Timişoara
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Timişoara Temeswar / Temeschwar / Temeschburg Temesvár Temišvar |
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Basisdaten | ||||
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Staat: | Rumänien | |||
Historische Region: | Banat | |||
Kreis: | Timiş | |||
Koordinaten: | 45° 45′ N, 21° 14′ OKoordinaten: 45° 45′ 22″ N, 21° 13′ 46″ O | |||
Zeitzone: | OEZ (UTC+2) | |||
Höhe: | 90 m | |||
Fläche: | 130,5 km² | |||
Einwohner: | 307.347 (1. Juli 2007) | |||
Bevölkerungsdichte: | 2.355 Einwohner je km² | |||
Postleitzahl: | 300xxx | |||
Telefonvorwahl: | (+40) 02 56 | |||
Kfz-Kennzeichen: | TM | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2008) | ||||
Gemeindeart: | Stadt | |||
Gliederung: | 30 Stadtteile | |||
Bürgermeister: | Gheorghe Ciuhandu (PNŢCD) | |||
Postanschrift: | Bd. C.D. Loga, nr. 1 300030 Timişoara |
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Webpräsenz: |
Timişoara [timiˈʃo̯ara], deutsch Temeswar, Temeschwar bzw. Temeschburg, ungarisch Temesvár, serbisch Temišvar) ist eine Stadt im westlichen Rumänien und das historische Zentrum des Banats.
Sie ist die Hauptstadt des Kreises (judeţ) Timiş, liegt aber infolge der Flussbegradigungen aus dem 18. Jh. nicht mehr am Fluss Timiş, sondern an der Bega. Vár bedeutet auf ungarisch „Burg“ oder „Festung“.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Deutscher Name der Stadt
Im deutschen Sprachgebrauch wurden und werden die Bezeichnungen Temeswar, Temesvar und Temeschburg verwendet.
Temeschburg wird in Urkunden aus dem 13. und 14. Jahrhundert erwähnt, z. B. in der Schlacht König Sigmunds 1396 gegen die Türken.
1717 wurden die von den Türken eroberten Gebiete wie das Banat in ihrer Gesamtheit vom Hause Österreich als äraischer (staatlicher) Besitz erklärt, aus dem ungarischen Länderkomplex ausgegliedert, unmittelbar den Wiener Zentralstellen unterstellt und als kaiserliche Provinz verwaltet[1]. Im Allgemeinen haben die Österreicher bereits bestehende geographische Bezeichnungen übernommen. Die Stadt wurde Temeswar genannt. Man muss daher davon ausgehen, dass der Name Temeschburg ungebräuchlich geworden war. Die Namensform Temeschburg war, seit es eine deutsche Ansiedlung im Banat gegeben hat, niemals amtlich[2].
Im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts wurde Temeswar in deutschen Texten und Beiträgen stets mit „w“ geschrieben. Das änderte sich um 1843 und insbesondere mit dem Erlass des Ortsnamengesetzes vom 5. Februar 1898 durch das Budapester Innenministerium, wonach die Stadt fortan mit „v“ geschrieben werden musste. Die im Jahre 1852 gegründete „Temesvarer Zeitung“ schrieb sich schon mit „v“, obwohl seinerzeit Deutsch die Amtssprache im Banat war.
Der Name Temeschburg wurde in den 1920er Jahren durch deutschnationale Kreise wieder eingeführt, konnte sich allerdings bei der deutschen Bevölkerung vor Ort nie durchsetzen. Dennoch ist der Name Temeschburg in der Bundesrepublik Deutschland bis heute offizielle Bezeichnung.
1972 wurden alle Namensformen in den Sprachen der Minderheiten in ganz Rumänien verboten, die nicht die direkten Entsprechungen der rumänischen Sprache darstellten. Nach Inkrafttreten des Verbots ging die „Neue Banater Zeitung“ dazu über, den Namen ihres Erscheinungsortes – Temeswar – wieder mit „w“ zu schreiben und hat diese Schreibweise bis heute beibehalten[3].
[Bearbeiten] Allgemeines
Timişoara ist mit etwa 307.000 Einwohnern (Stand: Oktober 2007) eine der größten Städte Rumäniens und wirtschaftliches sowie kulturelles Zentrum des Banats im Westen des Landes. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum beträgt 1,5 %. 20 % der Bevölkerung sind unter 20 Jahren, 4,0 % sind über 75 Jahre alt.
Die Stadt wurde auch als „Klein-Wien“ bezeichnet, weil sie eine sehr lange Zeit zu Österreich gehörte und weiterhin die gesamte Innenstadt von Bauten aus der Kaiserzeit geprägt ist, die sehr an das alte Wien erinnern.
Timişoara ist eine wichtige Universitätsstadt mit den Schwerpunktfächern Physik, Medizin, Mechanik und Elektrotechnik. Auch eine juristische Fakultät ist der Universität angegliedert. Es gibt ein deutsches Gymnasium, die Lenauschule, ein deutsches Theater – Deutsches Staatstheater Temeswar (DSTT) im Stadtzentrum –, sowie diverse weitere deutsche Schulen und Kindergärten – und nicht zuletzt das Deutsche Kulturzentrum.
Der internationale Flughafen Timişoara liegt im Osten der Stadt, einen kleineren Privatflugplatz findet man im Westen.
Das Stadtzentrum besteht aus einem breiten Boulevard mit Geschäften und Straßencafés zwischen der orthodoxen Kathedrale und dem Opernhaus (heute Fußgängerzone). Sehenswert ist der alte Festungskern der Stadt (Cetate) rund um die Piaţa Unirii (ausgesprochen: Piatza Uniri), der Domplatz, mit seinen repräsentativen Gebäuden aus der Kaiserzeit, die von Joseph Emanuel Fischer von Erlach geplanten und der heiligen Dreifaltigkeit geweihten römisch-katholischen Domkirche (1736–1774) und der serbischen Kathedrale. Im Zentrum dieses Platzes befindet sich eine Dreifaltigkeitssäule und ein beliebter Artesischer Brunnen.
[Bearbeiten] Geschichte
Im Jahr 1154 wurde Timişoara erstmals durch den arabischen Geographen al-Idrisi urkundlich erwähnt. 1552 eroberten die Osmanen die Stadt. Sie wurde nach den Türkenkriegen und der Eroberung des Banats durch Österreich im Jahre 1716 zur Festungs- und Garnisonsstadt ausgebaut und blieb in den folgenden beiden Jahrhunderten unter österreichischer bzw. später österreichisch-ungarischer Herrschaft. Timişoara wurde in ihrer Geschichte von mehreren Pest- und Choleraepidemien heimgesucht und in verschiedenen Kriegen mehrfach belagert, u. a. von den Türken und während der Revolution von 1848. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam Timişoara zu wirtschaftlicher und kultureller Blüte, wozu der Bau der Eisenbahn und die Kanalisierung des Bega-Flusses wesentlich beigetragen haben. Am 12. November 1884 war Timişoara die erste Stadt in Europa mit elektrischer Straßenbeleuchtung. Seit dem Friedensvertrag von Trianon von 1920 gehörte die Stadt zu Rumänien. 1930 wurde das katholische Bistum Timişoara gegründet.
Die rumänische Revolution gegen den Diktator Nicolae Ceauşescu begann am 15. Dezember 1989 hier mit zahlreichen Demonstrationen und Unruhen, welche im späteren Verlauf zum Sturz des Diktators führten. Deren Verlauf, die Rolle des Militärs sowie die genaue Anzahl von Toten sind bis heute nicht geklärt.
Die Stadt wurde seit Jahrhunderten vom friedlichen Zusammenleben verschiedener Nationalitäten geprägt. Die ethnische Zusammensetzung der Stadtbevölkerung änderte sich wegen der wechselnden Staatszugehörigkeit häufig. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es noch eine deutsche und ungarische Mehrheit und neben den Rumänen einen sehr hohen serbischen Bevölkerungsanteil. Bis ungefähr 1944 bildeten die Deutschen die größte Bevölkerungsgruppe. Heute wird Timişoara überwiegend von Rumänen (85,52 %) bewohnt. Es leben aber immer noch viele Ungarn (7,65 %), Deutsche (2,25 %), Serben (1,98 %) und Roma (0,96 %), Schweizer (0,5 %) und Italiener (0,4 %) in der Stadt. Nach einer Schätzung des deutschen Konsulats in Timişoara leben wieder etwa 10.000 Deutsche in der Stadt bzw. dem Umland.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Allgemein lässt sich sagen, dass die Wirtschaft im Banat sich seit 2004 in einer Boomphase befindet. Es finden erhebliche Investitionen aus der EU statt, besonders aus Deutschland und Italien, sowie aus den USA. Continental produziert dort seit mehreren Jahren Reifen, das Werk wird derzeit erheblich erweitert. Die Firma Linde produziert dort technische Gase und ein Teil der Kabelbäume für Fahrzeuge von BMW und Audi werden in Timişoara durch die Firma Dräxlmaier produziert. Die US-Firma Solectron unterhält im Westen der Stadt ein großes Werk zur Produktion von Mobiltelefonen und GPS-Geräten. Die Honold Logistik Gruppe betreibt eines der größten Logistikzentren in Rumänien bei Timişoara. Die amerikanische Firma Procter & Gamble stellt in Timişoara Wasch- und Reinigungsmittel her. Die Schweizer Firma Nestlé produziert hier Waffeln.
Zum aktuellen Boom trägt auch eine Steuerreform durch die rumänische Regierung bei, die eine Flat Tax von 16 % eingeführt hat und sogenannte Mikro-Gesellschaften (bis 100.000 Euro Jahresumsatz) mit optional 3 % des Umsatzes oder 16 % des Gewinns besteuert. Am Ende des Jahres 2005 wurde die Konstruktion der Iulius-Mall beendet. Mit 210 Einzelläden ist sie das größte Einkaufszentrum im westlichen Rumänien.
Die Arbeitslosenquote liegt bei ca. 1,5 % (Quelle: Deutsches Generalkonsulat Timisoara, Stand 3. Quartal 2007). Timisoara gilt als die Großstadt in Europa mit der niedrigsten Arbeitslosenquote, es herrscht Vollbeschäftigung. Der anhaltende Wirtschaftsboom erweist sich bereits als Investitionshemnis, da sich in Timisoara ansiedelnde Unternehmen keine Arbeitskräfte mehr finden. Einige Großunternehmen, besonders aus Deutschland, haben eine Standortverlagerung bereits angekündigt. Hinzu kommen die seit 2004 stetig steigenden Gehälter, die pro Jahr um 30–40 % gestiegen sind und im Durchschnitt bereits höher liegen als in den älteren EU-Beitrittsländern wie Polen, Tschechien oder Ungarn.
[Bearbeiten] Bildungseinrichtungen
Timişoara hat eine Reihe staatlicher und privater Universitäten. Zu nennen sind:
- die Universität des Westens Timişoara,
- die Polytechnische Universität Timişoara,
- die Landwirtschaftliche und Veterinärmedizinische Universität des Banat,
- die Universität Tibiscus,
- die Medizinische und Pharmazeutische Universität Victor Babeş.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
Tarzan-Darsteller und Leistungsschwimmer Johnny Weissmuller wurde 1904 in Freidorf, heute ein Stadtteil von Temeswar, geboren.
Temeswar ist die Geburtsstadt des ungarisch-deutschen Kunsthistorikers Arnold Hauser (1892–1978) und des derzeitigen Direktors der Wiener Staatsoper Ioan Holender.
Der deutschsprachige Migrantenschriftsteller Catalin Dorian Florescu wurde 1967 in Temeswar geboren. Seine Familie floh (mit ihm) 1982 nach Zürich, wo er seit 2001 als freier Schriftsteller lebt. Seine beiden Romane: Wunderzeit von 2001 und Der kurze Weg nach Hause von 2002 waren sehr erfolgreich und Florescu wurde 2002 mit dem Adelbert von Chamisso-Förderpreis ausgezeichnet.
Der Dirigent Ervin Acél wurde am 3. Juni 1935 geboren.
Der Schriftsteller und Journalist Nikolaus Berwanger wurde am 5. Juli 1935 in Freidorf/Temeswar geboren († 1. April 1989).
Der Dichter Nikolaus Lenau stammt aus dem Dorf Csatád (heutiger Name Lenauheim) im Kreis Timiş. Der Dichter, Dramatiker und Romancier Adam Müller-Guttenbrunn stammt aus dem Dorf Guttenbrunn. Aus Temeswar stammt auch der Journalist Franz Xaver Kappus (1883–1966), der Adressat der berühmten Briefe an einen jungen Dichter von Rainer Maria Rilke.
Heinz Kehrer (eigentlich: Stefan Heinz) ist ein beliebter rumäniendeutscher Dichter, Dramatiker (Zwei Schwestern, Narrenbrot) und ehemaliger Schauspieler (Der Vetter Matz von Hoppsenitz) des Deutschen Staatstheaters Temeswar. Er wurde 1913 in Kleinsanktpeter (rumänisch: Sînpetrul Mic) bei Temeswar geboren und lebt heute (2007) in Bielefeld.
Der Luftfahrtpionier Traian Vuia stammt aus dem Dorf Surducu Mic im Kreis Timiş. Heute trägt der Flughafen Timişoara seinen Namen.
Filmregisseur Robert Dornhelm wird 1947 in Temeswar geboren.
Prof. Dr. Otto Aczel, Professor für Experimentalphysik (Mechani) lehrte an der Vest-Universität-Temeswar bis zu seiner Pensionierung 1990. Gleichzeitig war er literarisch tätig.
In Lowrin in der Nähe von Temeswar wurde 1952 der heute in Berlin lebende Schriftsteller Richard Wagner (Habseligkeiten) geboren. Herta Müller (zahlreiche deutsche und internationale Literaturpreise) kam 1953 in Nitzkydorf bei Temeswar auf die Welt. Der Schriftsteller Johann Lippet (1951) war vor seiner Aussiedlung nach Deutschland am Deutschen Staatstheater in Temeswar tätig.
Der Komponist, Pianist und Jazzmusiker Richard Oschanitzky wurde am 24. Februar 1939 in Temeswar geboren. Ebenfalls in Temeswar wurde am 16. Mai 1925 der Ökonom Waldemar Wittmann geboren.
Der Bischof der Temeswarer Diözese Augustin Pacha wurde 1930 in der Domkirche zu Temeswar inthronisiert. Sein Bruder Stefan Pacha war der Abtpfarrer von Temeswar-Fabrikstadt.
Auch die rumänische Rockband Transsylvania Phoenix stammt aus der Stadt.
Ende der 80er Jahre wirkte hier der rumänien-ungarische Pfarrer László Tőkés, der allerdings aus Klausenburg stammt und zum Kristallisationspunkt des Widerstandes wurde, der zum Sturz Nicolae Ceauşescus führte.
Karl Kerényi wurde am 19. Januar 1897 in Temesvár, damals Österreich-Ungarn geboren. Er gilt als einer der bedeutendsten klassischen Philologen und Religionswissenschaftlern und verfasste das gründliche mythologische Lexikon.
Der Schriftsteller Alexander Gerdanovits kam in Timişoara zur Welt.
[Bearbeiten] Sport
Bekanntester Sportverein der Stadt ist der Fußballklub FCU Politehnica Timişoara, der in der ersten rumänischen Liga spielt, zweimal den Landespokal gewann und zu den beliebtesten Vereinen des Landes zählt.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
Timişoara unterhält Städtepartnerschaften u. a. mit
- Faenza (Italien)
- Sassari (Italien)
- Treviso (Italien)
- Gera (Deutschland)
- Karlsruhe (Deutschland)
- Mülhausen (Frankreich)
- Rueil-Malmaison (Frankreich)
- Novi Sad/Neusatz an der Donau (Serbien)
- Zrenjanin/Großbetschkerek (Serbien)
- Szeged (Ungarn)
- Shenzhen (Volksrepublik China)
- Cancún (Mexiko)
[Bearbeiten] Stadtteile
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[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Kaltenbrunner 1958, S.14
- ↑ Peter Kottler 2007, S. 195
- ↑ Peter Kottler: Ortsnamen des Banat im Wandel der Geschichte
[Bearbeiten] Weblinks
- Timisoara Tourism (engl.)
- Timisoara Videodarstellung
- Stadtplan Timisoara
- Bilder aus Timisoara
- Offizielle Internetseite des Bürgermeisteramts
- Temeswar.info – Information und Kommunikation
- Ortsansicht und Stadtplan von M. Seutter (Augsburg) 18. Jhd.
- Temesvár. Artikel in: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl. 1888–1890, Bd. 15, S. 580 f.
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