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Stift Wedinghausen – Wikipedia

Stift Wedinghausen

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Propsteikirche (ehemalige Klosterkiche Wedinghausen)
Propsteikirche (ehemalige Klosterkiche Wedinghausen)

Das Stift Wedinghausen, vielfach auch als Kloster bezeichnet, der Ordensgemeinschaft der Prämonstratenser befindet sich in Arnsberg. Es wurde um 1170 gegründet und im Zuge der Säkularisation im Jahre 1803 aufgehoben.

Das Stift war ein religiöses und kulturelles Zentrum der Grafschaft Arnsberg und später des Herzogtum Westfalen. Die Klosterkirche, die bereits während des Mittelalters und der frühen Neuzeit auch Pfarrkirche der Stadt Arnsberg war, ist seit dem 19. Jahrhundert die Gemeinde- und Propsteikirche St. Laurentius.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Graf Heinrich I. als Prämonstratenser. Als Hinweis auf seine Funktion als Klosterstifter hält er eine kleine Kirche auf einer Hand.
Graf Heinrich I. als Prämonstratenser. Als Hinweis auf seine Funktion als Klosterstifter hält er eine kleine Kirche auf einer Hand.

[Bearbeiten] Gründung

Im Gebiet des späteren Stifts existierte nach dem Güterverzeichnis der Abtei Essen-Werden um 836 ein Hof. In dessen Nähe wurde etwas später eine erste Kirche und ein Friedhof angelegt. Graf Bernhard II. von Werl-Arnsberg († um 1059) bestimmte die Kirche zur Grablege seines Hauses. Diese lag etwas südlich von der Burg und Siedlung Arnsberg entfernt. Dort bestattet war vor der Klostergründung etwa der Graf Friedrich der Streitbare.

Wegen der Ermordung seines Bruders wurde Graf Heinrich I. von Arnsberg von einem Bündnis hochrangiger Fürsten (unter diesen war neben verschiedenen Bischöfen der Erzbischof von Köln Rainald von Dassel sowie Heinrich der Löwe in seiner Eigenschaft als Herzog von Sachsen) besiegt. Da die Tat des Grafen mit einem Sakrileg verbunden war - die Verhaftung des Bruders war während einer Messe erfolgt, musste Heinrich mit einer strengen Bestrafung rechnen. Nur Dank der Fürsprache von Friedrich Barbarossa waren die Bedingungen erträglich. Heinrich musste einigen Besitz abgeben und die Arnsberger Burg vom Kölner Erzbischof nominell zum Lehen nehmen. Außerdem musste er zur Sühne geloben ein Kloster zu gründen.

Heinrich entschied sich für eine Klostergründung zu Gunsten des Reformordens der Prämonstratenser an der Stelle der gräflichen Grablege. Wedinghausen war das einzige Prämonstratenserkloster in Westfalen, das nicht dem Filiationsverband des Klosters Cappenberg angehörte. Die ersten Bewohner des Stifts kamen vielmehr aus dem niederländischen Prämonstratenserstift Marienweerd (bei Utrecht). Dies war keineswegs zufällig war dieses doch eine Gründung der Vorfahren des Grafen aus der Adelsfamilie von Cuyck. Marienweerd behielt auch in den folgenden Jahrhunderten eine gewisse Oberaufsicht über Wedinghausen und hatte bestimmte Vorrechte. So saßen seine Vertreter den Wahlen der Klosterleiter vor. Nach dem Untergang des Mutterklosters während der Reformation übernahm die Abtei Knechtsteden diese Funktion.

Der Klosterleiter führte zunächst den Titel eines Propstes. Nur im 12. Jahrhundert wurde er vorübergehend Abt genannt. Erst nach 1518 bis zur Aufhebung des Klosters trug der Vorsteher des Stiftes den Titel Abt.

Die Gründung des Klosters wurde von Erzbischof Philipp I. von Heinsberg 1173 bestätigt. Damit verbunden war auch die Herauslösung aus dem Dekanatsverband und die Übertragung der Pfarrechte für Arnsberg und Umgebung. Dieser Schritt hing mit dem Charakter des Ordens zusammen. Die Prämonstratenser waren ein von Norbert von Xanten in Prémontré im Jahre 1120 gegründeter Orden regulierter Chorherren (auch Regularkanoniker genannt). Das heißt, es handelt sich strenggenommen um eine Gemeinschaft von Priestern und nicht um Mönche. Allerdings haben auch die „Norbertiner“ das Armuts-, Enthaltsamkeits- und Gerhorsamsgelübde abgelegt. Ihre Lebensweise folgte weitgehend den monastischen Standards. Dazu gehörte etwa die Einhaltung des Stundengebets und das gemeinschaftliche Mahl im Refektorium. Im Unterschied zu Mönchsorden verbanden die Prämonstratenser aber das Klosterleben mit der pfarramtlichen Seelsorge. Von Arnsberg aus wurden verschiedene Pfarrstellen in der Umgebung mit Angehörigen der Gemeinschaft besetzt. Neben den canonici lebten in den Niederlassungen der Norbertiner auch Laienbrüder (conversi).

[Bearbeiten] Ökonomische Basis

Ehemaliges Gebäude des Abtes mit Hirschberger Tor
Ehemaliges Gebäude des Abtes mit Hirschberger Tor

Die Prämonstratenser haben auch im Sauerland in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Entstehung zur Verbesserung der Landwirtschaft beigetragen. Das Kloster Wedinghausen verfügte zum Zeitpunkt seiner Gründung neben dem alten Haupthof gleichen Namens über den Hof Lenole bei Rumbeck, den Hof Hachnen (im heutigen Hachen), zwei nicht genau zu lokalisierende Höfe Holthusen und Ekkinghusen, sowie dem Hof am Kahlen Berg im Bereich des heutigen Arnsberger Stadtteils Schreppenberg. Diese waren verpflichtet dem Kloster den Zehnten aus neu gerodeten Äckern zu liefern. Außerdem hatte das Kloster bestimmte Rechte an Wäldern, Weide und dem Bereich der Fischerei. Um 1185 kamen weitere Besitztümer hinzu. Das Kloster bekam vom Grafenhaus die Rechte an den Haupthöfen Evenho (auf dem Schreppenberg) sowie Marsvelde (heute Moosfelde) bei Neheim und das Eichholz also direkt an das Kloster anschließende Waldstück zugesprochen. Die Verbindungen zum Grafenhaus blieben eng. Der Gründer Heinrich I. trat an seinem Lebensende als Laienbruder ins Kloster ein und der Komplex diente weiter als Grablege der Grafen.

Seine Söhne Gottfried II. und Heinrich II., die sich als Mitstifter verstanden, vermachten der Gemeinschaft weitere Besitzungen. Auch von anderen Adeligen insbesondere den Burgherren der Rüdenburg, der hohen Geistlichkeit etwa den Kölner Erzbischöfen und später auch von Bürgern aus Arnsberg, Werl oder Soest erhielt das Stift nach der Gründung weitere Besitzrechte zugesprochen. Bereits Anfang des 13. Jahrhunderts war Wedinghausen wohlhabend genug, um selbst Höfe käuflich zu erwerben. Dazu gehörte etwa der Haupthof Herdringen mit weiteren fünf kleinen Höfen in der Umgebung. Vom Grafenhaus, dass Geld für die Teilnahme an einem Kreuzzug benötigte, wurde 1217 ein Hof bei Werl und eine Mühle erworben. Die Besitzungen waren schließlich so umfangreich, dass sie vom Stift nicht mehr selbst verwaltet werden konnten und daher verpachtet werden mussten. Im Laufe der Zeit sorgten Verluste von Unterlagen, Krieg, die Pest und andere Faktoren dafür, dass ein Teil der Rechte in Vergessenheit gerieten. Die ökonomische Basis stark belastet hat auch ein Brand der Klosterkirche im Jahr 1210. Der Wiederaufbau zog sich daher über Jahrzehnte hin. In einem ersten Bauabschnitt wurde zunächst nur der Bereich für die Mönche neuerichtet, während der Bereich der Gemeinde lange Zeit ein Provisorium blieb.

[Bearbeiten] Bedeutung im Mittelalter

Prophet Ezra in einer Bibelhandschrift des Klosterschreibers Ludovicus (um 1220)
Prophet Ezra in einer Bibelhandschrift des Klosterschreibers Ludovicus (um 1220)

Dennoch wurde Wedinghausen sowohl wirtschaftlich, wie auch kulturell und geistig zu einem Zentrum der Grafschaft Arnsberg. Bald nach der Gründung entstand ein überregional bekanntes Scriptorium. Caesarius von Heisterbach erwähnte den aus England stammenden Klosterschreiber Richard von Arnsberg, der um 1190 in Wedinghausen verstarb. Dieser hatte eine mehrfach kopierte und später auch gedruckte Schrift zur Heiligen Ursula und den elftausend kölner Jungfrauen verfasst.[1] Als man zwanzig Jahren nach Richards Tod sein Grab öffnete, fanden die Brüder dessen Hand unversehrt und verehrten sie seither als Reliquie. Etwa um 1210-1236 wirkte mit „Ludovicus scriptor“ ein begabter Schreiber und Illustrator, von dem eine zweibändige Bibel erhalten ist. Insgesamt sind aus der Schreibstube drei Handschriften erhalten, die sich heute in Darmstadt befinden.

Bereits im Mittelalter muss eine Klosterschule bestanden haben, da die Quellen für 1398 einen rector scholarum erwähnen. Unklar ist allerdings, ob die Schule nur der Ausbildung der Novizen diente oder auch Schülern außerhalb des Ordens offenstand. In der Folgezeit muss die Schule eingegangen sein, da Urkunden aus dem 15. Jahrhundert zwar von einer Stadt- nicht mehr aber von einer Klosterschule berichten.

Gemäß der monastischen Lebensweise betätigten die Mönche sich auch im Bereich der Armen- und Krankenfürsorge. Neben der Beherbung und Speisung von Pilgern und Bedürftigen, existierte ein Hospital. Immerhin für den Zeitraum von 1282 und 1500 existieren darüber Quellenhinweise.

Bald schon begann das Kloster über den engeren Raum Arnsbergs hinauszugreifen. So unterstand ihm bald sowohl die Pfarrkirche in Werl (seit 1196) und die alte Urpfarrei der Umgebung in Hüsten (seit 1363). Hinzu kamen eine Kaplanenstelle in Bergstraße bei Werl (seit 1338) und seit 1653 die Vikarie in Rhynern. Außerdem hatte Wedinghausen die Aufsicht über die Klöster in Rumbeck und Oelinghausen inne. Bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches blieb Wedinghausen Mutterkloster für diese beiden Frauenstifte und stellte die in der Regel die dortigen Pröpste, Priore, Kapläne und Beichtväter. Zum wirtschaftlichen Bereich gehörten allein eine Reihe von Höfen sowie wertvoller Waldbesitz und andere Nutzungsrechte.

Teil des Kreuzgangs im Westflügel (etwa 15. Jahrhundert)
Teil des Kreuzgangs im Westflügel (etwa 15. Jahrhundert)

[Bearbeiten] Niedergang im Spätmittelalter und zu Beginn der frühen Neuzeit

Nach dem Ende der Grafschaft Arnsberg setzte im 14. Jahrhundert auch ein Niedergang des Klosters ein. Der Reichtum der Gemeinschaft wirkte sich negativ auf die Disziplin der Brüder aus. Zwar nahm Wedinghausen als einzige Niederlassung des Ordens in Westfalen nicht nur Stiftsherren adeliger Abstammung auf, gleichwohl entwickelte es sich mehr und mehr zu einer „Versorgungsanstalt“ für nachgeborene adelige Söhne. Diese kamen jedoch vor allem aus dem niederen Adel und Patrizier- und Erbsälzerfamilien aus Soest oder Werl.

Der starke Adelsanteil führte zu einer Nachahmung adeliger Lebensweisen, die sich mit dem monastischen Ideal nur schwer in Einklang bringen ließen. Nicht zuletzt über die Brüder, die als Pfarrer fern der Gemeinschaft lebten, gab es relativ viele Klagen in Visitationsberichten des 15. Jahrhunderts. Da ist die Rede von Verstößen gegen das Zölibat, Hartherzigkeit und Eigennützigkeit, dem Nachgehen von weltlichen Geschäften oder übertriebene Jagdleidenschaft. Bei der Wahl der Äbte kam es im 16. Jahrhundert mehrfach zu Vakanzen, weil die Wahlen an innerklösterlichen Parteibildungen scheiterte.

Allerdings waren die Krisenerscheinungen deutlich geringer als in den reinen Adelsklöstern der Prämonstratenser in Westfalen wie Cappenberg, Varlar, Scheda oder Clarholz, wo etwa die zu betreuenden Pfarrstellen nicht mehr mit Brüdern der Gemeinschaft sondern mit Weltklerikern besetzt wurden.

[Bearbeiten] Zeitalter der Reformation und Gegenreformation

Grabmal Friedrich von Fürstenberg in der Kirche des Stifts Wedinghausen
Grabmal Friedrich von Fürstenberg in der Kirche des Stifts Wedinghausen

Erst im 16. Jahrhundert (zu Beginn des Reformationszeitalters) wurde das klösterliche Leben wieder stärker vom ursprünglichen strengen Geist geprägt. Allerdings blieben die Abtwahlen häufig weiterhin von Konflikten und inneren Gegensätzen überschattet. Während des Truchsessischer Krieges von 1583 bis 1588 gehörten Kloster Wedinghausen, Stadt Arnsberg und der Landdrost Kaspar von Fürstenberg zur „katholischen Partei.“ Deswegen wurden 1583 Kloster und Stadt mehrfach geplündert. In der Form eines Bildersturms wurden zahlreiche Kunstwerke zerstört. Die Mönche wurden vertrieben und nur sieben von ihnen kehrten nach der Niederlage des ehemaligen Erzbischofs zurück.

Ein Jahr später wurde die Klosterkirche neu geweiht. In der Folge geriet das Kloster erneut in eine tiefe nicht nur materielle Krise zumal es erneut 3 Jahre dauerte ehe ein neues Klosteroberhaupt gewählt wurde. Wieder ließ die Klosterzucht nach, es gibt Berichte über eine geradezu skandalöse Lebensweise einiger Brüder. Im Jahr 1610 berichtete der kurfürstliche Kaplan, dass bis auf einen alle Konventualen Beziehungen mit Frauen unterhielten. Hinzu kamen Verschuldung und die Fortdauer der innerklösterlichen Parteihader.

Da die mehrmaligen Versuche das Klosterleben von innen her zu reformieren scheiterten, musste ihre Durchsetzung von außen kommen. Dazu beigetragen haben vor allem die Klöster in Knechtsteden und in Steinfeld. Aus dem letzteren das für seine besonders strenge Zucht bekannt war, kamen zwischen 1602 und 1613 verschiedene Ordensbrüder nach Arnsberg um Reformen einzuführen.

Erst unter Prior Gottfried Reichmann (Abt zwischen 1613-1643) gelang eine Konsolidierung der Verhältnisse. Obwohl die Amtszeit des Priors vom Dreißigjährigen Krieg und verschiedenen Pestepdemien überschattet war, setzte eine neue Blütezeit des Klosters ein. Ihm gelang es auch einige der alten Rechte wieder zu gewinnen. So wurde die Umwandlung des Nonnenklosters Oelinghausen in ein weltliches Damenstift rückgängig gemacht und die Kontrolle über die erneuerte Gemeinschaft durchgesetzt.

Wesentlich bedeutender als die Restauration alter Rechte war die Gründung des Gymnasium Laurentianum im Jahr 1643. Der Höhepunkt seiner Bedeutung in der frühen Neuzeit lag zwischen 1663 und 1724. Dies zeigt sich auch an der regen Bautätigkeit dieser Zeit. So wurden das Dormitorium erneuert und die Abtswohnung gebaut. Diese wurde durch einen ebenfalls neuen Gebäudeflügel mit der Kirche verbunden. Außerdem wurde eine romanisches Nebengebäude in eine Bibliothek umgebaut. Auch das Gymnasium erhielt neue Gebäude.

[Bearbeiten] Aufklärung, Revolution und Säkularisation

Grundriss des Klosters Wedinghausen (Rekonstruktion des Zustandes vor der Säkularisation. Nicht auf dem Plan die Klosterkirche, die im Norden anschließt)
Grundriss des Klosters Wedinghausen (Rekonstruktion des Zustandes vor der Säkularisation. Nicht auf dem Plan die Klosterkirche, die im Norden anschließt)

Der weitere Verlauf des 18. Jahrhunderts verlief äußerlich weitgehend ereignislos. Der siebenjährige Krieg, der zur Zerstörung des Arnsberger Schlosses führte, hatte kaum Auswirkungen auf das Kloster. Die Chorherren widmeten sich weiterhin dem Gebet, große Bedeutung hatte die Kirchenmusik und von einigen Kanonikern wurden historische und andere wissenschaftliche Schriften verfasst. Teilweise von Reformern am kurfürstlichen Hof gefördert, zum Teil von innen her begannen die Gedanken der (katholischen) Aufklärung auch in Wedinghausen Fuß zu fassen. Diese waren unter anderem mit der Relativierung alter Rituale und dem in Frage stellen von Dogmen und Überlieferungen verbunden.

Ausstrahlung hatten die neuen Ideen bis in das gebildete Bürgertum der Residenzstadt Arnsberg. Es kann nicht verwundern, dass es zwischen „Neuerern“ und Konservativen zu heftigen Konflikten kam. Dabei wurden die Kritiker vom Kürfürsten unterstützt, der bestrebt war, seinen Staat zu modernisieren. Zahlreiche der alten Rechte, etwa die Pfarrstelle in Arnsberg oder die Aufsicht über die Klöster in Rumbeck und Oelinghausen gingen in dieser Zeit verloren. Die Position des Abtes wurde durch die Stärkung der Kapitelversammlung stark beschnitten. Gewissermaßen innerlich hatte die Säkularisierung längst eingesetzt, ehe mit dem Ausgreifen der französischen Revolution der letzte Abschnitt der Klostergeschichte begann. In dieser Zeit versuchte Georg Friedrich Pape vergeblich in Wedinghausen eine radikal rationalistische Theologie zu etablieren.

Nachdem der Kurstaat 1794 das linke Rheinufer verloren hatte, beschränkte er sich im Wesentlichen nur noch auf die Westfälischen Gebiete. In den letzten Jahren seines Bestehens wurde Arnsberg der Mittelpunkt des Reststaates und Wedinghausen wurde Sitz des Kölner Domkapitels. Im Kloster wurden die Reliquien der Heiligen Drei Könige aufbewahrt. In Wedinghausen fand auch die politisch folgenlose Wahl des letzten Kurfürsten Erzherzog Anton Viktor von Österreich statt.

Franz Joseph Fischer letzter Abt des Stifts
Franz Joseph Fischer letzter Abt des Stifts

Nachdem im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses im Jahr 1803 das Herzogtum Westfalen an Hessen-Darmstadt gefallen war, wurde das Kloster aufgehoben. Der neue Landesherr, Landgraf Ludwig I. von Hessen-Darmstadt, ließ die wertvollsten Bücher der Bibliothek, darunter den Gero-Codex, nach Darmstadt bringen. Der letzte Abt Franz Joseph Fischer erhielt eine Wohnung im ehemaligen Kloster Rumbeck und eine Pension. Die Konventualen, die dazu in der Lage waren, wurden als Lehrer im Laurentianum beschäftigt, die übrigen bekamen ebenfalls eine staatliche Pension.

Die Klosterkirche diente ab 1803 als Arnsberger Pfarrkirche und wurde 1859 zur Propsteikirche erhoben. Das Gymnasium wird von weltlicher Seite weitergeführt.

[Bearbeiten] Baugeschichte

[Bearbeiten] Klosterkirche, heute Propsteikirche St. Laurentius

Einige Teile der Klosterkirche (die heutige Propsteikirche) gehen auf den ersten Kirchenbau unmittelbar nach der Klostergründung um 1170 zurück. Allerdings wurde dieser Bau durch einen Brand um 1210 zerstört. Die erste Kirche entstand im romanischen Stil in Form einer Basilika mit niedrigen Seitenschiffen, einem hohen Mittelschiff sowie einem Querschiff. Wie heute auch noch befand sich der Haupteingang in der Mitte des Turmes auf der Südseite. Ursprünglich befand sich darüber ein großes Rundfenster, dass später durch ein Spitzbogenfenster ersetzt worden ist.

Der Wiederaufbau und die damit verbundene deutliche Vergrößerung der Kirche erfolgten in mehreren Bauabschnitten. So wurde um 1250 zunächst die polygonale Apsis des heutigen Altarraums errichten. Die Weihe dieses Teils wurde 1253 von Erzbischof Konrad von Hochstaden vorgenommen. Eine weitere Bauphase setzte nach 1260 ein. Seit dieser Zeit wurde der Bau im frühgotischen Stil ausgeführt. Es gab zwar Anregungen aus Frankreich und Köln, aber die Pläne stammten wahrscheinlich von einheimischen Handwerkern sowie den Mönchen selbst.

Blick in den Altarraum
Blick in den Altarraum

Die Folge war der Bau einer westfälischen Hallenkirche mit einem zerklüfteten Walmdach. Im Kern abgeschlossen wurde der Bau um 1250 als zu der bereits bestehenden Mönchskirche auch die Gemeindekirche vollendet wurde. Beide Bereiche waren dabei von einem Lettner getrennt, der erst um 1700 entfernt wurde. Der ursprünglich deutlich niedrigere Turm wurde gegen Ende des 14. Jahrhundert erhöht. Im Jahr 1662 wurde der kleine Mittelturm aufgesetzt und an der nördlichen Turmseite ein Beinhaus angebaut. Später wurde dieser Anbau zu einer Sakristei erweitert. Seit 1935 wurde der Bereich dann als Taufkapelle genutzt.

Ein beträchtlicher Teil der älteren Innenausstattung fiel dem Bildersturm während des Truchsessischen Krieges zum Opfer. Überstanden hat dies ein etwa 75 cm hohes romanisches Kruzifix aus dem 12. Jahrhundert. Hinzu kommen die Kirchenfenster im Chor von etwa 1250. Diese weisen überwiegend noch romanische Stilelemente auf. Ebenfalls aus älterer Zeit stammt das Hochgrab des Grafen Heinrich II. und seiner Frau Gräfin Ermengardis von Arnsberg. Auf dem Deckel des 1330 geschaffenen Sarkophags ist das Paar nebeneinander liegend dargestellt. Ursprünglich befand sich das Grabmal in der Grafenkapelle im Kapitelsaal des Kloster und wurde erst später in die ehemalige Taufkapelle der Kirche überführt. Im nördlichen Seitenschiff befindet sich ein Marienaltar. Das Herzstück des Klappaltars ist eine um 1500 geschaffene „Madonna auf der Mondsichel“ flankiert von den vier Evangelisten. Auf den Altarflügeln sind Szenen aus dem Marienleben dargestellt.

Die Innenausstattung ist zu einem Gutteil aus dem Barock. Dazu gehören etwa mehrere Pfeilerfiguren. Unter ihnen ist eine des Grafen Heinrich I. von Arnsberg als Klosterstifter. Hinzu kommen der heilige Augustinus, der heilige Laurentius als Kirchenpatron, die heilige Lucia, sowie der Ordensgründer Norbertus von Xanten.

Der heutige Hochaltar war ursprünglich ein Memorienaltar für den 1618 gestorbenen und in Wedinghausen beigesetzten Landdrosten Kaspar von Fürstenberg. Geschaffen wurde der Altar vom Paderborner Bildhauer Heinrich Gröninger. Neben heimischem Schiefer besteht er aus Mamor und Alabaster. Der Altar steht stilistisch zwischen Renaissance und Barock.

In der Kirche befindet sich im südlichen Seitenschiff ein großes Sandsteingrabmal für den Landdrosten Friedrich von Fürstenberg. Wie das Grabmal seines Vaters wurde es nunmehr ganz im barocken Stil von einem Künstler aus der Familie Gröninger geschaffen.

Hinzu kommt ein Benedictaschrein aus dem Jahr 1687, der unter anderem Reliquien der heiligen Benedicta und des Heiligen Laurentius enthält. Deutlich jünger sind die Beichtstühle und die figurenreiche Kanzel, die aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammen. Ursprünglich gehörten sie zur Ausstattung des Klosters Grafschaft und wurden nach Abbruch der dortigen Klosterkirche 1829 auf Veranlassung des Regierungs- und Konsistorialrats Friedrich Adolf Sauer nach Arnsberg gebracht.

Die Orgel der Kirche stammt aus der Werkstatt von Siegfried Sauer aus Höxter. Das Chorwerk mit 14 Registern wurde 1938 erbaut, das Hauptwerk mit 36 Registern in der Südwand der Kirche folgte 1949. Insgesamt verfügt die Orgel über 50 Register mit etwa 3200 Pfeifen. Diese sind auf drei Manuale und das Pedal verteilt.

[Bearbeiten] Die übrigen Klostergebäude

Aus dem späten 13. Jahrhundert stammen im wesentlichen der Kreuzgang und der Kapitelsaal im Ostflügel. Im Jahr 1666 wurde das Abthaus neu errichtet und 1693 auf einem romanischen Kern die Bibliothek erbaut. Der Westflügel mit erhaltenen Resten des romanischen Kreuzgangs wurde im Wesentlichen zwischen 1715 und 1717 errichtet.

Die Klosteranlage mit drei Flügeln um den Kreuzgang entsprach einem bei den Prämonstratensern üblichen Bauschema. Im Ostflügel befanden sich die Sakristei, das Kapitelhaus mit der sogenannten Grafenkapelle sowie möglicherweise ein Parlatorium. Im Obergeschoss befanden sich die Schlafräume der Brüder (Dormitorium). Daran schloss sich im Süden der etwas abgesetzt errichtete Bibliotheksbau an. Im Südflügel befand sich vermutlich das Refektorium und ein im Südwesten vorspringender Küchenbereich. Im Westflügel befand sich zur Zeit des Stifts das Gymnasium Laurentianum. Verbunden war dieser Flügel mit einem Verbindungsbau mit dem separat errichteten Abtsgebäude.

[Bearbeiten] Umbauten, Renovierungen und neue Nutzungen

Glasbau im Bereich des ehemaligen Südflügels
Glasbau im Bereich des ehemaligen Südflügels

Erhebliche bauliche Veränderungen waren mit der Säkularisation verbunden. Teile der Klosteranlage wie der Verbindungsbau vom ehemaligen Abtgebäude zum Westflügel (1826), der gesamte Südflügel (1886), der direkt an die Kirche gebaute Teil des Kreuzganges sowie zahlreiche wirtschaftlich genutzte Nebengebäude wurden abgerissen. An der Stelle des ehemaligen Verbindungsbaus befindet sich seit 1826 das Tor des abgerissenen Schlosses in Hirschberg aus dem 17. Jahrhundert. Innerhalb der Kirche wurden Niveau der Mönchs- und Gemeindekirche angeglichen, da zuvor der den Mönchen vorbehaltene Bereich erhöht war. Die Klosterbibliothek wurde 1853 zur Aula des Gymnasiums umfunktioniert und bauliche vom Ostflügel abgetrennt. Die Kypta wurde zugeschüttet und zerstört. Der Westflügel ging in den Besitz der Stadt Arnsberg über und wurde für schulische Zwecke erheblich umgebaut. Der Bau wurde fast völlig entkernt und neue Treppenanlagen eingebaut. Weitere bauliche Veränderungen erfolgten in den 1930er Jahren, als unter anderem der ehemalige Grabaltar Kaspar von Fürstenbergs als Hochaltar aufgestellt wurde. In den Jahren 1956/57 wurden die Schäden des zweiten Weltkriegs beseitigt. Das Kapitelhaus wurde zwischen 1987 und 88 renoviert.

Im Bereich des Westflügels stellte sich nach 2002 mit der Verlegung des dort angesiedelten Sauerlandkollegs die Frage einer Folgenutzung. Baulich wurde ein Teil der Umbauten des 19. und 20. Jahrhunderts rückgängig gemacht und etwa der barocke Dachboden wiederhergestellt. Auch die mittelalterlichen Kellerräume wurden renoviert, im Bereich des Kreuzganges wurden einige der alten Ausmalungen sichtbar gemacht. Im Erdgeschoss befindet sich seither eine Ausstellung zur Klostergeschichte. In der darüber liegenden Etage befinden sich Magazinräume des Stadtarchivs und im Bereich des Dachgeschosses der Arbeits- und Publikumsbereich des Stadt- und Landständearchivs. Neben dem Westflügel kam es auch zur Neugestaltung weiterer Bereiche. So wurde die zuletzt als Musiksaal des Gymnasiums Laurentiannum genutzte Klosterbibliothek renoviert. Sie dient nunmehr als Aufbewahrungsort eines Teils der historischen Schulbibliothek und als Veranstaltungssaal. Neu errichtet wurde in etwa an Stelle des Südflügels ein Glasgebäude, das in seiner Formensprache an den verlorenen Teil der Klosteranlage erinnern will, ohne das ehemalige Gebäude zu imitieren. Die von dem Kölner Architekten Gerhard Kalhöfer entworfene Neukonzeption hat 2002 den vom Land Nordrhein-Westfalen ausgeschriebenen Wettbewerb „Stadt macht Platz - Land macht Plätze“ gewonnen. Die damit verbundenen Fördergelder haben die Realisierung des Projekts erst ermöglicht. Es gibt keine eindeutige Nutzung für den neuen Raum, vielmehr vermittelt er zwischen dem architektonischen Raum und der Natur. Die Gestaltung blieb aber nicht ohne Kritik in der lokalen Öffentlichkeit. [2]

[Bearbeiten] Heutige Pfarrgemeinde

Die ehemalige Hauptkirche des Stifts Wedinghausen ist heute eine Propstei- und Pfarrkirche. Die heutige Laurentius- oder Propsteigemeinde umfasst etwa 2.700 Seelen. In den Zuständigkeitsbereich der Gemeinde St. Laurentius gehörten außerdem die neugotische Kapelle (geweiht 1868) auf dem Kreuzberg und der dazugehörige Kreuzweg, sowie die St. Joseph im Stadtteil Uentrop. Hinzu kommt die Stadtkapelle St. Georg in der Arnsberger Altstadt. Seit 2003 ist die Gemeinde Teil des Pastoralverbundes Arnsberg-Wedinghausen. Bei grundsätzlicher Selbstständigkeit gehören dazu die Gemeinden Propstei St. Laurentius, die Pfarrei Heilig Kreuz, beide in Arnsberg, sowie die Pfarrvikarien St. Stephanus in Niedereimer und St. Franziskus Xaverius in Wennigloh.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Oskar Schade: Die Sage von der Heiligen Ursula. Hannover, 1854
  2. Projektbeschreibung des Architekten

[Bearbeiten] Literatur

  • Die Baudenkmäler der Stadt Arnsberg. Erfassungszeitraum 1980 – 1990. Arnsberg, 1990. S. 12-17
  • Wolfgang Beine: Propsteikirche St. Laurentius Arnsberg. Sundern, o.J. [ca. 2006]
  • Michael Gosmann: Die Arnsberger Prämonstratenserklöster Wedinghausen, Oelinghausen und Rumbeck. In: Sauerland 2/2006. S.63.
  • Karl Féaux de Lacroix: Geschichte Arnsbergs. Arnsberg, 1895. [Nachdruck Werl, 1983], v.a. S.94-118.
  • Norbert Höing: Das Kloster Wedinghausen. In: 750 Jahre Arnsberg. Zur Geschichte der Stadt und ihrer Bürger. Arnsberg, 1989. ISBN 3-87793-025-5 S. 313-334
  • Géza Jászai (Hrsg.):Monastisches Westfalen. Klöster und Stifte 800-1800. Münster, 1982 S.77, 437
  • Michael Gosmann / Gerhard Kalhöfer: Kloster Wedinghausen. Westflügel. Arnsberg, 2005

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 51° 23' 33.50" N, 8° 3' 55" O


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