Fischerei
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Mit Fischerei bezeichnet man die Wirtschaftszweige, die sich mit dem Fangen und Züchten von Fischen und anderen Wassertieren zur Nahrungsgewinnung und Weiterverarbeitung beschäftigen. Die Fischerei zählt zum primären Wirtschaftssektor, zu dem auch Landwirtschaft und Bergbau gehören. Wichtig für eine nachhaltige Fischerei ist eine verlässliche und langfristig angelegte Fischereiforschung, wie sie in Deutschland z. B. von der Bundesforschungsanstalt für Fischerei betrieben wird.
Eine Sonderform der Fischerei ist die Aquakultur, das Züchten von Wasserlebewesen.
Gefangen werden auch wirbellose Tiere wie Weichtiere (Mollusca) und Krebse (Crustacea), deren Anteil, soweit dieser statistisch überhaupt erfasst wird, im Vergleich zu den Fischen bescheiden aussieht. Unter den wirtschaftlich bedeutenden Mollusken herrschen die Muscheln wie Austern, Miesmuscheln und Kamm-Muscheln vor, die in gemäßigten Zonen auch bewirtschaftet werden. Die zahlreichen befischten Großkrebsarten wie Hummer, Langusten, Kaisergranat oder Schmalhummer, sowie Krabben und Garnelen gehören alle in die Kategorie der Delikatessen.
Das Fleisch von Knorpelfischen wie Haien und Rochen, die als Nebenprodukt (Beifang) der Netz- und Angelfischerei anfallen, finden geteilten Zuspruch. Aus deren Leber, besonders von großen Arten (z. B. Grönlandhai) wird vitaminhaltiger Tran gewonnen. Die mit Placoid-Zähnchen durchsetzte Haut findet zum Schleifen von Holz und zur Herstellung von Leder Verwendung, die Bauchlappen des Dornhais werden geräuchert und als Schillerlocken verkauft.
Die Hauptanstrengungen der Seefischerei gelten jedoch einer relativ kleinen Zahl von Knochenfischen wie den Heringsartigen (Clupeidae), besonders vom Hering, sowie den Dorschartigen (Gadidae), zu denen auch der Kabeljau zählt. Wirtschaftlich sehr wichtig sind auch die Makrelenartigen (Scombridae), zu denen neben der Makrele auch die Thunfische gehören.
Auch der Fang von Meeressäugern (Walfang) ist ein Teilgebiet der Fischerei.
[Bearbeiten] Geschichte
Während die Sammeltätigkeit von maritimen Schalentieren durch die bereits paläolitischen Køkkenmøddinger (lebten vor etwa 33.000 Jahren) belegt ist, erscheinen erste Hinweise auf Fischfang mit Haken, Netzen und Stellzäunen ab dem Mesolithikum. Ab dieser Zeit finden sich auch Hinweise auf Fischfang der von Booten aus betrieben wurde. Beleg dafür sind die Überreste von Fischarten, die im offenen Meer vorkommen.
[Bearbeiten] Fangtechniken und -methoden

In der langen Geschichte der Fischerei sind viele Fangtechniken und -methoden entwickelt worden, die sich grob in Fischerei in bestimmten Gewässertiefen und -typen sowie die dabei angewandte Fangmethode gliedern lassen.
Jede Fangmethode besteht aus zwei Phasen,
I. der Steuerung des Fischverhaltens, dies sind alle Maßnahmen, die eine Ortsveränderung des Fisches durch Erreger bewirken.
- 1. Anlocken
- 2. Scheuchen
- 3. Indifferenz
II. dem Erfassen des Fangobjektes
- 1. Vermaschen (Verhaken mit den Kiemen)
- 2. Labyrinth (reusenähnliche Geräte)
- 3. Seihen (Kescher oder Schleppnetz)
- 4. Haken (Angelhaken oder Harpune)
- 5. Saugen (Fischpumpe)
Von den Fischereifahrzeugen werden speziell angefertigte Netze durch das Wasser oder am Meeresgrund entlang gezogen. Die in den Netzen gefangenen Fische werden an Bord des Schiffes gezogen, wo sie häufig bereits weiterverarbeitet werden, z. B. zu Frostware.
Spezielle Fangtechniken sind unter anderem jene:
[Bearbeiten] Netzfischerei
Es gibt zwei Kategorien von Netzfischerei, eine passive und eine aktive. Zur passiven gehören die Stell- und Treibnetze, die wie senkrechte stehende Vorhänge ausgelegt werden. Der obere Rand des Netzes (Obersimms) ist mit Schwimmern (Flotten, Glaskugeln Kork, Plastikschwimmer) versehen, der untere (Untersimms) mit Gewichten (Senker, Eisenketten, Blei u. a.) beschwert. Sind diese schwerer als der Auftrieb der Schwimmer, setzt sich das Netz als sogenanntes Stellnetz auf dem Meeresgrund auf. Bei schwächer belastetem Untersimms kann das Netz als Treibnetz an der Oberfläche oder in einer gewünschten Tiefe schweben. Passiv ist damit zu verstehen, dass die Netze stationär sind und dass die Fische meist mit den Kiemen oder Flossen sich im Netz verfangen, wobei die Maschengröße über die hängen gebliebenen Beute (z. B. Dorsch, Plattfisch) entscheidet. Die Treibnetze werden zum Fang pelagischer Arten (Heringe, Makrelen, Lachs, Dorschartige u. a.) eingesetzt. Dabei werden auch sogenannte Gadder-, Spiegel-, oder Dreiwandnetze verwendet, die aus zwei oder drei aneinander liegenden Netzen bestehen. Das eigentliche Fangnetz (Innengarn) ist engmaschig. Diesen ist ein- oder beidseitig ein weitmaschiges Netz (Spiegel) vorgehängt. Der durch die weiten Maschen schwimmende Fisch verfängt sich im losen, ihn sackförmig umhüllenden Innengarn, wobei die Außennetze ein Entweichen verhindern.
Bei der aktiven Netzfischerei werden Schleppnetze wie Käscher eingesetzt. Die nur in Oberflächenschichten verwendete Ringwade (Purse seine) wird gezielt gegen optisch oder mit Echolot wahrgenommene Schwärme (Lachs, Makrele, Thunfisch, Sardinen, Heringe, Sprotten) eingesetzt. Diese werden mit einem schnellen Boot umfahren, das von einer stationären Boje oder einem Beiboot ausgehend auf einer Kreisbahn ein bis zu 500 m langes Netz ausfahren lässt, dessen Obersimm an Schwimmern an der Wasseroberfläche gehalten wird und dessen Untersimm 50 bis 100 m in die Tiefe hängt. Wenn das Boot seinen Ausgangspunkt wieder erreicht hat, sodass der Schwarm im Inneren der nach unten noch geöffneten Ringwade eingeschlossen ist, wird der Untersimm mittels einer Schnürleine zusammengezogen. Das nun geschlossene Netz wird mit einen Powerblock soweit eingeholt, bis die im napfförmigen Netz zusammengedrängte Beute ausgeschöpft werden kann.
Die Schleppnetze sind große trichterförmige Beutel, die entweder von einem oder zwei Booten (Trawler) an zwei (Kurrleinen) nachgeschleppt werden. Der Netzmund wird dadurch offen gehalten, dass Schwimmer den oberen Rand der Netzöffnung heben und Gewichte den unteren Rand (Grundtau mit Rollgeschirr) nach unten ziehen. An der Kurrleine sind Scherrbretter angebracht, die nach außen driften, damit das Netz zu den Seiten hin offen bleibt. Beim Baumnetz (Baumkurre, beam trawl) wird der Netzmund durch einen waagerechten Baum offen gehalten. Das in der Heringsfischerei verwendete pelagische Schwimmschleppnetz (Flydetrawl), meist von zwei Booten geschleppt, arbeitet in jeder gewünschten Tiefe. Die Grundschleppnetze gleiten mit dem Grundtau und dem Unterblatt mit den sogenannten Steerk (Cod End) über Grund und nehmen alles auf, was in den Bereich des Netzmundes gelangt. Der Einsatz von Grundschleppnetzen setzt saubere, von Hindernissen freie Böden voraus.
- Siehe auch: Zeese
[Bearbeiten] Angel- oder Köderfischerei
Der Angelhaken, eines der ältesten Fischereigeräte, spielt in der kommerziell betriebenen Fischerei eine bedeutende Rolle. Bei der Schleppangelei (Darrfischerei) werden hinter einen fahrenden Boot eine oder mehrere Angelschnüre nachgezogen, an denen in geringen Abständen Angelhaken mit natürlichen Ködern oder Spinnködern (Blinker, Pilke) befestigt sind. Scherbretter und Gewichte (Tiefenangel) sorgen für den notwendigen Abstand zwischen den nachgeschleppten, dem Fang pelagischer Fische (z. B. Makrelen) dienenden Leinen. Gebräuchlich sind sie besonders dort, wo die Bodenbeschaffenheit den Einsatz von Schleppnetzen nicht zulässt. Die Langleinen sind oft kilometerlang, an den an Schwimmern aufgehängten oder auf Grund verankerten Horizontalleinen sind in Abständen von 1–3 m kürzere Vorschnüre (Snood, Vorfächer) mit beköderten Angeln befestigt. Mit den Langleinen werden, je nachdem in welche Tiefe die Angeln stehen, Haie, Aale, Dorsche, Rotbarsch oder Plattfisch gefangen.
[Bearbeiten] Korb – Reusenfischerei
Reusen sind Fallen, die in Bodennähe lebende Tiere durch Köder anlockt oder durch andere Vorkehrungen dorthin lenkt, die in diese geraten. Ein Korb – Reuse besteht aus Holz, Korbgeflecht oder Metall und hat meist eine zylindrische oder quadratische Form mit einer oder zwei trichterförmigen Öffnungen. Diese sind so gestaltet, dass dem Tier Zutritt ins innere Gewährt, ein Entkommen in entgegengesetzter Richtung aber verhindert wird. Derartige Fallen werden mit Köder beschickt und werden auf den Meeresboden deponiert und mittels eines Oberflächenschwimmer verbundenen Leine wieder eingeholt. Sie dienen dem Fang meist von Wirbellosen (z. B. Hummer, Languste, Krabbe, Garnelen) sowie von benthischen und epibenthischen Fischen (z. B. Aale, Dorschartige). In die Kategorie der Reusen fallen auch permanent im Grund verpflockte Netze, die so angeordnet sind, dass pelagische Fische durch Leitnetze in eine oder mehrere hintereinander gereihte Netzkammern gelenkt werden, durch die der Weg in eine Sammelreuse führt. Große unter den Namen Tonnare bekannte, permanente Anlagen dieser Art dienten an der italienischen Küste dem Fang von Thunfischen.
[Bearbeiten] Walfang
- Hauptartikel: Walfang

Der Tran des Wals war ein wichtiger Grundstoff für künstliche Beleuchtung. Daneben wurden aus ihm Seifen, Salben, Suppen, Farben, Gelatine oder Speisefette (z. B. Margarine) sowie Schuh- und Lederpflegemittel produziert. Walöl war ursprünglich nötig, um Nitroglycerin herzustellen. Noch nach dem Ersten Weltkrieg meinte die britische Armeeführung: „Ohne das Walöl wäre die Regierung nicht in der Lage gewesen, sowohl die Ernährungsschlacht als auch die Munitionsschlacht zu schlagen.“
Der Pottwal wurde wegen des in seinem Kopf enthaltenen Walrats sowie des seltenen Ambras im 19. Jahrhundert besonders stark vor allem von amerikanischen Walfängern aus Nantucket gejagt und im Bestand erheblich dezimiert. Das Ambra, das möglicherweise aus den unverdaulichen Resten von Tintenfischen im Darm des Pottwals besteht, war ein wichtiger Grundstoff der damaligen Parfümindustrie. Der Walrat eignet sich zur Herstellung von besonders hell brennenden Kerzen, zum Reinigen von Wäsche, zur Herstellung von Kosmetika und als Schmiermittel. Aus den Barten der Bartenwale, bevorzugt des Blauwals, wurde vom 17. Jhdt. an Fischbein hergestellt, bis im 20. Jhdt. steife aber elastische Kunststoffe (z. B. Nylon) sowie leichte Federedelstähle den nachwachsenden Werkstoff ersetzten.
Anfangs jagte man den Wal mit kräftigen kleinen Ruderbooten, die sechs bis acht Mann Besatzung trugen und erlegte ihn mit Handharpunen und Lanzen. Der erlegte Wal wurde dann längsseits des Walfangschiffes geschleppt und dort abgespeckt. Alles Übrige überließ man den Möwen und Raubfischen.
Um 1840 waren etwa 900 Fangschiffe unterwegs, die in guten Jahren bis zu 10.000 Wale erlegten. Auf einem durchschnittlichen amerikanischen Walfänger im 19. Jahrhundert fuhren etwa 20 bis 30 Mann. Die Schiffe führten einschließlich Reserven bis zu sechs Boote mit sich. Üblicherweise wurden bei der Jagd drei bis vier Boote gleichzeitig eingesetzt, die mit je sechs Seeleuten bemannt waren. Als Schiffswache wurden bei der Jagd nur ein bis zwei Mann zurückgelassen. Auch „Facharbeiter“ wie der Schiffskoch oder Schiffszimmermann mussten zur Jagd in die Boote steigen und rudern. Der Speck der erbeuteten Wale wurde bereits auf dem Schiff zu Tran verkocht und in Fässer abgefüllt. Eine normale Fangreise dauerte etwa zwei bis vier Jahre je nach Ertrag und Haltbarkeit der Vorräte.
Durch die deutsche Konstruktion einer Harpunenkanone, die um 1863 auf einem norwegischen Walfangdampfer eingebaut wurde, war es möglich geworden, auch den schnelleren Blauwal und Finnwal zu jagen. Die Harpune erhielt einen Granatkopf. Die explodierende Granate tötete den Wal schneller. Um 1935 verbesserte man dieses Gerät nochmals, indem durch die Harpunenleine ein elektrischer Strom geleitet wurde, der das Tier sofort betäubte. Trotzdem brachte die Erfindung des Petroleums 1859, das über ähnliche Einsatzzwecke wie Waltran verfügt, den Fang mittelfristig fast zum Erliegen.
Erst die Erfindung der Margarine, deren wichtigster Grundstoff anfangs Waltran war, verhalf der Industrie wieder zu einem Aufstieg. Als Grundstoff für Nitroglycerin wurde es Anfang des 20. Jahrhundert im Rahmen der weltweiten Aufrüstung interessant.
In den 1930er Jahren wurde erkannt, dass der Walbestand durch die starke Bejagung gefährdet war. Allein in den Jahren 1930/1931 wurden 30.000 Blauwale getötet, mehr als heute in allen Ozeanen leben. Der Völkerbund beschloss 1931 ein Abkommen zur Begrenzung des Walfangs, das 1935 in Kraft trat. Allerdings war dieses Abkommen kaum effektiv, da bedeutende Walfangnationen wie Norwegen und Großbritannien keine Mitglieder des Völkerbundes waren. Im gesamten 20. Jahrhundert wurden circa drei Millionen Wale erjagt.
[Bearbeiten] Loten nach Fischen
Jahrhunderte lang tappte der Fischer während des Fangs gewissermaßen im Dunkeln, gewisse Erfahrungswerte halfen ihm jedoch Fische zu fangen. Traten Seevögelschwärme auf, so war die Nähe von Fischschwärmen wahrscheinlich. Auftreten von Delphinen deutete auf Heringsschwärme hin. Heutzutage erfolgt die Ortung von Fischschwärmen mit Hilfe eines Echolots, das mit Ultraschallwellen arbeitet. Deren Frequenz liegt über der oberen Hörschwelle (>16.000 Hz). Sie breiten sich im Wasser mit einer Geschwindigkeit von 1500 m/s aus (in der Luft nur mit etwa 330 m/s). Trifft die ausgesandte Schallwelle auf Stellen mit veränderter Dichte, also auf ein festes Objekt, den Meeresboden, auf Fischschwärme, auf Wasserschichten anderer Temperatur oder Salzschichten, wird ein Teil der Energie reflektiert und gelangt zum Sender zurück. Die Entfernung des reflektierenden Körpers wird durch Messung der Zeit bestimmt. Durch ein Horizontal-Vertikal-Lot (HC-Lot) kann auch das Wasser vor dem Schiff abgetastet werden, so dass man Fischschwärme verfolgen und die Netzposition auf die Position des Schwarms abstimmen kann.
[Bearbeiten] Delphintreibjagd/Drive Fishery
Unter Delphintreibjagd (Drive Fishery) versteht man das Fangen und Töten von Kleinwalen und Delphinen nach Art einer Treibjagd, welche vorwiegend in Japan betrieben wird. Sie findet jährlich von Oktober bis April in abgelegenen Küstengemeinden statt. Eine weitere Form der Treibjagd (Grindadráp genannt) findet auf den Färöer-Inseln, Dänemark, statt. Hier werden jährlich rund 1000 Grindwale getötet.
Wenn eine Delphinschule gesichtet wird, fahren die Fischer hinaus, treiben die Tiere zusammen und schneiden ihnen den Fluchtweg mittels einer Schallmauer ab. Der Schall wird mit Eisenstangen erzeugt, die die Fischer ins Wasser halten und mit einem Hammer darauf einschlagen. Der dadurch erzeugte Lärm verunmöglicht den Delphinen die Kommunikation untereinander und lässt sie in Panik in eine Bucht flüchten. Einmal in der Lagune oder Bucht gefangen, wird ihnen der Rückweg ins offene Meer mit Netzen versperrt. Einige wenige Tiere werden für Delphinarien, Zoos und Vergnügungsparks selektiert, der Großteil jedoch anschließend mit spitzen Hacken und Messern getötet. Schätzungen gehen hierbei von ca. 20.000 Tieren aus. Aufgrund der Tötungsart ist diese Art Fischerei international geächtet. Die weltweite Delphinarienindustrie bietet für einen lebenden Delphin um die 70.000 Franken, während ein toter Delphin auf dem japanischen Fischmarkt 800 Franken löst.
[Bearbeiten] Fischerei mit Hilfe von Tieren
Viele Tierarten lassen sich leicht domestizieren (unter die Herrschaft von Menschen zwingen) und dienen damit unfreiwillig zum Fang anderer Spezies.
Die Kormoranfischerei ist in China eine traditionelle Methode. Sie ist auch in den umliegenden Ländern verbreitet und wird insbesondere in Japan angewandt, wo sie heute noch als Sehenswürdigkeit vorgeführt wird. Nur in China hat die Fangmethode mit Kormoranen eine wirtschaftliche Bedeutung erreicht. Die Vögel werden in ihrer Jugend einer 7–8 Monate währenden Erziehung unterworfen und sollen danach für ein Jahrzehnt verwendbar sein. Von kleinen Booten oder Flößen aus lassen dabei die Fischer in ruhigen Gewässern bis zu einem Dutzend Vögel nach Fischen tauchen, die diese dann einzeln oder, im Kehlsack angesammelt, zu mehreren heranbringen. Ein die Speiseröhre einengender Halsring erlaubt ihnen nur, kleine Fische oder, als Belohnung und Ermunterung, Fischstückchen hinunterzuschlucken. Eine manchmal an diesen Halsring, manchmal am Bein befestigte Leine führt entweder zu einem Schwimmkörper (in China) oder zur Hand des Fischers (in Japan).
Zu einer besonderen Fertigkeit des Fische Treibens wurde der Fischotter gebracht, der wie ein Hund ein ähnliches Abhängigkeitsverhältnis zu Menschen entwickeln und Fische in den Bereich von Wurf- und Senknetzen treiben kann. Höchst unfreiwillig dienen dagegen Gänse und Enten als Schwimmkörper für das Angeln von Fischen, welche mit einer Leine am Flügel den Hecht zum Anbiss verleiten sollen. Sobald ein Fisch anbeißt versucht das erschreckte Tier wegzufliegen und bringt den Fang so manchmal sogar noch an Land.
Eine andere Fischfangmethode mit Tieren ist das Fischen unter Verwendung des Schiffshalters (Echeneis naucrates) zum Fangen von Meeresschildkröten oder größeren Haien. Er wird mit einer am Schwanz angebundenen Leine gehalten und wird, sobald sich das Tier an die Beute ansaugt, aus dem Wasser gezogen.
[Bearbeiten] Fischerei mit Hilfe von Pflanzengiften
Gebräuchlich ist auch das Fischen unter Zuhilfenahme von Pflanzengiften. Die Pflanzenteile werden in allen Fällen zerkleinert, manchmal auch gekocht, und dann mit anderen Bindemitteln (z. B. Mehl, Lehm) in Teig- oder Pastenform auf das Wasser verteilt. Diese Form der Fischjagd wird meist in der Trockenzeit bei versiegenden Seen und Flüssen angewendet, weniger häufig in seichten Meeresteilen bei Ebbe und in der Nähe von Korallenriffen. Das Sammeln, Auffangen, oder Speeren an der Oberfläche treibender Fische ist dann leicht. Dem Fischgenuss schadet das Gift nicht (mit gewissen Ausnahmen), wie auch Säugetiere die gleichen Pflanzen ohne üble Folgen fressen, z. B. die für Fische höchst giftig wirkende Cyclamenknolle (Schweinebrot(Knolle des Alpenveilchens)).
Besonders im Amazonasbecken in Südamerika soll der Gebrauch von Pflanzengiften heute sehr verbreitet sein. Hier ist der Schmetterlingsblütler Tephrosia toxicana in Gebrauch. Auch in Teilen von Afrika wird auf die Tephrosia und ihre Unterarten zum Fischen zurückgegriffen. Diese Arten werden stellenweise sogar eigens für fischereiliche Zwecke angebaut. Andere genutzte Pflanzen sind die Hülsenfrüchtler (Leguminosen), denen in diese Hinsicht die größte Bedeutung zukommt. Zu den eingesetzten Pflanzen gehören auch die verschiedenen Derris-Arten (Rotenon), die in Südasien und Ozeanien eine Rolle spielen. Rotenon wird zur Räumung von kleinen Gewässern verwendet. In Europa verwandte man Pflanzengifte der Wolfsmilch-Königskerze und der Nachtschattengewächse.
[Bearbeiten] Fischzuchten
Von einer eigentlichen Zucht im Sinne der Haustierzucht kann nur die Rede sein, wenn sich der Entwicklungszyklus einer Art lückenlos unter kontrollierten Bedingungen abspielt. Die trifft auf die Zucht von Süßwasserarten teilweise zu (z. B. Karpfen, Forelle) wo die Eier künstlich besamt, die Jungtiere in Anlagen hochgezogen und gemästet werden. Mit Meerfischen sind Versuche in diese Richtung bisher misslungen, da die maritimen Arten fast ausnahmslos hinfällige planktontische Larvenstadien durchlaufen, deren Haltung mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. Dies beruht hauptsächlich auf die Unkenntnis der Ernährungsgewohnheiten dieser Larven, ihrer Empfindlichkeit gegenüber mechanischen Schädigungen und der Anfälligkeit für Infektionen. Die Bewirtschaftung maritimer Speisefische beschränkt sich daher auf folgende Maßnahmen.
- 1. Hege der natürlichen Bestände durch Erlass von Schutzgebieten und Schutzbestimmungen.
- 2. Schonzeiten während der Laichzeit und Wanderung
- 3. Festlegung und Einhaltung von Fangquoten und Mindestgrößen gefangener Tiere
- 4. Auch ein der Hege dienliches Verfahren besteht darin, dass die Eier von laichreifen, im Meer gefangenen Fische künstlich besamt werden. Nach der Embryonalentwicklung werden die geschlüpften Larven wieder im Meer ausgesetzt.
- 5. Bei der künstlichen Mast, wie z. B. beim in der Japanischen See vorkommende Buri (Yellow tail), werden im Meer gefangene, halbwüchsige Fische in geräumigen, zwischen Pontons hängenden Netzkäfigen gemästet. Ähnliches wird auch mit Lachsen an den Küsten Nordamerikas und Nordeuropas (vorwiegend Skandinaviens) gemacht.
Siehe auch
[Bearbeiten] Die bedeutendsten Fischfangnationen

Die mit Abstand größte Fischfangnation (gemessen am Ertrag) ist China, gefolgt von Peru, Indien und Japan. In Europa weisen Norwegen, Dänemark und Spanien die höchsten Fangmengen auf.
Rang | Land | Ertrag (in Tsd. t) |
Rang | Land | Ertrag (in Tsd. t) |
---|---|---|---|---|---|
1 | China | 44063 | 11 | Philippinen | 2380 |
2 | Peru | 7996 | 12 | Südkorea | 2282 |
3 | Indien | 5965 | 13 | Vietnam | 2010 |
4 | Japan | 5521 | 14 | Island | 1985 |
5 | USA | 5405 | 15 | Bangladesch | 1687 |
6 | Indonesien | 5068 | 16 | Dänemark | 1552 |
7 | Chile | 4363 | 17 | Mexiko | 1475 |
8 | Russische Föderation | 3718 | 18 | Spanien | 1397 |
9 | Thailand | 3606 | 19 | Malaysia | 1393 |
10 | Norwegen | 3199 | 20 | Myanmar | 1288 |
Quelle: Handelsblatt – Die Welt in Zahlen (2005)
Zum Vergleich: Deutschland 978000 Tonnen
Der Jahres-Fischereiertrag lag 2003 bei ca. 140 Millionen Tonnen weltweit.
[Bearbeiten] Die wichtigsten Fangplätze der Seefischerei
[Bearbeiten] Im Nordatlantik

Fast ohne Ausnahme spielt sich die Seefischerei auf dem küstennahen Schelf des Nord-Atlantik oder deren Nebenmeeren in Tiefen bis 700 m ab. Die Lage der Fangplätze auf dem flachen Schelf ist biologisch bedingt, da hier die besten Voraussetzungen für günstige Lebensbedingungen gegeben sind.
Ort | Fischart | Fangzeit |
---|---|---|
Barentssee | Kabeljau, Rotbarsch, Lodde | Mai–November |
Bäreninsel-Spitzbergen | Kabeljau, Rotbarsch | April–Juni |
Westgrönland | Kabeljau | März–Juni |
Ostgrönland | Rotbarsch | April–Dezember |
Island | Kabeljau, Rotbarsch, Seelachs, Lodde | ganzjährig |
Labrador | Kabeljau, Rotbarsch, Heilbutt | Mai–Dezember |
Nordsee | Hering, Scholle | Juli–Oktober |
Neufundland | Kabeljau, Rotbarsch | April–Dezember |
Norwegische Küste | Seelachs | Juni–Dezember |
Ostsee | Hering, Kabeljau, Sprotte | Dezember–April |
Ostkante | Hering | Oktober–Mai |
Georgesbank/USA-Schelf | Makrele | Juli–Oktober |
Gotlandsee/Ostsee | Sprotten | Dezember–April |
Baffinland | Grenadierfisch | Juli–Januar |
Englischer Kanal | Schildmakrele | ganzjährig |
[Bearbeiten] Tierschutz und Ökologische Aspekte
Besonders bei der heute illegalen Treibnetzfischerei wurden Unmengen als nicht verkaufsfähig geltende, nicht benötigte und dennoch getötete Tiere gefangen. Unverhältnismäßig hohe Beifangraten (Nicht-Zielfischarten wie Haie und Rochen, aber auch Seevögel wie verschiedene Albatrossarten und Fregattvögel sowie Meeresschildkröten und Meeressäuger) treten aber auch in anderen Fischereien wie der pelagischen Langleinenfischerei, der Grundschleppnetzfischerei, beim Einsatz von Baumkurren oder in der Ringwadenfischerei im tropischen Ostpazifik auf. Solcher Beifang wird meist wieder über Bord gegeben oder zu Fischmehl verarbeitet.
Grundschleppnetzfischereien – besonders beim angesichts schwindender pelagischer Fischbestände verstärkt betreibenen Einsatz in der Tiefsee – oder Baumkurren verwüsten den Meeresboden und zerstören die dort existierenden einzigartigen Unterwasser-Ökosysteme wie Kaltwasserkorallenriffe nachhaltig.
Die industriell betriebene Fischerei führt zur Bedrohung des Bestandes für viele Fischarten, so sind z. B. der Kabeljau, der Großaugenthun sowie alle drei Blauflossenthunfischarten durch Überfischung weltweit akut vom Aussterben bedroht.
Durch die pelagische Langleinenfischerei sind mittlerweile alle 21 Albatrossarten sowie etwa 20 % aller Haiarten gefährdet oder akut vom Aussterben bedroht.
Beim Einsatz von Schleppnetzen geraten zahlreiche Delfine und Wale in die Netze und werden getötet, so gilt der Gemeine Delfin im Mittelmeer bereits als stark gefährdet.
Innerhalb der EU gibt es durch die Gemeinsame Fischereipolitik Vorschriften über die Maschengröße der Fischnetze, die den Jungfischen ein Entkommen ermöglichen sollen, und über Schonzeiten.
Um weitere ökologische Katastrophen zu verhindern, die langfristig auch den wirtschaftlichen Untergang der Fischereiindustrie in vielen Regionen bedeuten würden, werden Fangquoten, d. h. eine festgelegte Menge an Fischen in einem bestimmten Gebiet, festgelegt. Häufig werden diese jedoch aus politischen und wirtschaftlichen Gründen zu hoch angesetzt. Häufig werden diese auch unzureichend kontrollert, so dass mehr gefangen wird, als offiziell verkündigt wird.
Mit dem MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) ist seit 1997 ein durchaus kritisiertes Produktkennzeichen vorhanden, das es Verbrauchern ermöglichen soll, Fisch aus nachhaltiger Fischerei zu kaufen.
Seit 2006 existiert unter dem Label Friend of the Sea (FOS) ein weiteres, weltweites Programm für Fisch (Seefisch und Aquakultur) aus nachhaltiger Fischerei.
Das US-amerikanische Earth Island Institute (EII) etablierte 1990 für den Bereich der Dosenthunfischindustrie ein weltweites Kontrollprogramm für delfinsicher gefangenen Thunfisch mit dem markenrechtlich geschützten Produktkennzeichen SAFE.
Von Tierschützern wird häufig kritisiert, dass die Fische beim Fang mit dem Netz qualvoll ersticken, daran ändern weder das MSC-Siegel, noch FOS oder SAFE etwas, da dieser Punkt bei der Vergabe nicht berücksichtigt wird.
Das Loten nach Fischen hat negative Auswirkungen auf Wale und Delphine, die sich mit Schallwellen verständigen und orientieren. Viele sind sehr irritiert von den Frequenzen der Schiffe und stranden dadurch oftmals.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Geschichte der Seefahrt
- Angelfischerei (Hobby)
- Bogenfischen
- Cyanidfischerei
- Dynamitfischerei
- Elektrofischerei
- Ernährung
- Fischer (Leute, die den Beruf ausüben)
- Fischwilderei
- Gemeinsame Fischereipolitik
- Grundfischen
- Hamenfischerei
- Langleinenfischerei
- Lichtfischerei
- Nachhaltige Fischerei
- Ökosystem
- Ozeanographie
- Ringwadenfischerei
- Schleppnetzfischerei
- Treibnetzfischerei
- Walther Herwig (Fischereiforschungsschiff)
- Fischwirt
[Bearbeiten] Literatur
- Antje Kahlheber: Die Erschöpfung der Weltmeere. Spektrum der Wissenschaft, November 2004, ISSN 0170-2971, S. 60–68.
- Mark Kurlansky: Kabeljau – Der Fisch, der die Welt veränderte. Claassen, München, ISBN 3-546-00158-3.
- Urs Amacher: Zürcher Fischerei im Mittelalter. Realienkunde, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Fischerei im Zürcher Gebiet. Zürich 1996.
- Urs Amacher: Die Teichwirtschaft im Mittelalter. Vom Frischhaltebecken zum Fischmastweiher. In: Medium Aevum Quotidianum. 34, Krems 1996, 68–90.
- Heide Hüster Plogmann (Hrsg.): Fisch und Fischer aus zwei Jahrtausenden. Basel, August 2006.
- Peter C. Mayer-Tasch: Meer ohne Fische? Profit und Welternährung. 1. Auflage. Campus Verlag, 2007, ISBN 3593383500.
- Hans-Peter Rodenberg und Gudrun Pawelke: See in Not. Die größte Nahrungsquelle des Planeten: eine Bestandsaufnahme. 1. Auflage. Marebuchverlag, 2004, ISBN 3936384495.
- Richard Ellis: Der lebendige Ozean. Nachrichten aus der Wasserwelt. 1. Auflage. Marebuchverlag, März 2006, ISBN 3936384940.
[Bearbeiten] Weblinks
- Statistiken zur Fischerei in der EU und weltweit – (PDF Datei)
- Fangtechnik in der Binnenfischerei
- Fischereipolitik der EU
- Fischerei in Deutschland – Portal des Bundes und der Länder
- Deutsche Bundesforschungsanstalt für Fischerei
- onefish.org – Community Knowledge Directory – umfangreiche Seite zu verschiedensten Aspekten des Fischereiwesens (engl.)
- Dauerausstellung in Schloss Gottorf,
- Fischereimuseum Cuxhaven
- Fischereiabteilung im Deutschen Schiffahrtsmuseum
- Verordnung zur Durchsetzung des gemeinschaftlichen Fischereirechts (Seefischerei-Bußgeldverordnung)
- NOAA Fischeries Service (engl.)
[Bearbeiten] Kritische Seiten
- Friend of the Sea – Sustainable Seafood (engl.)
- FAZ 13. Mai 2004: Bericht über die weltweite Bedrohung des Kabeljaubestandes durch Überfischung
- fischen-tut-weh.de -Auch Fische fühlen Schmerz
- WWF Fischerei
- GRD Themenseite Fischerei
- Thunfischkontrollprogram SAFE
- Thunfischliste für delfinsicher gefangenen Dosen-Thunfisch
- International Marine Mammal Project des Earth Island Institute (engl.)
[Bearbeiten] Artikel
- Wir Fischfresser, Wie die Fischindustrie die Ozeane retten will, Das Magazin, 10. Februar 2007