Hermann-Bernhard Ramcke
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Hermann-Bernhard Ramcke (* 24. Januar 1889 in Schleswig; † 5. Juli 1968 in Kappeln) war ein deutscher General der Fallschirmtruppe im 2. Weltkrieg.
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[Bearbeiten] Leben
Ramcke war eines von acht Kindern des Erblandwirts Hermann Ramcke und trat als Schiffsjunge 1905 in die kaiserliche Marine ein. Als der I. Weltkrieg begann, war er Bootsmannsmaat und tat Dienst auf dem Kreuzer SMS Prinz Adalbert. 1915 erfolgt seine Kommandierung zur Marineinfanterie nach Flandern, wo er im 2. Matrosenregiment diente. 1916 erhielt der Offiziersstellvertreter Ramcke das Eiserne Kreuz I. Klasse und das Preußische Goldene Militärverdienstkreuz, die höchsten militärischen Auszeichnungen für Unteroffiziere und Mannschaften im I. Weltkrieg. 1918 wurde er zum Leutnant befördert.
Am 10. März 1919 erfolgte sein Übertritt zum Heer und die Aufnahme in die Reichswehr als Hauptmann. Bis zum Ausbruch des II. Weltkriegs tat er Dienst im Infanterieregiment 2, zuletzt als Kompaniechef. Am 1. März 1937 erfolgte seine Beförderung zum Oberstleutnant. Vom 16. Januar bis 18. Juli 1940 war er Kommandeur des Infanterie-Ersatzregiment 69 und wurde am 1. März 1940 zum Oberst befördert. Am 1. August 1940 wechselte er zur Fallschirmtruppe der Luftwaffe und wurde im Mai 1941 mit der Führung des Fallschirmjäger-Regiments 1 beauftragt. Mit diesem Einsatz im Rahmen der Luftlandung auf Kreta (Unternehmen Merkur) über dem Flugplatz Maleme. Für die Verdienste bei dieser Operation wurde er am 1. August 1941 zum Generalmajor befördert und am 21. August 1941 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. 1942 kommandierte er die italienische Fallschirmjägerdivision „Folgore“. Er wurde mit der Führung der Fallschirmjäger-Brigade 1 (Ramcke) in Afrika beauftragt. Im Oktober 1942 wurde seine Brigade vom Afrikakorps abgeschnitten. Ramcke marschierte mit seinen Männern 130 km zu den eigenen Linien und befreite nebenbei 100 Gefangene. Dafür wurde ihm am 13. November 1942 das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen. Am 21. Dezember wurde er zum Generalleutnant befördert.
Seit 12. Februar 1943 war er Kommandeur des 2. Fallschirmjägerdivision und mit dieser u.a. am Kampf um Sizilien beteiligt.
Am 11. August 1944 erfolgte die Ernennung zum Festungskommandanten von Brest. In der Festung befanden sich außer der 2. Fallschirmjägerdivision noch die 243. Infanteriedivision und Truppen des Seekommandanten. 35.000 Deutsche verteidigten die französische Festung Brest gegen eine amerikanische Panzerdivision, gegen mehrere Artilleriebrigaden und gegen eine Armada von Bombern und Jabos. Für die Verteidigung Brests wurden ihm am 19. September 1944 sowohl die Schwerter, wie auch die Brillanten zum Ritterkreuz, als einem von 27 Soldaten bis Kriegsende, verliehen. Diese außergewöhnliche „Doppelverleihung“ erfolgte aufgrund der Tatsache, dass er die beiden ihm unterstehenden Offiziere Konteradmiral Otto Kähler und Generalmajor Hans von der Mosel zur Verleihung des Eichenlaubs eingereicht hatte. Außerdem erhielt er am 1. September 1944 die Beförderung zum General der Fallschirmtruppe. Sein Befehlsstand kapitulierte als letzter Bunker der Festung Brest am 19. September 1944.
Er erwarb sich zudem bei seinen Männern große Hochachtung, und sie bezeichneten ihn liebevoll als „Vater Ramcke” oder „Papa”.
[Bearbeiten] Nach 1945
Am 20. September 1944 geriet er in amerikanische Gefangenschaft und wurde – nach einer sechsmonatigen Zwischenstation in Trent Park/England – in die USA gebracht. Er brach dort zweimal aus streng gesicherten Lagern aus, um auf die schlechte Behandlung seiner Männer dort aufmerksam zu machen. Jeweils schickte er einen Brief an den US-Senat ab und kehrte danach freiwillig zu dem Lager zurück.
Im Dezember 1946 wurde er an die Franzosen ausgeliefert und wegen angeblicher Kriegsverbrechen im Kampf um Brest am 21. März 1951 zu einer Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt. U.a. warf man ihm die Geiselnahme und Ermordung französischer Zivilisten, Plünderung privaten Eigentums, absichtliche Zerstörung und Niederbrennung von zivilen Wohnhäusern vor. Bereits am 24. Juni wurde er – unter Anrechnung seiner Untersuchungshaft von 57 Monaten – aus Altersgründen entlassen.
Seine Beleidigungsklage gegen Erich Kuby wegen dessen Darstellung der Ereignisse in Brest (in einem Hörspiel) endete 1959 mit Kubys Freispruch.
Nach seiner Entlassung war er als leitender Angestellter in einem Industrieunternehmen tätig und schrieb ein Buch über seine Kriegserlebnisse und die nachfolgende Kriegsgefangenschaft.
Bei einem SS-Treffen am 26. Oktober 1952 bezeichnete er die Alliierten als „Kriegsverbrecher“.
Er starb am 5. Juli 1968 in Kappeln.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Goldenes Militärverdienstkreuz am 20. April 1918
- Verwundetenabzeichen (1918) in Gold
- Baltenkreuz II. und I. Klasse
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse
- Fallschirmschützen-Abzeichen
- Erdkampfabzeichen der Luftwaffe
- Ärmelband Afrika
- Ärmelband Kreta
- Italienische Tapferkeitsmedaille in Silber
- Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen in Gold mit Brillanten
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten
- Ritterkreuz am 21. August 1941
- Eichenlaub am 13. November 1942 (145. Verleihung)
- Schwerter am 19. September 1944 (99. Verleihung)
- Brillanten am 19. September 1944 (20. Verleihung)
- Nennung im Wehrmachtbericht am 9. Juni 1941, 9. November 1942, 10. September 1942, 10. September 1944, 21. September 1944
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Ramcke, Hermann Bernhard, Vom Ritterkreuzträger zum Angeklagten, Coburg 2001.
- Ders., Fallschirmjäger, Preußisch Oldendorf 1973.
- Ders., Fallschirmjäger, damals und danach. Frankfurt a.M.: Lorch, 1951
- Ders., Vom Schiffsjungen zum Fallschirmjäger-General, Berlin 1943.
- Neitzel , Sönke: Abgehört. Deutsche Generäle in britischer Kriegsgefangenschaft 1942-1945; Berlin: Propyläen 2005. ISBN 3-54907261-9 (Edition abgehörter Gespräche im Kriegsgefangenenlager [Auswahl])
[Bearbeiten] Weblinks
- Biographie
- Literatur von und über Hermann-Bernhard Ramcke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- [1] (engl.)
Personendaten | |
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NAME | Ramcke, Hermann-Bernhard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher General |
GEBURTSDATUM | 24. Januar 1889 |
GEBURTSORT | Schleswig |
STERBEDATUM | 4. Juli 1968 |
STERBEORT | Kappeln |