Algarve
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Die Algarve ist die südlichste Region Portugals. Die Algarve hat eine Fläche von 4.960 km² und rund 400.000 Einwohner. Verwaltungstechnisch bildet die Algarve eine von sieben Regionen Portugals (Região do Algarve). Sie ist außerdem deckungsgleich mit der statistischen Subregion Algarve, der Metropolregion Algarve (Grande Área Metropolitana do Algarve) und dem Distrikt Faro, einem von 18 Distrikten des Landes (Distrito de Faro). Größte Stadt und Verwaltungssitz der Region ist Faro. Vor allem die Südküste der Algarve ist touristisch stark erschlossen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Name und Etymologie
Auf Deutsch heißt es in der Regel „die Algarve“, im Portugiesischen dagegen ist o Algarve männlich. Wie bei vielen Toponymen auf der Iberischen Halbinsel zeugt auch bei der Algarve der Anlaut auf Al- vom arabischen Ursprung des Namens: الغرب al-gharb bedeutet auf Arabisch „der Westen“.
[Bearbeiten] Geografie
Die Algarve ist die südwestlichste Region Europas. Am Cabo de São Vicente bei Sagres liegt der südwestlichste Punkt des Kontinents. Begrenzt wird die Algarve im Norden von der Region Alentejo, im Westen und Süden vom Atlantik und im Osten bildet der Rio Guadiana die Grenze zu Spanien. Die Küstenlinie der Algarve erstreckt sich über 155 km von Ost nach West, und nochmals 52 km nach Norden.
Naturräumlich wird die Algarve von Nord nach Süd in drei Bereiche unterteilt: Serra, Barrocal und Litoral. Die Serra ist ein aus Sandstein und Tonschiefer bestehendes und sich auf einer Höhe von ca. 300-500 m hinziehendes Hügelland. Im Nordwesten ragt die Serra de Monchique empor mit dem höchsten Punkt Pico da Foia (902 m). Obwohl die Serra etwa die Hälfte des Gebietes der Algarve ausmacht, ist sie nur dünn besiedelt und mit Ausnahme von Monchique und Umgebung von Touristen kaum besucht. Die Vorgebirgslandschaft des Barrocal schließt sich nach Süden hin an und umfasst etwa ein Viertel der Region. Auf dem bis zu 400 m hohen aus Kalksandstein bestehenden Hügelland wird hauptsächlich Landwirtschaft betrieben. Der dicht besiedelte Küstenstreifen Litoral bildet das touristische Zentrum der Algarve. Dieser lässt sich wiederum in den Sotavento (wörtl. „Lee, windabgewandt“) im östlichen Teil zwischen spanischer Grenze und Faro, den Barlavento („Luv, dem Wind zugewandt“) zwischen Faro und dem Cabo de São Vicente und die Costa Vicentina an der Westküste der Algarve und darüber hinaus des Alentejo gliedern. Der Sotavento wird auch als „Sandalgarve“ bezeichnet, denn das Gebiet ist von langen Sandstränden und Lagunenlandschaften geprägt. Dagegen nennt man den Barlavento „Felsalgarve“, handelt es sich doch um eine zerfurchte 20–50 m hohe Steilküste mit malerischen Formationen aus gelben und rötlich braunen Kalk- und Sandsteinfelsen und kleinen Buchten.
[Bearbeiten] Größte Gemeinden (Volkszählung 2001)
Gemeinde | Einwohner |
---|---|
Faro | 40.355 |
Portimão | 35.857 |
Olhão | 28.019 |
Loulé | 21.009 |
Lagos | 17.355 |
Quarteira | 16.131 |
Albufeira | 15.721 |
Tavira | 13.112 |
Silves | 10.851 |
Vila Real de Santo António | 10.523 |
São Brás de Alportel | 10.022 |
[Bearbeiten] Vorgeschichte und Geschichte
Die Anwesenheit des Menschen ist in Portugal seit dem Homo erectus, der offenbar über die Straße von Gibraltar einwanderte, belegt. Vom Neanderthaler sind die Spuren durch einen Lagerplatz bei Vilas Ruivas im Distrikt Castelo Branco bereits deutlicher. Muschelschalenhaufen, von Archäologen Køkkenmøddinger genannt, entstanden vom Mesolithikum bis zum frühen Neolithikum durch den Verzehr von Muscheln an immer derselben Stelle. Aus diesen Muschelhaufen sind auch Bestattungen bekannt. Ab etwa 5000 v. Chr. ist der Ackerbau belegt (Cardial- oder Impressokultur). Später entstanden die zahlreichen Megalithanlagen (Alcalar). Etwa 1000 v. Chr. dringen die Kelten hier ein und vermischen sich mit den Einheimischen zu Keltiberern oder Lusitaniern. Etwa zeitgleich errichteten die Phönizier erste Häfen entlang der Küste der Algarve. Die Karthager gründeten ca. 550 v. Chr. Portimão (lat. Portus Hannibalis). Im zweiten Jahrhundert v. Chr. entstanden im Zuge der römischen Besiedelung der Iberischen Halbinsel zahlreiche Villen, deren Ruinen (Abicada, Boca do Rio, Milreu-Estói, Villamoura) - vornehmlich in der Gegend von Faro und Lagos - besichtigt werden können.
Nach Ansiedelung durch die Goten im fünften Jahrhundert wurde die Algarve ab 711 von den Mauren eingenommen. Der arabische Name al-gharb (der Westen) erklärt sich aus der geographischen Sicht Andalusiens. Die maurische Herrschaft endete im 13. Jahrhundert.
Von 1595 bis 1808 war die Algarve ein halb-autonomes Gebiet mit eigener Steuerhoheit im portugiesischen Staatsverband. Die portugiesischen Könige führten in dieser Zeit den Titel eines Königs von Portugal und Algarve.
Als 1807 Napoleon in den Norden Portugals einmarschierte, wurde die Algarve von spanischen Truppen besetzt. Diese Besetzung endete durch die Rebellion von Olhão im Jahre 1808.
Siehe auch: Geschichte Portugals und Vorgeschichte Portugals
[Bearbeiten] Vegetation
Die Vegetation entspricht heute nicht mehr den ursprünglichen natürlichen Verhältnissen, denn Portugal war mit Ausnahme der Dünen und Marschen an der Küste mit Wald bedeckt. Die Rodung begann teils schon in der Megalithkultur und erreichte ihren Höhepunkt um 1550, als die Spanier immer mehr Holz für Schiffe und Industrie benötigten.
Heute gibt es größtenteils nur noch Macchie. Ende der siebziger Jahre begann eine große Aufforstungskampagne, in der vor allem Nadel- und Eukalyptussetzlinge gepflanzt wurden. Unter anderem wachsen dort noch winterharte Eichenarten und Korkeichen. Im südlichen Küstenbereich findet man auch Johannisbrot-, Feigen-, Mandel-, Lorbeer-, und Granatbäume. Sie wurden durch die Römer eingeführt, die ebenfalls den für den Mittelmeerraum typischen Ölbaum verbreiteten. Die aus Südamerika stammenden Palisanderholzbäume (Jacaranda mimosifolia) findet man häufig als städtische Straßenbäume, die im Frühjahr durch ihre blau-violette Blüte auffallen.
Die Region Algarve ist zudem auch ein Anbaugebiet von Korkeichen.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht die Region einen Index von 78.7 (EU-25:100) (2003). [1]
[Bearbeiten] Tourismus
Während auf den 4.960 km² nur 395.208 (2001) dauerhafte Einwohner leben, kann diese Zahl in den Sommermonaten auf mehr als das Dreifache ansteigen, wenn die Sommerquartiere gefüllt sind.
Berühmt ist die Algarve für ihre zahlreichen feinsandigen Strände und die teils bizarren und monumentalen Felsformationen im westlichen Teil der Küste. Wegen der vielen Golfplätze, von denen manche bis direkt an die Steilküste hin angelegt sind, ist die Region insbesondere bei Golfern beliebt.
Die archäologischen Sehenswürdigkeiten liegen im küstennahen Hinterland. Hier sind besonders römischen Villen interessant:
- Abicada, röm. Villa
- Alcalar, die Megalithnekropole mit restaurierten Anlagen (Alcalar VII)
- Milreu-Estói, röm. Villa
- Silves die Burg, die röm. Brücke und das Museum
- Vilamoura, röm. Villa
Das südwestlichste Ende Europas am Cabo de São Vicente unweit der Stadt Sagres wurde früher als das Ende der Welt bezeichnet.
Der Tourismus in der Algarve ist die wichtigste Einnahmequelle der ganzen Region.
[Bearbeiten] Verwaltung
Die Algarve ist im Gegensatz zu den anderen portugiesischen Verwaltungseinheiten sowohl eine Region, eine Subregion und mit dem Distrikt Faro, eine homogene Verwaltungseinheit, die exakt die gleiche Fläche und Bevölkerungszahl hat. Die Algarve unterteilt sich in die folgenden 16 Kreise:
- Albufeira
- Alcoutim
- Aljezur
- Castro Marim
- Faro
- Lagoa
- Lagos
- Loulé
- Monchique
- Olhão
- Portimão
- São Brás de Alportel
- Silves
- Tavira
- Vila do Bispo
- Vila Real de Santo António
[Bearbeiten] Quellen und weiterführende Informationen
[Bearbeiten] Literatur
- Eva Missler: Algarve. DuMont Reiseverlag, Köln 2001. ISBN 3-7701-5571-8.
[Bearbeiten] Weblinks
- Official Algarve Tourist Information Homepage In portugiesischer und in englischer Sprache
- Links zum Thema Algarve im Open Directory Project
- Algarve - Arabisches Erbe im Westen Europas
[Bearbeiten] Einzelnachweise
Alentejo | Algarve | Azoren (autonom) | Lissabon | Mittelregion | Madeira (autonom) | Nordregion
Região Norte (8): Alto Trás-os-Montes | Ave | Cávado | Douro | Entre Douro e Vouga | Grande Porto | Minho-Lima | Tâmega
Região Centro (12): Baixo Mondego | Baixo Vouga | Beira Interior Norte | Beira Interior Sul | Cova da Beira | Dão-Lafões | Médio Tejo | Oeste | Pinhal Interior Norte | Pinhal Interior Sul | Pinhal Litoral | Serra da Estrela
Região de Lisboa (2): Grande Lisboa | Península de Setúbal
Alentejo (5): Alentejo Central | Alentejo Litoral | Alto Alentejo | Baixo Alentejo | Lezíria do Tejo
Algarve (1): Algarve