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Festungsring Köln – Wikipedia

Festungsring Köln

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Übersichtskarte der Kölner Befestigungen bis 1914
Übersichtskarte der Kölner Befestigungen bis 1914

Die Stadt Köln wurde unter Preußischer Verwaltung mit einem doppelten Festungsring umgeben. Zusammen mit den Resten ihrer mittelalterlichen Stadtmauer und den noch erhaltenen Teilen der römischen Stadtmauer sind in Köln sogar vier Ringe von Befestigungsanlagen zu finden. Dies ist einzigartig.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Der innere Festungsring

Nachdem die Stadt auf dem Wiener Kongress an Preußen gefallen war, begann man 1816 mit dem Bau von 11 modernen Forts und 7 Lünetten um die auf der linken Seite des Rheins liegende Stadt. Das rechtsrheinische Deutz, damals noch eine selbständige Stadt, wurde in diesen Ring mit eingebunden ( 3 Forts und 2 Lünetten). Dieses Vorhaben wurde 1863 abgeschlossen. Die Forts bestanden im Wesentlichen aus Ziegelsteinen. Sie wurden mit römischen Ziffern durchnummeriert.

[Bearbeiten] Der äußere Festungsring

Grundriss eines Hauptwerkes
Grundriss eines Hauptwerkes

Die Entwicklung von Belagerungsgeschützen mit immer größer werdender Reichweite, die Entwicklung der Kölner Vorstädte , wie Köln-Ehrenfeld, die sich auch in Richtung auf den Festungsring hin entwickelten, erzwang nach dem Krieg von 1870/1871 den Bau eines weiteren Festungsringes mit 16km Durchmesser. Auch diesmal wurden weite Teile der Stadt auf der rechten Seite des Rheines in die Befestigungen eingeschlossen. Der Festungsring bestand aus 12 Hauptwerken und insgesamt 23 Zwischenwerken, die zwischen die Hauptwerke eingeschoben wurden. 1880 wurde dieser Festungsring fertig gestellt, er galt aber bereits seit 1886 als völlig veraltet. Der Grund dafür lag in der Einführung von Brisanzgranaten mit Zeitzünder, die sich bei einem Treffer tief in das Erdreich bohrten und dann erst explodierten. Die Kombination aus Ziegeln und Erde bot gegen eine solche Bedrohung keinerlei Schutz.

Die Hauptwerke erhielten wieder römische Ziffern zur Identifizierung, die Zwischenwerke erhielten die gleiche Ziffer wie ihr zugehöriges Hauptwerk und die Kleinbuchstaben a, b und c zur Unterscheidung. Außerdem wurden die stadtseitigen Fassaden der Anlagen leicht unterschiedlich gestaltet, um den stationierten Soldaten die Identifizierung ihrer Festung zu erleichtern. Die einzelnen Forts wurden auf der linksrheinischen Seite durch die Militärringstraße miteinander verbunden, die auch heute noch eine erhebliche Verkehrsbedeutung für die Stadt besitzt.

Skizze Fort VI mit Decksteiner Weiher
Skizze Fort VI mit Decksteiner Weiher

[Bearbeiten] Erweiterungsbauwerke

Als Reaktion auf die Bedrohung durch die Brisanzgranate verwandte man nun Beton, Stahlbeton und stählerne Panzerungen im Festungsbau. Deshalb wurden in den Jahren 1905 bis 1914 vor dem eigentlichen äußeren Festungsring eine Reihe betonierter Unterstände errichtet. Dadurch stieg die Anzahl der Werke des äußeren Festungsringes auf 177 Anlagen. Auch die Werke des inneren Festungsrings waren bis zum Ende des Ersten Weltkrieges noch besetzt.

[Bearbeiten] Besatzung und Bewaffnung

Grundriss eines Zwischenwerkes
Grundriss eines Zwischenwerkes

Geplant war eine kriegsmäßige Besatzung der Festung Köln mit 50.000 Soldaten und 6.000 Pferden. Die Werke waren mit insgesamt 450 Geschützen vom Kaliber 3,7 cm bis 21,0 cm bestückt. Hinzu kamen 120 stationäre und 280 mobile Scheinwerfer.

[Bearbeiten] Schleifung und Umgestaltung der Festungsringe

Auf Grund der Bestimmungen des Vertrages von Versailles musste Deutschland sämtliche Befestigungsanlagen auf beiden Seiten des Rheines beseitigen. Dem damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer ist es zu verdanken, dass trotzdem diverse Festungsanlagen erhalten geblieben sind und die Festungsrayons schließlich ab 1924 im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zum Kölner Grüngürtel umgestaltet wurden. Köln wurde damals zur sprichwörtlichen Stadt im Grünen. Die Gräben der Forts wurden meistenteils zugeschüttet, dagegen blieben die Bauwerke der Kehle frei zugänglich.

[Bearbeiten] Das Müngersdorfer Fort in der Nazizeit

Während der nationalsozialistischen Diktatur wurde das Gelände des am Außenring gelegenen und schon zuvor als Garnisons-Gefängnis dienenden Forts V als Sammellager für die in der Stadt lebenden Juden verwendet, um diese anschließend in die Ghettos und Vernichtungslager zu verschleppen.

Genauere Nachforschungen in Köln-Müngersdorf ergaben, dass die Menschen in Baracken auf dem an das Fort angrenzenden Sportplatzgelände sowie im Bereich der heutigen Schrebergärten untergebracht waren, nicht jedoch in der Kehlkaserne selbst. Diese wurde zum Teil von der Wehrmacht als Materiallager genutzt, später diente sie der Müngersdorfer Bevölkerung auch als Luftschutzbunker. Das Fort wurde in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts beseitigt; heute erinnert nur noch eine kleine Gedenktafel mit folgendem Inhalt an die Begebenheit:

Zur Erinnerung an die Toten und als Mahnung für die Lebenden
Im ehemaligen Fort V und dem angrenzenden Bereich befand sich während des 2. Weltkrieges das sogenannte Judenlager Müngersdorf. Hier wurden die aus Ihren Häusern und Wohnungen vertriebenen Juden konzentriert und in die NS-Vernichtungslager abtransportiert.
Rat der Stadt Köln 1981

[Bearbeiten] Der Festungsring Köln heute

Fort VI (Deckstein) Seitenflügel
Fort VI (Deckstein) Seitenflügel

Die Militärringstraße, die auf der linken Rheinseite die Forts des äußeren Ringes mit einander verbindet, ist auch heute noch eine der vielen stark genutzten Ringstraßen um Köln. Auf dem größten Teil ihres Verlaufs führt sie durch eine parkähnliche Landschaft. Auf dem Rayon des Inneren Ringes verläuft die Ringstraße Innere Kanalstraße, Universitätsstraße, Weißhausstraße auch heute noch durch viel Grün.
Auch auf der rechten Rheinseite weisen einige Straßennamen auf den Militärring hin: Porzer Ringstraße, Vingster Ring, Herler Ring, Mülheimer Ring, Stammheimer Ring (Köln-Stammheim) Abschnitt (Fort XII mit Zwischenwerk 15), Clevischer Ring usw.
Die Forts selber sind in einem höchst unterschiedlichen Zustand. Manche von ihnen werden von Vereinen genutzt, andere sind schutzlos dem Verfall preisgegeben, wenn sie nicht bereits völlig verschwunden sind. Nur wenige sind restauriert und einer sinnvollen Verwendung zugeführt.

[Bearbeiten] Die erhaltenen Forts des inneren Festungsringes

  • Fort I, mit Gedenkstätte für die Toten des Ersten Weltkrieges (Friedenspark)
  • Fort IV, Fort Paul, im Volksgarten
  • Fort V teilweise restauriert und als Universitätsgebäude für die Geographie genutzt
  • Fort X in Neustadt-Nord

[Bearbeiten] Die 15 (teil)erhaltenen Anlagen des äußeren Festungsringes

  • Zwischenwerk III b, Militärring/Buschweg
  • Fort IV an der Eisenbahnstrecke Köln–Venlo, Freimersdorfer Weg. Ausstellung der Arbeitsgemeinschaft Festung Köln e. V.
  • Zwischenwerk V a , das an der Belvederestraße gelegene Zwischenwerk wurde 1925 in eine so genannte Freiluft- und Gartenschule umgestaltet, die auch heute noch für die Kölner Schulen (bis etwa Klasse 5) betrieben wird. Das dabei freigestellte Festungsbauwerk ist weitgehend unverändert erhalten.
Zwischenwerk V a
Zwischenwerk V a
Der FC ist ´ne Festung
Der FC ist ´ne Festung
  • Fort VI, an der Eichenkreuz-Sportanlage nördlich der Gleueler Str.
  • Zwischenwerk VI b, Zugang von der Berrenrather Str. aus, umgebaut zum Vereinsheim des 1. FC Köln
  • Fort VII, Militärring zwischen Oberer Komarweg und Bahntrasse
  • Zwischenwerk VIII b , zwischen Konrad-Adenauer-Straße und Heinrich-Lübke Ufer, mit Kölner Festungsmuseum
  • Zwischenwerk IX a, rechtsrheinisch in der Westhovener Aue
  • Fort IX, Porzer Ringstraße in Höhe der Straße auf dem Wasserfeld
  • Zwischenwerk IX b im Gremberger Wäldchen am Autobahnkreuz
  • Fort X, Merheim, Nohlenweg
  • Zwischenwerk X c , Merheimer Heide, Nähe Schlagbaumweg, Reste als Reiterheim
  • Zwischenwerk XI a,, Buchheim, Herler Ring, genutzt durch den Mülheimer Turnverein
  • Fort XI, Mülheim, Piccoloministraße , Vereinsheim
  • Zwischenwerk XI b, Mülheim, Cottbuser Straße

[Bearbeiten] Galerie

Es gibt in Köln zaghafte Bemühungen, auch dieses historische Erbe wieder mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen und für eine Erhaltung und sinnvolle Verwendung zu sorgen.

[Bearbeiten] Siehe auch zum Vergleich

[Bearbeiten] Literatur

  • Dr. Henriette Meynen, Die preußische Festung Köln, Köln 2000 (RK-Heft Nr. 452)
  • Robert Schwienbacher, Festung Cöln - Der Äußere Festungsgürtel, Frechen 2002
  • Uwe Zinnow, Arbeitsgemeinschaft Festung Köln e.V.- Die Geschichte des Kölner Festungsgürtels im Bereich Bocklemünd, Hürth 2006

[Bearbeiten] Medien

  • Beumer, Frank: Festung Cöln, DVD, (CRIFA) 2004
  • Rheinhard Zeese: 1900 Jahre befestigtes Köln, CD , LEB - Brühl, 2006

[Bearbeiten] Weblinks

Mehr Fotos auch bei den Einzelnen Stadtteilen unter

Koordinaten: Zwischenwerk VIII b: 50° 53' 56" N, 6° 58' 57" O


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