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Haus der Andacht – Wikipedia

Haus der Andacht

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Haus der Andacht in Neu-Delhi, Indien, ist der meistbesuchte Sakralbau der Bahai
Das Haus der Andacht in Neu-Delhi, Indien, ist der meistbesuchte Sakralbau der Bahai
Europäisches Haus der Andacht im Stadtteil Langenhain bei Hofheim am Taunus.
Europäisches Haus der Andacht im Stadtteil Langenhain bei Hofheim am Taunus.

Haus der Andacht (auch Mashriqu’l-Adhkar, arab. „Aufgangsort des Lobpreises Gottes“) nennt sich der Sakralbau der Bahai. Häuser der Andacht gibt es weltweit in den USA, Samoa, Australien, Panama, Deutschland, Indien und Uganda. Ein weiteres Haus der Andacht wird in Chile erbaut.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Idee, Zweck und Gestaltung

Kuppelspitze mit Kalligrafie
Kuppelspitze mit Kalligrafie
Haus der Andacht bei Chicago, USA
Haus der Andacht bei Chicago, USA
Eine Karte der Lage der Häuser der Andacht weltweit. Grün markiert die Länder in denen es ein Haus der Anacht gibt (der genaue Ort ist mit einem blauen Punkt gekennzeichnet). Rot markiert die Länder in denen es ein Haus der Andacht gab, aber heute nicht mehr. Hellgrün markiert die Länder, in welchen nach einem 1963 ausgearbeiteten Plan, einst Häuser der Andacht errichtet werden sollen.
Eine Karte der Lage der Häuser der Andacht weltweit. Grün markiert die Länder in denen es ein Haus der Anacht gibt (der genaue Ort ist mit einem blauen Punkt gekennzeichnet). Rot markiert die Länder in denen es ein Haus der Andacht gab, aber heute nicht mehr. Hellgrün markiert die Länder, in welchen nach einem 1963 ausgearbeiteten Plan, einst Häuser der Andacht errichtet werden sollen.

Gläubige aller Religionen versammeln sich in diesen Sakralgebäuden zu Gebet und Meditation. Weder Bilder, Statuen noch Musikinstrumente sind hier zu finden. Im Mittelpunkt der Andacht stehen die Heiligen Schriften aller Weltreligionen, welche ohne Predigt, Auslegung oder Kommentar in der Originalsprache oder Übersetzung rezitiert werden. Der Religionsstifter der Bahai, Baha’u’llah, hat bestimmt, dass das „Wort Gottes“ selbst wirken soll. Jeder Besucher kann sich nach Absprache an den Lesungen beteiligen.

Gesungene Gebete in allen Sprachen und spirituellen Traditionen der Menschheit sind in den Tempeln willkommen. Die Akustik des zentral angelegten Kuppelbaus trägt die menschliche Stimme. Keine anderen Geräusche sollen die individuelle Reflexion und Meditation stören.

In der Kuppelspitze, dem Scheitel, ist eine arabische Kalligrafie zu sehen, ein Ausdruck des Lobpreises: „O Herrlichkeit des Allherrlichen!“.

Ein weiteres Merkmal ist allen Tempeln gemein: Neun Tore nach allen Seiten symbolisieren die Offenheit für die Anhänger der verschiedenen Religionen.

Ansonsten zeichnen sich die Häuser der Andacht gerade durch ihre architektonische Vielfalt aus, die ganz bewusst verschiedene Stile und Symbole der unterschiedlichen Kulturen repräsentiert.

[Bearbeiten] Geschichte

Der Grundstein für das erste Haus der Andacht wurde im Dezember 1902 in Gegenwart führender Vertreter des öffentlichen Lebens in Aschchabad gelegt. Aschchabad lag damals in Russland und ist heute die Hauptstadt von Turkmenistan. Fertig erstellt war das Haus um 1908. Nach der Oktoberrevolution wurde das Haus 1928 von den sowjetischen Behörden enteignet. Jedoch konnte die Bahai-Gemeinde das Gebäude bis 1938 weiter als Haus der Andacht nutzen. 1938 wurde das Gebäude vollständig enteignet und in eine Kunstgalerie umgewandelt, 1948 durch ein Erdbeben stark beschädigt. Die heftigen jährlichen Regenfälle schwächten die Struktur weiter, so dass das Gebäude 1962 zum Schutz der angrenzenden Häuser abgerissen werden musste. Als Nebeneinrichtungen besaß das Haus ein Krankenhaus, eine Schule und eine Herberge für Reisende.

Der Grundstein für das erste Haus der Andacht in Amerika wurde von Abdu’l Baha am 1. März 1912 in Wilmette (Illinois) gelegt. Die Einweihung dieses Hauses am Michigansee erfolgte erst am 2. Mai 1953. Die erste Nebeneinrichtung, ein Altersheim, nahm 1959 seine Arbeit auf.

Im Januar 1961 wurde in Kampala (Uganda) das erste afrikanische Haus der Andacht, im September 1961 bei Mona Vale (etwa 35 km nördlich von Sydney) das erste Haus der Andacht der Antipoden und im Juli 1964 das erste europäische Haus der Andacht in Hofheim am Taunus (Stadtteil Langenhain) eingeweiht. 1987 erklärte das Land Hessen dieses Gebäude bei Frankfurt am Main zum Kulturdenkmal.

Das erste Haus der Andacht Lateinamerikas wurde im April 1972 auf dem Cerro Sonsonato (nördlich von Panama-Stadt) und das erste Haus der Pazifischen Inseln 1984 in Tiapatu (9 km südlich von Apia) auf Samoa eingeweiht. Das lotusblütenförmige Haus der Andacht in Neu-Delhi schließlich wurde im Dezember 1986 eingeweiht und gewann zahlreiche Preise.

[Bearbeiten] Nebengebäude und Planungen

Das Haus der Andacht ist als Zentralgebäude eines ganzen Gebäudekomplexes vorgesehen. Künftig sollen in diesem Komplex Einrichtungen gebaut werden, die sozialen, humanitären, pädagogischen und wissenschaftlichen Zwecken dienen sollen. Abdu’l Baha bezeichnet diese Anlage als „eine der wichtigsten Institutionen der Welt“ und von Shoghi Effendi wird sie als der greifbare Ausdruck der Verbindung von „Bahai-Andacht und -Dienstbarkeit“ umschrieben, in der dem „Leidenden Linderung, dem Armen Unterhalt, dem Reisenden Zuflucht, dem Hinterbliebenden Trost und dem Unwissenden Erziehung“ gewährt wird. Laut dem Kitab-i-Aqdas ist ein Mashriqu’l-Adhkar in jeder Stadt und in jedem Dorf zu errichten. Daher haben bereits zahlreiche Nationale Geistige Räte (s. Haus der Gerechtigkeit) Baugrundstücke akquiriert. Shoghi Effendi hat für Israel ein Gelände für ein Haus der Andacht auf dem Berg Karmel erworben. Der Platz des zukünftigen Hauses der Andacht dort wird seit August 1971 durch einen Obelisken markiert. In dem Landhaus Bahji (s. Bahai-Weltzentrum) kann schon ein Modell dieses zukünftigen Hauses der Andacht angesehen werden.

[Bearbeiten] Weitere Bilder

[Bearbeiten] Literatur

  • Julie Badiee: An Earthly Paradise: Bahai Houses of Worship Around the World. Oxford 1992, George Ronald, ISBN 085398316X
  • The Bahai-World, Bd. XIII-XIX, Haifa

[Bearbeiten] Weblinks


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