Stabat mater
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Das Stabat mater (nach dem Gedichtanfang: Stabat mater dolorosa, lat. „Es stand die Mutter schmerzerfüllt“) ist ein mittelalterliches Gedicht, das die Gottesmutter in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten besingt. Die Verfasserschaft ist ungeklärt, das Gedicht wurde in der Vergangenheit unter anderem Papst Innozenz III. († 1216) sowie den Franziskanermönchen Iacopone da Todi († 1306) und Johannes Bonaventura († 1274) zugeschrieben.
Das Stabat mater wird am Fest der Sieben Schmerzen Mariä (15. September) sowie am Freitag nach dem ersten Passionstag als Sequenz gebetet oder gesungen.
Das Stabat mater fand 1521 Eingang in das Missale Romanum, wurde aber wie fast alle Sequenzen durch das Konzil von Trient aus dem Gottesdienst verbannt. 1727 wurde es in das Brevier der katholischen Kirche aufgenommen und gehört seither wieder zur katholischen Liturgie.
Im Gotteslob findet sich unter der Nummer 584 eine deutsche Übertragung des Textes von Heinrich Bone: Christi Mutter stand mit Schmerzen bei dem Kreuz und weint' von Herzen...
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Text
1.
Stabat mater dolorosa O quam tristis et afflicta Quis est homo qui non fleret, Pro peccatis suae gentis Eja mater fons amoris, |
6.
Sancta mater, istud agas, Fac me vere tecum flere, Virgo virginum praeclara, Fac me plagis vulnerari, Fac me cruce custodiri, |
[Bearbeiten] Metrische Analyse
Das Stabat Mater besitzt zehn Strophen, die nochmals unterteilt sind in zwei Teilstrophen à drei Zeilen. Dies deutet daraufhin, dass das Stabat Mater als Sequenz von zwei Halbchören gesungen worden ist, wobei zuerst der erste Halbchor die erste Teilstrophe auf eine Melodie gesungen und dann der zweite Halbchor mit der zweiten Strophe auf die gleiche Melodie geantwortet hat. Am Beispiel der ersten Strophe erkennt man, dass Dolorosa sich auf lacrimosa der zweiten Zeile reimt, sowie gementem auf dolentem, und filius auf gladius.
[Bearbeiten] Vertonungen
Das Stabat Mater ist oft von klassischen Komponisten vertont worden. Nicht immer wurde der gesamte Text verwendet, unterschiedliche Anlässe der Stücke und persönliche Prägungen der Komponisten führten oft zur Akzentsetzung etwa unter den Themen: Trost, Leid, Klage. Die alte gregorianische Choralmelodie wurde von Josquin und Palestrina schon im 16. Jahrhundert polyphon vertont. Viele weitere Komponisten schufen Vertonungen des Stabat Mater, die auch heute noch oft aufgeführt werden (nach dem Komponistennamen folgt die Besetzung):
- Josquin Desprez als Motette (1480)
- Orlando di Lasso für Männerchor (1585)
- Giovanni Pierluigi da Palestrina für zwei gemischte Chöre (ca. 1590)
- Marc-Antoine Charpentier (1680)
- Domenico Scarlatti für 10stimmigen Chor und Continuo (1715)
- Alessandro Scarlatti für Sopran, Alt und Continuo (1723)
- Antonio Caldara für Soli, Chor, Streicher und zwei Posaunen (± 1725)
- Antonio Vivaldi für Alt, Streicher und Continuo (± 1727)
- Agostino Steffani für Soli, Chor, Streicher und Orgel (1727)
- Giovanni Battista Pergolesi für Alt, Sopran, Streicher und Cembalo (1736)
- Joseph Haydn für Soli, Chor und Orchester (1767)
- Franz Ignaz Beck für Alt, Sopran, Bariton, Chor und Orchester (1782)
- Luigi Boccherini für Sopran und Streicher / Alt, Tenor und Streicher (1781/1800)
- Carl Joseph Rodewald für 2 Soprane und Orchester (1799)
- Franz Schubert für Soli, Chor und Orchester (1815)
- Gioacchino Rossini für Soloquartett, Chor und Orchester (1832/42)
- Peter Cornelius für Soli, Chor u. Orchester (1849)
- Franz Liszt für Soli, Chor und Orchester (als Teil des Christus-Oratoriums, 1862-66)
- Louis Théodore Gouvy Opus 65, für Soli, Chor und Orchester (1875)
- Antonín Dvořák Opus 58, für Soloquartett, Chor, Orgel und Orchester (1877)
- Josef Rheinberger für Chor und Orgel (1890)
- Giuseppe Verdi (als Teil der Quattro Pezzi Sacri) für Chor und Orchester (1898)
- Karol Szymanowski Opus 53, für drei Solostimmen, Chor und Orchester (1925/1926)
- Francis Poulenc für Sopran, Chor und Orchester (1950/51)
- Zoltán Kodály für gemischten Chor (1898, 1962 revidiert)
- Krzysztof Penderecki für 3 gemischte Chöre (SATB) a cappella (1962)
- Frank Martin für Sopran, Violine und Orchester (1967)
- Henryk Mikołaj Górecki für Orchester mit Sopran und Chor (1971)
- Arvo Pärt für Sopran, Alt und Streicher-Trio (1985)
- Knut Nystedt für gemischten Chor und Solo-Violoncello (1986)
- Vytautas Barkauskas für gemischten Chor (1990)
- Javier Busto für gemischten Chor (1998)
- Jaakko Mäntyjärvi für gemischten Chor und Streicher (1998)
- Wolfgang Rihm für Mezzo-Sopran, Alt, Streicher und Harfe (2000)
- Christophe Looten, Opus 64, für vier Stimmen a cappella (2004)
- Bruno Coulais für 2 Frauen- und 2 Männerstimmen, Chor, Violine, Klavier, Gitarre, Streichquartett und Schlagzeug (2005)
- Karl Jenkins (2008)
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Paul-Gerhard Nohl: Lateinische Kirchenmusiktexte. Bärenreiter, Kassel 1996, ISBN 3-7618-1249-3.