Erfahrung
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Als Erfahrung wird zweierlei bezeichnet: im Einzelfall ein bestimmtes Erlebnis eines Menschen in Form eines von ihm selbst erlebten und damit selbst wahrgenommenen Ereignisses, oder allgemein – und dann im Sinne von "Lebenserfahrung" – die Gesamtheit aller Erlebnisse (oder "Sinneseindrücke"), die eine Person jemals gehabt hat (ggf. einschließlich ihrer mehr oder weniger realitätsadäquaten Verarbeitung[1]).
Wissenschaftlich spricht man anstelle von gewöhnlich eher persönlich gemeinter Erfahrung von empirischen Feststellungen: denn für wissenschaftliche Aussagen ist gefordert, dass sie auf der Grundlage systematischer und intersubjektiv bestätigter Beobachtungen zustande kommen, wozu methodische Messungen und teilweise auch kontrollierte Experimente gehören können. Wissenschaften auf einer derartigen methodisch geordneten Grundlage werden zur Unterscheidung von individuell zufälligem oder persönlichem Erfahrungswissen mit dem Anspruch auf höhere Verlässlichkeit Erfahrungswissenschaften genannt.[2]
[Bearbeiten] Einführung
[Bearbeiten] Voraussetzungen
Das Sammeln von Erfahrungen hängt ab von
- den angeborenen Fähigkeiten oder der Gesundheit eines Individuums
- den äußeren Anregungen und Umweltbedingungen, zum Beispiel Zugang zu Bibliotheken usw.
- der Motivation und Bereitschaft/Wille des Individuums
Erfahrungen müssen bewertet und verarbeitet werden, dann bleiben sie länger wirksam.
[Bearbeiten] Definitionen
Im Alltag bezeichnet allgemein Lebenserfahrung das im Laufe eines Lebens gewonnene erprobte und bewährte Wissen. Berufserfahrung bedeutet, jemand übte lange eine bestimmte Tätigkeit aus, legte sich - mit vielen verschiedenen Situationen konfrontiert, die gemeistert werden mussten - ein breitgefächertes Wissen zu.
Unter Erfahrungsaustausch versteht man meistens das gegenseitige Lernen. Positive/gute und negative/schlechte Erfahrungen steht überwiegend für die hinterlassene Wirkung von in der Vergangenheit erlebtem, das man nachträglich für sein Leben interpretiert und bewertet.
Man spricht auch von „religiösen Erfahrungen“ (siehe auch: Transzendentale Erfahrung) als im weitesten Sinne die Begegnung des Menschen mit dem Transzedenten, weiterhin die in Form von Kontemplationen erlebten Eindrücke, wie zum Beispiel die Mystische Erfahrung.
In der Pädagogik unterscheidet man zwischen Primärerfahrung und Sekundärerfahrung. Primärerfahrungen sind unmittelbare Erfahrungen, die in direkten Kontakt mit Mitmenschen oder einem Objekt gemacht werden. Erfahrungen, die man aus der Wahrnehmung anderer übernimmt, sind Sekundärerfahrungen. Hierzu zählen beispielsweise Erfahrungen, die durch das Fernsehen oder den Computer vermittelt werden.
In der Psychologie ist Erfahrung das im Gehirn gespeicherte Ereignis, ohne das Lernprozesse und die menschliche Gesamtentwicklung nicht denkbar (oder möglich) sind. Das Gegenteil der mit Ereignissen verbundenen Situation ist die Monotonie, von der i. d. R. keine förderlichen Wirkungen (für Lernprozesse) ausgehen. Monotonie be- oder verhindert Entwicklungsfortschritt (beim Menschen, bei Säugetieren). Insofern ist Erfahrung die Grundvoraussetzung für entwicklungspsychologischen Fortschritt.
[Bearbeiten] Begriffsabgrenzung
In der Erkenntnistheorie stehen eine Reihe dem Begriff der Erfahrung verwandter oder zum Teil häufiger verwendeter Begriffe zur Verfügung wie zum Beispiel mit Bezug auf Gegenstände bei Sinnliches, "Empirisches, Experimentelles', Tätigkeit, Praxis oder mit Bezug zum Bewusstsein zum Beispiel bei Wissen, Alltagswissen, Kenntnis, Fähigkeit, Überzeugung. Die Betonung der durch ein bestimmtes Subjekt selbst gewonnenen Erkenntnis hebt den Erfahrungsbegriff von allen anderen Erkenntnissen ab. Erfahrung ist immer nur auf ein bestimmtes Subjekt beziehbar, das allerdings auch im Grenzfall die gesamte Menschheit sein kann. Die Hervorhebung der Unmittelbarkeit ist darauf gerichtet, die vermittelten Formen der Erkenntnisgewinnung und Weitergabe anderen Begriffen zuzuweisen.
[Bearbeiten] Zur Vermittlung und Herausbildung von Erfahrung
Erfahrungen lassen sich vermitteln: aber nur in Form von Wissen und Kenntnissen, nicht als Erfahrung des Subjekts, dem sie vermittelt wurden. Jede selbst und unmittelbar gewonnene Erkenntnis einer Person ist von der in Erlebnisprozessen vor sich gehenden Ausbildung von Emotionen, Motivationen, Willensentscheidungen und Haltungen begleitet; jeder selbst und unmittelbar erzielte Erkenntnisgewinn von der auf jenen Erlebnisprozessen beruhenden Ausbildung von Normen und Wertungen. Erscheinen andere Erkenntnisformen gleichsam „entsubjektiviert“, „wertfrei“ – etwa bestimmte Theorien, Wissenssysteme, Kenntnisse –, so ist dies bei der Erfahrung niemals der Fall. Die gegebene Begriffsbestimmung trifft keine weiteren Aussagen über das Verhältnis der Subjekte zu den Gegenständen der Erkenntnis, etwa, inwiefern Sinneskomponenten, nichttheoretisch-empirische oder eher theoretische Komponenten, Experimente oder ähnlichen am Erfahrungsgewinn beteiligt sind und inwieweit der Erfahrungsprozess in die Aktivität, Tätigkeit und Analyse des wechselseitigen Zusammenhangs von theoretischer und praktischer Tätigkeit eingebettet sind.
[Bearbeiten] Unterscheidung zur Empirie
Sinnliches, Empirisches, Experimentelles stellen auf jeweils besondere Weise (das heißt primär über die Sinne, primär nicht nichttheoretisch, aber innerhalb des wissenschaftlichen Arbeitens, primär durch vorbedachte Experimente) gewonnene Erfahrung dar. Empirie, oft mit der Erfahrung gleichgesetzt, bezeichnet dabei Prozesse der Gewinnung von wissenschaftlicher Erfahrung durch wissenschaftliche Verfahren, die sich einerseits auf die unmittelbare Sinneswahrnehmung gründen – wie Beobachtung, Feldversuch, Experiment und ähnliches –, andererseits aber stets auch auf theoretisch-konzeptionellen Voraussetzungen beruhen. Das Ergebnis liegt dabei immer in sprachlich gefassten Aussagen oder anders dokumentierten Formen als empirisches Wissen (das heißt als Tatsachen- und Faktenwissen) vor. Jeder Tätigkeitsprozess, jeder Prozess in der Praxis stellt auch einen Erfahrungsprozess dar, lässt sich jedoch nicht darauf reduzieren; die Ergebnisse können Erfahrungen sein, müssen es aber, beispielsweise bei wissenschaftlicher oder künstlerischer Tätigkeit oder Praxis, keineswegs sein.
[Bearbeiten] Zum Verhältnis von Wissen
Wissen, Alltagswissen, Kenntnis können selbst oder vermittelt erworben, können beim Erwerb von Erlebnissen begleitet oder als bloßer Stoff aufgenommen sein, können also Erfahrung eigener Art repräsentieren oder aber fast frei von Erfahrung eines bestimmten Subjekts sein. Fähigkeiten werden immer von einem individuellen, Überzeugungen von einem Subjekt selbst und unmittelbar gewonnen und erlebnismäßig angeeignet, repräsentieren also stets besondere Formen von Erfahrung.
[Bearbeiten] Innere und äußere Erfahrung
Mit der Unterscheidung von innerer und äußerer Erfahrung kommt schließlich die zentrale philosophische Fragestellung in das Blickfeld. Zweifellos gibt es für konkrete Individuen so etwas wie innere Erfahrung, nämlich Erkenntnisse, die allein als das Resultat von Operationen über dem Gedächtnisbesitz zu beschreiben sind, also in der eigenen ideellen Tätigkeit des Subjektes selbst gewonnen wurden und unmittelbar einzelne durch die Subjekte erlebte (geistige) Ereignisse betreffen. Doch die Frage, wie äußere und innere Erfahrung in Beziehung zu setzen sind, übergreift alle Einzelerörterungen, weil der Gegensatz zwischen Sensualismus und Rationalismus auf die Frage hinausläuft, ob der äußeren oder der inneren Erfahrung mehr vertraut werden darf.
Siehe auch Selbsterfahrung.
[Bearbeiten] Philosophischen Anwendung des Erfahrungsbegriffs
Verallgemeinernd lässt sich feststellen, dass der Begriff der Erfahrung philosophisch nicht eindeutig ist, sowohl materialistische wie idealistische Schlussfolgerungen zulässt und in konkreten Verwendungszusammenhängen einer eindeutigen wissenschaftlichen und philosophischen Präzisierung bedarf. Gerade die Vieldeutigkeit des Erfahrungsbegriffs ist eine der Ursachen sowohl für die vielen divergierenden Definitionen als auch für die zahlreichen philosophiegeschichtlichen Verwendungs- und Deutungsweisen. Philosophiegeschichtlich verläuft die Diskussion der Erfahrungsproblematik weitgehend parallel zu der der Erkenntnisproblematik. Rudolf Eisler unterscheidet drei Traditionslinien:
- Der Empirismus wertet die Erfahrung als einzige Quelle der Erkenntnis, der Rationalismus schreibt dem Denken überempirische Erkenntniskraft zu, der Kriticismus betont in verschiedener Weise die Notwendigkeit des Zusammenwirkens von Erfahrung und Denken (in: R. Eisler, Artikel "Erfahrung". In: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Bd. 1, Berlin 1904)
In Anlehnung an Immanuel Kant kann man erstere auch als aposteriorische, die zweite als apriorische, die dritte als dualistische Traditionslinien bezeichnen.
[Bearbeiten] Philosophische Ansätze in der Neuzeit
Obwohl man diese Sichtweise auf die Betrachtungen antiker und mittelalterlicher Philosophie ausdehnen kann, sollen hier nur einige philosophische Ansätze der neueren Zeit erwähnt werden. Empirische Ansätze setzen Erfahrung mit Wahrnehmung mehr oder weniger gleich und betrachten sie in der Regel als zentrale Kategorie ihrer philosophischen Systeme. Francis Bacon betonte zuerst, mit Blick auf die Entstehung der modernen Wissenschaften, den Wert der methodisch geleiteten Erfahrung gegenüber der Alltagserfahrung. Thomas Hobbes betrachtete die sinnliche Wahrnehmung als Quelle der Ideen, aus der alles Wissen stammt, und trennt strikt die Empfindung vom Denken ab. John Locke nimmt an, dass alles Wissen aus äußerer oder innerer Erfahrung stamme, der Geist lediglich die Verbindung, Trennung und Generalisation des Erfahrenen diene und die Seele eine „tabula rasa“ sei: Nichts sei im Verstand, was nicht zuvor in den Sinnen war. George Berkeley und David Hume nutzten die Anschauungen Lockes zur Ableitung ihrer empirischen Systeme. Gottfried Wilhelm Leibniz erweitert diese Ansicht: Es ist nichts im Verstand, was nicht zuvor in den Sinnen war – außer dem Intellekt selbst. Er deutet damit bereits auf dualistische und sogar dialektische Möglichkeiten hin.
Rationalistische Ansätze, insbesondere die des klassischen objektiven Idealismus, sehen die Erfahrung den Apriori – (entweder eingeborenen oder gedanklich vorerarbeiteten) Ideen und Gedanken nachgeordnet. Rene Descartes und Spinoza sehen in der Vernunft die primäre Erkenntnisquelle, obwohl sie die Tatsache des Erfahrungsmachens durchaus akzeptieren. Besonders Descartes' Gedanke von den „eingeborenen Ideen“ (Ideae innatae) wirkt prägend bis in die Neuzeit (zum Beispiel bei Noam Chomsky). Fichte betrachtet das System unserer Vorstellungen als Erfahrung. Nach Hegel ist die Erfahrung von den Bestimmungen des reinen Denkens unabhängig. Schelling lässt neben der gewöhnlichen Erfahrung als Gewissheit, die wir von äußeren Dingen und deren Beschaffenheit durch die Sinne erhalten, auch offenbartes Übersinnliches und Göttliches als „höhere“ Empirie gelten. Arthur Schopenhauer betrachtet Erfahrung als all das, was im empirischen Bewusstsein vorkommen kann. Viele Neukantianer stehen ebenfalls eher auf rationalistischen Positionen, so Otto Liebmann, Hermann Cohen und Paul Nartop.
[Bearbeiten] Immanuel Kant sowie der Positivismus
Wichtigster Ursprung dualistischer Ansätze ist das völlig neue Erfahrungsverständnis, das Kant in die Philosophie einführte. Kant verwendete den Begriff erstens in außerordentlich breitem, die Erkenntnis im weitesten Sinne umfassenden Verständnis. Erfahrung bezeichnet für ihn sowohl den Gegenstand als auch die Methode der Erkenntnis, den denkgesetzlichen Zusammenhang aller Funktionen der Erkenntnis: Produkt der Sinne und des Verstandes. In dem Ganzen aller möglichen Erfahrung liegen all unsere Erkenntnisse. Zweitens differenziert und strukturiert er aber diesen Erfahrungsbegriff tiefgründig. Einerseits ist ihm Erfahrung die Erkenntnis der Objekte durch Wahrnehmungen, eine Synthesis der Wahrnehmungen, bedeutet somit einen stets fortschreitenden Erkenntnisprozess und liefert empirische, objektiv gültige Erkenntnisresultate.
Dies ist aber nichts weniger als ein empiristischer Zugang. Denn andererseits stellt er klar fest, dass der Verstand durch seine Begriffe (das heißt der Kategorien) selbst Urheber der Erfahrung ist, dass die Verstandesgrundsätze, als synthetische Erkenntnisse a priori, die Erfahrung antizipieren. Drittens wird damit Erfahrung in das Wechselspiel der Apriori und Aposteriori eingefügt und eine bis heute gültige Frage gestellt: Inwieweit wird die sinnliche Wahrnehmung und die kognitive Verarbeitung des Wahrgenommenen durch bereits vorhandene – phylogenetisch oder ontogenetisch oder gesellschaftlich erworbene – Mechanismen determiniert, die von den Rezeptorkonfigurationen und den Möglichkeiten und Grenzen der neuralen Selbstorganisation bis zu den gesellschaftlich vorgegebenen Erkenntnissen, Einstellungen und Wertungen reichen?
Der Positivismus so unterschiedlicher Denker wie John Stuart Mill, Auguste Comte, Karl Eugen Dühring, Richard Avenarius, Joseph Petzold, Ernst Mach und vieler anderer knüpft an den klassischen Empirismus an und versucht auf unterschiedliche Weise wiederum die (verabsolutierte, reine) Erfahrung zur Quelle allen wahren Wissens zu bestimmen.
[Bearbeiten] Zur Aufgabe der Klärung der inneren Erfahrung
Als Aufgabe bleibt unter anderem zu klären, einen erweiterten Zugang zur inneren Erfahrung zu finden, dies also nicht nur im Sinne der relativen Apriori. So wird im Rahmen der Selbstorganisationstheorie, insbesondere hier die Autopoiesistheorie von Humberto Maturana, auf die Entstehung von geistig Neuem ohne jeglichen Anstoß von außen hingewiesen.
[Bearbeiten] Erfahrung nach Oskar Negt
Der Soziologe Oskar Negt benutzte Anfang der 1960er-Jahre einen Begriff der Erfahrung welcher für die Gewerkschaftliche Bildungsarbeit zentral wurde. Den Begriff der Erfahrung behandelte er zentral in Soziologische Phantasie und exemplarisches Lernen von 1964 und in dem mit Alexander Kluge verfasstem Buch Öffentlichkeit und Erfahrung von 1972.
Erfahrungen sind nach Negt
- spezifische Produktionsformen der Verarbeitung von Realität und
- der aktiven Reaktionen auf diese Realität
Obschon Erfahrungen individuell durch die Köpfe von einzelnen Menschen hindurch gehen müssen sind sie Momente einer durch Begriffe und durch Sprache vermittelten Auseinandersetzung mit der Realität, mit der Gesellschaft.
Für die Arbeiterbildung heißt dies, dass diese an den kollektiven Erfahrungen der Arbeiter ansetzen müsse. Eine Bildungsarbeit, die von kollektiven Erfahrungen ausgehen laufe weniger in Gefahr Halbbildung zu vermitteln. Bis heute spricht man in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit vom Erfahrungsansatz.
[Bearbeiten] Literatur
- Oskar Negt, Alexander Kluge: Öffentlichkeit und Erfahrung. Zur Organisationsanalyse von bürgerlicher und proletarischer Öffentlichkeit Frankfurt a. M. 1972 ISBN 3518106392
- Rolf Oerter, Leo Montada (Hg.): Entwicklungspsychologie, Weinheim Basel Berlin, Beltz PVU, 1. Auflage 1982; 5. Auflage 2002; ISBN 3-621-27479-0
- Hans Wißmann, Eilert Herms, Ulrich Köpf, Joachim Track, Dietrich Zilleßen: Erfahrung I. Religionsgeschichtlich II. Philosophisch III. Theologiegeschichtlich III/1. Mittelalter und Reformationszeit III/2. Neuzeit IV. Systematisch-theologisch V. Religionspädagogisch. In: TRE 10 (1982), S. 83–141 (umfassender Überblick mit weiterer Lit.)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Nach Jürgen Mittelstraß in Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. (BI, Mannheim 1980) Bd. 1, S. 569 ist mit Erfahrung gewöhnlich "die erworbene Fähigkeit sicherer Orientierung [und] das Vertrautsein mit bestimmten Handlungs- und Sachzusammenhängen ohne Rekurs auf ein hiervon unabhängiges theoretisches Wissen" z.B. wissenschaftlicher Art gemeint: wegen der bei jedem Erleben stets mitlaufenden, zum größten Teil automatischen und dabei psychologisch gesehen assoziativen sowie zumindest nachträglichen bewussten geistigen (gedanklichen oder "kognitiven") Verarbeitung und darauf beruhendem Wissen und Können einer Person mitsamt dazu gehöriger Ansichten, Überzeugungen und Prinzipien evtl. bis hin zu ihrer individuellen, selbst gewählten und bestimmten Lebensführung und ihrem Lebensstil sowie sonstigen Verhaltensweisen, die sich in "Reaktion" auf die eigenen Erlebnisse aufgrund nicht weiter reflektierter bloßer Lernvorgänge mit der Zeit als Gewohnheiten herausgebildet haben.
- ↑ Nach Oswald Schwemmer "Theorie der rationalen Erklärung - Zu den methodischen Grundlagen der Kulturwissenschaften" (Beck, München 1976) unterliegen alle Erfahrungswissenschaften demselben wissenschaftlichen Erklärungsmodell, auch die von ihm Kultur-, gewöhnlich aber Geisteswissenschaften genannten Wissenschaftsdisziplinen, in denen lediglich die Begründungspflichten komplexer sind als in Naturwissenschaften. Diese gelten weithin zwar als Paradebeispiele für Erfahrungswissenschaften, doch gehört jede auf dokumentierten Fakten beruhende Forschung etwa historischer Art, angefangen von der Kosmologie über die Evolutionstheorie und Archäologie, die Etymologie und Sprachwissenschaft bis hin zur Geschichtswissenschaft. (Religionswissenschaft unterscheidet sich deswegen in ihrer erfahrungswissenschaftlichen Grundlage von Theologie.)
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Videos
- Manfred Spitzer: Karten im Kopf. RealVideo aus der BR-alpha-Reihe Geist und Gehirn. (ca. 15 Minuten)
- Manfred Spitzer: Erfahrung. RealVideo aus der BR-alpha-Reihe Geist und Gehirn. (ca. 15 Minuten)