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Lexikalisierung – Wikipedia

Lexikalisierung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Lexikalisierung ist ein Begriff der Sprachwissenschaft, der im Rahmen dieser innerhalb verschiedener Forschungsrichtungen verwendet wird:

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lexikalisierung als Idiomatisierung

Manche komplexe Lexeme entwickeln im Lauf der Zeit idiomatische Lesarten, d.h. ihre Bedeutung lässt sich nicht mehr anhand der Bedeutung ihrer Bestandteile (Morpheme) durch allgemeine Regeln vorhersagen. Ein Beispiel hierfür ist das deutsche Wort Junggeselle, da dieser nicht notwendigerweise jung noch ein Geselle im engeren Sinn sein muss. Das Wort bezeichnet lediglich einen unverheirateten Mann. Im Rahmen der Theorie des Lexikons ist es nun eine weitverbreitete Forderung, bei der Beschreibung des Lexeminventars lediglich solche komplexe Ausdrücke aufzunehmen, deren Bedeutung idiomatisch ist und sich nicht mehr unter Rückgriff auf ihren morphologischen Aufbau beschreiben lässt. Mit dieser Forderung im Hintergrund lässt sich Idiomatisierung mit Lexikalisierung identifizieren, da sie zu neuen Lexikoneinträgen führt.

[Bearbeiten] Lexikalisierung als Demorphologisierung

Wenn Lexeme, wie im vorigen Abschnitt dargestellt, idiomatische Lesarten entwickelt haben, nehmen Sprecher der jeweiligen Sprachgemeinschaft sie mit der Zeit nicht mehr als kompositional aufgebaut wahr, sondern betrachten sie einfach als den angemessenen Ausdruck für das jeweilige zu benennende Konzept. Wenn z.B. ein Sprecher des Deutschen das Lexem Junggeselle benutzt, wird er sich in den seltensten Fällen, es sei denn, er reflektiert bewusst darüber, der Konstituenten jung und Geselle bewusst sein. Wenn dieser Punkt erreicht ist, können phonologische Prozesse einsetzen, die die Grenzen zwischen den morphologischen Konstituenten formal verdunkeln. Aus einem komplexen Ausdruck wird so ein Simplex. Ausgangspunkt kann dabei neben einem komplexen Lexem (Beispiel 1.) auch ein Syntagma sein (Beispiel 2.):

  (1.) Neuhochdeutsch Messer, entstanden aus Althochdeutsch Matiz-Sahsa, "Essen-Schwert"
  (2.) Italienisch allarme "Alarm", entstanden aus all'arme! "zu den Waffen!" [1]

In dieser Verwendungsweise handelt es sich um einen Begriff der historischen Linguistik.

[Bearbeiten] Generative Semantik

Im Rahmen der Generativen Semantik wird der Begriff in der Regel mit der Operation lexical insertion in Verbindung gebracht und bezeichnet dann das "Einfügen" abstrakter Bedeutungseinheiten in ein Lexem. Z.B. würde man sagen, dass im Lexem töten die Komponenten [Sterben] und [Kausation] lexikalisiert sind.

[Bearbeiten] Leonard Talmys lexicalization patterns

Dieser Ansatz interessiert sich für typologische Unterschiede darin, wie Sprachen bestimmte Bedeutungselemente in ihre Lexeme kodieren (oder: lexikalisieren). Der Ansatz hat kognitive Konnotationen und hat in der jüngeren Vergangenheit in der lexikalischen Semantik viele neue Perspektiven eröffnet.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Beispiele aus Blank (2001).

[Bearbeiten] Literatur

  • Blank, Andreas (2001): "Pathways of lexicalization." In: Haspelmath, Martin & König, Ekkehard & Oesterreicher, Wulf & Raible, Wolfgang (eds.): Language Typology and Language Universals (HSK 20), 1596-1608. Berlin/New York: De Gruyter.
  • Brinton, Laurel J. & Traugott, Elizabeth Closs (2005): Lexicalization and Language Change. Cambridge: Cambridge University Press.
  • Talmy, Leonard (1985): "Lexicalization patterns: Semantic structure in lexical forms." In: Shopen, Timothy (ed.): Language typology and syntactic description. Vol III: Grammatical categories and the lexicon, 57-149. Cambridge: Cambridge University Press.
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