Haile Selassie
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Haile Selassie I. (ቀዳማዊ ኀይለ ሥላሴ) (* 23. Juli 1892 unter dem Namen Täfäri Mäkonnen (ተፈሪ መኰንን) in Edjersso, Provinz Harar, Äthiopien; nach äthiopischer Transliteration Haylä Səllase; † 27. August 1975 in Addis Abeba) („Macht der Dreifaltigkeit“) war der letzte Kaiser von Äthiopien (1930–1936; 1941–1974). Sein Herrschertitel war Neguse Negest („König der Könige“), er nannte sich „Löwe von Juda“ (dies war eigentlich das Regierungsmotto seines Vorgängers Menelik II.), „Auserkorener Gottes“ und 225. Nachfolger des Königs Salomon. 1954 war Haile Selassie das erste ausländische Staatsoberhaupt überhaupt, das der jungen Bundesrepublik Deutschland einen Staatsbesuch abstattete.
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[Bearbeiten] Leben
Haile Selassie wurde unter dem Namen Tafari Makonnen in der äthiopischen Provinz Harar (Region östlich der Hauptstadt Addis Abeba) als Sohn des dortigen Gouverneurs (Ras) geboren. Nach einem Putsch der christlich-orthodoxen Aristokratie gegen den Thronfolger des verstorbenen Kaisers Menelik II. und Unterstützers der Mittelmächte Li'ul Lij Iyasu (Iyasu V.) wegen dessen islamfreundlicher Politik wurde er am 2. November 1930 unter dem Namen Haile Selassie I. zum Neguse Negest (Kaiser) von Äthiopien gekrönt.
Nach dem Angriff der italienischen Armee (Italienisch-Äthiopischer Krieg seit 1935) unter Benito Mussolini im Jahre 1936 floh er nach Großbritannien, von wo aus er dem äthiopischen Widerstand vorstand. 1941 kehrte er mit britischer Unterstützung triumphal nach Addis Abeba zurück. Als Politiker leitete er im Inland eine Epoche der gesellschaftlichen und ökonomischen Modernisierung ein, behielt sich jedoch die absolute Herrschaft vor und ließ keine nennenswerte politische Opposition zu. Auf der politischen Ebene versuchte er einen dem europäischen Modell ähnlichen Nationalstaat zu errichten, ein Unterfangen, das auf einer linguistisch-kulturellen Amharisierung besonders der südlichen Oromo-Stämme basierte. Die Elite seines Herrschaftsapparates fußte auf amharischen und amharisierten oromischen Beamten, Adligen und Generälen. Dennoch genoss er im Ausland hohes Ansehen als Staatsoberhaupt des ältesten afrikanischen Landes und Gründungsmitgliedes der Vereinten Nationen genauso wie als graue Eminenz und Integrationsfigur eines afrikanischen Kontinents in der Dekolonialisierungsphase. Unabhängig davon fallen in seine Amtszeit mehrere Kriege, unter anderem mit Somalia um das Grenzgebiet des Ogaden sowie gegen Separatisten in der ehemaligen italienischen Kolonie Eritrea, seit Ende des Zweiten Weltkrieges bzw. 1950 föderaler Teil Äthiopiens, dann aber vom Kaiser zur Verwaltungsprovinz herabgestuft.
Mitte der 1970er Jahre zeigte sich dann auch immer mehr die Unzufriedenheit der Bevölkerung, insbesondere der Studentenschaft mit der Machtfülle des Kaisers, der zu keiner Reform des konservativ-aristokratischen Staatsaufbaues bereit war. Diese Unzufriedenheit zusammen mit einer akuten Verschlechterung der Nahrungsmittelversorgung der Landbevölkerung führte 1974 nach gewaltsamen Demonstrationen von Studenten der Haile-Selassie-Universität (heute: Addis-Abeba-Universität) und anderer Hochschulen zur Revolution, die sich von der Forderung einer parlamentarischen Monarchie schnell unter dem Hauptmann und späteren Oberst Mengistu Haile Mariam zu einer marxistisch-leninistischen Doktrin radikalisierte. Nach einem Militärputsch musste der Kaiser am 12. September 1974 abdanken und starb bald darauf im Arrest unter ominösen Umständen. Sein Großneffe Asfa-Wossen Asserate schrieb in seinem Buch, Haile Selassie sei mit seinem Kopfkissen erstickt worden.
[Bearbeiten] Nachkommen
Bereits 1960 war sein Sohn, der Kronprinz Asfa Wossen (Amha Selassie I.), in einen Putsch gegen ihn verwickelt gewesen, 1973 hatte es sein Enkel Iskander Desta, Chef der äthiopischen Marine, erneut versucht. Noch 1974 dann ernannte Haile Selassie einen anderen Enkel, Asfa Wossens Sohn Zere Yacobe Selassie, zum neuen Thronfolger. Sein Enkel Ermias Sahle-Selassie ist heute Präsident des äthiopischen Kronrats.
Mit seiner ersten Frau Altayech hatte er eine Tochter:
- Prinzessin Romana Worq († 14. Oktober 1940)
Mit seiner zweiten Frau, Kaiserin Menen II. (Menen Asfaw) (* 25. März 1889, † 15. Februar 1962), hatte er sechs Kinder:
- Prinzessin Tenagne Worq (* 30. Januar 1913, † 6. April 2003)
- Prinz Asfa Wossen (* 27. Juli 1916, † 17. Januar 1997)
- Prinzessin Zannaba Worq (* 25. Juli 1918, † 25. März 1933)
- Prinzessin Tsahai Worq (* 13. Oktober 1919, † 17. August 1942)
- Prinz Makonnen (* 16. Oktober 1923, † 13. Mai 1957)
- Prinz Sahle Selassie (* 27. Februar 1931, † 23. April 1962)
[Bearbeiten] Rastafari
Bis heute ist Haile Selassie das Symbol der vor allem in der Karibik vertretenen Rastafari-Bewegung (deren Name sich von seinem ursprünglichen Namen Ras Tafari Makonnen ableitet). Als er auf einem Staatsbesuch in Jamaika war, wurde er von den Jamaikanern „erkannt“. Die messianische Rolle innerhalb dieser Bewegung geht neben der Rolle der äthiopischen Geschichte (als einzigem genuin unabhängigen afrikanischen Staat bis 1957) auf die legendäre Abstammung des ersten äthiopischen Kaisers Menelik I. von dem israelitischen König Salomo, der wiederum, laut Bibel, einer der Ahnen Jesu ist, und der Königin von Saba (Axum) zurück. Unter dem Ehrentitel „Löwe von Juda“ findet er unter den Rastafaris gottgleiche Verehrung, wird er doch als der in der Bibel angekündigte wiedergekehrte Messias gesehen. Die Farben der Rastafari-Bewegung (das panafrikanische rot-gold-grün) stellen gleichzeitig die Farben der äthiopischen Nationalflagge dar.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Ryszard Kapuściński: König der Könige, ISBN 3-8218-4708-5
- Christian Potyka: Haile Selassie. Der Negus Negesti in Frieden und Krieg, als Dissertation erschienen im Osang Verlag, Bad Honnef 1974
- Haile Selassie: My Life & Ethiopias Progress, ISBN 978-0-9483-9039-5, Autobiographie
- Evelyn Waugh: Befremdliche Völker, seltsame Sitten; ISBN 978-3-8218-4761-0 Enthält einen Bericht über die Krönungszeremonie.
[Bearbeiten] Weblinks
- Das Leben von Haile Selassie
- Die Krönung von Ras Tafari zum Negusa Nagast (König der Könige)
- Time Magazin: Mann des Jahres 1935 (in Englisch)
- Rede vor der UNO 1963, deren Text Bob Marley auszugsweise, fast originalgetreu in dem Lied "War" übernahm
- Reden Haile Selassies mit deutscher Übersetzung
- Literatur von und über Haile Selassie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Vorgänger |
Kaiser von Äthiopien 1930–1936 1941–1974 |
Nachfolger |
Personendaten | |
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NAME | Haile Selassie |
ALTERNATIVNAMEN | Ras Tafari Makonnen |
KURZBESCHREIBUNG | letzter Kaiser von Äthiopien und Messiassymbol in der Rastafari-Bewegung |
GEBURTSDATUM | 23. Juli 1892 |
GEBURTSORT | Edjersso, Äthiopien |
STERBEDATUM | 27. August 1975 |
STERBEORT | Addis Abeba |