Spanische Revolution (1820)
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Die Spanische Revolution von 1820 bis 1823 (span. trienio liberal) war eine bürgerliche Revolution mit dem Ziel, bürgerliche Rechte zu stärken, in Spanien eine konstitutionelle Monarchie einzuführen und den Absolutismus Ferdinands VII. zu überwinden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Vorgeschichte
Siehe dazu Spanischer Unabhängigkeitskrieg.
[Bearbeiten] Französische Besetzung in Spanien
Auch wenn die Regierung von José Bonaparte, dem ältesten Bruder Napoleons I., einen sehr repressiven Charakter aufwies, begann das Bürgertum, das liberale Gedankengut und den Code Civil zu schätzen, weil hiermit der Schutz ihrer Interessen vor Adel und Klerus und die Rechtsstaatlichkeit gewährleistet wurde. In dieser Zeit verzeichneten liberale Geheimgesellschaften wie die Freimaurer und andere regen Zuwachs. Sie sollten sich später als Träger der Revolution von 1820 erweisen.
[Bearbeiten] Spanische Verfassung von 1812
Siehe dazu Verfassung von Cadiz
In Abwesenheit des Königs verabschiedeten die Cortes am 19. März 1812 eine liberale Verfassung, die nach allgemeiner Ansicht jedoch nur bis 1814 in Kraft blieb. Zwar war der römisch-katholische Glaube nach wie vor Staatsreligion und das Königtum beruhte ebenso immer noch auf Gottesgnadentum, aber es wurden einige andere Reformen durchgeführt. Der Zunftzwang wurde aufgehoben, Klöster teilweise aufgehoben, feudale Privilegien eingeschränkt und, die vermutlich verhängnisvollste Neuerung, die Inquisition wurde verboten. Dies brachte den Cortes viele Gegner im gemeinen Volk wie auch in höchsten Kirchenebenen ein. Das Volk war damals der Überzeugung, dass die Inquisition ein unverzichtbarer Bestand des katholischen Glaubens sei, die Kirche fürchtete um ihre Macht.
Die Cortes waren eine liberale Minderheit, die sich Adel, Klerus und sogar das gemeine Volk zu Feinden machte. Ferdinands VII., der König, erschien hingegen als ersehnter Retter, für den Spanien gegen Napoleon I. gekämpft hatte.
[Bearbeiten] Restauration und Wirtschaftskrise
Als Kind des Absolutismus war Ferdinand VII. nicht geneigt, seine Macht mit irgendjemanden zu teilen. Er machte sämtliche Reformen der Cortes per Federstrich rückgängig. Im Rahmen dieser Restauration wurden alle Klöster, alle Monopole und die Inquisition wieder eingeführt und alle enteigneten Ländereien zurückgegeben, ohne den Käufer zu entschädigen.
Der König war nicht in der Lage, Spanien mit Sachverstand, Weitblick und diplomatischen Geschick zu führen. Da die Einnahmen aus den spanischen Kolonien ausfielen und das Land darüber hinaus sehr hohe Lasten aus Kriegen zu tragen hatte, kollabierte der Staatshaushalt. Durch die mangelnde Versorgung der Armee verlor er auch diese Stütze, in den Jahren 1814 bis 1820 gab es mehrere Aufstände, die jedoch bis Januar 1820 alle scheiterten.
[Bearbeiten] Die Revolution
Im Januar 1820 revoltierte das Überseeheer in Cadiz unter Führung von Oberst Quiroga. Dieser erfolgreiche Aufstand löste eine Kettenreaktion aus, und bald darauf revoltierten auch die Heere von Pamplona, Saragossa und Barcelona. Von Februar bis März 1820 machte der König eilig Zugeständnisse und legte am 7. März 1820 einen Schwur auf die Verfassung von 1812 ab. Daraufhin wurde das Militär mit der Ausarbeitung von Reformen beauftragt. Tags darauf wurden alle politischen Gefangenen auf königlichen Befehl freigelassen und Francisco Ballesteros, der für Steuerangelegenheiten verantwortlich und enger Berater des Königs war, wurde die "Junta Provisional". Diese blieb bis zur Cortes am 9. Juli des gleichen Jahres im Amt. Ballesteros suchte seine Minister ganz alleine und völlig undemokratisch aus. Die Aufgabe der Junta war es, die Macht der konstitutionellen Monarchie zu sichern und gleichzeitig alle Gesetze der Cortes von 1812-14 wieder rechtskräftig zu machen. Das neue Kabinett setzte sich dann, gegen den Widerstand Ferdinands VII., aus sieben Mitstreitern der Cortes, früheren politischen Gefangenen und zwei Kandidaten des Königs zusammen. Offizieller Vorsitzender war Außenminister Pérez de Castro, eigentlicher Machthaber war jedoch der Innenminister Augustín Argüelles, der Kriegs- und der Marineminister waren Kandidaten des Königs. Der König fühlte sich aber durch die Zusammensetzung des Kabinetts gedemütigt, was die Zusammenarbeit schwierig machte. Die eigentlichen Revolutionäre, die Kommandanten der Aufstände, Quiroga, Riego, Arco Agüero und López-Baños, fühlten sich bei der Verteilung der Macht übergangen, und das Volk folgte dem König. Die Verfassung sorgte für Streitigkeiten. Darin stand, dass Verfassungsänderungen erst 8 Jahre nach dem Inkrafttreten der Verfassung erlaubt sind. Manche waren der Ansicht das bereits 1812 die Verfassung eingeführt worden sei, es also 1820 möglich wäre die Verfassung zu ändern, andere waren aber der Meinung, sie sei zwischenzeitlich außer Kraft getreten und erst wieder 1820 eingeführt worden sei und sie dürfe daher frühestens im Jahre 1828 geändert werden. Schließlich einigte man sich darauf, die Verfassung nicht vor 1825 zu ändern, was zur Folge hatte, dass dringende Änderungen nicht durchgeführt werden konnten.
[Bearbeiten] Exaltados und Moderados
Die spanischen Liberalen waren damals in zwei Richtungen gespalten. Die erste, die Exaltados, waren die Neuliberalen, die schon die Verfassung von 1812 ausgearbeitet hatten und sie wie ein heiliges Gut verteidigten. Sie vertraten eher die Interessen der unterprivilegierten Bevölkerung. Ein kleiner, radikaler Teil war republikanisch eingestellt und wollte die Monarchie abschaffen.
Die zweite Bewegung, die Moderados, wollten die Verfassung in einigen Punkten ändern und waren eher pragmatisch eingestellt. Sie vertraten das Besitzbürgertum, wollten die konstitutionelle Monarchie und setzten sich für Freiheit, Ordnung und eine gemäßigte Verfassung ein.
Bei den Wahlen zum 9. Juli gingen die Moderados als Sieger hervor, was für Unmut unter der Exaltados sorgte. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass das Ergebnis den wirklichen Wählerwillen widerspiegelt, da es sehr fraglich ist, warum ein mehrheitlich royalistisch eingestelltes Volk ausschließlich Vertreter der eher anti-royalistischen Liberalen wählt, während es die royalistische Opposition nicht beachtet. Es lassen sich jedoch keine eindeutigen Hinweise für Wahlmanipulation finden.
[Bearbeiten] Die neue Regierung
Die neue Regierung beabsichtigte keinen radikalen Systemwechsel, sondern bemühte sich vor allem darum, das System von 1814 wieder herzustellen. Daher taten sie alles, die Reformen von 1810 bis 1814, die die liberale Verfassung ermöglicht hatten, wieder einzuführen. So wurde der Jesuitenorden verboten, das Mayoratsrecht abgeschafft und die geplante Kirchen- und Klosterreform in Angriff genommen. Dies brachte den Liberalen wieder die Gegnerschaft der Kirche ein.
Die Liberalen waren der Ansicht, das System von oben ändern zu können. Das Volk war nach wie vor von der Politik ausgeschlossen und es gab keinen wirklichen Bruch mit den alten Eliten. Das gemeine Volk profitierte wenig bis gar nicht von den Reformen. Das alte feudalherrschaftliche System wurde zwar abgeschafft, aber die immens hohen Steuern machten das neue System genauso unattraktiv wie das alte. Auch beim Steuerrecht und dem sehr defizitären Staatshaushalt erfolgten keine Änderungen.
Das Überseeheer mit einer Stärke von 20.000 Mann stellte für die Exaltados die einzige Garantie für Liberalismus dar, belastete jedoch den ohnehin schon überstrapazierten Staatshaushalt extrem. Nach der Auflösung dieses Heeres kam es zwischen Exaltados und Moderados zu schweren Kämpfen, wodurch das spanische Parlament beschlussunfähig wurde. Zudem zählten Straßenschlachten und öffentliche Kundgebungen zum politischen Alltag.
[Bearbeiten] Machtkämpfe
Schon im Jahre 1820 begann die royalistische Opposition, zunächst noch verdeckt, mit Anschlägen auf die liberale Regierung. Am 1. März 1821 löste der König dann das Kabinett mit der Begründung, er sei damit unzufrieden, auf. Alle neuen Minister kamen aus den Reihen der Moderados, was die Exaltados noch ungehaltener werden ließ.
Der sanierungsbedürftige Staatshaushalt machte Spanien immer mehr zu schaffen. Mit der Unabhängigkeit Mexikos am 29. Juni 1821 fiel auch das Silber Mexikos weg. Das bedeutete eine weitere Verschlechterung der Situation. 1821 wurde auch der Kirchenzehnt und die Primiz halbiert, die unpopulären Verbrauchersteuern allerdings weiter erhöht.
Die Moderados standen nun einerseits zwischen den unzufriedenen Exaltados, die durch Straßenschlachten und von Geheimgesellschaften provozierten Unruhen auf sich aufmerksam machten, und andererseits der royalistischen Opposition, die mit der Gründung der Regencia de Urgel am 15. August 1822 ihren Höhepunkt erreichte.
Die Regencia de Urgel argumentierte, dass sich der König in einer Art geistigen Gefangenschaft befände, die durch die unrechtmäßige Regierung in Madrid hervorgerufen wäre. Deshalb müsse – gemäß dem Prinzip der Volkssouveränität – die Macht an das Volk, also an sie, zurückgegeben werden müsse. Die Regencia de Urgel stellte sich als einzig legitime Regierung dar.
[Bearbeiten] Machtwechsel
Trotz versuchter Einflussnahme von Seiten der Moderados gingen im Jahr 1822 die Exaltados als Sieger hervor. Doch in weiten Teilen Spaniens wurde die neue Regierung der Exaltados nicht anerkannt. So wurde vom König verlangt, das Kabinett aufzulösen und ein neues einzusetzen.
Die Regierung der Exaltados war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Innenpolitisch hatten sie mit einer starken außerparlamentarischen Opposition, den Royalisten mit dem intriganten König an der Spitze zu kämpfen; außenpolitisch stand die Invasion der Heiligen Allianz bevor.
Unter diesen Voraussetzungen entwickelte sich die Regierung der Exaltados immer mehr zu einer Diktatur, welche in den Massakern von Badajoz und A Coruña endete, bei denen mehr politische Gegner, auch Liberale, ermordet wurden als in der gesamten Zeit des Absolutismus unter Ferdinand VII. zwischen 1814 und 1820.
Die im Angesicht der napoleonischen Kriege 1815 gegründete Heilige Allianz mit dem Ziel der Unterdrückung von jeglichem Liberalismus in Europa erteilte Frankreich im Jahre 1822 auf dem Kongress in Verona die Vollmacht, in Spanien einzumarschieren. Im März 1823 marschierte Frankreich ein (siehe Hauptartikel Französische Invasion in Spanien) und stellte bis anfangs Oktober die absolute Herrschaft Ferdinands VII. wieder her.
Um ein Exempel zu statuieren, wurde Rafael del Riego am 7. November 1823 auf der "Plaza de la Cebada" in Madrid öffentlich hingerichtet. Viele spanische Intellektuelle sahen sich gezwungen, ins Exil zu gehen. Die meisten von ihnen flohen nach London ins Quartier Somerstown. Sie erhielten von der britischen Regierung eine bescheidene Unterstützung, weil sie gegen Napoleon gekämpft hatten. Andere ließen sich in Malta, Paris, den USA und den neu gegründeten südamerikanischen Staaten nieder, um dem Tod zu entgehen.
[Bearbeiten] Fazit
Das liberale Experiment war keine Erhebung des Volkes wie beispielsweise die Französische Revolution, sondern vielmehr der gehobenen sozialen Klassen, Militärs und einiger Adeliger. Die Revolution beschränkte sich ausschließlich auf die großen Städte, das einfache Volk auf dem Lande blieb davon nahezu unberührt. Statt die Bevölkerung argumentativ zu überzeugen, verschliss sich die liberale Bewegung in unnötigen Flügelkämpfen. Letztlich war diese Revolution der Versuch, eine liberale Restauration durchzuführen und scheiterte gleichermaßen an inneren (fehlende Reformen) wie an äußeren (Einmarsch von Frankreich) Verfehlungen.