Obelisk
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Ein Obelisk (v. lat. obeliscus, v. griech. ὀβελίσκος: Diminutivum von ὀβελός – Spitzsäule, [Brat]spieß; Pl.: Obelisken) ist ein freistehender, hoher, sich nach oben verjüngender, rechteckiger Steinpfeiler, der eine pyramidenförmige Spitze hat. Ägyptologen verwenden meist den Ausdruck Tehen-Pfeiler für Obelisk.
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[Bearbeiten] Ägyptische Obelisken
Der Obelisk stellte im alten Ägypten wie die Pyramide die steingewordenen Strahlen des Sonnengottes dar und ist die Verbindung zwischen der hiesigen und der Götterwelt. Obelisken standen in der Regel paarweise vor Pyramiden oder Tempeln.
Zunächst wurden Obelisken vor dem Tempel des Sonnengottes Re in Heliopolis, dem alten On, aufgestellt. Im Alten Reich waren Obelisken zunächst schmucklos glatt, lediglich die pyramidenförmige Spitze war vergoldet bzw. mit Elektron überzogen und spiegelte so den Glanz der Sonne und damit die Macht des Sonnengottes. Ihr Schattenumlauf war Anzeiger und Zeichen für die tägliche Umfahrt des Re auf der Sonnenbarke von Osten nach Westen (nachts zurück durch die Unterwelt) und wurde von den Menschen beobachtet. Sein genau bestimmter Auf- und Untergang und der unbeeinflussbare Jahresablauf machten Re zum Sinnbild der Weltordnung, Hüter des Rechts und der zwischenmenschlichen Beziehungen. Begleitet wird Re von seiner Tochter Maat der Göttin der guten Ordnung, der Gerechtigkeit und der Wahrheit. Re löste den Urgott Atum ab und galt als Vater des Pharao, der deshalb den Königstitel Sohn des Re trugen. Deshalb wurden die Obelisken als Symbole des Sonnengottes, der göttlichen Weltordnung und der Verbindung Re-Pharao so wichtig, so verbreitet und wurden auch immer größer ausgeführt.
Das Gewicht eines großen Obelisken lag zwischen 200 und schließlich 500 Tonnen. Ein unvollendeter Obelisk in Assuan wiegt 1100 Tonnen. Im alten Ägypten war das Ziehen und Aufrichten heiliger Pfeiler ein wichtiger Teil des rituellen Geschehens.
Die zunächst schmucklosen Obelisken erhielten später Inschriften, die sich zuerst maßvoll auf die Mitte beschränkten. Die Anordnung der Hieroglyphen-Inschriften folgte festen Regeln. Die Hieroglyphenzeichen blicken immer zum Textanfang, der nach Belieben rechts oder links gesetzt werden kann. Die Schriftzeichen der Vorder- und Rückseite der paarig vor den Tempeln aufgestellten Obelisken blickten immer zu dem zwischen den beiden Tehen-Pfeilern verlaufenden Weg zum Tempeleingang. Die Schriftzeichen auf den Seitenflächen blicken immer zum Tempel selbst. So kann noch heute bei den nach Rom, Paris oder Istanbul verbrachten Obelisken die ursprüngliche Orientierung zum Tempel bestimmt werden. Diese Anordnung von Bildsymbolen ist uralt. So wie die Menschen- und Tiersymbole der Hieroglyphen auf den Seiten von beiden Obelisken zum Weg zum Tempel oder zum Tempel blicken, so blicken bereits die Tiere, wie Stier, Fuchs und Kranich, auf den Längsseiten der T-förmigen Pfeiler der ältesten bekannten Tempelanlage in Göbekli Tepe, auf den Weg, der ins Zentrum der Anlage führt, oder ins Zentrum der jeweiligen Anlage.
Mit der Verschmelzung Res mit dem ursprünglichen Fruchtbarkeitsgott Amun aus Theben zum Reichsgott Amun-Re stieg die Bedeutung und Verbreitung des baulichen Zeichens noch weiter.
Im Neuen Reich wurden die Obelisken schließlich ganz mit Hieroglyphen beschriftet.
Römische Kaiser brachten 13 Obelisken als Siegestrophäen aus Ägypten nach Rom. Einige wurden im frühen Mittelalter wegen ihres „heidnischen“ Ursprungs zerstört oder zerfielen.
Den größten Obelisken ließ die Pharaonin Hatschepsut herstellen und aufrichten. Er steht bis heute im Amun-Tempel in Karnak bei Luxor und ist 32 m hoch. Seine Spitze war vergoldet.
Große original ägyptische Obelisken stehen heute außer in Luxor (4) und Rom (13) noch je einer in Heliopolis, Kairo, Istanbul, Paris (Obelisk von Luxor), London (St. George's Circus), New York (Central Park), Wimborne, Urbino, Florenz, Catania und Caesarea Maritima. Je ein kleiner befindet sich in Luxor und in Durham.
Die Obelisken in London und New York, die sogenannten Cleopatra's Needles, standen ursprünglich gemeinsam vor einer Pyramide und sind identisch. Der sogenannte Obelisk von Luxor in Paris ist 23 Meter hoch, sein Gewicht beträgt 258 Tonnen.
[Bearbeiten] Aufstell-Technik
Die Problematik des Aufrichtens eines großen Obelisken nur mit Menschenkraft, Pferden, Holz und Seilen selbst noch in der Renaissance wird verdeutlicht durch den Stich von der Aufrichtung des Obelisken auf dem Petersplatz in Rom am 13. April 1588 mit genau 907 Menschen, 75 Pferden, 40 Göpeln und 5 großen Hebeln unter Leitung von Domenico Fontana im Auftrag Papst Sixtus V..
Die Ägypter hatten die Probleme von Herstellung, Transport und Aufrichtung mit einfacheren Techniken, aber ungeheurem Aufwand gelöst. Alle Obelisken wurden jeweils an einem Stück aus dem Rosengranitfelsen von Assuan geschlagen. Zunächst wurden mit Schlagwerkzeugen zwei Gräben von z.B. 32 Meter Länge in den Fels getrieben, ebenso zwei kurze an der künftigen Grundfläche und der Spitze. Die Form wurde schon vor Ort perfektioniert, um Gewicht beim Transport zu sparen. Dann wurden am Grund der Gräben seitliche zur Mitte des teilfreigelegten Blocks Schlitze geschlagen. In diese wurden Holzkeile getrieben. Diese wurden mit Wasser begossen, so dass sie aufquollen und so den Block vom Felsgrund lösten. Entlang beider langen Gräben wurden eine Vielzahl von sehr großen Hebeln mit der Spitze unter dem Block und dem Drehpunkt am oberen Grabenrand angesetzt. Der Block wurde so angehoben und mit Holz unterfüttert. Dann wurde er weiter angehoben und weiter mit Holz unterfüttert etc.
Am Block wurden Kufen angebracht auf denen er mit Hilfe von vielen hundert Arbeitern, die großen mit weit über tausend Arbeitern, weggezogen wurde. Die Hauptstrecke, z.B. von Assuan bis zum 1500 km entfernten Heliopolis, wurde auf einem großen Nilschiff zurückgelegt. Der Obelisk wurde am Aufstellungsort horizontal auf eine Sandaufschüttung gezogen oder gehebelt (heben, unterfüttern etc), die die halbe Höhe des Obelisken über der Basis des vorgesehenen Aufstellungsortes hatte. Die mittlere Länge des Obelisken lag über dem Aufstellungspunkt. Die Kufen ragten seitlich leicht über die Basis des Obelisken. Zusätzlich hatten die Arbeiter eine Mauer errichtet, die vom Baugrund bis zur Basis des Obelisken reichte und konkav (halbrund) bis zum Fundament des Aufstellungspunktes. Unter der Mitte des Obelisken lag quer ein sehr starker Rundbalken. Nun wurde der Sand unter der unteren Hälfte langsam weggegraben. So senkte sich die untere Hälfte des Obelisken ab und die obere hob sich am Drehpunkt in die Höhe. Wegen der Mauer konnte die Basis nicht wegrutschen. Der Sand wurde abgegraben bis der Obelisk ganz heruntergeglitten war und senkrecht stand. Anschließend wurden die Mauern, die ja eine bloße Montierhilfe waren, der Restsand und die Kufen entfernt.
Die Römer brachten, wie Sueton berichtet, ihre Obeliskenbeute mit extra verstärkten Schiffen nach Rom. Da sie auch die ägyptischen Steinbrüche weiterbetrieben und z.B. hunderte von Granitsäulen für die kaiserlichen Bauten mit bis zu 240 Tonnen Gewicht vom Monte Claudianus in der östlichen ägyptischen Wüste nach Rom transportierten, ist zu vermuten, dass sie auch die ägyptischen Techniken weiter verwendeten.
[Bearbeiten] Obelisken der Neuzeit
Im Jahre 1775 errichtete Carl Friedrich einen Obelisk in Linkenheim. In dieser Zeit entstanden weitere Obelisken in der Region Karlsruhe, Würzburg und auch bei Wiesbaden.
1823 wurde auf dem Braunschweiger Löwenwall ein Obelisk nach einem Entwurf von Peter Joseph Krahe zu Ehren der in den Befreiungskriegen gefallenen Braunschweigischen Herzöge Karl Wilhelm Ferdinand und Friedrich Wilhelm errichtet.
Der höchste Obelisk, das Washington Monument in Washington (D.C.) mit seinen 169,3 Metern Höhe, wurde 1884 fertiggestellt. Es war zu seiner Zeit (bis zur Fertigstellung des Eiffelturms 1889) das höchste Bauwerk der Erde und löste damit den Kölner Dom ab.
[Bearbeiten] Trivia
- Die Comicfigur „Obelix“ aus den Asterix-Heften ist nicht, wie oft zu lesen, nach dem Obelisken benannt, sondern nach einem typographischen Zeichen (siehe Figuren aus Asterix#Obelix). Für die Geburtstagsausgabe „Obelix und seine Freunde“ steuerte Turf dafür eine Geschichte über Obelixes Bruder „Obelisk“ bei.
- Der Obelisk wird auch von den Freimaurern als Signum verwendet.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Geza Alföldy: Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom. Ein historisches Monument der Antike. Heidelberg 1990.
- Manfred Barthel: Die Enkel des Archimedes. Die etwas andere Kulturgeschichte der Hebewerkzeuge, Schlütersche Verlagsanstalt 1995, S. 27/28 und S. 91-99.
- Bern Dibner: Moving the Obelisk. Cambridge u. a. 1950, Nachdruck 1970.
- Labib Habachi: Die unsterblichen Obelisken Ägyptens. Überarbeitete und erweiterte Neuauflage von C. Vogel. Zabern, Mainz, 2000, ISBN 3-8053-2658-0.
- Erik Iversen: Obelisk in exile, Band 1, Copenhagen 1968.
- Emil Nack: Ägypten und der vordere Orient im Altertum, Uebereutter 1977, S. 80.
- Klaus Schmitt: Sie bauten die ersten Tempel, C.H. Beck 2006, S. 131.
- Armin Wirsching: Wie die Obelisken um die Zeitenwende und im 4. Jahrhundert aufgerichtet wurden. In: Gymnasium, Band 113, Heft 4, 2006, S. 329-358.
- Armin Wirsching: Obelisken transportieren und aufrichten in Ägypten und in Rom. Books on Demand, Norderstedt 2007, ISBN 978-3-8334-8513-8