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Volksmarine – Wikipedia

Volksmarine

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Flagge der Volksmarine
Flagge der Volksmarine

Volksmarine war von 1960 bis 1990 die Bezeichnung für die Seestreitkräfte der DDR. Sie war Teilstreitkraft der 1956 gegründeten Nationalen Volksarmee.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Küstenschutzschiff (Fregatte) „Berlin, Hauptstadt der DDR“ der Volksmarine, sowjetische Koni-Klasse
Küstenschutzschiff (Fregatte) „Berlin, Hauptstadt der DDR“ der Volksmarine, sowjetische Koni-Klasse

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges begann die UdSSR frühzeitig, die Aufrüstung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und späteren DDR voranzutreiben. Bereits ab 1950 wurde mit Unterstützung sowjetischer Offiziere die Hauptverwaltung Seepolizei aufgebaut, die am 1. Juli 1952 in Volkspolizei-See (VP-See) umbenannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurde aus Teilen der bisherigen Seepolizei eine neue Grenzpolizei-See, die die Grenze der DDR zu sichern hatte, als Teil der seit 1946 bestehenden Deutschen Grenzpolizei ausgegliedert. Die VP-See soll Ende 1952 bereits 8.000 Mann gehabt haben. Im Rahmen des gezielten Aufbaus von Seestreitkräften war auch vorgesehen, einen neuen großen Stützpunkt auf Rügen einzurichten. Die zum Großteil von Strafgefangenen zu leistenden Bauarbeiten an diesem Projekt wurden nach dem Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953, an dem sich auch ein Teil der Gefangenen beteiligte, eingestellt und später nicht wieder aufgenommen.[1]

Angehörige der VP-See sollen sich an der Niederschlagung des Aufstands am 17. Juni 1953 beteiligt haben, jedoch wird auch von unzuverlässigen Elementen berichtet. Zwei Angehörige wurden wegen Unterstützung der Aufständischen am 19. Juni 1953 von einem sowjetischen Standgericht in Stralsund zum Tode verurteilt und erschossen.

Mit Aufstellung der Nationalen Volksarmee (NVA) wurde am 1. März 1956 aus der VP-See die Verwaltung Seestreitkräfte der NVA mit zu diesem Zeitpunkt bereits knapp 10.000 Mann. Auf Beschluss des Nationalen Verteidigungsrats der DDR vom 19. Oktober 1960 wurde den Seestreitkräften der NVA am 3. November 1960 im Rahmen einer großen Flottenparade der Name Volksmarine verliehen. Mit dieser Benennung sollte an den Kieler Matrosenaufstand 1918 und die damalige revolutionäre Volksmarinedivision erinnert werden, deren revolutionäre Tradition die DDR für sich vereinnahmte.

In den folgenden Jahren erhielt die Volksmarine eine größere Anzahl von neuen Schiffen, die zum größten Teil auf Werften der DDR gebaut worden waren. Lediglich einige Kampfeinheiten, die sogenannten Küstenschutzschiffe und ein Teil der Schnellboote, stammten aus der Sowjetunion und einige Hilfsschiffe wurden in Polen gekauft. Hinzu kamen Hubschrauber sowjetischen Typs.

Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 wurde die Grenzbrigade Küste (GBK) der Grenzbrigaden der Deutschen Grenzpolizei zum 15. September 1961 dem Kommando Grenze der Nationalen Volksarmee im Ministerium für Nationale Verteidigung unterstellt. Die organisatorische Unterstellung unter das Kommando der Volksmarine erfolgte am 1. November 1961.

1965 wurde die Volksmarine umgegliedert, und alle Stoßkräfte, das heißt die Schnellbootverbände, wurden in der 6. Flottille auf der Halbinsel Bug bei Dranske auf Rügen zusammengefasst. In den 1970er Jahren war die Volksmarine auf etwa 18.000 Soldaten angewachsen. In den 1980er Jahren wurden Teile des Schiffsbestandes erneuert und ein Marinefliegergeschwader (MFG 28), das mit Jagdbombern sowjetischen Typs ausgerüstet war, wurde aufgestellt. Das Marinefliegergeschwader blieb jedoch zunächst Bestandteil der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung, es sollte lediglich operativ der Volksmarine unterstellt werden. Im Frühjahr 1990 erfolgte die Uniformierung als Marinetruppenteil und die Einführung von Marinedienstgraden beim Marinefliegergeschwader.

1986 bis 1988 kam es kurzzeitig zur Konfrontation zwischen Einheiten der Volksmarine der DDR und polnischen Seestreitkräften in einem umstrittenen Grenzgebiet, letztere wurden abgedrängt. Nach Verhandlungen kamen etwa zwei Drittel des strittigen Seegebietes an die DDR, die erste Grenzberichtigung seit 1949.

Am 2. Oktober 1990 wurde die Volksmarine, wie auch alle anderen Streitkräfte der NVA, aufgelöst. Ein Teil der Soldaten wurde in die Bundesmarine (ab 1990: Deutsche Marine) übernommen, Teile der 6. GBK vom Bundesgrenzschutz übernommen. Der Großteil der Technik, Schiffe und Boote wurde verschrottet oder verkauft, nur wenige kleinere Hilfsschiffe sind noch heute in Betrieb.

[Bearbeiten] Auftrag

Die Volksmarine war in den Warschauer Vertrag als Teil der Vereinigten Ostseeflotten eingebunden, ihr Operationsgebiet waren die Ostsee und die Ostseeausgänge. Sie hatte die Auftrag, den Seeweg über die Ostsee für sowjetische Verstärkungen freizuhalten und sich an offensiven Operationen gegen die Küsten gegnerischer Staaten in der Ostsee zu beteiligen. Dafür standen ihr einerseits ihre leichten Seestreitkräfte wie U-Jagdschiffe, Schnellboote und Minensucher sowie Landungsschiffe zur Verfügung.

Der Routinedienst der Volksmarine war von ständiger hoher Bereitschaft gekennzeichnet. Hinzu kam die umfangreiche Aufklärungstätigkeit gegenüber den NATO-Marinen in der Ostsee. Für diesen Vorpostendienst waren ständig Fahrzeuge, meist Minensuchschiffe, in See. Besondere Aufklärungsschiffe dienten der elektronischen Überwachung und Aufklärung anderer Seestreitkräfte.

Eine besondere Rolle kam der 6. Grenzbrigade-Küste (6. GBK) bei der Verhinderung von Republikflucht zu. Die 6. GBK war dem Kommando der Volksmarine seit dem 1. November 1961 organisatorisch unterstellt und verfügte über eine größere Zahl von Patrouillenbooten und eine Beobachtungsorganisation an Land. Die GBK gehörte organisatorisch nicht zu den Grenztruppen der DDR, die ihrerseits Bootsverbände auf der Elbe unterhielten. Die Dienstgrade der 6. GBK entsprachen denen der Volksmarine, die Uniformen unterschieden sich durch eine grüne Paspellierung der Schulterstücke und anstatt „Volksmarine“ durch die Aufschrift „Grenzbrigade Küste“ auf dem Mützenband.

[Bearbeiten] Organisation

[Bearbeiten] Gliederung der Volksmarine

Chef der Volksmarine
 
Kommando der Volksmarine
 
           
selbständige Einheiten
Verbände
Lehr- und Ausbildungseinrichtungen
 
       
selbständige Abteilungen
Brigaden
Rückwärtige Dienste
 
Abteilungen
 
Schiffe und Boote

Die Volksmarine wurde vom Kommando der Volksmarine in Rostock-Gehlsdorf geführt und gliederte sich (Stand etwa 1985) in

Außerdem gab es

  • eine Torpedo Technische Kompanie (TTK-18) in Sassnitz (Wartung und Pflege U-Jagd Torpedos)
  • ein Marinehubschraubergeschwader (MHG-18) (stationiert in Parow bei Stralsund. Es benutzte einen Platz, der schon im Zweiten Weltkrieg einem Fliegergeschwader diente.)
  • ein Marinefliegergeschwader (MFG-28), Laage (zeitweise)
  • ein Marine-Pionierbataillon (MPiB-18), Sassnitz
  • ein Kampfschwimmerkommando (KSK-18), Kühlungsborn
Küstenraketenkomplex 3P51 Rubesch (NATO-Code: SS-C-3 Styx). Raketenstartfahrzeug MAZ-543M des KRR-18
Küstenraketenkomplex 3P51 Rubesch (NATO-Code: SS-C-3 Styx). Raketenstartfahrzeug MAZ-543M des KRR-18
  • ein Nachrichtenregiment (NR-18), Bad Sülze
  • ein Küstenraketenregiment (KRR-18), Schwarzenpfost
  • ein Küstenverteidigungsregiment (KVR-18), Rostock (ab 1988)
  • die Marine-Propagandakompanie (PRK-18), Rostock-Warnemünde
  • das Munitionslager 18 (ML18) in Seltz bei Altentreptow (Tarnname „Laternenpfahl“, war gleichzeitig rückwärtiger Führungspunkt)
  • das Munitionslager 14 (ML14) bei Gelbensande
  • das Tank- und Schmierstofflager 18 (TSL 18) in Ladebow bei Greifswald
  • die Instandsetzungsbasis 18 (IB 18), mit dem Stab in Wolgast und verschiedenen Werkstattbereichen in Außenstellen:
    • WB 1 – Zentrale Waffenwerkstätten in Wolgast
    • WB 2 – Zentrale Nachrichten- und Funktechnische Werkstätten in Stralsund/ Dänholm
    • WB 3 – Zentrale Kfz-Werkstätten in Ladebow bei Greifswald
    • WB 4 – Schiffstechnische Werkstätten in Ribnitz-Damgarten
  • das Wissenschaftlich Technische Zentrum (WTZ) in Wolgast
  • den Seehydrographischen Dienst der DDR (SHD), Rostock
  • Erprobungs- und Sondereinrichtungen
  • den Selbständigen Sicherungszug 18 (SSZ 18) in Rostock-Gehlsdorf (Langenort), direkt dem Admiral unterstellt und als dessen Personenschutztruppe fungierend
  • Lehr- und Ausbildungseinrichtungen
    • Flottenschule „Walter Steffens“ in Parow, Ausbildung der Unteroffiziere und der Matrosen für die Schiffs- und Bootsbesatzungen
    • Offiziershochschule „Karl Liebknecht“ in Stralsund, Ausbildung der Offiziere der Volksmarine und ausländischer Seestreitkräfte
    • Unteroffiziersschule Rückwärtige Dienste auf dem Dänholm bei Stralsund, Ausbildung der Unteroffiziere im technischen Bereich speziell für die Instandhaltungs-Basen der Volksmarine. Dort erfolgte auch die gesamte Grundausbildung aller Grundwehrdienstler für die rückwärtigen Dienste der VM, einschließlich der Militärkraftfahrerausbildung.

[Bearbeiten] Chef der Volksmarine

Flagge des Chefs der Volksmarine
Flagge des Chefs der Volksmarine

Mit Bildung der Seestreitkräfte Anfang 1956 war die Bezeichnung noch „Chef der Seestreitkräfte“. Mit der Umbenennung der Seestreitkräfte in Volksmarine wurde am 3. November 1960 der Titel in „Chef der Volksmarine“ umbenannt. Ab dem 1. Dezember 1972 war der Chef der Volksmarine auch gleichzeitig Stellvertreter des Ministers für Nationale Verteidigung und sein Titel „Stellvertreter des Ministers und Chef der Volksmarine“. Ab dem 11. Dezember 1989 war die Bezeichnung wieder nur „Chef der Volksmarine“ und blieb es bis zur Auflösung der Volksmarine.

1. März 1956–31. Dezember 1956 Konteradmiral Felix Scheffler
1. Januar 1957–31. Juli 1959 Vizeadmiral Waldemar Verner
1. August 1959–31. Juli 1961 Konteradmiral Wilhelm Ehm
1. August 1961–24. Februar 1963 Konteradmiral Heinz Neukirchen
25. Februar 1963–30. November 1987 Admiral Wilhelm Ehm
1. Dezember 1987–17. November 1989 Vizeadmiral Theodor Hoffmann
11. Dezember 1989–2. Oktober 1990 Vizeadmiral Hendrik Born

[Bearbeiten] Dienstgrade

Admiralität der Volksmarine
Flottenadmiral Admiral Vizeadmiral Konteradmiral
Offizierkorps der Volksmarine
Kapitän zur See Fregattenkapitän Korvettenkapitän Kapitänleutnant Oberleutnant Leutnant Unterleutnant
Fähnriche der Volksmarine
Stabsoberfähnrich Stabsfähnrich Oberfähnrich Fähnrich
Bootsleute der Volksmarine
Stabsobermeister Obermeister Meister Obermaat Obermaat auf Zeit Maat Maat auf Zeit
Mannschaftsdienstgrade der Volksmarine
Stabsmatrose Obermatrose Matrose

[Bearbeiten] Rekrutierung und Ausbildung

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Sollte noch ergänzt werden

[Bearbeiten] Ausrüstung

Schnellboot Projekt 63 / 63.300 Iltis Typ LTS
Schnellboot Projekt 63 / 63.300 Iltis Typ LTS
Schnellboot Projekt 131 / 131.400 Libelle Typ KTS
Schnellboot Projekt 131 / 131.400 Libelle Typ KTS

An Schiffstypen und Flugzeugen waren vorhanden:

[Bearbeiten] Fluchtversuche

Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zu Fluchtversuchen von VM-Angehörigen. Zum Teil wurde versucht, mit dem eigenen Schiff in den Westen durchzubrechen. Bekannt wurden unter anderem folgende Fälle:

  • 24. August 1961 – das Boot G 423 der 6. GBK aus Wismar läuft in Travemünde ein, drei der zwölf Besatzungsangehörigen bleiben im Westen.[2]
  • Dezember 1963 – Flucht eines Obermaaten eines Minensuchboots Typ Krake durch Sprung in die Ostsee und Rettung durch ein schwedisches Handelsschiff.[3]
  • 12. Januar 1967 – Vereitelung eines Fluchtversuchs des U-Jagdboots 474.[4]
  • 27. Januar 1967 – Verhaftung von acht Besatzungsangehörigen des U-Jagdboots 412 Teterow in Peenemünde wegen Vorbereitung eines Fluchtversuchs mit ihrem Boot.[5]
  • Januar 1968 – Verhaftung von sieben Besatzungsangehörigen des TS-Boots 844 Wilhelm Bänsch auf Bug (6. Flottille) wegen Vorbereitung eines Fluchtversuchs mit ihrem Boot, von denen aber nur zwei Soldaten verurteilt wurden.[5]
  • 5. August 1979 – Ein Obermaat des Grenzschiffs G-424 Graal-Müritz schließt die gesamte übrige Besatzung ein und versucht das Boot nach Westen zu entführen. Er kann in einem schweren Feuergefecht überwältigt werden und wird bis Ende 1989 inhaftiert.[5]

[Bearbeiten] Verweise

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Volksmarine – Bilder, Videos und Audiodateien
Wiktionary
 Wiktionary: Volksmarine – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik

[Bearbeiten] Quellen

  1. Ingo Pfeiffer, Marinehafenprojekt am Volksaufstand gescheitert, in: Marineforum 12–1992 S. 437f
  2. Ingo Pfeiffer: Flucht und „Meuterei“, Die Seegrenze der DDR im August 1961. In: Marineforum 10–2006 S. 50ff.
  3. Willy Reiss: Begegnungen von Bundesmarine und Volksmarine auf See – Erlebnisberichte von sechs Offizieren der Deutschen Marine. In: Marineforum 1–2006 S. 26f.
  4. Ingo Pfeiffer: „Alibaba und die 40 Räuber“ – Die vereitelte Gruppenfahnenflucht mit Entführung des U-Jagdschiffes „474“ der Volksmarine 1967. In: Marineforum 3–2003 S. 26ff.
  5. a b c Ingo Pfeiffer: Im Visier des MfS: Fahnenfluchten von VM-Angehörigen. In: Marineforum 6–2005 S. 25ff.


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