Samtene Revolution
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Als Samtene Revolution (tschechisch sametová revoluce, slowakisch nežná revolúcia) bezeichnet man den politischen Systemwechsel der Tschechoslowakei vom autoritären Sozialismus zu einem demokratischen System. Der Begriff bildete sich aus der Tatsache heraus, dass der Wechsel sehr schnell (innerhalb weniger Wochen) und weitgehend gewaltfrei vollzogen wurde.
In der Slowakei wurde die Revolution von Anfang an als Sanfte Revolution bezeichnet.
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[Bearbeiten] Verlauf
Schon am 16. November 1989 fand eine Studentendemonstration in Bratislava statt. In Tschechien fand dann am 17. November (Jahrestag der Schließung tschechischer Hochschulen 1939 und Internationaler Tag der Studenten) eine genehmigte Studentendemonstration in Prag statt, an der 15.000 Menschen teilnahmen. Hier gab es im Unterschied zu den Demonstrationen in Bratislava etwa 600 Verletzte. Am nächsten Tag riefen die Prager Studenten zu einem zeitlich unbegrenzten Studentenstreik auf, die Schauspieler der Prager Bühnen schlossen sich an. Diese Demonstration wird allgemein für den Anfang der Revolution gehalten.
[Bearbeiten] Übersicht über die Ereignisse
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- 19. November 1989: Das Bürgerforum (Občanské fórum = OF) in Tschechien und die Öffentlichkeit gegen Gewalt (VPN) in der Slowakei werden als Sprachrohr der Streikenden gegründet; sie suchen den Dialog mit den kommunistischen Machthabern.
- 20. November bis Ende Dezember: Demonstrationen greifen sukzessive auf das ganze Land über (bis Ende Dezember).
- 24. November 1989: Massenproteste, der Schriftsteller und Bürgerrechtler Vaclav Havel sowie Alexander Dubcek, Parteichef des Prager Frühlings von 1968, sprechen am Wenzelplatz zu den Demonstraten, Rücktritt des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei Miloš Jakeš und der gesamten Parteiführung (Politbüro).
- 27. November 1989: landesweiter zweistündiger allgemeiner Streik in allen Bereichen der Wirtschaft.
- 28. November 1989: Beginn der Verhandlungen zwischen dem Bürgerforum und der Regierung.
- 29. November 1989: Aufhebung der Bestimmung über die führende Rolle der Kommunistischen Partei in der Verfassung.
- 5. Dezember 1989: Entfernung des Stacheldrahts an der Grenze zu Österreich und der Deutschen Demokratischen Republik (siehe auch Grenzbefestigungen der ČSSR zur Bundesrepublik Deutschland im Kalten Krieg)
- 10. Dezember 1989: Die Regierung des nationalen Einverständnisses unter Marián Čalfa wird ernannt, nachdem schon zwei neue Anfang Dezember ernannte Regierungen auf Widerstand der Bevölkerung stießen. Gleichzeitig tritt der kommunistische Präsident Gustáv Husák zurück. Dies war die erste Regierung seit 1948, in der die Nicht-Kommunisten eine Mehrheit hatten. Außenminister der neuen Regierung ist der Bürgerrechtler Jiří Dienstbier.
- 28. Dezember 1989: Der führende Reformkommunist von 1968, Alexander Dubček, wird zum Parlamentsvorsitzenden gewählt.
- 29. Dezember 1989: Der Schriftsteller und Bürgerrechtler Václav Havel wird zum Präsidenten gewählt.
Es gab schon sehr bald Gerüchte, dass die kommunistische Führung den Systemwechsel selbst vorbereitet und entsprechend inszeniert habe, um auch weiterhin die Macht im Land zu behalten. Die Planspiele sollen allerdings fehlgeschlagen sein.
Im Januar 1990 traten zahlreiche kommunistische Abgeordnete des Parlaments zurück, zu deren Nachfolge vom Parlament meist frühere Oppositionelle gewählt wurden, so dass die Kommunisten nunmehr auch im Parlament keine Mehrheit mehr hatten.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Wende in der DDR 1989/90
- Rosenrevolution in Georgien 2003
- Geschichte der Tschechoslowakei
- Geschichte Tschechiens
- Geschichte der Slowakei