Tagesschau (ARD)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Tagesschau ist die älteste Nachrichtensendung im Fernsehen der Bundesrepublik Deutschland. Sie startete offiziell am 26. Dezember 1952, einen Tag nach dem Programmstart des NWDR-Fernsehens und fünf Tage nach der Erstausgabe ihres DDR-Pendants Aktuelle Kamera. Anfangs wurden wöchentlich drei Ausgaben gesendet. Das Programm erreichte damals etwa 1.000 Zuschauer. Heute wird die Tagesschau vom NDR in Hamburg produziert, sendet bis zu 23 Ausgaben am Tag und hat in der Hauptausgabe um 20:00 Uhr bis zu zehn Millionen Zuschauer. Außerdem ist Tagesschau der Name einer Internetseite mit einem wachsend eigenständigen Anteil an aktuellen Nachrichten, die ebenfalls von der ARD hergestellt wird.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Anfänge
Im Herbst 1951 schloss der NWDR mit der Neuen Deutschen Wochenschau einen Vertrag: Aus dem Filmmaterial der Wochenschau sollte ein Redakteur mit zwei Cutterinnen eine Aktualitätenschau für das geplante Fernsehprogramm zusammenstellen. In einem Kellergebäude in der Hamburger Heilwigstraße arbeitete das kleine Team; die Filmrolle brachte der Redakteur mit der U-Bahn zum Heiligengeistfeld, denn vom dortigen Weltkriegsbunker aus wurde gesendet.
1955 wurde die Redaktion nach Hamburg-Lokstedt verlegt, wo der NDR seine ersten Fernsehgebäude errichtete; der Vertrag mit der Wochenschau lief aus. Jetzt lieferten Agenturen Filmbilder, und im Oktober 1958 begann der Nachrichtenaustausch der Eurovision. Seit Oktober 1956 sendete die Tagesschau täglich montags bis samstags; sie bestand weiterhin nur aus Filmen. Ab März 1959 lieferte der NDR-Hörfunk einen fünfminütigen Wortblock dazu; Karl-Heinz Köpcke war der erste Nachrichtensprecher. Ende 1960 wurden Wort- und Film-Nachrichten gemischt – die noch heute gültige Form. „Für Millionen deutscher Staatsbürger ist die Tagesschau des Deutschen Fernsehens zu einer selbstverständlichen Gewohnheit geworden“, schrieb 1962 der damalige ARD-Vorsitzende Hans Bausch zum zehnjährigen Jubiläum der Sendung, die seit September 1961 auch sonntags zu sehen war. „Keine Sendung des Deutschen Fernsehens und keine Sendereihe hat eine so beständig hohe Zuschauerquote aufzuweisen wie dieser tägliche Fernseh-Nachrichtendienst.“
[Bearbeiten] Veränderungen in den 1970ern
Seit 1970 sendet die Tagesschau in Farbe, das Design wurde verändert, Illustrationen sollten die Nachrichtenthemen verdeutlichen.
Im Januar 1978 ging die erste Tagesthemen-Sendung über den Bildschirm: Eine längere Sendung am späten Abend, die meist 30 Minuten dauert, neben aktuellen Geschehnissen die Hintergründe im politischen und kulturellen Geschehen beleuchtet. Hanns Joachim Friedrichs, seit Oktober 1985 einer der beiden Tagesthemen-Moderatoren, war bald „Mister Tagesthemen“ und wie Karl-Heinz Köpcke ein Markenzeichen für journalistische Qualität.
[Bearbeiten] Veränderungen seit Anfang der 1990er
1992 startete das Frühstücksfernsehen mit Tagesschau-Ausgaben im Halbstunden-Takt. Ab dem 1. März 1995 ersetzte das moderierte Nachtmagazin die Nachtausgabe der Tagesschau. 1997 kam die moderierte Tagesschau um Fünf am Nachmittag, der schnell weitere lange Ausgaben um 12:00 Uhr, 14:00 Uhr, 15:00 Uhr und 16:00 Uhr folgten. 2001 schloss das Erste die Nachtlücke mit zwei aktuell produzierten Tagesschau-Sendungen gegen 2:30 Uhr und 4:45 Uhr – die Tagesschau wurde zum 24-Stunden-Betrieb.
Seit der letzten Umgestaltung des Tagesschau-Designs 2005 gibt es zwei nahezu baugleiche Studios. Im ersten, größeren werden die Tagesausgaben der Tagesschau, die Tagesthemen und der Wochenspiegel produziert; im zweiten Studio die Sendungen der Nachtschiene einschließlich des Nachtmagazins und die Frühausgaben. Bei Überschneidungen im Sendebetrieb, wenn sich im Ersten beispielsweise die 20-Uhr-Ausgabe verschiebt, sie in den Dritten Programmen der ARD aber pünktlich starten muss, sind beide Studios gleichzeitig in Benutzung.
Bei ARD-aktuell – so heißt die Redaktion seit 1977 – arbeiten 2005 etwa 90 Redakteurinnen und Redakteure. Sie produzieren Tagesschau-Ausgaben für Das Erste und den digitalen Kanal EinsExtra, täglich eine Tagesthemen-Ausgabe, von montags bis freitags gegen 0:00 Uhr oder später ein Nachtmagazin und sonntags den Wochenspiegel – an einem normalen Werktag sind das 240 Minuten Programm. Sondersendungen bei wichtigen Ereignissen gehören zur Routine; nach der Ausstrahlung sind die Sendungen unter „tagesschau.de“ im Internet zu sehen. Dort lässt sich auch die 20-Uhr-Ausgabe als Podcast-Format (Audio und Video) herunterladen.
Die Tagesschau wird seit dem 1. Juli 2007 in 16:9 ausgestrahlt. Außerdem gibt es im Rahmen der neuen ARD-Digitalstrategie eine "Tagesschau in 100 Sekunden", die seit dem 16. Juli 2007 per Handy und im Internet abrufbar ist. Die "Tagesschau in 100 Sekunden" wird von 8:00 bis 18:00 stündlich aktualisiert. Seit Februar 2008 wurde das Nachrichtenangebot von EinsExtra ausgeweitet [1].
[Bearbeiten] Die Tagesschau als Institution
Wenn von der Tagesschau die Rede ist, meint man in der Regel die Hauptausgabe um 20:00 Uhr. Sie definiert nach wie vor den Beginn des Hauptabendprogramms. Ende der 1990er Jahre versuchten u. a. Sat.1 und ProSieben, mit dieser Gewohnheit zu brechen, indem sie ihr Abendprogramm bereits um 20:00 Uhr starteten. Nach nur wenigen Monaten kehrten beide Sender wieder zur gewohnten Zeit um 20:15 Uhr zurück – zu groß war die Gewohnheit der Zuschauer an diese Zeit. Der ehemalige RTL-Chef Helmut Thoma sagte in diesem Zusammenhang einmal den noch heute bekannten Satz „Die Tagesschau ist keine Sendung, sondern pure Gewohnheit. Die kann man auch in Latein verlesen.“.
Die 20-Uhr-Ausgabe der Tagesschau ist die einzige Nachrichtensendung, bei der die Sprecher noch sichtbar vom Blatt lesen und nicht den Teleprompter benutzen, ein Gerät, das ihnen erlaubt, ständig in die Kamera zu blicken und den Text trotzdem abzulesen. Trotzdem sind sämtliche Kameras im Studio mit solchen Geräten ausgerüstet, da bei den weiteren Tagesschau-Ausgaben nicht nur die Moderatoren, sondern auch die Sprecher den Teleprompter benutzen. Dies ließ sich bei der „Totalen“, der Einstellung, in der man auch einige Kameras sieht, bis zur jüngsten Umgestaltung der Studios im Jahre 2005 erkennen. Für die Redaktion ist das Festhalten am Blatt ein Zeichen der Glaubwürdigkeit. Nur langjährigen Sprechern gebührt die Ehre, die 20-Uhr-Tagesschau vorzutragen.
Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) ausgestattet. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst. Bitte entferne zuletzt diese Warnmarkierung. |
67 %; der Zuschauer der Tagesschau sind „programmtreu“, d. h. sie sehen die Sendung zuende, wenn sie einmal eingeschaltet haben. Zum Vergleich: Krimis weisen eine Programmtreue von nur 7 % auf.
Der Begriff „Tagesschau“ ist markenrechtlich geschützt. Die taz musste ihre so bezeichnete Rubrik umbenennen, nachdem sie von der ARD verklagt worden war (sie heißt jetzt "verboten").
Das Vorhaben, die ProSieben-Nachrichten Anfang der 1990er Jahre Tagesbild zu nennen, wurde aufgrund einer behaupteten Verwechslungsgefahr und Rufausbeutung des Titels „Tagesschau“ durch das Urteil des OLG Hamburg in zweiter Instanz unterbunden. In letzter Instanz unterlag die ARD jedoch im Jahre 2001 vor dem Bundesgerichtshof, der eine Verwechselungsgefahr verneinte. Weiterhin räumte der BGH Konkurrenten der Tagesschau ein, für eine tägliche Sendung einen Titel mit dem Wortbestand „Tages“ zu verwenden, da die Auswahl an aussagekräftigen Titeln begrenzt sei. Das Urteil wurde von ProSieben nicht genutzt, da man während des zehnjährigen Rechtsstreits von dem Projekt „Tagesbild“ Abstand genommen hatte.
[Bearbeiten] Chefredakteure der Tagesschau
Chefredakteur | von – bis |
Martin S. Svoboda | 1952–1960 |
Hans-Joachim Reiche | 1960–1970 |
Hartwig von Mouillard | 1970–1977 |
Dieter Gütt | 1978–1980 |
Edmund Gruber | 1981–1988 |
Henning Röhl | 1988–1991 |
Gerhard Fuchs | 1991–1993 |
Ulrich Deppendorf | 1993–1998 |
Bernhard Wabnitz | 1999–2005 |
Kai Gniffke | seit 2006 |
[Bearbeiten] Sprecher und Moderatoren
[Bearbeiten] Chefsprecher der Tagesschau
Name | Sprecher | Chefsprecher |
Karl-Heinz Köpcke | ab 1959 | 1964–1987 |
Werner Veigel | ab 1966 | 1987–1995 |
Dagmar Berghoff | ab 1976 | 1995–1999 |
Jo Brauner | ab 1974 | 2000–2004 |
Jan Hofer | ab 1986 | seit 2004 |
[Bearbeiten] Derzeitige Sprecher und Moderatoren
[Bearbeiten] Hauptausgabe um 20:00 Uhr
Sprecher | Einstieg | Hauptausgabe |
Jan Hofer | 1986 | seit 1986 |
Ellen Arnhold | 1987 | seit 1987 |
Jens Riewa | 1994 | seit 1995 |
Susanne Daubner | 1999 | seit 1999 |
Laura Dünnwald | 2001 | seit 2005 |
Marc Bator | 2001 | seit 2005 |
Caroline Hamann | 2007 | seit 2007 |
Thorsten Schröder | 2000 | seit 2007 |
Judith Rakers | 2005 | seit 2008 |
[Bearbeiten] Moderierte Tagesschau-Ausgaben
Sprecher | Einstieg | Anmerkung |
Claus-Erich Boetzkes | 1997 | |
Susanne Holst | 2001 | |
Susanne Stichler | 2005 | Vertretungsmoderatorin |
[Bearbeiten] Weitere Sprecher (v.a. Nacht- und Frühausgaben)
Sprecher | Einstieg |
Astrid Vits | 2004 |
Michail Paweletz | 2004 |
Tarek Youzbachi | 2004 |
Christine Dohnau | 2007 |
[Bearbeiten] Ehemalige Sprecher und Moderatoren
Sprecher | Einstieg | Ausstieg |
Cay Dietrich Voss | 1952 | 1962 |
Claus Wunderlich | 1959 | 1962 |
Diether von Sallwitz | 1959 | 1963 |
Martin Thon | 1959 | 1964 |
Karl-Heinz Köpcke | 1959 | 1987 |
Siegmar Ruhmland | 1960 | 1963 |
Karl Fleischer | 1960 | 1994 |
Manfred Schmidt | 1962 | 1964 |
Wilhelm Stöck | 1965 | 1984 |
Werner Veigel | 1966 | 1995 |
Lothar Dombrowski | 1967 | 1974 |
Wilhelm Wieben | 1972 | 1998 |
Günter Wiatrek | 1974 | 1975 |
Jo Brauner | 1974 | 2004 |
Georg Hopf | 1975 | 1985 |
Dagmar Berghoff | 1976 | 1999 |
Harry Teubner | 1978 | 1980 |
Klaus Eckert | 1978 | 1983 |
Elfi Marten-Brockmann | 1981 | 1984 |
Daniela Witte | 1985 | 1988 |
Robert Schröder | 1988 | 1988 |
Franz Laake | 1988 | 1993 |
Eva Herman | 1988 | 2006 |
Susan Stahnke | 1992 | 1999 |
Gabi Bauer (Mod.) | 1997 | 1997 |
Silke Jürgensen | 2002 | 2005 |
Ina Bergmann (Mod.) | 1997 | 2001 |
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1987: Goldene Kamera Beste Fernsehdame 1. Platz für Dagmar Berghoff
- 1997: Goldenes Kabel Publikumspreis in Silber für die beste Nachrichtensendung
- 2000: Deutscher Comedypreis Sonderpreis für unfreiwillige Komik
- 2003: Bayerischer Filmpreis Sonderpreis für die Redaktionen in 50 Jahren
[Bearbeiten] Literatur
- Walter van Rossum: Die Tagesshow. Wie man in 15 Minuten die Welt unbegreiflich macht. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, 208 S., ISBN 978-3-462-03951-1 [2]
- Sylke Tempel: Die Tagesschau erklärt die Welt. Ein Wissensbuch für Kinder und Erwachsene. Rowohlt Verlag, Reinbek 2006, ISBN 3871345490
- Michael Reufsteck, Stefan Niggemeier: Das Fernsehlexikon. Goldmann, München 2005, ISBN 3442301246
- Horst Jaedicke: Tatort Tagesschau. Eine Institution wird 50. Allitera-Verlag, München 2002, 234 S., ISBN 3935877730
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ „ARD beschließt Strategie für die digitale Medienwelt“, ard.de, 19. Juni 2007
- ↑ Rezension: „Kritik an der Tagesschau. Wo der Zuschauer nur Zaungast ist“, Spiegel Online, 30. September 2007
[Bearbeiten] Weblinks
- tagesschau.de
- intern.tagesschau.de, Blick hinter die Kulissen der Tagesschau (zeigt u. a. alle Logos seit 1952)
- Titelmelodien der Tagesschau (1952 bis heute)
- Video-Archiv der Nachrichtensendungen der ARD vom 1. Januar 2002 bis heute
- Tagesschau Podcast (Audio als MP3, Video als MPEG-4)
- Geschichte der Tagesschau mit Bildern vieler Sprecher/-innen
- "Nivea-Dose des Weltgeschehens" – ZEIT-Artikel über die Tagesschau, Januar 2003
- Pressemitteilung des BGH zum Rechtsstreit Tagesbild