Bomber
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Ein Bomber ist ein militärisches Flugzeug, das dazu dient, Bodenziele mit Fliegerbomben und Luft-Boden-Raketen anzugreifen.
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[Bearbeiten] Geschichte des Bombers
[Bearbeiten] Die Anfänge
Erstmals kamen strategische Bomber im Ersten Weltkrieg zum Einsatz. Der erste Bombenangriff fand jedoch im ersten Balkankrieg statt: Der bulgarische Offizier Christo Toprakchiev hatte zum ersten Mal vorgeschlagen, Granaten von einem Flugzeug aus abzuwerfen. Kapitän Simeon Petrov entwickelte die Idee und erstellte mehrere Prototypen, dazu passend verschiedene Typen von Granaten und erhöhte ihre Absetznutzlast. Am 16. Oktober warf der bulgarische Beobachter Prodan Toprakchiev zwei dieser Granaten auf einen türkischen Bahnhof in der nähe von Karaagac aus einer Albatros F.II geflogen von Radul Milkov. Nach mehreren Tests entwickelte Petrov das Enddesign der Granaten mit verbesserter Aerodynamik. Diese Version wurde bei der bulgarischen Luftwaffe während der Siege in Edirne verwendet. Später wurden Kopien der Pläne an Deutschland verkauft. Die Bombe mit dem Kodename „Tschataldscha“ („Чаталджа“) ist in Massenproduktion bis zum Ende des ersten Weltkrieges geblieben. Anfangs waren allerdings nur Militärluftschiffe in der Lage, eine große Bombenlast über große Entfernungen zu tragen. Viele Nationen setzten sie ein, um militärische Ziele, aber auch Industrieanlagen oder Innenstädte anzugreifen. Sie konnten damals höher fliegen, als alle Flugzeuge oder Flugabwehrwaffen reichten. Dies sollte sich jedoch im Laufe des Krieges ändern. Im Juni 1915 gelang es erstmals einem englischen Jagdflugzeug, ein deutsches Luftschiff abzuschießen.
Ab 1917 wurden in Deutschland als strategische Bomber Großflugzeuge, später auch Riesenflugzeuge gebaut. Dabei handelte es sich um viermotorige Doppeldecker, deren Spannweite über 40 Meter betragen konnte. Manche Bomber des Ersten Weltkriegs verfügten bereits über einen Abwurfmechanismus, mit dem die am unteren Flügel oder am Rumpf angebrachten Bomben ausgeklinkt wurden. Bomberangriffe wurden tags oder nachts durchgeführt und richteten sich unter anderem gegen Großstädte und Industrieanlagen, aber auch gegen feindliche Flughäfen und Bodenziele. Nach Kriegsende wurden viele Bomber für eine Nutzung im kommerziellen Luftverkehr umfunktioniert.
Bomber des Ersten Weltkriegs:
- Zeppelin (Luftschiff)
- Schütte-Lanz (Luftschiff)
- Gotha G.III
- Gotha G.IV
- AEG G.IV
- Staaken R.III
- Handley Page O/400
- Vickers Vimy
- Caproni Ca.3
- Caproni Ca.42
- Sikorsky Ilja Muromez
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
Im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges kam es im spanischen Bürgerkrieg 1937 erstmals zu taktischen Punktbombardements. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde lediglich versucht mit soviel Sprengkraft wie nur möglich eine Fläche total zu zerstören oder es wurden einfach blind Bomben abgeworfen. Diese vorrangig von England gegen Aufstände in seinen Kolonien angewandte Taktik sollte sich erst mit dem Aufbau der neuen deutschen Luftwaffe ab 1935 ändern, denn das militärische Konzept des Gefechts der verbundenen Waffen (Heer und Luftwaffe kämpfen in enger Verbindung durch am Boden mit den Heereseinheiten fahrenden Luftwaffenverbindungs- Führungsoffizieren) setzte eine punktgenaue Bekämpfung militärischer Ziele voraus. Aus diesem Grund ließ die militärische Führung nur zweimotorige, taktische Bomber z. B. Ju-88 bauen. Von 1940 bis 1941 griffen deutsche Bomber in Vorbereitung einer Invasion Südengland an; die sogenannte Luftschlacht um England. Die größten Angriffe wurden gegen Industrie- und Hafenanlagen Coventry und London geflogen, jedoch wurden auch andere Städte wie Southampton oder Dover, die von strategischer Bedeutung waren, mehrfach bombardiert. Letztendlich führten jedoch vor allem die begrenzte Reichweite der Begleitjäger und die hohen Bomberverluste dazu, dass die Angriffe 1941 weitgehend eingestellt werden mussten. Ein strategisches Bomberkonzept mit seinen Flächenbombardements hat es in der Luftwaffe nicht gegeben und dadurch wurden nie viermotorige Bomber oder Langstreckenjäger in Erwägung gezogen. Mit fortschreitender Dauer des Krieges hat man sich zu Kleinserien von Fernkampfflugzeugen entschieden, die jedoch nur Provisorien blieben.
Schon 1940 begannen die Briten Deutschland zu bombardieren. Da bei frühen Missionen bis zu 50% der Flugzeuge abgeschossen wurden spezialisierten die Briten sich auf die weniger verlustreichen Nachtbombardierungen. Wegen der geringen Treffergenauigkeit bei Nachtbombardierungen zur damaligen Zeit konnten nur Angriffe gegen große Flächenziele wie etwa Großstädte geflogen werden. Ab 1943 begannen die Amerikaner mit Tagbombardierungen auf Punktziele wie Fabriken und Verkehrsanlagen. Die amerikanischen Verluste in der Anfangsphase waren sehr hoch. Erst durch verbesserte Formationstaktik und vor allem Begleitschutz durch neuentwickelte Langstrecken-Begleitjäger (ab 1944) wurde es für die Bomber möglich weiter und weiter in deutsches Kernland vorzudringen, wo ihre aus bis zu 1000 Bombern bestehenden Formationen bedeutende Erfolge errangen und für die Nationalsozialisten wichtige Rüstungsindustrie zerstörten. Besonders schwere Angriffe wurden u. a. gegen Köln (1942, erster 1000-Bomber Angriff), Hamburg, Dresden, Essen und Hildesheim geflogen.
Ein von den Briten eingesetzter Bomber war die Avro Lancaster. Die Lancaster war das Rückgrat der Bombenangriffe des Bomber Command gegen Deutschland. Sie setzte neue Maßstäbe bei Bombenlastkapazität und Transporthöhe. Für gewöhnlich trug sie 6350 kg auf 7300 Meter Höhe, doch sie konnte auch eine einzelne, 9980 kg schwere Bombe auf Ziele wie etwa Viadukte abwerfen. Hinzu kam eine Reichweite von über 4.000 km, die damals kaum ein anderer Bomber erreichte.
Die Bombardierung Japans durch US-Bomber begann Ende 1944 nachdem die Amerikaner die Pazifikinseln Saipan und Guam erobert und zu Luftstützpunkten ausgebaut hatten. Dabei wurden neuentwickelte Bomber vom Typ B29 mit sehr großer Reichweite eingesetzt. Als großes Hindernis bei der Bombardierung Japans erwies sich der dort auftretende starke Jetstream, ein bis zu 200 km/h schneller Höhenwind der präzise Bombenabwürfe aus großer Höhe unmöglich machte. Erst nachdem die B29-Bomber auf Nachtbombardierung aus niedriger Höhe (1500 Meter) umgestellt wurden gelang es durch Flächenbombardierungen mit Brand- und Sprengbomben viele der meist in Holzbauweise errichteten japanischen Städte in Schutt und Asche zu legen. Da die USA bei einer Invasion auf japanischem Boden wegen der fanatisch selbstaufopfernden Kampfweise der japanischen Soldaten mit sehr hohen Verlusten rechneten, entschloss sich die US-Regierung zum Abwurf von Nuklearbomben auf japanische Städte. Am 6. August 1945 wurde die erste Nuklearbombe auf die Stadt Hiroshima und am 9. August 1945 eine zweite auf die Stadt Nagasaki abgeworfen.
Innerhalb des Zweiten Weltkrieges entwickelten sich die Anfänge der Marschflugkörper und Raketen als Bombenträger, die im weiteren Verlauf der Militärgeschichte einen Teil der Aufgaben von Bombern übernahmen, sie jedoch nicht vollständig ablösten.
Bomber des Zweiten Weltkriegs (Auswahl):
- Avro Manchester
- Avro Lancaster
- Vickers Wellington
- Boeing B-17
- Boeing B-29
- Consolidated B-24
- North American B-25
- Martin B-26
- Heinkel He 111
- Heinkel He 177
- Junkers Ju 88
- Arado Ar 234
- Iljuschin Il-4
- Tupolew Tu-2
- Savoia Marchetti SM.79
- CRDA Cant Z.1007
- Piaggio P.108
- Mitsubishi G4M
- Nakajima Ki-49
[Bearbeiten] 50er bis heute

Das Strategic Air Command der USA hatte im Kalten Krieg bis zu 2600 Bomber einsatzbereit, um Ziele in mehr als 6.400 km Entfernung mit konventionellen und nuklearen Bomben angreifen zu können. Die britische Royal Air Force unterhielt für diesen Zweck bis zu 280 strategische Bomber, die sog. V-Force.
Bomber des Kalten Krieges und von heute:
- Avro Vulcan
- Boeing B-47 Stratojet
- Boeing B-52 Stratofortress
- Convair B-58 Hustler
- Convair B-36 Peacemaker
- Dassault Mirage IV
- General Dynamics FB-111
- Handley Page Victor
- Mjassischtschew M-4 Bison
- Northrop B-2
- Rockwell B-1
- Short Sperrin
- Tupolew Tu-95 Bear
- Tupolew Tu-16 Badger
- Tupolew Tu-160 Blackjack
- Tupolew Tu-22 Blinder
- Vickers Valiant
[Bearbeiten] Entwicklung der Technik
Bomberangriffe waren zunächst nur bei guter Sicht möglich. Im Zweiten Weltkrieg ermöglichten Leitstrahlverfahren, Funknavigation und Radar auch Angriffe nachts und bei geschlossener Wolkendecke. Später wurden Trägheitsnavigationssysteme eingeführt, die die Position eines Bombers mit großer Genauigkeit bestimmen konnten. Heutzutage wird das Ziel oft mit GPS geortet, so dass Bombenangriffe auch bei Bewölkung und nachts möglich sind.
[Bearbeiten] Eingesetzte Waffen
Zu den ersten Zielen von Bombern zählt meist die gegnerische Luftabwehr. Einige Bomber sind auch mit von Bordschützen bedienten Maschinengewehren oder Bordkanonen ausgestattet, trotzdem sind Bomber durch gegnerische Jagdflugzeuge leicht verwundbar und werden deshalb oft durch Begleitjäger eskortiert.
[Bearbeiten] Konventionell
Die Bomben werden von der Besatzung über dem Zielgebiet abgeworfen; dabei kann es sich um ungelenkte dumb bombs oder um präzisere, etwa lasergesteuerte, smart bombs handeln. Umstritten sind so genannte Bombenteppiche sowie Streubomben, welche am Boden in viele Sprengköpfe (bomblets) zerfallen, von denen oft einige nicht sofort detonieren und Zivilisten gefährden.
[Bearbeiten] Frei fallende Nuklearbomben
In der Frühphase des kalten Kriegs war der Einsatz strategischer Bomber zentraler Bestandteil einer möglichen atomaren Kriegführung. Mit der Einführung und Weiterentwicklung von Interkontinentalraketen als Trägersystem wurde die strategische Bomberflotte zunehmend obsolet. Dennoch sind praktisch alle amerikanischen Bomber dafür ausgelegt, auch Nuklearwaffen ins Ziel zu tragen. Bei vielen modernen Nuklearbomben kann die Sprengkraft der nuklearen Explosion vom unteren Kilotonnenbereich für den taktischen Gefechtsfeldeinsatz bis zu mehreren Megatonnen zur Bekämpfung sogenannter „hardened targets“ (z. B. unterirdische Kommandobunker, Raketensilos) eingestellt werden.
[Bearbeiten] Kurzstreckenraketen
Die mit nuklearem Sprengkopf bestückte Boeing AGM-69A SRAM (Short Range Attack Missile = Kurzstreckenrakete) wurde für kleinere Ziele, wie etwa Boden-Luft-Raketenabschussbasen konzipiert. Sie eignet sich dazu besonders gut, weil ihr Trägheitslenksystem nicht durch feindliche ECMs gestört werden kann. Die SRAM ist jene Art von Waffe, mit der man einen Krieg „begrenzen“ könnte, weil sie sie auf militärische Ziele gerichtet wird. Sie würde jede Art von fixer Abwehr in einer bestimmten Gegend ausschalten und dem Feind keine Chance geben, zurückzuschlagen, z. B. gegen die B-1B die die SRAMs transportiert. Eine B-1B kann zwei Dutzend SRAMs an Bord nehmen. Jede ist 4,30 m lang, wiegt 1000 kg und trifft mit Mach 2,5 ihr Ziel. Wenn sie in großer Höhe abgefeuert wird, kann sie 200 km weit fliegen, aus geringer Höhe fliegt sie 56 km.
[Bearbeiten] Luftgestützte Marschflugkörper
Da von Bombern aus der Luft abgefeuerte Marschflugkörper (oder auch Raketen) weit entfernte Ziele erreichen können, besteht für die Bombermannschaft nur ein geringes Risiko.
Jene Marschflugkörper, die derzeit bei der US-Luftwaffe ausschließlich für die B-52 in Verwendung stehen, werden von Boeing produziert, wie zum Beispiel die Boeing AGM-86 Cruise Missile. Sie haben ihren eigenen Turbofan-Antrieb und rudimentäre Steuerelemente sowie elektronische Geräte, die mit Zielinformationen vorprogrammiert sind. Wenn sie abgefeuert sind, folgen sie automatisch (auch mit Hilfe von GPS) ihren Befehlen bis zum Ziel.
[Bearbeiten] Einteilung
Spezialfälle von Bombern sind
- Strategische Bomber, z. B. die US-amerikanische Boeing B-52
- Jagdbomber, beispielsweise der europäische Panavia Tornado (auch taktischer Bomber genannt)
- Tarnkappenbomber, z. B. die US-amerikanische Northrop B-2
Im Zweiten Weltkrieg unterschied man:
- Leichte Bomber mit meist einem Motor, z. B. die Fairey Battle
- Mittlere Bomber mit meist zwei Motoren, z. B. die Junkers Ju 88
- Schwere Bomber (Viermots) mit meist vier Motoren, z. B. die Boeing B-29 Superfortress
- Sturzkampfflugzeuge, beispielsweise die Junkers Ju 87 Stuka
- Torpedobomber, z. B. die Fairey Swordfish
- Schnellbomber, z. B. die De Havilland D.H.98 Mosquito
- Schlachtflugzeuge - Erdkampfflugzeuge, die im frontnahen Bereich operierten, z. B. die Henschel Hs 123 oder die Il-2 Sturmowik
- Jagdbomber (Jabos), z. B. die Republic P-47
(Bis 1945 wurde Kampfflugzeug als Synonym für Bomber verwendet.)
[Bearbeiten] Siehe auch
Luftkrieg, Kampfflugzeug, Tankflugzeug, Aufklärungsflugzeug, Liste von Flugzeugtypen
[Bearbeiten] Literatur
- Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge. transpress-Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1989, ISBN 3-344-00391-7.