, Peter (hg.): Foucault und die Künste. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2004.
  • Honneth, Axel und Saar, Martin [Hrsg.]: Michel Foucault. Zwischenbilanz einer Rezeption: Frankfurter Foucault-Konferenz 2001. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2003.
  • Keller, Reiner: Michel Foucault. Konstanz: UVK, 2008.
  • Lemke, Thomas: Eine Kritik der politischen Vernunft. Foucaults Analysen der modernen Gouvernementalität. Hamburg: Argument, 2001.
  • Moebius, Stephan: Die Zauberlehrlinge. Soziologiegeschichte des Collège de Sociologie 1937–1939. Konstanz: UVK, 2006, ISBN 3-89669-532-0

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Eribon, Didier: Michel Foucault. Eine Biographie. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1991, S. 69
  2. Eribon, Didier: Michel Foucault. Eine Biographie. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1991, S. 251
  3. Gutting, Gary: Michel Foucault's archaeology of scientific reason. Cambridge: Cambridge University Press: 1989, S. 139f.
  4. Konersmann, Ralf in: Foucault, Michel: Die Ordnung des Diskurses, Frankfurt am Main: Fischer, 2001 und Stichwort 'Diskursanalyse' in Metzler-Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. Stuttgart:Metzler 2001.
  5. Gutting, Gary: Michel Foucault's archaeology of scientific reason. Cambridge: Cambridge University Press: 1989, S. 227-231.
  6. Die von Foucault untersuchten Diskurs ähneln häufig wissenschaftlichen oder akademischen Disziplinen, Foucault legt jedoch Wert darauf, dass dies nicht notwendigerweise so sein muss.
  7. Hans-Ulrich Wehler: Die Herausforderung der Kulturgeschichte, München 1998, S. 45-95
  8. Hans-Ulrich Wehler: Die Herausforderung der Kulturgeschichte, München 1998, S. 81
  9. Hans-Ulrich Wehler: Die Herausforderung der Kulturgeschichte, München 1998, S. 91

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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