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Kay Boyle – Wikipedia

Kay Boyle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kay Boyle, fotografiert von Al Ravenna, 1944
Kay Boyle, fotografiert von Al Ravenna, 1944

Kay Boyle (* 19. Februar 1902 in Saint Paul, Minnesota; † 27. Dezember 1992 in Mill Valley, Kalifornien) war eine US-amerikanische Schriftstellerin und Journalistin. In der McCarthy-Ära wurde Boyle unamerikanischer Umtriebe verdächtigt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Kay Boyle entstammte einer wohlhabenden Familie; ihr Vater war ein erfolgreicher Anwalt in Saint Paul. Sie verbrachte ihre Kindheit an der Ostküste der Vereinigten Staaten und lernte auf Reisen mit ihrer Familie bereits in jungen Jahren Europa kennen. Später ließ sich die Familie Boyle in Cincinnati nieder, wo Kay Architektur an der New Yorker Parson’s School of Fine and Applied Arts, Violine am Cincinnati Conservatory of Music studierte und sich nebenher ihren Lebensunterhalt als Telefonistin und Kassiererin verdiente. 1922 arbeitete Kay als Kolumnistin bei einer kleinen Zeitschrift. Im selben Jahr heiratete sie den französischen Ingenieur, Richard Brault, und zog ein Jahr darauf mit ihrem Mann in die Bretagne. Sehr bald gehörte sie dem Freundeskreis um Samuel Beckett, Nancy Cunard, William Carlos Williams, James Joyce, Archibald MacLeish, Hart Crane und Robert McAlmon an.

Im Jahr 1926 trennte sie sich von ihrem Ehemann und zog nach Grasse, wo sie mit Ernest Walsh, dem Herausgeber von This Quarter, zusammen lebte. Als Walsh im Jahr darauf starb, zog die schwangere Boyle nach Paris. Ihre frühen Gedichte und Kurzgeschichten erschienen neben Arbeiten von Ezra Pound, Gertrude Stein, Carl Sandburg und Ernest Hemingway in Avantgarde-Literaturzeitschriften von Nancy Cunard, Janet Flanner und Sylvia Beach.

Mittlerweile lebte die Schriftstellerin mit ihrem zweiten Mann Laurence Vail, den drei gemeinsamen Töchtern aus der neuen Beziehung und dem Kind aus erster Ehe abwechselnd in Frankreich, England und Österreich. Vail war ein Dadaismus-Bildhauer und -Maler und Ex-Ehemann von Peggy Guggenheim. Vor dem Hintergrund von Faschismus und Nationalsozialismus in den 1930er Jahren machte Kay Boyle die Gegenwartsgeschichte zu ihrem Thema. In Österreich wurde sie in den Jahren 1933 bis 1936 Augenzeugin der Ereignisse im benachbarten Deutschland und thematisierte den Nationalsozialismus. 1941 verließ Kay Boyle mit ihrer Familie, mit der sie seit 1937 im französischen Megève lebte, das kriegsgeschüttelte Europa und kehrte in die Vereinigten Staaten zurück. Nach der Scheidung von ihrem zweiten Mann heiratete Boyle 1943 den französischen Altphilologen Joseph Baron von Franckenstein, der Österreich kurz nach dem Anschluss 1938 verlassen hatte und seitdem als Skilehrer und Hauslehrer der Boyle-Kinder arbeitete. In dieser Zeit veröffentlichte sie eine Reihe von Romanen über die deutsche Besetzung Frankreichs und die Résistance und schrieb für diverse amerikanische Zeitungen.

Im Jahre 1946 kehrte Kay Boyle als Auslandskorrespondentin für den The New Yorker nach Europa zurück mit der Aufgabe, Erzählungen aus Deutschland zu schreiben. Sie weigerte sich allerdings zunächst, in Deutschland zu leben und ging mit ihrer Familie nach Paris, von wo aus sie zu Recherchereisen nach Deutschland fuhr. Erst im Mai 1948 übersiedelte sie mit ihren drei jüngsten Kindern ins hessische Marburg, wo ihr Mann für die Militärregierung arbeitete. Ende 1948 folgte ein weiterer Umzug, diesmal nach Frankfurt am Main, wo ihr Mann mit Die neue Zeitung, eine deutschsprachige Zeitung der Amerikaner herausgab.

1953, mitten im Kalten Krieg, machte die Kommunistenhatz des US-Senators Joseph McCarthy auch vor hochdekorierten Kriegshelden keinen Halt und ihr Ehemann wurde von einem Untersuchungsausschuss zu Fragen der Loyalität und Sicherheit verhört. Die Anklagen gegen Boyles Ehemann blieben vage, allerdings mochten die Menschenrechtsaktivitäten und ihr schriftstellerisches Engagement zu seiner Vorladung beigetragen haben. Er wurde in allen Anklagepunkten freigesprochen, kurz darauf jedoch entlassen und Kay Boyle die Akkreditierung durch den New Yorker entzogen.

Nach ihrer Rückkehr in die USA ließ sich die Familie in Connecticut nieder und Joseph von Franckenstein unterrichtete an einer Mädchenschule. Die Schriftstellerin Kay Boyle, die sich politisch in diversen liberalen Bewegungen engagierte, fand ihren Namen auf einer Schwarzen Liste wieder und konnte vorübergehend nicht weiter publizieren. Wie viele missliebige amerikanische Intellektuelle jener Zeit – darunter Nazi-Gegner und Exilanten wie Bertolt Brecht und Albert Einstein, aber auch US-Amerikaner wie der Schauspieler und Bürgerrechtler Paul Robeson – wurde sie in den 1950er Jahren unamerikanischer Aktivitäten verdächtigt, überwacht und boykottiert. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt in Teheran, wo ihr Mann mittlerweile als Kulturattaché tätig war, kehrte das Paar wieder in die USA zurück, wo Joseph von Franckenstein 1963 den Folgen einer schweren Krankheit erlag. Sie selbst lebte und arbeitete wieder als Schriftstellerin und unternahm Reisen, unter anderem nach Kambodscha und immer wieder nach Irland, ihre „geistige Heimat“. Außerdem lehrte sie von 1963 bis 1979 kreatives Schreiben an der San Francisco State University.

[Bearbeiten] Name in verschiedenen Lebensphasen

  • 1902–1922 Kay Boyle
  • 1922–1932 Kay Brault
  • 1926–1927 Liaison mit Ernest Walsh; ein Kind
  • 1932–1943 Kay Vail; drei Töchter
  • 1943–1992 Kay Baronin von Franckenstein; zwei Kinder

[Bearbeiten] Auszeichnungen

[Bearbeiten] Primärliteratur

[Bearbeiten] Romane

  • 1925 Process
  • 1931 Plagued by the Nightingale
  • 1932 Year Before Last
  • 1933 Gentlemen, I Address You Privately
  • 1934 My Next Bride
  • 1936 Death of a Man
  • 1938 Monday Night
  • 1940 The Crazy Hunter: Three Short Novels
  • 1942 Primer for Combat
  • 1944 Avalanche
  • 1946 A Frenchman Must Die
  • 1948 1939
  • 1949 His Human Majesty
  • 1955 The Seagull on the Step
  • 1958 Three Short Novels
  • 1960 Generation Without Farewell (dt. Generation ohne Abschied, Bern, Stuttgart und Wien 1962)
  • 1975 The Underground Woman
  • 1993 Winter Night; posthum

[Bearbeiten] Gedichte

  • 1932 A Statement
  • 1938 A Glad Day
  • 1944 American Citizen: Naturalized in Leadville
  • 1962 Collected Poems
  • 1968 The Lost Dogs of Phnom Pehn
  • 1970 Testament for My Students and Other Poems
  • 1975 A Poem for February First
  • 1985 This Is Not a Letter and Other Poems
  • 1995 Collected Poems of Kay Boyle; posthum

[Bearbeiten] Kurzgeschichten

  • 1929 Short Stories
  • 1930 Wedding Day and Other Stories
  • 1933 The First Lover and Other Stories
  • 1935 The White Horses of Vienna
  • 1936 The Astronomer's Wife
  • 1941 Defeat
  • 1946 Thirty Stories
  • 1951 The Smoking Mountain: Stories of Postwar Germany (dt. Der rauchende Berg. Geschichten aus Nachkriegsdeutschland, Frankfurt am Main 1991)
  • 1966 Nothing Ever Breaks Except the Heart
  • 1980 Fifty Stories
  • 1988 Life Being the Best and Other Stories

[Bearbeiten] Kinderbücher

  • 1939 The Youngest Camel
  • 1966 Pinky, the Cat Who Liked to Sleep
  • 1968 Pinky in Persia

[Bearbeiten] Sachbücher

  • 1929 Relations & Complications. Being the Recollections of H.H. The Dayang Muda of Sarawak
  • 1962 Breaking the Silence: Why a Mother Tells Her Son about the Nazi Era
  • 1966 The Last Rim of The World
  • 1968 Being Geniuses Together, 1920–1930
  • 1969 Winter Night
  • 1970 The Long Walk at San Francisco State and Other Essays
  • 1977 Four Visions of America
  • 1985 Words That Must Somehow Be Said

[Bearbeiten] Sekundärliteratur

  • Hugh Ford: Four Lives in Paris, North Point Press, San Francisco (1987)

[Bearbeiten] Weblinks

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