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Giesel (Neuhof) – Wikipedia

Giesel (Neuhof)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen der Gemeinde Neuhof (bei Fulda)
Giesel
Koordinaten: 50° 30′ N, 9° 34′ OKoordinaten: 50° 30′ 16″ N, 9° 33′ 58″ O
Höhe: 350–480 m ü. NN
Fläche: 15,8 km²
Einwohner: 1062 (30. Juni 2007)
Eingemeindung: 1. Jan. 1973
Postleitzahl: 36119
Vorwahl: 0661

Das Dorf Giesel ist ein Ortsteil der Großgemeinde Neuhof, Landkreis Fulda, in Osthessen. Giesel liegt am gleichnamigen Bach „Giesel“. Reste eines ehemaligen Wasserschlösschens der Fürstäbte des Klosters Fulda, eine moderne katholische Kirche und alte Fachwerkhäuser prägen das Gesicht dieses Ortes.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografische Lage

Giesel liegt im Westen des Landkreises Fulda im malerischen Talkessel der Giesel, eines Nebengewässers der Fulda, an den östlichen Ausläufern des Vogelsberges. Die Kreisstadt Fulda liegt zehn Kilometer nordöstlich von Giesel.

Giesel liegt vollkommen von Wald umschlossen im „Gieseler Forst“, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet Hessens. Lediglich der Talzug, durch den die „Giesel“ Richtung Fulda fließt, ist durch frühere Rodungsmaßnahmen unbewaldet. Durch Giesel führt die Landesstraße L 3079 von Fulda nach Bermutshain im Vogelsbergkreis. Die Landesstraße L 3206 mündet, von Neuhof kommend, im Ortskern von Giesel in die L 3079. Bereits im Mittelalter führten die alten Handelswege der Ortesweg und die Antsanvia an Giesel vorbei.

[Bearbeiten] Geschichte

Der Bach Giesel (Gysilaha), an dem der gleichnamige Ort liegt, wird bereits in der durch den Fuldaer Mönch Eigil verfassten „Vita Sturmi abbatis“ erwähnt. 1148 wird Giesel (Giselaha) erstmals urkundlich bei der Aufsiedlung des wüstgewordenen Ortes durch den Cellarius – (Keller (Amt) bzw. Kellermeister genannt) Dudo aus dem Kloster Fulda erwähnt. 1330 wird eine zerfallene Kapelle durch den kaiserlichen Leibarzt und Würzburger Stiftsherrn Magister Nikolaus Roslon wieder aufgebaut. Zur gleichen Zeit baute Fürstabt Heinrich VI. von Hohenberg eine neue Burg in Giesel. Bis 1687 bildete Giesel ein eigenes fuldisches Amt und besaß seit 1357 ein Zollprivileg. Antsanvia und Ortesweg waren die Handelsstraßen die bei Giesel in fuldisches Stiftsgebiet führten. Von 1569 bis 1573 wirkte der evangelische Kaplan Peter Bang in Giesel, bevor unter Fürstabt Balthasar von Dernbach 1604 anlässlich einer Mission oder Rekatholisierung die letzten Einwohner zum katholischen Glauben zurückkehrten. 1717 wird durch den Fürstabt Konstantin von Buttlar, vermutlich an Stelle der von Fürstabt Heinrich VI. von Hohenberg errichteten Burg, das heute noch vorhandene Wasserschlösschen errichtet. 1727 wird Giesel wegen seines blühenden „Töpferhandwerkes“ auch „Doeppegisel“ genannt. 1731 wird Giesel zur eigenen Pfarrei erhoben und von der ehemaligen Mutterpfarrei Haimbach abgetrennt. 1789 wohnen 50 Nachbarn und acht Beisassen in Giesel. 1803 kommt Giesel durch die Säkularisation mit dem Zentamt Fulda an den Prinzen von Oranien, 1806 an das französische Département Fulda, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt, 1813 an Österreich, 1815 an Preußen und 1816 an Kurhessen. 1895 zählt Giesel 632 Einwohner. 1918 hatte Giesel insgesamt 48 Gefallene (Erster Weltkrieg) und 1945 insgesamt 56 Gefallene (Zweiter Weltkrieg) zu beklagen, bevor 1946 290 Vertriebene – vorwiegend aus dem Sudetenland – nach Giesel kamen und hier eine neue Heimat fanden.

[Bearbeiten] Neugliederung

Die ehemals eigenständige Gemeinde Giesel, zu der bis 1962 die Wohnplätz „Schlagberg“, die „Hessenmühle“ und „Kleinheiligkreuz“ (jetzt alle Kleinlüder) gehörten, wurde mit dem verbliebenen Wohnplatz "Zwickmühle" im Tal der "Kalten Lüder" im Rahmen der Gebietsreform des Landes Hessen zum 1. Januar 1973 in die neue Gemeinde Neuhof (bei Fulda) eingegliedert. Mit dem Kernort Neuhof sowie den Dörfern Dorfborn, Hattenhof, Kauppen, Rommerz, Hauswurz und Tiefengruben bildet Giesel die heutige Gemeinde Neuhof mit zusammen rund 11.100 Einwohnern (2007).

[Bearbeiten] Hauptort und Wohnplätze

Das Dorf Giesel umfasst den Hauptort Giesel und den ca. 3,1 km in nordwestlicher Richtung (Hosenfeld) im Gieseler Forst, im Tal der Kalten Lüder gelegenen Wohnplatz Zwickmühle.

Wohnplatz Zwickmühle. Die Zwickmühle ist ein seit Jahrhunderten bestehendes landwirtschaftliches Gehöft im Tal der Kalten Lüder am Westfuß des Himmelsberges. Der geschichtliche Ursprung dürfte wohl eine alte Mühle sein. Der Mühlenbetrieb besteht noch heute in eingeschränktem Umfang. Das zum Betrieb erforderliche Wasser wird der Kalten Lüder entnommen. Der Antrieb des Werkes erfolgt durch ein oberschlächtiges Wasserrad von 4,00 m Durchmesser sowie 0,70 m Breite und mit einer nutzbaren Kraft von ungefähr 3,7 PS = 2,7 kW. Der Höhenunterschied hat 4,20 m betragen. Betrieben wurde ursprünglich eine Mahlmühle und ein Sägewerk. Die Mahlmühle brannte jedoch 1949 ab und wurde danach nicht wieder aufgebaut. An der Ableitungsstelle liegt ein aus Steinen und Erde hergestelltes Wehr.

Wohnplätze Schlagberg, Hessenmühle und Kleinheiligkreuz. Die Wohnplätze Schlagberg, Hessenmühle und Kleinheiligkreuz mit dem Wallfahrtskirchlein gehörten bis zur Umgemeindung im Jahre 1962 zu Giesel. Im Jahre 1962 wurden diese Wohnplätze im Tal der Kalten Lüder der Gemeinde Kleinlüder zugeordnet. Mit der politischen Umgemeindung in die Gemeinde Kleinlüder endete auch die kirchliche Zugehörigkeit zur Pfarrei Giesel, die in der Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz ihren religiösen Mittelpunkt hatte. Kirchlich gehören diese Wohnplätze seitdem zur Katholischen Kirchengemeinde Johannes der Täufer in Kleinlüder. Mit der Umpfarrung endeten auch die über Jahrunderte jährlich zu den Hochfesten Kreuzauffindung ( 3. Mai) und Kreuzerhöhung (14. September) stattgefunden Wallfahrten von Giesel nach Kleinheiligkreuz. Erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die alte Tradition der Wallfahrt nach Kleinheiligkreuz auf dem alten Wallfahrtsweg über den Himmelsberg wieder aufgenommen. Die Wallfahrt erfolgt seitem im September zur Wallfahrtwoche "Kreuzerhöhung". Kleinlüder ist seit der Gebietsreform des Landes Hessen im Jahre 1972 in die Gemeinde Großenlüder eingegliedert worden.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Zentrum des Töpferhandwerkes

Giesel hatte in vergangenen Jahrhunderten durchaus eine wirtschaftliche Bedeutung für das Kloster Fulda, dessen Lehensherrschaft lange Zeit über Giesel herrschte. Zeugnis legen davon die zahlreichen im Staatsarchiv Marburg vorhandenen Urkunden über Verpfändungen des Lehens und das 1357 bereits erwähnte Zollprivileg ab. Die mit der günstigen strategischen Lage an den beiden mittelalterlichen Heeres- und Handelsstraßen Antsanvia und Ortesweg, die aus dem Frankfurter Raum kommend, bei Giesel in fuldisches Hoheitsgebiet und weiter über Fulda bis nach Leipzig führten, brachten Giesel einen gewissen wirtschaftlichen Vorteil und somit wohl auch einen bescheidenen Wohlstand. Eine in der Geschichtsforschung nachgewiesenen Schwerpunkt spielte Giesel im Töpferhandwerk.

Einige ausgewählte Daten sollen hier in einer kleinen Zeittafel Erwähnung finden:

  • 1400 erscheint die erste genaue Nachricht über das Töpferhandwerk. Fürtstabt Johann I. von Merlau (1395–1440) hatte das Dorf und Schloss „Gisla“ und einen Hof für 300 Gulden versetzt. Er behielt nur das Recht, „Eier und Töpferwaren nach Fulda geliefert zu erhalten“.
  • 1584 zeigen alte Rechnungen, dass viele Töpfe nach Schloss Bieberstein verkauft wurden.
  • 1640 gibt es in Giesel zwölf „Uhlmeister“ = Üllermeister (Töpfermeister).
  • 1660 erlässt der Abt von Fulda am 28. August 1660 für „Döpfergießel“ eine Art „Zunftordnung“.
  • 1832 gibt es 29 Töpfermeister in „Döpfergeisel“, davon sind aber nur noch 15 Töpfer tätig. Der Zunftmeister der Häfnerzunft von Giesel macht eine schriftliche Eingabe an das kurhessische Ministerium des Innern nach Kassel. Es wird sich über die schlechten Absatzmöglichkeiten sowie über die Konkurrenz aus Steinau und Lauterbach beschwert. Der Niedergang des Töpferhandwerkes und die aufkommende Industrialisierung wird in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erkennbar.
  • 1840 suchen viele Menschen in der Wetterau und im westfälischen Industriegebiet(sogenannte Westfalengänger).
  • 1842 starten der kurhessische Handels- und Gewerbeverein noch einen letzten Versuch,. das Töpferhandwerk zu retten. Ein neuer Brennofen sowie Töpferscheiben werden besorgt und Fachunterricht gegeben. Am „Himmelsberg“ wird eine neue Abbauanlage zur Tongewinnung errichtet.
  • 1850 wird der Gemeindebrennofen (am Dalles) in der heutigen Töpferstraße abgebaut und verkauft.
  • 1967/68 werden bei Kanalbauarbeiten und bei Erdarbeiten zum Neubau des Hauses Töpferstraße 6, eine ganze Reihe alter Tongefäße und große Mengen Scherben gefunden. Damit bestätigt sich die Vermutung, dass an dieser Stelle ein Brennofen stand. Unmittelbar nebenan auf dem Grundstück Töpferstraße 4 ist ein alter Brunnen (vermutlich aus dieser Zeit) vor Jahren freigelegt worden.

Braunkohlebergbau

Neben dem Töpferhandwerk ist die Braunkohleförderung ein Wirtschaftszweig, der sich jedoch in Giesel nicht festigen konnte. Nordwestlich von der Ortslage Giesel erhebt sich der 489,1 m hohe Hausberg, der „Himmelsberg“, der vulkanischen Ursprungs und dem Vogelsberg zuzuordnen ist. Unter dem Basaltgestein aus frühgeschichtlicher Zeit lagert in geringen Tiefen Braunkohle, die in der Zeit vor 1900 schon einmal in unbedeutendem Umfang abgebaut wurde. Der zweite Versuch das Braunkohlevorkommen gewerbsmäßig abzubauen wurde Anfang der 20. Jahrhunderts unternommen. Der Stollen wurde auf der Höhenlinie 450 m über N. N., von der „Bergwerksstraße“ horizontal durch den anstehenden Buntsandstein in das Berginnere des „Himmelsberges“ getrieben. Zu Tage gefördert wurde die Braunkohle über eine Gleisanlage mittels Bergbauloren (offene Güterwagen) einer Feldbahn. Sehr bald wurde jedoch festgestellt, dass die Braunkohle noch einen zu geringen Heizwert hatte. Man sagte, die Kohle sei tausend Jahre zu jung.

In der Heimatforschung ist verzeichnet, dass 1919 der aus Giesel stammende 16-jährige Eduard Heil beim Einfahren in den Stollen tödlich verunglückte. Bei der Einfahrt zur Wetterkontrolle unter Tage, auf der sich Heil befand, entzündeten sich in den Stollen eingetretene Gase durch die offene Grubenlampe (offene Flamme). 1920 wurde die Schachtanlage dann endgültig geschlossen. Heute noch sind der Schachteingang, Fundamente der Schachtanlage und die Abraumhalde sichtbar. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts befanden sich noch Reste von Gleisanlagen der Förderbahn vor dem Stolleneingang. Danach war der Schacht- und Stolleneingang zusammengefallen und nicht mehr begehbar. Nach der Ausweisung des „Himmelsberges“ zum Naturschutzgebiet im Jahre 1980, ist der Stolleneingang -der sich am Rande des Naturschutzgebietes an der sogenannten Bergwerksstraße befindet- durch die Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Kassel, wieder geöffnet worden und mit einen Holzverbau verschlossen worden. Der Stollen dient heute als Fledermausrefugium.

Kalibergbau

Giesel liegt in einem Kalibergbaurevier. Unter dem Dorf, in einer Tiefe von rund 500 m, wird durch die Kasseler K+S AG (früher Kali und Salz AG bzw. Wintershall AG) eine Lagerstätte mit Kalisalz abgebaut. Die unterirdische Lagerstätte wird von der Schachtanlage in Neuhof-Ellers erschlossen und reicht in der Fläche in der Ausdehnung von Neuhof bis kurz vor Bad Salzschlirf. Sie ist fast identisch mit der Größe des „Gieseler Forstes“, einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Hessens. 1899 wird mit den Salzbohrungen zwischen Giesel und Neuhof begonnen. 1905 wurde bei der Erschließung der Lagerstätte auch in der Gemarkung Giesel ein Bohrturm betrieben. Die damalige Kaligesellschaft Neuhof hatte diesen errichtet. Ein Foto des Bohrturmes in der Flurlage „In der Wiebelbach“ des Fotografen Simon aus Fulda trägt den Stempel des Jahres 1905. Der Bohrturm stand an der Zufahrt zu den beiden heutigen Aussiedlerhöfen Linden- und Hermeshof in der Flurlage „In der Wiebelbach“. Im gleichen Jahr wurde durch Bergwerkbesitzer Emil Sauer, Berlin, die „Kaligewerkschaft Hedwigsburg Neuhof“ gegründet. Am 19. Januar 1906 erfolgte in Neuhof-Ellers der erste Spatenstich zum Bau Schacht- und Übertageanlagen.

Das Kaliwerk beschäftigt heute rund 700 Mitarbeiter. Im Kalibergbau sind viele Bürger aus Giesel beschäftigt und arbeiten beim Abbau unter Tage oder in der Kalisalzfabrik über Tage. Die Abraumhalde ist Wahrzeichen der Kaligemeinde Neuhof bei Fulda und prägt die Landschaft wesentlich. Auf dieser Halde erfolgt die Lagerung des stark salzhaltigen nicht verwertbaren Abbaumaterials aus der Lagerstätte.

[Bearbeiten] Kirchengeschichte / Religion

[Bearbeiten] Katholische Kirche

[Bearbeiten] Geschichte der Pfarrei St. Laurentius

Frühgeschichte bis zur Bildung einer eignen Pfarrei

Giesel liegt seit seiner Gründung, die vermutlich durch das Kloster Fulda erfolgte, zu allen Zeiten in einem durch die katholische Religion geprägten Landstrich, der ehemals zum Hoheitsgebiet des durch Sturmius gegründeten Kloster Fulda zählte und sich bis heute bewahrt hat. Im Gebiet des „Himmelsberges“ an der „Sieberzheiligen“ , unweit des Verlaufes der alten Heer- und Handelsstraßen Ortesweg und der Ansanvia endete das Gebiet der Karlmann-Schenkung im Gemarkungsbereich von Giesel (alter Sandstein markiert den ehemaligen Grenzverlauf). Karlmann, der Bruder des späteren fränkischen Königs Pippin, übergab den Adelshof Eiloha am Fulda-Fluss samt Umland im Radius von 4.000 Schritt im Jahre 744 an Bonifatius zur Gründung eines Klosters; es ist dies die sogenannte Karlmann-Schenkung. Im Auftrag des Bonifatius gründete Sturmi hier am 12. März 744 das Benediktinerkloster Fulda.

Eine erste zerfallene Kapelle, die der hl. Maria Magdalena geweiht war, wurde 1330 erwähnt und wiederaufgebaut. 1333 wurde ein Burgkaplan Nikolaus (Roslon?) für Giesel genannt, das damals zur Pfarrei Haimbach gehörte. 1489 wurde die Gieseler Kapelle der hl. Maria Magdalena geweiht. Von 1569 bis 1573 wirkte der evangelische Kaplan Peter Bang in Giesel. 1594 gehörte die nun erwähnte „Schlosskapelle“ zur Pfarrei Haimbach und 1604 kehrten anlässlich einer Mission die letzten Einwohner zum katholischen Glauben zurück. In der Zeit von 1632 bis 1634 war während der hessischen Okkupation der protestantische Prediger Magister Bremer in Giesel tätig. In 1657 wurde der heute noch vorhandene Taufstein aufgestellt und 1659 begannen eigene Kirchenbücher für Giesel (Pfarramt Haimbach). 1693 wurde der älteste Gieseler Bildstock in der heutigen Töpferstraße (noch vorhanden) errichtet. Weitere noch erhaltene Bildstöcke wurden in den Jahren um 1750 am Ortsausgang nach Neuhof (an der Landesstraße 3206), 1767 am Weg zum Friedhof (Am Mühlberg), 1821 am Wegstern auf der Anhöhe Sieberzheiligen (an der Landesstraße 3079), 1828 beim Friedhof in der Zellertstraße, 1864 unweit des Ortsausganges nach Hosenfeld und am Beginn des Wallweges nach Kleinheiligkreuz (An der Windmühle) 19. Jahrhundert errichtet.

Erhebung zur Pfarrei

1731 wurde Giesel von der Pfarrei Haimbach abgetrennt und zur Pfarrei im Dekanat Großenlüder erhoben. Zur Pfarrei Giesel gehörte auch die Wallfahrtskirche „Zum hl. Kreuz“ in Kleinheiligkreuz (bis 1962, dann Pfarrei Kleinlüder). 1763 wurden bei einer Visitation die Mauern der Kirche als fest, Turm und Dach als unbeschädigt, der Innenraum aber als dunkel und feucht bezeichnet. 1830 kam Istergiesel als Filialgemeinde zu Giesel (vorher ebenfalls Pfarrei Haimbach). 1832 wurde ein neues Pfarrhaus in der heutigen Laurentiusstraße 36 gebaut. 1840 kam Giesel zum neu gebildeten Dekanat Neuhof. 1856 wurde der Bau einer neuen Kirche in der heutigen Laurentiusstraße 38 begonnen. Sie wurde 1859 vollendet und am 4. August 1861 durch den Fuldaer Bischof Christoph Florentius Kött zu Ehren des hl. Laurentius konsekriert. 1890 wurde eine neue Orgel mit zehn Registern eingebaut. 1910 zählte die Pfarrei 822 Seelen. Davon wohnten 621 in Giesel zusammen mit zehn Protestanten. Zur Herstellung von Kriegsmaterial mussten im Ersten Weltkrieg die Kirchenglocken bis auf die Laurentiusglocke, die heute in der Friedhofskapelle hängt, abgeliefert werden. 1922 wurden zwei neue Kirchenglocken angeschafft. 1928 erhielt die Kirche eine neue Orgel mit 14 Registern (1963 für die neue Kirche umgebaut). 1942 mussten erneut alle Glocken bis auf die Laurentiusglocke zu Kriegszwecken (Zweiter Weltkrieg) abgeliefert werden. 1950 wurden für die Kirche zwei neue Glocken (St. Josef, St. Maria) angeschafft. 1961 wurde nach 100 Jahren Nutzung die alte Pfarrkirche St. Laurentius abgerissen und mit dem Bau die heutige Pfarrkirche St. Laurentius errichtet. Im gleichen Jahr wurde nach Abbruch des im Jahr 1832 errichteten Pfarrhauses an gleicher Stelle ein neues Pfarrhaus fertiggestellt.

Neue Pfarrkirche

Am 3. Juni 1962 wurde die neue, im modernen Baustil errichtete Kirche durch den Fuldaer Weihbischof und späteren Bischof Dr. Eduard Schick zu Ehren des hl. Laurentius konsekriert.Sie wurde nach den Plänen der Architekten E. Weber und H. Roer, Fulda, von der Firma Ulrich - Bau, Fulda, errichtet. Im gleichen Jahr wurde der in 1908 angelegte Friedhof an der Zellert im Rahmen des laufenden Flurbereinigungsverfahrens erweitert. Die politische Gemeinde Giesel errichtete auf der Erweiterungsfläche eine neue Friedhofskapelle, die ebenfalls von den Architekten Weber und Roer, den Planern der neuen Pfarrkirche, entworfen war. Die Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz wird 1962 von Giesel abgetrennt und der Pfarrkuratie Kleinlüder angeschlossen, die neue Kirche erhielt zwei neue Glocken (St. Laurentius, St. Anna), die aber schon 1971 durch neue ersetzt werden mussten, da die Glocken von 1962 Risse zeigten. Der Glockenguss erfolgte durch die Glockengießerei Petit und Edelbrock, Kassel. Aus der Kirchengeschichte ist somit die Existenz dreier Kirchen bzw. Kapellen in Giesel belegt. Der Standort der ersten Kirche (Kapelle) befand sich in der Schloss- bzw. Zellertstraße auf dem 1959 aufgegebenen und eingeebneten alten Friedhof (heute Grundstück Zellertstraße 6) in der Nähe der ehemaligen Burg bzw. des Wasserschlösschens (heute Schlossstraße 2, Schlosskapelle?). Die zweite Kirche war die 1861 konsekrierte St. Laurentiuskirche und befand sich am gleichen Standort der heutigen dritten Kirche, der zweiten Laurentiuskirche, im ehemaligen „Joßgarten“ in der Laurentiusstraße 38.

Neuzeit und Gegenwart der Pfarrei

Das Bistum Fulda, zu dem Giesel zugehörig ist, wurde 2002 durch den Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, einer Neugliederung, die als „Pastoraler Prozess“ bezeichnet wird, unterzogen. Ein Punkt dabei ist der Zusammenschluss selbstständiger Gemeinden zu Pastoralverbünden, d. h. zu größeren Seelsorgeeinheiten, die aus mehreren Pfarreien bestehen. In diesem Zusammenhang wurden die Pfarreien im Laufe des Jahres 2006 zu 48 Pastoralverbünden zusammengelegt, wobei die Pfarreien ihre Selbstständigkeit behalten haben. Auch die Struktur der Dekanate wurde zum Teil durch Zusammenlegungen verändert. Seit dem 1. April 2007 gibt es bistumsweit insgesamt nur noch zehn Dekanate.

Mit der Neugliederung des Bistums wurde die Pfarrei St. Laurentius in Giesel dem Stadtdekanat Fulda sowie dem neu gebildeten Pastoralverbund Herz Jesu Fulda-West zugeordnet. Dem Pastoralverbund gehören neben St. Laurentius in Giesel auch die Pfarreien St. Markus in Fulda-Haimbach mit der Filialkirche St. Hubertus in Fulda-Oberrode, Hl. Kreuz in Fulda-Maberzell und St. Andreas in Fulda-Neuenberg an. Die bisherige Filialgemeinde Maria Geburt Fulda-Istergiesel, die seit 1830 von der Pfarrei Haimbach der Pfarrei Giesel zugeordnet war, wurde im Rahmen der Neugliederung des Bistums im Jahre 2006 dem Pfarrverbund Johannesberg im Dekanat Fulda zugeordnet. Die Betreuung und Verwaltung wird nunmehr von der Pfarrei St. Johannes d. Täufer, Johannesberg, sichergestellt.

Die Pfarreien St. Andreas in Fulda-Neuenberg und St. Laurentius in Giesel werden seit dem 1. September 2006 von Pfarrer Winfried Abel (Pfarrei St. Andreas) gemeinsam seelsorgerisch betreut und verwaltet, während Pfarrer Markus Schneider (Pfarrei St. Markus) die Pfarreien St. Markus in Haimbach und Hl. Kreuz in Fulda-Maberzell gemeinsam betreut und verwaltet.

Zum Dechanten des Stadtdekanats Fulda wurde am 13. Juli 2007 Pfarrer Dr. Dagobert Vonderau (Pfarrei St. Lukas in Fulda-Aschenberg) ernannt, das Amt des stellvertretenden Dechanten nimmt Pfarrer Elmar Gurk (Pfarrei St. Elisabeth in Fulda) wahr.

[Bearbeiten] Liste der katholischen Pfarrer in Giesel

  • 1731 – 1795

1. Stöhr, Johann Sebastian, aus Fulda, Pfarrer in Giesel von 1731 – 1739, in Kämmerzell von 1739 – 1753, verstorben 1753.

2. Zentgraf, Johann Valentin, aus Dörmbachshof (Pfarrei Schwarzbach), geboren 1707, Priesterweihe 1731, Pfarrer von Giesel von 1739 – 1751, in Hofbieber von 1751 – 1757, und in Kämmerzell von 1757 – 1793, verstorben 1793.

3. Blatterspiel, Johann Adam, aus Fulda, geboren 1712, Kaplan in Fulda und Hattenhof, Pfarrer von Giesel von 1751 – 1763, in Buttlar von 1763 – 1787, verstorben 1787.

4. Weiss, Johann Christian, aus Fulda, geboren, Kaplan in Burghaun von 1759 – 1763, Pfarrer von Giesel von 1763 – 1772, in Kirchhasel von 1772 – 1779, verstorben 1779.

5. Bormann, Johann Valentin, aus Margretenhaun, geboren 1729, Kaplan in Motten und Herbstein, Pfarrer in Giesel von 1772 – 1779, in Kirchhasel von 1779 – 1792, verstorben 1792,

6. Halbleib, Johann Georg, aus Brückenau, Kaplan in Schwarzbach und Hosenfeld, Pfarrer in Giesel von 1779 – 1795, verstorben ?

  • 1795 – 1906

7. Böhm, Konrad, aus Fulda, Kaplan bzw. Pfarrverweser in Schleid und Kranlucken, Pfarrer in Giesel von 1795 – 1801, in Burghaun von 1801 – 1826, verstorben 1826.

8. Bettinger, Johann – Schreibweise auch Böttinger, aus ? geboren ? Kaplan in Schmalnau Pfarrer in Giesel von 1801 – 1829 verstorben 1829

9. Kollinger, Martin, aus Fulda, geboren 1789, Kaplan in Margretenhaun, Pfarrer in Giesel von 1830 – 1843, anschließend Pfarrer in Großkrotzenburg, verstorben 1871.

10. Körber, Georg Paul aus Fulda, geboren 1806, Kaplan in Fulda und Flieden, Pfarrer in Giesel von 1843 – 1849, Anschließend Hospitalpfarrer in Fulda, verstorben 1862.

11. Graner, Damian aus Neuhof, geboren 1811, Kaplan in Burghaun, Pfarrer in Giesel von 1849 – 1871, verstorben 1871.

12. Günst, Martin aus Naumburg (Kassel), geboren 1834, Priesterweihe 1858, Kaplan in Neuhof, Burghaun und Hersfeld, Pfarrer in Giesel von 1871 – 1906, verstorben 1906.

  • 1906 – 1938

13. Weigand, Andreas aus Altenmittlau (Gelnhausen), geboren 1866, Priesterweihe 1894, Kaplan in Eiterfeld und Neustadt, Kurat in Alsberg und Birstein, Schulvikar in Butterstadt, Pfarrer in Apolda von 1903 – 1906, Pfarrer in Giesel von 1906 – 1914, anschließend Pfarrer in Großentaft, verstorben in 1925.

14. Lecher, Heinrich aus Niederklein (Marburg), geboren 1876, Priesterweihe 1901, Kaplan in Batten, Eiterfeld und Marborn, Pfarrer in Giesel von 1914 – 1927, in Steinhaus von 1928 – 1949, verstorben 1952.

15. Graf, Karl, aus Allendorf (heute Stadtallendorf bei Marburg), geboren 1875, Priesterweihe 1902, Kaplan in Neuhof, Somborn, Blankenau und Kämmerzell, Pfarrer in Giesel von 1928 – 1936, 1929 Gründer des Katholischen Gesellenvereins Giesel (später: Kolpingsfamilie Giesel), Anschließend Pfarrer in Erfurtshausen, verstorben 1959, Grabstätte Friedhof Erfurtshausen.

16. Büttner, Dr. Hermann Josef, aus Hünfeld, geboren 1890, Priesterweihe 1915, Kaplan in Erfurtshausen, Marburg und Vacha, Kurat in Marborn, Pfarrer in Giesel von 1936 – 1938, verstorben 1938.

  • 1938 – 1966

17. Haas, Valentin, aus Hahnershof (Elters/Rhön), geboren 1884, Priesterweihe 1913, Kaplan in Ulmbach, Anzefahr und Flieden, Kurat in Wölf und Bermbach, Pfarrer in Nierderorschel von 1934 – 1938, Pfarrer in Giesel von 1938 – 1956, Versetzung in den Ruhestand 1956, verstorben 1958.

18. Paul, Eduard, Geistlicher Rat, Dechant, aus Emsdorf, geboren 1906, Priesterweihe 1932, Kaplan in Margretenhaun, Dipperz, Neuhof, Kurat in Mernes, Pfarrer in Giesel von 1956 – 1958, anschließend Pfarrer in Flieden, Versetzung in den Ruhestand 1973, verstorben 1979.

19. Rosenkranz, Otto, aus Elbing (Ostpreußen), geboren 1902, Priesterweihe 1928, Kaplan in Peterswalde, Tolksdorf, Mehlsack, Pfarrer in Johannisburg von 1937 – 1945, anschließend Seelsorger zur Aushilfe in Batten, Tann, Seiferts, Pfarrer (Daueradministrator) in Giesel von 1958 – 1960, anschließend Pfarrer in Haselstein, Züntersbach, verstorben 1971,

20. Mönninger, Josef, aus Rüdigheim (Marburg), päpstlicher Kaplan mit dem Titel Monsignore und Ehrenprälat, geboren am 4. Dezember 1919, Priesterweihe 24. Juli 1949, Bischof Dr. Johannes Dietz, Kaplan in St. Sturmius und Stadtpfarrei Fulda, 1955 Diözesanpräses des Kolpingwerkes, 1956 Diözesanjugendseelsorger, Pfarrer in Giesel von 1960 – 1966, Pfarrer in St. Bonifatius, Kassel 1966 – 1976, 1972 Ernennung zum Dechant bzw. Regionaldechant Kassel, 1977 Ernennung zum Ordinariatsrat und Ehrendomkapitular und 1978 – 1989 Domkapitular und Leiter des Seelsorgeamtes, 1984 – 1995 Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes, Versetzung in den Ruhestand ?

  • 1966 – heute

21. Paul, Anton, Geistlicher Rat aus Emsdorf (Marburg), geboren 1912, Priesterweihe 1938, Kaplan in Suhl, Eisenach, Bad Frankenhausen und Hofgeismar, Kurat in Melsungen, Pfarrer in Giesel von 1966 – 1978, Versetzung in den Ruhestand, Heimgeistlicher im St. Josefsheim, Fulda, verstorben ? Grabstätte: Städtischer Friedhof Fulda, Künzeller Str.

22. Pater Janas, Heinrich, Pallottiner, Limburg, aus Prag, geboren am 26. Januar 1935, Novize bei den Pallottinern, erste Profess am 25. April 1958, Priesterweihe am 17. Juli 1962, Präfekt in Salzburg und Rheinberg, Kaplan in Winklern (Kärnten), Kaplan in Solingen von 1966 – 1970, Kaplan in St. Andreas in Fulda-Neuenberg von 1970 – 1981, In dieser Zeit zwischen Pfr. Paul und Pfr. Faulstich ein Jahr Administrator in Giesel. Pfarrer der Gemeinde St. Gallus, St. Laurentius und St. Sebastian in Alzenau-Michelbach, Unterfranken, von 1981-2003, Zeitweise Religionslehrer an der Realschule in Alzenau, verstorben am 2. September 2003 im Missionshaus der Pallottiner in Limburg, Grabstätte: Friedhof des Missionshauses der Pallottiner in Limburg.

23. Faulstich, Rudolf, Geistlicher Rat, aus Blankenau, geboren am 14. Dezember 1914, Priesterweihe 1948, Kaplan in Rasdorf und Marbach, Kurat in Momberg, Pfarrer in Hosenfeld von 1964 – 1978, aus gesundheitlichen Gründen 1978 wegen Krankheit in den Ruhestand versetzt, Aushilfe in Löschenrod, Pfarrer in Giesel vom 1. Mai 1979 - Ruheständler mit Wohnsitz in Bimbach, verstorben: 16. März 1998 im Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth, Blankenau, Grabstätte: Friedhof Blankenau.

24. Schminke, Joseph, ? aus ? geboren am 20. Mai 1916, Priesterweihe … Pfarrer in Hünfeld, St. Ulrich bis 1984, Pfarrer von Giesel 1984 – 1989, verstorben in Giesel am 29. März 1989, Grabstätte: Friedhof Giesel.

25. Langner, Bernhard, aus Fraunstadt bei Breslau in Schlesien, geboren am 9. Dezember 1941, Priesterweihe am 26. März 1972 im Fuldaer Dom durch Bischof Dr. Adolf Bolte, Hilfsgeistlicher in Hauswurz, Kaplan in Marbach 1972 – 1975, Kaplan in der Stadtpfarrei St. Blasius Fulda 1975 – 1978, Pfarrkurat in Wetter 1978, Pfarrer in Aufenau von 1978 bis zum 31. August 1989, Pfarrer in Giesel vom 1. September 1989 bis zum 31. August 2006, Versetzung in den Ruhestand zum 1. September 2006, Ruheständler mit Wohnsitz ab 11. Januar 2007 in Aufenau.

26. Abel, Winfried, aus Fulda, geboren am 5. Februar 1939, Priesterweihe am 21. März 1964 in Fulda, Kaplan in Somborn und Fulda, ab 1970 13 Jahre lang Gefängnisseelsorger in Kassel, 1983 bis 1986 Ökumenisches Lebenszentrum Craheim, 1986 bis 1989 Bischöfliches Konvikt, geistliches Jugendzentrum, Fulda, Pfarrer von St. Andreas in Fulda-Neuenberg seit 1. Oktober 1989, gleichzeitig Pfarrer in Giesel mit Wirkung vom 1. September 2006 (Pfarrverbund „Fulda-West“).

[Bearbeiten] Evangelische Kirche

Die Evangelische Kirche im Raum Fulda befindet sich in der Diaspora. Giesel hat in seiner Geschichte bis auf die Wirren in der Reformationszeit lediglich zwei Hinweise auf das Wirken evangelischer Geistlicher in Orte. Von 1569 bis 1573 wirkte der evangelische Kaplan Peter Bang in Giesel. In der Zeit von 1632 bis 1634 war während der hessischen Okkupation der protestantische Prediger Magister Bremer in Giesel tätig. Weitere Informationen über evangelisches Leben sind nicht überliefert. Nach den geschichtlichen Erkenntnissen wurde der katholische Glaube durch die im Kloster Fulda und dem späteren Hochstift wirkenden Äbte und späteren Fürstbischöfe in Giesel immer wieder verteidigt und gefestigt. Eine besondere Rolle scheint der Fürstabt Balthasar von Dernbach dabei gespielt zu haben. Der evangelische Glaube, hatte im Verlauf der Geschichte wie auch heute, nur eine geringe Bedeutung. Eine Bestätigung zu dieser Feststellung ergibt sich aus Fundstellen im Staatsarchiv Marburg. Dort wurde der Hinweis auf das Jahr 1604 gefunden wonach die letzten Einwohner von Giesel anlässlich einer Mission zum katholischen Glauben zurückkehrten.

Heute sind die in Giesel lebenden evangelischen Christen dem Pfarrbezirk 1, der Evangelischen Kirchengemeinde Fulda-Bronnzell–Eichenzell, zugeordnet. Das Pfarramt befindet sich in Fulda-Bronnzell. Die Kirchengemeinde ist auf zwei Pfarrbezirke aufgeteilt und erstreckt sich im Pfarrbezirk Bronnzell auch auf Giesel. Weiter zählen die Stadtteile Bronnzell, Edelzell, Harmerz, Istergiesel, Johannesberg, Kohlhaus, Mittelrode, Niederrode, Oberrode, Sickels, Zell, Zirkenbach und von der Gemeinde Künzell die Orte Engelhelms und Pilgerzell noch zum Pfarrbezirk. Treffpunkt der Gemeinde ist die Evangelische Friedenskirche, Wartburgstraße 1, 36043 Fulda-Bronnzell.

[Bearbeiten] Politik seit 1945

[Bearbeiten] Nachkriegszeit bis 1973

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurden die politischen Entscheidungen in Giesel zunächst von der amerikanischen Militärregierung getroffen. Mit der landesweiten Entnazifizierung wurden auch in Giesel alle Funktionsträger wie Lehrer, Bürgermeister, Beamte der ehemaligen Nazidiktatur und viele andere auf ihre politische Vergangenheit und Parteizugehörigkeit zur NSDAP überprüft. Nach der Entnazifizierung wurde dann im Jahre 1945 von der Militärregierung der erste kommissarische Bürgermeister in Giesel eingesetzt. Es war Ferdinand Ruppel. Dieses Amt übte er unter schwierigsten Verhältnissen (Unterbringung von fast 300 Flüchtlingen und Heimatvertriebenen) bis zur ersten demokratischen Kommunalwahl in 1948 aus. Bei dieser Wahl wurde erstmals auch die Gemeindevertretung (Gemeinderat) von der Wahlberechtigten Bevölkerung gewählt. Nach erfolgter Konstituierung des ersten Gieseler Nachkriegsparlamentes, erfolgte in der gleichen Sitzung die Wahl des neuen Bürgermeisters. Diese wählte zum ersten demokratisch gewählten Nachkriegsbürgermeister von Giesel, Ferdinand Ruppel. Damit wurde er in seiner Funktion, die er von der Militärregierung kommissarisch übertragen bekommen hatte, bestätigt. Bei den folgenden Kommunalwahlen in den Jahren 1948, 1952, 1956 und den jeweils anschließenden Bürgermeisterwahlen (durch die jeweils gewählte Gemeindevertretung) wurde er erneut in seinem Amt bestätigt. Ferdinand Ruppel leitete die Geschicke der Gemeinde in den 15 Nachkriegsjahren bis 1960.

1960 wurde als zweiter Bürgermeister nach dem Krieg Leonhard Glotzbach durch die Gemeindevertretung gewählt. Dieses Amt begleitete er zwölf Jahre bis zur Gebietsreform des Landes Hessen 1972/73. In seiner Amtszeit erlebte Giesel eine Um- und Aufbruchzeit, die durch zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur begleitet wurde.

[Bearbeiten] Entwicklung seit 1973

Mit der Gebietsreform und der Eingliederung von Giesel in die Gemeinde Neuhof zum 1. Januar 1973 ging das Bürgermeisteramt in Giesel unter und wurde entsprechend der Gesetzeslage durch einen Ortsvorsteher, der durch den Ortsbeirat gewählt wird, ersetzt. Die Stellung des Bürgermeisters wurde ab diesem Zeitpunkt durch den gewählten hauptamtlichen Bürgermeister der neuen Großgemeinde Neuhof ersetzt (siehe Bürgermeister von Neuhof).

[Bearbeiten] Bürgermeister und Ortsvorsteher

Titel Name von bis
Bürgermeister Ferdinand Ruppel 1945 1960
Bürgermeister Leonhard Glotzbach 1960 1972
Ortsvorsteher Karl Schneider 1972 1993
Ortsvorsteher Karl-Heinz Block 1993 2000
Ortsvorsteher Ewald Schneider 12. Januar 2001 27. April 2001
Ortsvorsteher Reiner Schnell 27. April 2001 heute

[Bearbeiten] Vereine

In den nachstehenden Jahren wurden folgende Vereine in Giesel gegründet und bereichern mit ihren Aktivitäten das kulturelle und sportliche Leben in der Vogelsberggemeinde.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Christoph Kalb, Pädagoge und Kantor, geboren am 17. Januar 1895 in Kassel, verstorben am 4. Januar 1980 in Giesel. Christoph Kalb besuchte die Volksschule und anschließend der Präparadie in Fritzlar als Vorschule zum Lehrerseminar. 1916 trat er seine erste Stelle als Lehrer im südhessischen Roßbach an, bevor er 1918 nach Giesel versetzt wurde. Hier blieb er, bis er 1960 schließlich pensioniert wurde. Von 1918 bis zu seinem Tod 1980 war Kalb außerdem als Organist an der Pfarrkirche St. Laurentius tätig. 1954 wurde ihm der Titel Kantor verliehen. Insgesamt war Kalb 42 Jahre lang als Hauptlehrer und 62 Jahre lang als Kantor in Giesel tätig. Daneben betätigte er sich auch als Komponist, Dichter und Theatermensch. In der Region war er auch ein bekannter Landschaftsmaler. Für seine Verdienste wurde Kalb im Februar 1975 mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen und im Dezember des selben Jahres mit dem Ehrenbrief der Gemeinde Neuhof ausgezeichnet. Die an seinem früheren Wohnhaus vorbeiführende Kleine Schulstraße wurde 1985 anläßlich seines 90. Geburtstages durch die Gemeindevertretung Neuhof nach ihm in „Christoph-Kalb-Straße“ umbenannt. Anlässlich seines 100. Geburtstages erhielt das Bürgerhaus den Namen "Christoph-Kalb-Haus".
  • Josef Mönninger, geboren am 4. Dezember 1919 in Rüdigheim bei Marburg, päpstlicher Kaplan mit dem Titel Monsignore und Ehrenprälat, Domkapitular an der Fuldaer Kathedralkirche, dem Dom zu Fulda, Ehrendomkapitular des Kapitels der Kathedralkirche zu Plymouth in England, Priesterweihe am 24. Juli 1949 durch Bischof Johann Baptist Dietz, Fulda, wurde 1960 zum Pfarrer in Giesel ernannt. Folgende Baumaßnahmen wurden von ihm initiiert und umgesetzt: Neubau der St. Laurentiuskirche, Neubau des Pfarrhauses, Neubau Friedhofskapelle und des Jugendheimes. Am Herzen lag ihm die Seelsorge an der Jugend. Gleichzeitig war er Präses der Kolpingsfamilie und der Kath. Frauengemeinschaft in Giesel. Sein Wirken in Giesel gestaltete sich sehr segensreich, so dass noch heute Kontakte zu seiner ehemalige Pfarrei bestehen. 1966 wurde ihm durch Bischof Adolf Bolte die Seelsorge in die Pfarrei St. Bonifatius, Kassel-Ihringshausen, übertragen.

[Bearbeiten] Literatur

  • In den „Hessischen Blättern für Volkskunde“, Band 58, 1967 hat A. Höck, der bei den Grabungsarbeiten in Giesel (Bodendenkmalpflege Marburg) eingeschaltet war, eine Abhandlung über das Töpferhandwerk in Giesel verfasst.

[Bearbeiten] Quellen

Andere Sprachen


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