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Sprache des Nationalsozialismus – Wikipedia

Sprache des Nationalsozialismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Als Sprache des Nationalsozialismus bezeichnet man ein Vokabular und eine bestimmte öffentliche Rhetorik, die in der Zeit des Nationalsozialismus häufig verwendet wurden und den Sprachgebrauch in Staat und Gesellschaft stark beeinflussten. Sie enthält sowohl Neuschöpfungen von Wörtern als auch veränderte Bedeutungszuschreibungen für bereits vorhandene Wörter. Beide wurden zum Teil willkürlich geschaffen, zum Teil aber auch unreflektiert eingebürgert.

Adolf Hitler und Joseph Goebbels gelten als typische Vertreter dieser Sprache. Sie wirkten großenteils über ihre Sprechattacken als Demagogen und verwendeten die Medien systematisch für ihre NS-Propaganda, so dass sich ihr Sprechstil und Vokabular weit verbreiteten und in vielen öffentlichen Bereichen durchsetzten.

In heutigen Analysen dieser Sprache wird diskutiert, wieweit der nationalsozialistische Sprachgebrauch bereits Rückschlüsse auf die politischen Ziele und Absichten der Sprecher zulässt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Besondere Merkmale

  • Die NS-Sprache enthielt häufig Superlative und hob die „Größe“ einzelner Personen und/oder ihrer Leistungen mit Worten wie „einmalig“, „einzig“, „gigantisch“, „historisch“, „total“, „ungeheuer“ usw. hervor. Hitler wurde etwa als „Größter Feldherr aller Zeiten“ (GröFaZ) bezeichnet.
  • Ausdrücke aus wissenschaftlicher Fachsprache wurden zum Teil in andere Bereiche übertragen und erhielten so eine andere Bedeutung. Sie sollten Aussagen wissenschaftlich begründet erscheinen lassen.
  • Wertfreie technische und sachliche Ausdrücke dienten oft als Euphemismus, um Mordpläne und grausame Taten zu verdecken und zu verharmlosen: z. B. „Endlösung der Judenfrage“ statt „Ermordung aller Juden Europas“.
  • Die Nazipropaganda übernahm viele Begriffe, Redewendungen und ihren Sprachduktus aus dem Bereich der Religion, besonders der kirchlichen Sakralsprache: z. B. Worte wie „ewig“, „Glaubensbekenntnis“, „Heil“. Sie forderte damit Glauben statt Wissen ein.
  • Damit waren öffentliche Rituale verbunden, die der kirchlichen Liturgie ähnelten. Der Antwortruf Sieg Heil der „Massen“ auf Hitlers Ansprachen entsprach formal der zustimmenden Antwort einer Gemeindeversammlung auf den Liturgen.
  • Texte von Liedern der "Bewegung“, etwa des „Horst-Wessel-Liedes“, erinnern an religiöse Texte.
  • Politische Gegner oder Minderheiten wurden von den Nationalsozialisten im Anschluss an die jahrhunderte alte Tradition des Antijudaismus und Antisemitismus oft mit Tiermetaphern beschrieben. Der Rassismus benutzte etwa Vergleiche aus der Schädlingsbekämpfung. So schrieb Hitler in Mein Kampf: Der Jude ist und bleibt der typische Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet, sowie nur ein günstiger Nährboden dazu einlädt.

[Bearbeiten] Sprachlenkung und Sprachkontrolle

Das neu geschaffene Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP) übernahm schon ab März 1933 in ganz Deutschland die inhaltliche Lenkung der Presse, der Literatur, der bildenden Kunst, des Films, des Theaters und der Musik. Es übte mittels der Reichskulturkammer die Kontrolle über fast alle Bereiche der Kultur und Medien aus. Die Reichspressekammer war eine seiner Unterorganisationen. Außerhalb der parteieigenen Medien konnte damit auch der Staatsapparat zur Verbreitung der NS-Ideologie genutzt werden, indem Zensur oder Fördermittel des Ministeriums die NS-parteikonforme Behandlung von Sport-, Kultur- und zwischenmenschlichen Themen in Spielfilmen erreichen konnte. Die Reichsfilmkammer setzte ihre Personalpolitik durch bis hinein in einzelne Filmproduktionen.

Für die staatliche Sprachzensur und Sprachmanipulation schuf das NS-Regime selbst den Begriff Sprachregelung. Nach internen Anweisungen von Joseph Goebbels wurden etwa die Presseerklärungen solchen Zensurmaßnahmen unterworfen. Besonders für die Durchführung der Judenverfolgung und des Holocaust wurden Begriffe verordnet, die den tatsächlichen Zweck der Staatsmaßnahmen für die deutsche und ausländische Öffentlichkeit verschleiern sollten. Oft wurden bewusst verharmlosende, neutrale oder positiv besetzte Ausdrücke für Terror- und Mordaktionen verwendet. Dies war Teil der Geheimhaltung besonders der Judendeportationen und Judenvernichtung, um diese als Normalität erscheinen zu lassen und organisierten Widerstand Betroffener dagegen zu verhindern.[1]

[Bearbeiten] Politische Ziele des Sprachgebrauchs

Der Sprachgebrauch des Vokabulars zielte vor allem auf Nicht-Nazis. Nicht-Mitglieder sollten von den Zielen dieser Partei und der von ihr besetzen Ämter überzeugt werden. Nur zum Teil war die Sprache des Nationalsozialismus auch auf die Binnenwirkung bereits überzeugter Parteigenossen (PGs) ausgerichtet. Je mehr der Staatsapparat von Nazis genutzt werden konnte, um so prägender traten Vokabular und die anderen Besonderheiten des Sprachgebrauchs im Leben der ganzen Bevölkerung in Erscheinung. Oft war es nur noch die Familie, in der sich Sprechende nicht von dieser Sprache und den dazu gehörenden NS-Funktionären umgeben fühlen konnten. Die Flüsterpropaganda und das „private“ Gespräch waren in der Kriegszeit ständig von der Ausspähung durch andere bedroht. Die Aufzählung der Ziele hier folgt keiner Systematik oder Chronologie:

  • Nutzung als Erkennungsmerkmal Gleichgesinnter (besonders in der Zeit vor 1933)
  • Schaffung einer emotionalen Zusammengehörigkeit und Wertegemeinschaft
  • Innerparteiliche Formierung und Motivation der Mitgliedschaft, um weitergehende Maßnahmen gegenüber Gegnern oder zu verfolgenden Personengruppen vorzubereiten. In Extremis zu hören in Heinrich Himmlers geheimen „Posener Reden“ vom 4. Oktober 1943 zur nachträglichen Rechtfertigung der Massentötungen.
  • Ausgrenzung Andersdenkender, Einschüchterung
  • Nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde der Hitlergruß verpflichtend für die Wehrmacht angeordnet, um damit deren Loyalität zu Hitler zu zeigen. Bis dahin galt die Wehrmacht als einer der wenigen Bereiche, innerhalb dessen man um den damit verbundenen Personenkult herumkommen konnte.
  • Propaganda der parteilichen Ziele, insbesondere durch die Parteipresse (Völkischer Beobachter, Der Angriff; weitere siehe beim Parteiverlag Franz-Eher-Verlag, München, der die Spitze eines großen Pressekonzerns darstellte), sowie durch das „Hetzblatt“ Der Stürmer
  • zur Vermeidung inhaltlicher Argumentation, fast im wörtlichen Sinne eines Totschlagarguments (vgl. auch: Killerphrase)

[Bearbeiten] Darstellungen und Analysen

[Bearbeiten] in literarischen Formen

Victor Klemperer, jüdischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, schuf mit seinem Werk „LTI – Notizbuch eines Philologen“ eine literarisch bearbeitete Bestandsaufnahme der Sprache in Deutschland zwischen 1933 und 1945. Der Werktitel mit der möglichst unverfänglichen Abkürzung war bereits eine Parodie auf die Abkürzungswut der Nationalsozialisten: LTI stand für Lingua Tertii Imperii (lateinisch), also für „Sprache des Dritten Reiches“.

Klemperer vertrat darin die These, dass es weniger einzelne Reden, Flugblätter, Wörter oder ähnliches waren, die den größten Eindruck in der Bevölkerung hinterließen, sondern vielmehr die stereotypen Wiederholungen des ganzen Wortschwalls. Sie führten zu einer ständigen Beeinflussung im Sinne einer Suggestion.

Nach 1945 bis 1948 schrieben Dolf Sternberger, Gerhard Storz und Wilhelm E. Süskind für die Zeitschrift „Die Wandlung“ ähnliche Beiträge über die NS-Sprache. 1957 wurden diese als Buch unter dem Titel Aus dem Wörterbuch des Unmenschen veröffentlicht.

[Bearbeiten] in Theater, Film, Kleinkunst

Charles Chaplins Film Der große Diktator von 1940 ist eine Hitler-Persiflage und Satire auf die NS-Herrschaft. Chaplin verfremdete die Namen der beteiligten Politiker und Staaten, übernahm aber NS-Begriffe wie „Rasse“, „Ghetto“ und „Konzentrationslager“ im Klartext. Die Reden der Hauptfigur „Hynkel“ (Hitler) werden in einer vollkommen unverständlichen erfundenen Sprache, auf Tomanisch, gehalten. Doch der aggressive Tonfall, das Stakkato, Mimik und Gestik des Redners machen die Figur Hitler unverwechselbar und lassen auf den brutalen Inhalt und Zweck seiner Sätze schließen. Damit leistete Chaplin einen frühen Beitrag zur Analyse des Sprachstils der Nationalsozialisten.

[Bearbeiten] Die Sprache der Opfer in den KZs

Eine Besonderheit ist der Sprachgebrauch der Gefangenen in den Konzentrationslagern (KL oder später KZ). In fast jedem KZ gab es als Opfer Angehörige von vielen bis zu 40 verschiedenen Völkern oder Volksgruppen. Jeder Gefangene brachte an diesen Ort seine eigene Muttersprache oder Nationalsprache mit. Mit den Bewachern musste jeder deutsch sprechen. Auch Briefe durften nur in deutscher Sprache geschrieben werden. Um überleben zu können, musste ein Häftling wenigstens die allereinfachsten Befehle und Antworten auf deutsch verstehen und sprechen. Untereinander behalfen sich die Gefangenen mit einem multinationalen Sprachgemisch, das sich zum Teil zu einer deutsch-basierten Kreolsprache entwickelte. Sie bestand aus Schlüsselwörtern und ergänzenden nonverbalen Zeichen. Um 1985 hat W. Oschlies vorgeschlagen, dafür den im KZ bereits z. T. benutzten Begriff „Lagerszpracha“ generell zu verwenden.[2]

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Einzelbelege

  1. Artikel Sprachregelung, Enzyklopädie des Holocaust, Band III, Piper 1998, S. 1361f
  2. vgl. W. Oschlies: Sprache in nationalsozialistischen Konzentrationslagern

[Bearbeiten] Literatur

  • Victor Klemperer: LTI - Lingua Tertii Imperii. Notizbuch eines Philologen. (Aufbau-Verlag, 1. Auflage, Berlin 1947) Reclam, 15. Auflage, Leipzig 1996, ISBN 3-379-00125-2; Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-7632-5492-7
  • Dolf Sternberger; Gerhard Storz; W. E. Süskind: Aus dem Wörterbuch des Unmenschen. (Claassen, 1. Auflage, Hamburg 1957) Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1989, ISBN 3-548-34335-X
  • J. Wulf: Aus dem Lexikon der Mörder, Gütersloh 1963
  • S. Frind: Die Sprache als Propagandainstrument des Nationalsozialismus, in: Muttersprache, 76. Jg., 1966, S. 129-135
  • Charlie Chaplin Die Wurzeln meiner Komik in: Jüdische Allgemeine Wochenzeitung, 3. März 1967, gekürzt ebd., 12. April 2006, S. 54
  • Gerhard Lange: Sprachreform und Sprechreform in Hitlers Reden. In: Muttersprache 78, Heft 11, 1968, S. 342-349
  • S. Bork: Mißbrauch der Sprache. Tendenzen nationalsozialistischer Sprachregelung. Bern/München 1970
  • Michael Kinne (Hrsg.): Nationalsozialismus und deutsche Sprache. Arbeitsmaterialien zum deutschen Sprachgebrauch während der nationalsozialistischen Herrschaft. Diesterweg, Frankfurt am Main/Berlin/München 1981, ISBN 3-425-06294-8
  • U. Maas: Als der Geist der Gemeinschaft eine Sprache fand. Sprache im Nationalsozialismus. Versuch einer historischen Argumentationsanalyse. Opladen 1984
  • Wolf Oschlies: Theorie und Empirie der „Lagerszpracha“. In: Zeitgeschichte (Wien) Nr. 1/1985, S. 1-27 (kurz zusammengefasst und weitere Literatur bei Shoa.de)
  • Gerhard Bauer: Sprache und Sprachlosigkeit im „Dritten Reich“. Köln 1988, ISBN 3-7663-3097-7
  • K.H. Brackmann/R. Birkenauer: NS-Deutsch. Selbstverständliche Begriffe und Schlagwörter aus der Zeit des Nationalsozialismus. Europäisches Übersetzer-Kolloquium Straelen (Hrsg.), Glossar 4, Straelen/Niederrhein 1988
  • W. Bohleber/J. Drews (Hrsg.): Gift, das du unbewußt eintrinkst ...“. Der Nationalsozialismus und die deutsche Sprache. Bielefeld 1991
  • U. Nill: Die „geniale Vereinfachung“. Anti-Intellektualismus in Ideologie und Sprachgebrauch bei Joseph Goebbels. (Sprache in der Gesellschaft - Beiträge zur Sprachwissenschaft, 18) Frankfurt am Main 1991
  • J. G. Pankau (Hrsg.): Rhetorik im Nationalsozialismus. Tübingen 1997 (Rhetorik, 16)
  • Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus, Berlin/New York 1998, ISBN 3-11-016888-X, ISBN 3110133792 (Rezension von Jutta Lindenthal beim Fritz-Bauer-Institut)
  • Stefan Moritz: Grüß Gott und Heil Hitler. Katholische Kirche und Nationalsozialismus in Österreich. Picus Verlag, Wien 2002
  • Christian A. Braun: Nationalsozialistischer Sprachstil. Heidelberg 2007, ISBN 978-3-8253-5381-0
  • Thorsten Eitz, Georg Stötzel: Wörterbuch der Vergangenheitsbewältigung. Georg Olms, 2007, ISBN 3487133776
  • Boris Pawlowski: Die Rhetorik des Vorurteils, Grin Verlag, 2007, ISBN: 3638713504

[Bearbeiten] Weblinks


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