Akronym
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Ein Akronym (griech. ἀκρωνύμιον, von ἄκρος / ákros, „die Spitze, der Rand“, und ὄνομα / ónoma, „der Name“) ist ein Sonderfall der Abkürzung. Es gibt zwei konkurrierende Definitionen des Begriffs.
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[Bearbeiten] Begriffsdefinition
Der Duden (deutsches Universalwörterbuch, Mannheim 2005) definiert ein Akronym als Kunstwort, das aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter zusammengesetzt ist, und nennt EDV (elektronische Datenverarbeitung) als Beispiel. „ADAC“, „PC“ und „TÜV“ sind demnach Akronyme, „Abk.“, „lt.“, „Betr.“ oder „kpl.“ jedoch nicht. Das Fachlexikon von Glück (2005) fasst den Begriff etwas weiter: "Aus den Anfangsbuchstaben oder -silben einer Wortgruppe oder eines Kompositums gebildete Abkürzung". Nach dieser Definition sind Wörter wie "LKW" oder "PKW" ebenfalls als Akronyme aufzufassen.
Eine ebenfalls verbreitete Bedeutung definiert Akronyme als Abkürzungen, die als eigenes Wort gesprochen werden, zum Beispiel „DESY“ oder „AIDS“. Statt der Anfangsbuchstaben werden auch häufig Wortteile verwendet z. B. „Stasi“, „KaDeWe“, „Gestapo“ oder „Antifa“.
Den folgenden Ausführungen wird die zweite Definition zugrunde gelegt.
[Bearbeiten] Sonderformen
Es gibt verschiedene Sonderformen. Dabei können viele Akronyme mehreren Sonderformen gleichzeitig zugeordnet werden.
[Bearbeiten] Apronym
Als Apronym bezeichnet man ein Akronym, das ein bereits existierendes Wort ergibt. Dies bedeutet, dass potenziell jedes Wort ein Apronym werden kann, wenn die einzelnen Buchstaben als Anfangsbuchstaben einer Phrase umgedeutet werden können. Beispiele:
- DAISY, Abk. für „Dynamisches Auskunfts- und Informationssystem“ sowie engl. für „Gänseblümchen“ (auch weiblicher Vorname)
- Die PARTEI, Abk. für „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung & basisdemokratische Initiative“ (ergibt sogar ein rekursives Akronym)
- de Spar (niederl. für die Fichte), Abk. für „Door Eendrachtig Samenwerken Profiteren Allen Regelmatig“ (deutsch: Durch einträchtiges Zusammenwirken profitieren alle regelmäßig/gleichermaßen.)
- Sehr beliebt sind Apronyme als Namen für US-amerikanische Gesetze. Als Beispiel sei der USA PATRIOT Act genannt; die Abkürzung steht für „Uniting and Strengthening America by Providing Appropriate Tools Required to Intercept and Obstruct Terrorism“.
[Bearbeiten] Backronym
- Hauptartikel: Backronym
Als Backronym [ˈbækɹənɪm] wird ein Akronym bezeichnet, das nachträglich einen neuen Bedeutungsinhalt bekommen hat. So bedeutete ICE ursprünglich „InterCity Experimental“. Inzwischen aber bedeutet es „InterCity Express“. Auch vollständige Inhaltsverschiebungen wie bei PHP von „Personal Home Page Tools“ zum rekursiven Akronym „PHP: Hypertext Preprocessor“ werden als Backronyme verstanden, nicht als neues Akronym für einen anderen Begriff, da immer noch dasselbe Objekt bezeichnet wird. Weitere Beispiele sind etwa DIN und Perl.
[Bearbeiten] Mehrschichtiges Akronym
Ein Akronym kann mehrschichtig sein. Ein Beispiel hierfür ist BDSM. Es steht für „Bondage & Discipline, Domination & Submission und Sadism & Masochism“.
[Bearbeiten] Rekursives Akronym
Als Rekursives Akronym bezeichnet man ein Akronym oder eine Abkürzung, die in der Erklärung ihrer Bedeutung auf sich selbst verweist. Rekursive Akronyme findet man generell häufig in der Computertechnik. Beispiele:
- GINA: „GINA Is No Acronym“ (s. z. B. An introduction to GINA)
- GNU: „GNU's Not UNIX“
- Wine: „WINE Is Not an Emulator“
- PHP: „PHP: Hypertext Preprocessor“ (ergibt auch ein Abkürzungs-Palindrom)
- XNA: „XNA’s Not Acronymed“
[Bearbeiten] Initialwort
Ein Initialwort setzt sich aus den Anfangsbuchstaben (also den Initialen) der Wörter zusammen. So steht zum Beispiel das Initialwort LASER für „Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation“. Nur in diesem Fall werden beide gebräuchliche Definitionen eines Akronyms gleichzeitig erfüllt. Es können auch Namen als Initialwörter eingesetzt werden. Zum Beispiel steht AD für Albrecht Dürer. Hierbei werden oft Zusammensetzungen genutzt, die gut zu sprechen sind.
[Bearbeiten] Schreibweise
Die Schreibweise von Akronymen besteht meist aus einer Aneinanderreihung von Großbuchstaben. Häufig hat sich aber im Lauf der Zeit auch eine Schreibweise entwickelt, die derjenigen normaler Substantive gleicht (z. B. Radar, Laser, Aids, Nato, Unicef). Da Akronyme ohne abschließende Punkte geschrieben werden, ist in solchen Fällen weder durch die Aussprache noch durch das Schriftbild erkennbar, dass es sich ursprünglich um ein Kunstwort handelt. (siehe auch: Abkürzungen mit oder ohne Punkt)
[Bearbeiten] Akronyme in der Chat-Sprache
In der Chatsprache werden Akronyme häufig verwendet, um eine Handlung oder eine Gemütslage auszudrücken. So ist „LOL“ (Laughing Out Loud) die Bezeichnung, wenn ein Chatter lachen muss. „ROFL“ (Rolling On (The) Floor Laughing) ist noch eine Steigerung, in dem Fall kann sich der Chatter vor Lachen kaum noch halten. Wie diese beiden Beispiele werden die meisten Chat-Akronyme aus der englischen Sprache übernommen. Ein weiteres häufig verwendetes Akronym ist „AFK“ (Away From Keyboard) und wird häufig nach dem eigenen Nickname verwendet, um längere Abwesenheiten zu zeigen. Auch in Foren häufig verwendet sind „IMHO“ (In My Humble Opinion) und „AFAIK“ (As Far As I Know).
Begriffe wie „cu“ oder „l8r“ sind keine Akronyme, sondern homophone Abkürzungen, das heißt, sie klingen gelesen wie der auszudrückende Satz („see you“, „later“), sind aber keine Initialworte.
[Bearbeiten] Akronyme im WWW
Auf normalen Internetseiten werden ebenfalls oft Abkürzungen verwendet. Das spezifische HTML-Tag <acronym>
wird indes nur selten verwendet. Mit diesem Tag kann man unter anderem einem Akronym einen Text zuweisen (z. B. was das Akronym ausgesprochen bedeutet).
<acronym>
ist ebenfalls dazu gedacht, diese besondere Art der Abkürzungen von einem Screenreader als Wort aussprechen zu lassen. Vom World Wide Web Consortium wird empfohlen <abbr>
vorrangig zu benutzen. Diese Vereinfachung geht allerdings auf Kosten der Barrierefreiheit.
[Bearbeiten] Anwendungsbeispiele
<acronym title="National Aeronautics and Space Administration">NASA</acronym>
- Das Screenreader-Programm liest "Nasa" und nicht "N .. A .. S .. A" vor.
<abbr title="Hypertext Markup Language">HTML</abbr>
- Das Screenreader-Programm liest "H .. T .. M .. L" vor.
[Bearbeiten] Falsche Anwendung
Viele Abkürzungen werden verwendet, ohne deren Bedeutung zu kennen, wodurch es zu Bedeutungswandel und Lexikalisierung kommen kann. So stößt man heutzutage auch in renommierten Fachzeitschriften auf das Wort LCD-Display, obwohl das „D“ in der Abkürzung bereits für „Display“ steht (Liquid Crystal Display). Ähnlich verhält es sich mit dem HIV-Virus, wo das „V“ bereits für „Virus“ steht, der ABM-Maßnahme (ABM = Arbeitsbeschaffungsmaßnahme) oder der PIN-Nummer (PIN = Persönliche Identifikationsnummer).
Scherzhaft wird diese Tendenz auch als RAS-Syndrom (Redundantes Akronym Syndrom Syndrom) bezeichnet. Diese Verdopplungen sind rhetorisch gesehen eine Tautologie (als Aussage), beziehungsweise ein Pleonasmus (als Ausdruck).
Lexikalierungstendenzen zeigen sich auch beim BAföG, das meist als monetäre Leistung und nicht länger als das dahinter stehende Bundesausbildungsförderungsgesetz verstanden wird.
Etwas anders verläuft es bei der SMS: SMS bedeutet „Short Message Services“ und beschreibt den Dienst, der das Versenden von Kurzmitteilungen ermöglicht. Die Nachricht selbst wäre also eher eine „SM“ (oder „Kurznachricht“). Trotzdem hat es sich eingebürgert, als SMS die Nachricht zu bezeichnen, zumal die korrekte Abkürzung (SM) im allgemeinen Sprachgebrauch schon vergeben ist.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Liste von Abkürzungen
- Dreibuchstabenabkürzung
- Kofferwort
- Akrostichon
- Liste der Abkürzungen (Netzjargon)
[Bearbeiten] Literatur
- DIN 2340 (Kurzformen für Benennungen und Namen; Bilden von Abkürzungen und Ersatzkürzungen; Begriffe und Regeln).
- Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache. Dritte, neubearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2005. ISBN 978-3-476-02056-7