Sigillum Dei
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Das Sigillum Dei (andere Bezeichnungen: Sigillum Dei Æmeth, Seal of God, Sigil of Aemeth) ist ein Mandala-ähnliches Symbol, das sich aus verschiedenen Einzelsymbolen zusammensetzt und die Namen von planetaren Engeln, Erzengeln und sieben Namen Gottes enthält. Der Begriff Aemeth stammt aus dem Hebräischen und bedeutet in etwa Wahrheit.
[Bearbeiten] Ursprüngliche Quellen des Siegels
Es existieren eine Reihe von verschiedenen Versionen des Siegels verstreut in einigen Werken. Der Grund ist wohl darin zu suchen, dass es vor Erfindung des Buchdruckes gängige Praxis war, um ein Buch zu kopieren dasselbige abzuschreiben (vgl. mit dem Beruf des Kopisten).
[Bearbeiten] Galerie
Charakteristisch gemeinsam ist allen Versionen der geometrisch-symbolische Aufbau: ein Pentagramm das in ein Heptagramm eingepasst ist, welches wiederum von einem Kreis(ring) umfasst wird.
Die Versionen in Ms. Michael 276 und Ms. Aubrey 24 weichen hiervon ab, und haben ein Hexagramm in der Mitte, anstatt eines Pentagramms. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es sich bei den zwei besagten Manuskripten um die Grimoire Schlüssel des Salomo handelt. Das Hexagramm-Symbol als solches wird oft auch Siegel Salomo genannt. Eine dementsprechend zweckmässige Anpassung an die Grimoire-Thematik ist daher naheliegend.
[Bearbeiten] Kirchers Analyse des Siegels
Athanasius Kircher analysierte eine arabische Version des Sigillum Æmeth in seinem knapp 2000 Seiten umfassenden Werk Oedipus Aegyptiacus, in welchem er seine fast zwanzigjährigen Forschungen über das Alte Ägypten zusammenfasste:
„Dieses in einen Kreis eingezeichnete heptagonale Amulett, ist der Venus zugeordnet wie in Hieroglyphische Arithmetik[1] gezeigt.
In den Kreisring sind 72 Buchstaben eingezeichnet, die der Kabbala entnommen sind. Jeder dieser Buchstaben repräsentiert einen der 72 Engel, welche in Hebräische Kabbala[2] nachzuschlagen sind.
Weiter innen enthalten sind die folgende Attribute (vergleiche mit Grafik rechts):
Beim Buchstaben A das Wort Sadai, was für ‚Allmächtiger‘ steht. Neben dem Buchstaben B, innerhalb eines Quadrats, sind einzeln in vier Zellen die Buchstaben A G L A eingesetzt (hebr. א ג ל א); in der Kabbala ein sogenanntes Notarikon, also ein zusammengesetztes Akronym, das aus den Anfangsbuchstaben von ‚Atah Gibor Le-Olahm Adonai‘ (übersetzt ‚Du bist mächtig in Ewigkeit, o Herr‘) gebildet wird. Bei C ist Eli platziert, was ‚Mein Gott‘ bedeutet. In der Ecke bei Buchstabe D steht das Wort Eloi, was alles in allem genauso viel bedeutet wie das vorherige (Eli); trotzdem steht es dort so als ob es etwas anderes bedeuten würde. Unter E findet sich Christus. Und bei F Sother, dem griechischen Wort für ‚Erretter‘. Bei G steht schließlich Adonai, übersetzt ‚Herr‘.
Dies waren die sieben Attribute von Christus, gefolgt von den sieben Geistern der Venus die da sind: Cafziel, Satquiel, Samaël, Raphaël, Mahel, Michaël, Gabriel. Solche Worte, wie sie an den Seiten des Heptagramms zu finden sind, sind wahrlich eher der Teufelsküche entstanden als der Kabbala. Diese hebräischen Worte sind wahllos zusammengestaucht, sodass es den Anschein hat, das sie nicht im mindesten von Gott oder guten Engeln entstammen können, zumal sie so beschämend übertragen wurden.
Innerhalb des Heptagons befindet sich ein Pentagramm, und im Zentrum davon der Buchstabe Tau, ein Symbol für Gesundheit; rundherum angeordnet sind dort die Buchstaben e - e - e - e - y, wo stattdessen eigentlich die griechischen Buchstaben υγεία stehen sollten. In den Dreiecken des Pentagramms finden sich die verstümmelten Buchstabenpaare yl, al, le, al und um. Diese sollten eigentlich das arabische ‚La Ilaha Illa Allah‘ repräsentieren, was soviel heißt wie ‚Es gibt keinen Gott außer Gott‘. Stattdessen wurden die bereits genannten, unharmonischen Buchstabenpaare eingesetzt. Was es mit um auf sich hat, soll hier noch erklärt werden: in der gesprochenen Aussprache der Araber folgen den angegebenen Lauten stets ‚Muhammad rassul-allah‘ (in etwa ‚Mohammed, Gesandter Gottes‘), und um verweist auf die Anfangsbuchstaben davon.
Was sich hinter dem Pentagon verbirgt, wird hier fortgesetzt: die Antiker widmeten das Pentagon dem Mars, und das Heptagon der Venus. Sie deuteten damit an, dass niemand Venus besitzen könne, ohne zuvor Mars erlangt zu haben. Mit diesem Pentagon versprachen sie sich selbst den Sieg über alles.
Mehr noch, war der Zweck dieses Amuletts (durch das Tragen desselbigen), die Liebe und den guten Willen von allem und jedem zu erlangen, und folglich die gänzliche Befruchtung von fleischlichen Gelüsten sowie Sieg über alle Missgeschicke.“[3] (Übers. gek. u. bearb.)
[Bearbeiten] Das henochische Sigillum Dei Æmeth
[Bearbeiten] Einleitung und Chronologie
In einer Reihe von spirituellen Konferenzen (Engelsgesprächen) wurden John Dee und Edward Kelley das Sigillum Dei offenbart. Das Sigillum Dei Æmeth stellt zugleich Schutz und ein Tor dar. Die in weiterer Folge angeführten spirituellen Konferenzen fanden alle im März 1582, in Mortlake bei Richmond (London) statt. Die Ergebnisse der spiritistischen Arbeiten von John Dee und Edward Kelley lieferten die Grundlagen für das System der henochischen Magie.
Kelley war hierbei stets der Seher, während Dee die Aufgabe des Schreibers zukam, und alles aufschrieb was sein Medium „sah“. Kelley blickte dabei durch den Schau-Stein in eine „andere Welt“. Man kann sich dies ungefähr vorstellen wie bei einem Guckkasten. Aus derselben Perspektive muss man zuweilen auch die folgenden Zusammenfassungen der ursprünglichen Aufzeichnungen betrachten, um die teilweise theatralisch anmutenden Stellen verstehen und einordnen zu können.
Die hier vorgestellten Zusammenfassungen sollen hauptsächlich ein Verständnis über den Aufbau und die Konstruktion vom henochischen Sigillum Dei ermöglichen, wenn auch im Hinblick auf das Originalquellenmaterial, und sind dementsprechend stark gerafft.
[Bearbeiten] 10. März 1582, 2. spirituelle Konferenz
Das Sigillum Dei (Siegel Gottes) wird zum ersten Mal erwähnt, im Zusammenhang mit dem Heiligen Tisch, worauf es zu platzieren ist. Das Siegel darf nur mit großer Ehrfurcht und Hingabe angesehen werden. Es hat aus perfektem Wachs zu bestehen, womit offenbar von Rückständen gereinigtes echtes Bienenwachs gemeint ist. Farben sind in diesem konkreten Zusammenhang irrelevant, da diese nicht respektiert werden. Das Siegel muss im Durchmesser 9 Zoll (22,86 cm) betragen, die Dicke ist mit 1 ¼ Zoll (3,175 cm) angegeben; und auf der Rückseite muss sich die Figur eines besonderen Kreuzes befinden (siehe Grafik). Ebenso waren 4 kleinere (halb so große) Versionen dieses Siegels anzufertigen; sie wurden unter die Tischbeine gelegt, und stützten so den Heiligen Tisch. Eben solche Wachsplatten sind Teil der Sammlung des Britischen Museums: die große und zwei der kleinen sind der Nachwelt erhalten geblieben.
Uriel behauptet auch, eine perfekte Version des Siegels würde sich bereits in einem der Bücher Dees befinden. Aus den Notizen Dees geht hervor, dass Dee mindestens zwei Versionen des Siegels - eine von Agrippa und eine von Reuchlin - bekannt waren.
[Bearbeiten] 14. März 1582, 4. spirituelle Konferenz
Nach der Beschreibung eines magischen Ringes kommt Michael kurz auf das Sigillum Dei zu sprechen. Dieses wird gezeigt, und der Name des Siegels wird offenbart: „EMETH“ (Wahrheit). Dieser sei das Siegel selbst: heilig, pur und für immer. Auf Dees Nachfrage, welches der Siegel aus seinen Grimoires er denn nun zu verwenden habe, wird er jedoch vertröstet.
[Bearbeiten] 1?. März 1582, 6. spirituelle Konferenz
Der Beginn der Aufzeichnung dieser Konferenz ist leider nicht erhalten, es fehlt das erste Viertel der ersten Seite, daher ist auch das genaue Datum nicht bekannt.
Dee fragt Michael ob die Form für das Große Siegel perfekt ist; dies wird ihm bestätigt. Der Erzengel Michael verlangt einen Schwur der Geheimhaltung, der auch geleistet wird. Dann folgt die nächste Seite der Aufzeichnung, die ebenfalls nur als Fragment erhalten geblieben ist - wieder fehlt etwa ein Viertel zu Beginn. Plötzlich ist von etwas „fehlerhaftem“ die Rede; dem Kontext zufolge dürfte zwar die Form des Siegels korrekt sein, aber nicht die Beschriftungen. Die Engel sind deshalb um Korrektur bemüht:
- Ab hier beginnen die Erklärungen zur Konstruktion des henochischen Sigillum Dei Æmeth (beginnend von außen nach innen).
Der wahre „Circle of Æternitie“ (Kreis der Ewigkeit), wird vorgestellt. Dee wird zunächst angewiesen den äußeren Kreisring in vier Teile zu teilen, und jedes der so gewonnenen Segmente wiederum in weitere 10 Teile. In der Zwischenzeit wird Semiel hinzugezogen, der Sekretär des Namen Gottes. Dieser wiederum lässt 40, in weiße Samtroben gehüllte, Kreaturen erscheinen; die sich in 8 Gruppen zu jeweils 5 Kreaturen zeigen. Nacheinander tritt jede der Kreaturen vor, und offenbart auf merkwürdige Art und Weise eine Zahl und/oder Buchstaben, die sich an (tlw. unterschiedlichen) Körperstellen, oder manchmal auch Gegenständen, befinden. Die Offenbarung einer jeden Kreatur wird von Michael mit einer Anmerkung kommentiert. Die Konferenz wird jedoch von den Engeln kurzerhand abgebrochen, bevor alle Kreaturen dran waren.
[Bearbeiten] 1?. März 1582, 7. spirituelle Konferenz
Nach dem Essen geht Kelley zurück in seine Kammer, um dort zu beten. Kurz darauf berichtet Kelley Dee, dass der Engel Uriel ihm erschienen sei, und verlangt die Aufzeichnungen um darin Korrekturen vorzunehmen. Da sich Dee und Kelley über die Korrekturen nicht ganz einig sind, beschließen sie nochmals Michael zu befragen, zumal die Offenbarung von mindestens einer Kreatur noch ausständig ist.
Michael erscheint, und erklärt, die Tabelle würde gerade von Uriel reformiert. Wieder wird Semiel hinzugezogen; und nachdem die letzte Kreatur (ein Trompeter) ihre Offenbarung gemacht hat, legt Michael seine Finger in das Trompetenende und zieht eine Goldplatte heraus, auf der die Ziffer 1 steht umrandet von vielen Kreisen. Dies wird begleitet von dem Spruch „Omnia unum est.“ (Alles ist eins.), und ist für den kabbalistischen Zahlenwert des Siegels relevant, nicht jedoch für die Tabelle an sich.
Es folgt die Tabelle, zusammengestellt aus den Offenbarungen der 40 Kreaturen:
Michael erläutert sodann, wie aus dieser Tabelle 7 Namen extrahiert werden. Jeder Name beginnt mit einem Großbuchstaben, darüber oder darunter steht eine Zahl. Befindet sie sich darüber, wird entsprechend der Zahl nach rechts gezählt, wo sich dann der nächste Buchstabe des Namens findet. Ist die Zahl nicht oben, sondern unten (in der zweiten Zeile), wird stattdessen nach links gezählt. Dies wird solange gemacht, bis man auf einen Buchstaben ohne Zahl trifft. Diese Regel ist simpel und doch elegant.
Beispiel:
Man fängt mit dem Großbuchstaben T an, darüber steht die Zahl 4. Nun zählt man 4 Positionen nach rechts, dort steht h und die Zahl 22 darüber. 22 Positionen wieder nach rechts findet sich A und die Zahl 11. Weitere 11 Spalten rechts steht oben ein kleines a und unten die Zahl 5. Jetzt werden also 5 Positionen nach links gezählt, dort steht o und darunter die Ziffer 10. Wieder 10 Stellen nach links gezählt t und 11. Und 11 Positionen weiter links findet sich dann der letzte Buchstabe des ersten Namens h. Alle Buchstaben der Reihe nach ergeben schließlich den Namen ThAaoth.
Dee stellt nach dieser Methode ebenfalls den ersten Namen ThAaoth zusammen. Doch Michael sagt daraufhin, dies wäre nicht der richtige Name. Die Regel selbst wäre aber perfekt. Dee solle Michael in einer Stunde nochmals rufen, und würde dann alles verstehen.
[Bearbeiten] 1?. März 1582, 8. spirituelle Konferenz
Nach einer Stunde kehrt Michael zurück, und beschreibt eine weitere Regel. Die 7 Namen, die in der Tabelle enthalten sind, müssen den (40) Plätzen im Kreisring entsprechen. Wenn daher innerhalb eines Namens der Buchstabe a doppelt vorkommt, wird das erste a nicht geschrieben, sondern vielmehr ausgelassen mit seiner Rückbezüglichkeit. Dieser Kunstgriff wird nur innerhalb eines Namens angewandt. Zu Beginn eines Namens jedoch nicht. Aus ThAaoth wird somit Thaoth.
Dee scheint sich in der Zwischenzeit sachkundig gemacht zu haben, da er Michael auf eine Unstimmigkeit hinweist: in der Kaballa hat der Name Gottes 42 Buchstaben, und nicht bloß 40. Michael erklärt, es wären in den 40 Buchstaben die 42 Buchstaben potenziell vorhanden, und dies würde somit mit der kaballistischen 42-Buchstaben-Version konform gehen.
Zuletzt gibt Michael noch Hinweise über die Tugend vom Kreis der Ewigkeit, und verweist außerdem auf Dees hochgeschätztes Book of Soyga (hier „ADAMS Treatise from Paradise“):
“Note, Oute of this Circle shall no creature pass, that entreth, yf it be made uppon the earth. My meaning is, if he be defyled: This shalt thow prove to be a mysterie unknown to man. Beasts, birds, fowle and fish do all reverence to it: In this they were all created. In this, is all things conteyned. In tyme thow shalt finde it, in ADAMS Treatise from Paradise. Looke to the Mysteries: for they are true.”
– Erzengel Michael: Sloane 3188 folio 21b-22a
[Bearbeiten] 20. März 1582, 10. spirituelle Konferenz
Michael und Uriel erscheinen. Michael entschwindet sodann kurz, um mit 7 goldenen Körben zurückzukommen, die er rundherum auf einen goldbeschlagenen Baldachin hängt. Danach spreizt bzw. streckt Michael den Baldachin aus, sodass dieser die ganze Welt umschirmt; die Körbe hängen in gleichmäßigen Abständen an der Grenze zum Horizont.
Als nächstes erkundigt sich Michael nach den Namen, die Dee aus der Tabelle mit den 40 Paaren erstellt hat, und bestätigt die Richtigkeit der selbigen, aber beanstandet die Reihenfolge: der zweite Name in der Liste muss der erste sein, der erste Name der dritte, und der dritte muss der zweite sein.
Dee Michael Thaoth 1. Galas Galas 2. Gethog Gethog 3. Thaoth Horlωn 4. Horlωn Innon 5. Innon Aaoth 6. Aaoth Galethog 7. Galethog
Es folgen 7 Buchstabensiegel:
“Those 7 letters, are the 7 Seats of the One and everlasting GOD. His 7 secret Angels proceding from every letter and Cross so formed: referred in substance to the FATHER: in forme, to the SONNE: and Inwardly to the HOLI GHOSTE. Loke uppon it: it is one of the Names which thou hast before. every letter conteyning an Angel of brightnes: comprehending the 7 inward powres of God: known to none, but him self: a sufficient BOND to urge all Creatures to life or Death, or any thing els conteyned in this world. Yt banisheth the wicked, expelleth evyll spirits: qualifieth the Waters, strenghteneth the Just, exalteth the righteous, and destroyeth the wicked. He is ONE in SEVEN; He is twise THREE. He is Seven in the Whole. He is Almighty. His Name is everlasting. His Truth can not fayle. His Glory is incomprehensible. Blessed be his name. Blessed be thow, (our GOD) for ever.”
„Diese 7 Buchstaben sind die 7 Sitze des einen und ewigen Gottes. Seine 7 geheimen Engel gehen von jedem so gebildeten Buchstaben und Kreuz aus, das der Substanz nach dem Vater angehört, der Form nach dem Sohn und der inneren Essenz nach dem heiligen Geist. Schaue es an; es ist einer der Namen, den du zuvor hattest. Jeder Buchstaben enthält einen Engel des Lichts, die sieben inneren Kräfte Gottes umfassend, die niemand außer ihm selbst kennt. Ein ausreichendes Band, um alle Kreaturen ins Leben oder in den Tod zu drängen, oder sonst irgend etwas, das in dieser Welt enthalten ist. Es verbannt die Schlechten, treibt die bösen Geister aus, bereichert das Wasser, stärkt die Gerechten, erhöht die Rechtschaffenen und zerstört die Schlechten. Er ist einer in sieben. Er ist zweifach drei. Er ist sieben im Ganzen. Er ist allmächtig. Sein Name dauert ewig. Seine Wahrheit ist unfehlbar. Seine Herrlichkeit ist unbegreiflich. Gesegnet sei sein Name. Gesegnet seist du, oh Gott, in Ewigkeit.“
– Erzengel Uriel: Sloane 3188 folio 24a
Danach widmet sich Michael wieder den Körben, und zieht aus dem ersten Korb eine Taube, die auf den Federn an ihrer Brust 7 Buchstaben vorzeigt. Diese Buchstaben werden von links nach rechts in die erste Zeile der Tabelle eingetragen. Als nächstes zieht Michael einen großen weißen Vogel aus dem Korb, ähnlich einem Schwan. Danach folgt ein grasgrünes Pfau, ein Greif, ein goldener Adler, ein funkensprühender Phönix oder Pelikan und schließlich ein seltsamer Vogel mit vielen Flügeln. Und so wird Zeile für Zeile übermittelt, jedes der 7 Vogeltiere zeigt 7 Zeichen (siehe Tafel 1). Nachdem die sieben Körbe wieder verschwunden sind, übergibt Michael an Uriel, da es Uriel obliegt diese Mysterien weiter darzulegen.
[Bearbeiten] 21. März 1582, 11. spirituelle Konferenz
Michael und Uriel erscheinen. Außerdem der Engelstrompeter Phanaël: ganz in weiß, seine Gewänder jedoch gesprenkelt mit Blut, ohne Kopfbedeckung. Seine Trompete scheint aus Gold zu sein, und hat einen sehr einfachen Klang. Phanaël bläst in seine Trompete, sich freudig im Kreis drehend, und zugleich der ganzen Welt zuwendend. Daraufhin erscheinen aus sieben Teilen der Welt (gleichmäßig über dem Horizont verteilt) insgesamt 7 Gruppen von Feuersäulen. Und jede Säulengruppe ist hoch und groß, und alle im Feuerglanz. Himmel, Sonne, Mond und Sterne scheinen zu erbeben.
“Mark this Mystery. Seven comprehendeth the Secrets of Heven and erth: Seven knitteth mans sowle and body togither. (3, in sowle, and 4 in body)
In 7, thow shalt finde the Unitie
In 7, thow shalt finde the Trinitie
In 7, thow shalt find the Sonne, and the proportion of the Holy Ghoste.
O God, O God, O God, Thy Name (O God.) be praysed ever, from thy 7 Thrones, from thy 7 Trumpets and from thy 7 Angels. In 7, God wrowght all things. Note: In 7, and by 7 must you work all things [...]”
„Notiere dieses Mysterium. Sieben enthält die Geheimnisse des Himmels und der Erde: Sieben knüpft des Menschens Seele und Körper zusammen. (3 in der Seele, und 4 im Körper)
In 7 mögest du die Einheit finden
In 7 mögest du die Trinität finden
In 7 mögest du den Sohn, und die Proportion des Heiligen Geistes, finden.
Oh Gott, Oh Gott, Oh Gott, Dein Name (Oh Gott.) sei gepriesen in Ewigkeit, von deinen 7 Throne, von deinen 7 Trompeten und von deinen 7 Engeln. In 7 hat Gott alles erschaffen. Merke: In 7, und durch 7, musst du bei allen Dingen arbeiten. [...]“
– Erzengel Michael: Sloane 3188 folio 25a-25b
Nach dieser Ansprache widmet sich Michael den Feuersäulen. Der Reihe nach schweben diese näher, unterteilt in 7 Gruppen zu jeweils 7 Feuersäulen. Michael öffnet dann die einzelnen Feuersäulen an ihrem oberen Ende, wo sich eine Art Knauf befindet, woraufhin sich ein Buchstabe zeigt, und manchmal auch Ziffern. Dies wird dann von links nach rechts in eine Tabelle eingetragen: pro Säule eine Zelle, pro Gruppe eine Zeile (siehe Tafel 2). Als alle Säulen dran waren, und wieder verschwunden sind, wird gebetet. Dee vermerkt, dass sein Seher Edward Kelley durch diese Sitzung sehr angestrengt wurde, seine Augen geblendet von den hellen Feuersäulen usw.
[Bearbeiten] Erläuterungen
- Die Tabelle mit den 40 Paaren
Summiert man alle Zahlen der Tabelle erhält man 440, zu der man noch die Ziffer 1 von der Goldplatte addiert, was schließlich als Ergebnis 441 ergibt. Der Name des Siegels ist Emeth, auf hebräisch אםת. Diese drei hebräischen Wortbuchstaben Taw-Mem-Aleph entsprechen dem Gematrischen Wert 400+40+1=441, womit eine kabbalistische Übereinstimmung belegt ist.
Ordnet man die Buchstaben der Tabelle dergestalt an, dass sie der Vision entspricht (8x5), so erhält man eine Buchstaben-Kamea-Tabelle auf der man die Sigillen der 7 Namen ziehen kann:
- Die 7 Namen
Da die Tabelle mit den 40 Paaren 8 Großbuchstaben enthält, lassen sich auch 8 Namen daraus extrahieren. Jedoch sind zwei Namen davon gleichlautend, sodass es insgesamt nur 7 unterschiedliche Namen gibt. Da Michael in der 10. spirituellen Konferenz die Richtigkeit der 7 Namen bestätigte, ist dieser Punkt somit als geklärt zu betrachten.
- Der erste Name Galas ist in der einschlägigen Literatur nicht dargelegt. Allerdings wird das litauische Wort Galas[4] mit „Ende“ übersetzt. Es ist insbesondere deshalb bezeichnend, dass am Anfang der Liste das „Ende“ steht[5], weil der Erzengel Michael die Reihenfolge der Namen entsprechend neu sortiert hat.
- Gethog könnte eine Variation von Galethog sein. Derartiges wäre durchaus nicht unüblich, wie bereits in Kirchers Analyse des Sigillum Aemeth (bei Eli und Eloi) aufzeigt. Jedenfalls sind bei beiden Namen die fünf letzten Buchstaben identisch.
- Thaoth ist eine der vielen Schreibvarianten von Thoth, einem legendären altägyptischen Götterphilosophen, auf den sich auch Hermes Trismegistos zurückführen lässt.
- Der vierte Name lautet Horlωn, dessen vorletzter Kleinbuchstabe (Minuskel) ein griechisches Omega ist. Korrekt zu Horlon latinisiert, findet sich der Name im Liber Juratus[6]. In diesem mittelalterlichen Grimoire, das sich auch in Dees Bibliothek befand[7], wird Horlon als einer der 100 heiligen Namen Gottes angeführt.
- Innon wird als ein Name des Messias angegeben, demzufolge hätte er diesen Namen vor der Sonne, also noch vor der Schöpfung, womit die Ewigkeit umschrieben wird.[8]
- Aaoth scheint eine Variation von Thaoth zu sein.
- Galethog hat die gleiche Buchstabenmenge wie Logaeth (henochisch für „die Rede Gottes“), außerdem ergeben die 7 Buchstabensiegel ebenfalls GALETHOG.
[Bearbeiten] Aufbau (nach Golden Dawn)
Im Zentrum des Siegels befindet sich ein kleines Kreuz, um das die Buchstaben des Engelsnamens „Levanael“ arrangiert sind. Darauf folgt ein Pentagramm in einem Heptagon. Zwischen den Strahlen des Pentagramms stehen fünf weitere Engelsnamen, deren Anfangsbuchstaben in den Strahlen des Fünfsterns stehen. Diese werden umgeben von einem siebten Engelsnamen, welcher wie die sechs vorhergehenden Namen neben Buchstaben auch mit Zahlen geschrieben ist.
Um das Heptagon ist ein flaches Heptagramm gezogen, zwischen diesem und dem Siebeneck, sowie auf den Balken der Figuren, sind eine Reihe von Namen angebracht, die sich in ihren Kombinationen aus den sieben Engelsnamen im Zentrum der ganzen Figur ergeben. Zudem befinden sich zwischen den einzelnen Namen griechische Kreuze, einzeln oder in Reihen, die von innen nach außen an Zahl abnehmen. Zwischen den Strahlen des Heptagramms sind sieben Namen Gottes geschrieben, auch diese ergeben sich aus den Namen der Engel, aus denen auch die übrigen Namen im inneren der Figur gebildet sind.
Das Heptagramm wird von einem weiteren Heptagon eingefasst, dessen Seiten in jeweils sieben Zellen unterteilt sind. Diese Zellen enthalten einzelne Buchstaben, bis auf eine Ausnahme links von der Spitze der Figur, wo sich in einer der Zellen ein weiteres Kreuz befindet. Die Buchstaben dieses Heptagons beziehen sich auf eine quadratische Tafel, durch die aus diesen Buchstaben die Namen von sieben den Planeten zugeordneten Erzengeln gebildet werden können.
Außerhalb des zweiten Heptagons befinden sich sieben Siegel, welche entgegen dem Uhrzeigersinn den nach ihrer Umlaufgeschwindigkeit abnehmend geordneten „sieben Planeten“ der Astrologie zugeschrieben werden. Neben diesen steht jeweils eine Zahl, mit Ausnahme des dem Mond zugewiesenen Siegels, welches ohne Zahl bleibt. Zu beiden Seiten dieser Siegel und Zahlen sind wieder Kreuze angebracht.
Der äußere Kreis besteht aus 40 Paaren von Buchstaben und Zahlen. Diese sind größten Teils in Paaren übereinander angeordnet, wobei Zahlen und Buchstaben scheinbar zufällig oben oder unten stehen. Sechs Buchstaben stehen allerdings ohne Zahl in diesem Kreis, dazu bildet der Buchstabe zu unterst eine Ausnahme, da hier ein Paar nebeneinander steht. Dieses unterste Paar von Buchstaben kann als „og“ (Oh-Geh), also als Buchstabenpaar gelesen werden, oder aber als „0g“ (Null-Geh), Zahl und Buchstabe nebeneinander.
[Bearbeiten] Referenzen
- ↑ Athanasius Kircher: Oedipus Aegyptiacus II.2, Sectio I. De Arithmetica Hieroglyphica. 1652-54, S. 5-82
- ↑ Athanasius Kircher: Oedipus Aegyptiacus II.1, Classis IV. Cabala Hebraeorum. 1652-54, S. 209–360
- ↑ Athanasius Kircher: Oedipus Aegyptiacus II.2, Classis XI. Magia Hieroglyphica. 1652-54, S. 479-481
- ↑ Alfred Senn: Handbuch der litauischen Sprache. 1966, S. 197
- ↑ vgl. „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. (Offb 22,13 EU)“
- ↑ Salomon, King of Israel (angeblich): Honorius filius Euclidis Opera Salomonis seu Liber Juratus. (Sloane Ms. 313) 14./15. Jhdt.
- ↑ Julian Roberts & Andrew G. Watson: John Dee's Library Catalogue. 1990, S. 168
- ↑ Walter Chamberlain, M.A.: The Christian verity stated, in reply to a unitarian. 1862, S. 182 f.
[Bearbeiten] Literatur
- Crowley, Aleister: Liber LXXXIV vel Chanokh
- Regardie, Israel: Part two of the Addendum of the concourse of the Forces in:Abramelin & Co, Hrsg.: Peter-R. König, ARW, Augsburg 1995, ISBN 3-927890-24-3