Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) |
|
---|---|
Zweck: | Entwickeln von Strategien und Umsetzen von Projekten im Natur- und Umweltschutz |
Vorsitz: | Prof. Dr. Hubert Weiger |
Gründungsdatum: | 20. Juli 1975 |
Mitgliederzahl: | 394.473 (2006) |
Sitz: | Berlin |
Website: | www.bund.net |
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) ist eine Umweltschutzorganisation mit Sitz in Deutschland. Der Verein wird auch zu den Naturschutzorganisationen und den Nichtstaatlichen Organisationen gerechnet.
Der Verein wurde am 20. Juli 1975 in Marktheidenfeld von Horst Stern, Bernhard Grzimek, Hubert Weinzierl, Bodo Manstein (1. Vorsitzender), Gerhard Thielcke, Herbert Gruhl und fünfzehn weiteren Umweltschützern gegründet (unter maßgeblicher Mithilfe des Bund Naturschutz in Bayern). Vorsitzender ist seit 1. Dezember 2007 Hubert Weiger. Der ursprüngliche Name Bund für Natur- und Umweltschutz Deutschland (BNUD) wurde 1977 in die heutige Form geändert. Heute trägt der BUND in seinem Emblem zusätzlich den Slogan Freunde der Erde, da er die deutsche Partnerorganisation des internationalen Naturschutznetzwerkes Friends of the Earth ist.
Der BUND ist mit 394.473 Mitgliedern und Förderern (Stand 2006)[1] einer der großen Umweltverbände Deutschlands. Der Verein ist vom Staat als Umwelt-/Naturschutzverband (Träger öffentlicher Belange) anerkannt und daher bei Eingriffen in den Naturhaushalt anzuhören; für Belange der Bundesbehörden ist die Anerkennung nach § 58ff des Bundesnaturschutzgesetzes maßgeblich, für die Landesverbände die Anerkennung nach jeweiligem Landesnaturschutzgesetz.
An Beiträgen, Zuwendungen und Spenden kamen 2006 12,8 Millionen Euro[1] (2005: 13,2 Millionen Euro) zusammen. Spenden - der Verein ist als gemeinnützig anerkannt - und Mitgliedsbeiträge machen knapp achtzig Prozent der Gesamteinnahmen aus.
Der BUND sieht sich seit Jahren in der Rolle des kritischen Mahners und Beobachters, der umweltpolitische Defizite aufdeckt, politische Lobbyarbeit leistet und die Öffentlichkeit aufklärt. Er fragt etwa danach, wie erneuerbare Energien ausgebaut werden können, wie man unsere Flüsse und Seen vor Schadstoffen schützt, wie man Strahlenbelastungen reduziert und wie der Naturschutz forciert werden kann. Aktionen und Kampagnen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene führten zur Erhaltung von Moorgebieten, zur Mobilmachung gegen die Atomkraft und zur Werbung für umwelt- und gesundheitsverträgliche Produkte.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Organisation
Der BUND ist - wie die Bundesrepublik - föderal organisiert. Neben dem Bundesverband gibt es 16 Landesverbände (der bayerische Landesverband führt den Namen „Bund Naturschutz in Bayern e.V."). und über 2000 regionale Kreis- und Ortsgruppen, die sich mit lokalen ökologischen Problemen beschäftigen. Ehrenamtliche Facharbeitskreise auf Bundes- und Landesebene befassen sich etwa mit der Bio- und Gentechnologie, dem Bodenschutz, umweltfreundlichen Energien, gesundheitlichen und rechtlichen Fragen. Neben den ehrenamtlichen gibt es einige fest angestellte Mitarbeiter, vor allem in der Bundesgeschäftsstelle und in den Landesgeschäftsstellen.
Der Bundesverband wie auch die Landesverbände sind jeweils eigenständige Vereine, während die Regional- und Ortsgruppen rein rechtlich Bestandteile ihres Landesverbands sind. Ein Mitglied des BUND ist somit immer sowohl Mitglied im Bundesverband als auch im entsprechenden Landesverband. Neben den "Vollmitgliedern" kennt der BUND die "Fördermitglieder", die regelmäßig spenden, aber nicht an der Verbandsdemokratie teilnehmen.
Der Verband ist intern von unten nach oben organisiert, d. h. die Mitglieder einer Verbandsebene wählen jeweils aus ihrer Mitte die Amtsträger und die Vertreter (Delegierten) für die nächsthöhere Ebene; Mitglieder- und Delegiertenversammlungen sind öffentlich. Den Landesvorständen und dem Bundesvorstand gehören neben den direkt gewählten Mitgliedern außerdem auch je ein Vertreter der BUNDjugend, der Facharbeitskreise ("wissenschaftlicher Rat") sowie der Regional-/Landesverbände ("Landesrat"/"Verbandsrat") an. Auf Bundesebene koordinieren sich der Vorstand, der wissenschaftliche Beirat und der Verbandsrat im Gesamtrat.
Selbstständig innerhalb des BUND agiert die BUNDjugend mit ihren Untergliederungen in den Bundesländern (in Bayern die „Jugendorganisation Bund Naturschutz in Bayern") und den einzelnen Jugendgruppen.
Der BUND ist seit 1989 die deutsche Sektion des Europäischen Umweltnetzwerkes Friends of the Earth Europe und des weltweiten Netzwerkes Friends of the Earth International[2]. Außerdem ist er Mitglied im Netzwerk Attac und im Deutschen Naturschutzring.
Der BUND ist Einsatzstelle für Teilnehmer des FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr); es gibt Stellen beim Bundesverband, bei den Landesverbänden und auch bei der BUNDjugend.
[Bearbeiten] Vorsitzende
Vorsitzende des Vereins waren:
- Jul.–Nov. 1975: Bodo Manstein
- 1975–1977: Herbert Gruhl
- 1977–1983: Gerhard Thielcke
- 1983–1998: Hubert Weinzierl
- 1998-2007: Angelika Zahrnt
- seit 2007: Hubert Weiger
[Bearbeiten] Facharbeitskreise
Es gibt bis zu 20 Bundes-Arbeitskreise, in denen sich ehrenamtliche Mitgliedern - oft renommierte Wissenschaftler - mit aktuellen Fragen des Umweltschutzes beschäftigen. Zu den Aufgaben der Arbeitskreise gehört die Teilnahme an Anhörungen des Bundestages, die Prüfung neuer Gesetze und das Erarbeiten umweltfreundlicher Konzepte. Darüber hinaus organisieren die Arbeitskreise Seminare und Tagungen und geben Ihr Wissen in Informationsbroschüren weiter. Die Landesverbände haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten ebenfalls Facharbeitskreise mit ähnlichen Themen.
Die Sprecher der Arbeitskreise bilden den Wissenschaftlichen Beirat des BUND, der den Bundesvorstand fachlich berät. Der Vorsitzende des Beirats ist kraft Satzung Mitglied des Bundesvorstands.
Im Jahr 2005 gab es folgende Bundes-Facharbeitskreise:
|
[Bearbeiten] Einige Ziele
Der BUND setzt sich für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen ein. Im Einzelnen steht er unter anderem für
- den Umbau der Energiewirtschaft hin zu regenerativen Energiequellen
- den Umbau des Verkehrssystems hin zu regenerativen Treibstoffen
- eine Förderung des öffentlichen Personenverkehrs sowie des Fahrrad- und Fußgängerverkehrs
- einen sanften Tourismus: Fahrrad- und Wanderurlaube, Fernfahrten mit der Bahn
- ein Energiespar- und Sanierungsprogramm des Wohnungs- und Hausbestandes
- den Schutz von ökologisch wertvollen Flächen und Landschaften
- eine umweltfreundliche und artgerechte Land- und Forstwirtschaft
[Bearbeiten] Aktivitäten und Projekte
Aktivitäten
- Der Verband wird bei Eingriffen in die Natur - vom Pflügen einer geschützten Orchideenwiese über die Ausweisung neuer Baugebiete bis zur Planfeststellung eines Flughafens - gehört, muss also fachlich fundierte Stellungnahmen schreiben. Diese Arbeit wird überwiegend von ehrenamtlichen Mitgliedern mit entsprechender Fachkenntnis übernommen, teilweise auch von den Angestellten des Vereins.
- Viele Mitglieder werden (ehrenamtlich) in den Naturschutzbeirat auf Kreis-, Landes- oder Bundesebene berufen.
- Ortsgruppen pflegen lokale Biotope, geben ihr Wissen durch Führungen weiter und leiten Kindergruppen.
- Der BUND stellt Informationsmaterial in Form von Broschüren, Argumentationen, Hintergrundberichten und Studien zur Verfügung.
- Der BUND ist Mitglied des Grüner Strom Label e.V., der das gleichnamige Gütesiegel für Ökostrom-Angebote vergibt.
Projektbeispiele
- 1978 Kampagne "Rettet die Vögel"; Präsentation des ersten deutschen Solarmobils.
- 1981 Erster öffentlicher Hinweis auf das Waldsterben
- 1988 Kampagne "Garten ohne Gift".
- 1994 Veröffentlichung der ersten Umwelt-Computerliste.
- 1995 Veröffentlichung der Studie "Zukunftsfähiges Deutschland" gemeinsam mit Misereor.
- 1989 Das Projekt Grünes Band Deutschland soll Biotope entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze schützen.
- 2001 BUND, Deutsche Bahn, Nabu, WWF und VCD starten im April "Fahrtziel Natur".
- 2003 Der fünfte "GEO-Tag der Artenvielfalt" wird von GEO und BUND ausgerichtet, diesmal im Grünen Band. Das grüne Band wird zum European Green Belt erweitert, das Biotope entlang des früheren Eisernen Vorhangs erhalten will.
- 2005 Im April startet der BUND gemeinsam mit dem ZDF und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ die Aktion "Abenteuer Schmetterling" (ab 2006: "Abenteuer Faltertage").
- 2005 Die BUNDstiftung wird gegründet, die den Umwelt- und Naturschutz nachhaltig fördern soll.
- 2006 Das Aktionsbündnis "Zukunft statt Braunkohle" wird mit Bürgerinitiativen und anderen Umweltverbänden gegründet.
- 2006 Start der Aktion "Atomausstieg selber machen" gemeinsam mit anderen Umweltorganisationen.
- 2007 Mit der Zeitung "Kohle-Express" protestiert der Verband gegen den Bau von mehr als 20 neuen Kohlekraftwerken in Deutschland und die Erweiterung des Braunkohletagebaus.
- 2007 Der Wettbewerb "Adbusting" prangert die Autohersteller BMW, Mercedes und Volkswagen an, die entgegen ihrem Versprechen vor allem Spritfresser bewerben.
- 2007 Der BUND präsentiert erstmals sein bislang größtes Artenschutzprogramm, das Rettungsnetz Wildkatze. Laut dem vorgestellten Wildkatzenwegeplan sollen bestehende Wälder mit Wildkatzenpopulationen in ganz Deutschland durch ein 20.000 Kilometer langes Netz aus Busch und Baum-Korridoren verbunden werden.[3]
[Bearbeiten] Kritik
Die Rolle des BUND als Interessenvertreter des Umwelt- und Naturschutzes führt häufig zu Konflikten, insbesondere bei Großprojekten. Wenn die Projektplanung den Natur- und Umweltschutz anfangs nicht ausreichend berücksichtigt hatte, können die Forderungen des BUND zu Verzögerung und Zusatzkosten führen. Im Gegenzug bezeichnen die Planungsvertreter die Forderungen dann als „übertriebenen" oder „falsch verstandenen" Umweltschutz des Umweltverbands.
- Weltjugendtag 2005: Die Intervention des BUND[4] führte dazu, dass der Schlussgottesdienst nicht in Hangelar bei Bonn, sondern auf dem Marienfeld in Kerpen stattfand. Der BUND setzte vor Gericht den Schutz des Naturschutzgebiets Hangelarer Heide vor einer Kampfmittelräumung durch, die für diese Veranstaltung notwendig gewesen wäre. Dies führte zu - zum Teil harscher - Kritik in den Medien und Unverständnis in Kirchenkreisen und seitens des Veranstalters. Der BUND bezog sich dabei auf das Naturschutzgesetz und bekam vor Gericht Recht.
- Industrie: Industrieverbände wie der BDI bezeichnen die Haltung des BUND und seine Aktionen als „investitionsfeindlich“ und als Standortnachteil. Dagegen argumentieren Anhänger des BUND, die Organisation weise seit langer Zeit auf die Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie hin und habe dazu in ihrer Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ einen wegweisenden Beitrag geleistet.
- Fernstraßenbau: Insbesondere Automobil- und Bauindustrie kritisieren die Forderung des BUND, auf neue Fernstraßen weitgehend zu verzichten und Verkehr auf die Schiene zu verlagern. Der BUND gibt an, seit den 70er Jahren gäbe es keine ernstzunehmenden Studien mehr, welche den wirtschaftlichen Vorteil des Fernstraßenbaus belegen würden.
Beim Bau der A44 (Kassel–Eisenach) hat der BUND in mehreren Prozessen erfolgreich gegen Verstöße gegen deutsches und europäisches Umweltrecht geklagt, nachdem die Bedenken des Verbands im offiziellen Planungsverfahren nicht berücksichtigt worden waren. Am Ende wurde eine Trasse mit deutlich höheren Umweltschutzniveau genehmigt. Die Befürworter der A44 werfen dem BUND wegen der Verzögerung und der Verteuerung vor, seine „Macht“ zu missbrauchen, ohne dadurch dem Schutz von Umwelt und Natur zu dienen. Außerdem riskiere der Verband den wirtschaftlichen Verfall des Werra-Meißner-Kreises.
- Im Februar 2003 reichte der BUND zusammen mit dem NABU beim Oberverwaltungsgericht Hamburg eine Klage gegen den geplanten Offshore-Windpark Butendiek ein. Für den Standort seien genug ökologisch sinnvollere Alternativen vorhanden so hieß es. Die Klage wurde jedoch abgewiesen mit der Begründung, dass sich der Windpark nicht mehr auf deutschem Hoheitsgebiet befinde. Kritiker warfen in dieser Hinsicht dem BUND vor, er hätte eine Doppelmoral, da er einerseits für eine Stärkung der Windenergie eintrete, durch die Klage jedoch die Inbetriebnahme des Windparks weiter verzögert wird. Somit wird dem BUND ein umweltschädliches Handeln vorgeworfen.
- Im Jahr 1996 ließ der BUND Thüringen eine Klage gegen das Pumpspeicherwerk Goldisthal fallen, nachdem die VEAG dem BUND eine größere, zweckgebundene Spende zukommen ließ. Viele Basisaktivisten sprachen von Bestechung und kritisierten, dass der BUND eigentlich (nach den sogenannten Marktheidenfelder Beschlüssen) keine Spenden aus der Atomindustrie annehmen darf [5].
- Scharf kritisiert wurde 2007 die Zusammenarbeit des BUND mit dem Boulevardblatt BILD zum Klimaschutz. Wenige Monate zuvor wurde von BILD noch die "Benzinpreis-Wut" beschworen; kurz danach hieß das neue Motto: "Rettet unsere Erde".[6], [7].
[Bearbeiten] Sonstiges
Seit 1980 verleiht der BUND jährlich die nach dem ersten Vorsitzenden benannte Bodo-Manstein-Medaille für besondere Verdienste im Umweltschutz. Zu den ersten Preisträgern gehören u.a. Hans Christoph Binswanger 1980, Otto Koenig 1982 und Bernd Lötsch 1985.
Seit 2003 zeichnet die BUND NRW Naturschutzstiftung den Schmetterling des Jahres aus. Es soll damit - wie bei vielen anderen Arten den Jahres - auf die zunehmende Gefährdung der Schmetterlinge und ihre Bedeutung hingewiesen werden.
Da sich die Abkürzung BUND in der Ausschreibung des Akronyms BUND wiederfindet, handelt es sich bei dem Namen um ein rekursives Akronym.
[Bearbeiten] Weblinks
- BUND Bundesverband,
- Liste der Landesverbände
- Satzung des Bundesverbands (PDF)
- BUNDjugend
- Friends of the Earth Europe
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b Jahresbericht 2006 des BUND, S. 24f
- ↑ http://www.foei.org Friends of the Earth International
- ↑ BUND - Rettungsnetz Wildkatze
- ↑ Rückblick auf den Konflikt, vom BUND Rhein-Sieg-Kreis
- ↑ Reich oder Rechts, Bergstedt 2002
- ↑ taz.de - Große Fragen: Die Umweltverbände und die Bildzeitung
- ↑ Deutschland schaltet das Licht an