Rainbow Warrior
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Rainbow Warrior (englisch: Regenbogenkrieger) ist der Name zweier Greenpeace-Schiffe. Aktivisten der Organisation bezeichnen sich auch selber gelegentlich als Rainbow Warriors.
Der Name geht auf eine indianische Prophezeiung zurück:
- Wenn die Erde verwüstet wurde und die Tiere sterben, wird ein neuer Stamm auf die Welt kommen, der aus Menschen vieler Farben, Klassen und Glaubensrichtungen bestehen wird. Sie werden durch ihre Taten die Erde wieder grün machen und Krieger des Regenbogens (Warriors of the Rainbow) genannt werden.

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[Bearbeiten] Rainbow Warrior II
Die Rainbow Warrior II ist ein von Greenpeace betriebener Schoner. Er wurde nach dem gleichnamigen Greenpeace-Flaggschiff benannt, das 1985 im Hafen von Auckland, Neuseeland, vom französischen Geheimdienst DGSE durch zwei von Tauchern angebrachte Haftminen versenkt wurde.
Der Dreimaster entstand aus dem Rumpf des Hochseetrawlers Grampian Fame, der 1957 in Yorkshire vom Stapel lief. Das ursprünglich 44 Meter lange, dampfgetriebene Schiff wurde 1966 auf 55,2 Meter verlängert. Bei dem Umbau durch Greenpeace erhielt das Schiff Masten in Gaffeltakelung, einen neuen Motor und umweltschonende Abfall-, Heiz- und Warmwassersysteme. Die Rainbow Warrior II ging am 10. Juli 1989, dem Jahrestag der Versenkung ihrer Vorgängerin, offiziell auf Jungfernfahrt.
[Bearbeiten] Rainbow Warrior (I)
Die erste Rainbow Warrior, ein 40 Meter langes Schiff von 418 Tonnen, war ursprünglich ein Fischdampfer namens Sir William Hardy (bzw. später Vega), der 1955 vom Stapel lief. Sie wurde für 40.000 £ erstanden und über vier Monate lang renoviert, dann am 29. April 1978 als Rainbow Warrior wieder aktiviert. Die Motoren wurden 1981 erneuert, 1985 wurde das Schiff zu einem Anderthalbmaster – genannt Ketsch – umgebaut.
Die Rainbow Warrior war 1978 das neue Flaggschiff der Greenpeaceflotte und wurde zum großen Teil von der niederländischen Sektion des WWF finanziert, um gegen den Walfang weltweit, insbesondere vor Island, zu protestieren.
Das Schiff wurde bereits 1980 von einem französischen Marineschiff gerammt, als die Besatzung gegen die Entladung von Atommüll zur Aufbereitung in La Hague protestierte. 1985 wurde es vom französischen Nachrichtendienst DGSE versenkt.
[Bearbeiten] Versenkung der Rainbow Warrior
1985 sollte die Rainbow Warrior zum Mururoa-Atoll in Französisch-Polynesien fahren, um gegen die dort stattfindenden französischen Atomtests zu protestieren, und lag im Hafen von Auckland vor Anker.
Sie wurde kurz vor Mitternacht am 10. Juli durch zwei Sprengladungen versenkt, die durch Agenten des französischen Auslands-Nachrichtendienstes (DGSE) an der Außenhaut des Schiffes angebracht worden waren. Von den zwölf Besatzungsmitgliedern ertrank der portugiesische Greenpeace-Fotograf Fernando Pereira, als er versuchte, Fotos und seine Ausrüstung aus seiner Kabine zu retten. Das zerstörte Wrack der Rainbow Warrior wurde am 21. August 1985 gehoben und zur forensischen Untersuchung in einen Hafen geschleppt. Obwohl der Rumpf wiederhergestellt werden konnte, war der Schaden so groß, dass eine Reparatur unwirtschaftlich gewesen wäre. Daher wurde das Schiff am 2. Dezember 1987 in der Matauri-Bucht auf den Cavalli-Inseln versenkt. Heute ist das Wrack ein beliebtes Tauchziel in 30 Metern Tiefe. An der Matauri-Bucht steht heute ein Denkmal.
Die vom französischen Geheimdienst als „Operation Satanic“ bezeichnete Aktion wurde aus den „fonds speciaux“, einer schwarzen Kasse, über die nur der Präsident der Republik verfügen kann, finanziert und von der französischen Regierung stets gedeckt.
Zwei der sechs Agenten wurden durch die neuseeländische Polizei über das Autokennzeichen ihres Mietwagens ermittelt und verhaftet. Die zwei Agenten waren mit gefälschten Pässen als Schweizer Ehepaar Turenge eingereist. Es handelte sich dabei um den Hauptmann Frau Dominique Prieur und den Major Alain Mafart, einen Kampfschwimmer. Ein neuseeländisches Gericht verurteilte die beiden Agenten im November 1985 zu je zehn Jahren Haft wegen Brandstiftung und Totschlags.
Die anderen Täter entkamen mit Hilfe des Atom-U-Bootes Rubis (S 601) und wurden von der französischen Regierung gedeckt, die die Versenkung angeordnet hatte. Erst durch die Enthüllung der Tageszeitung Le Monde vom 17. September 1985 wurde bekannt, dass insgesamt drei französische Mannschaften in Auckland tätig waren, von denen eine aus französischen Soldaten bestand, die die Versenkung durchgeführt hatten. Um die inhaftierten französischen Agenten freizupressen, verhängte die EG 1986 ein Importverbot gegen neuseeländisches Lammfleisch und Butter und drohte damit, die Wirtschaftssanktionen noch auszubauen. Neuseeland und Frankreich appellierten an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Javier Pérez de Cuéllar, als Vermittler zu fungieren, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Nach einer Verfügung des Generalsekretärs im Juli 1986 wurden die beiden inhaftierten Täter nach einer Entschädigung der Familie des verstorbenen Fotografen aus der neuseeländischen Haft entlassen und sollten vom 22. Juli 1986 bis zum 22. Juli 1989 ihre Haftstrafe auf einem französischen Stützpunkt im Pazifik, auf dem Hao-Atoll, absitzen. Dies wurde in einem Abkommen zwischen Neuseeland und Frankreich in 1986 festgelegt. Agent Mafart wurde aber bereits Dezember 1987 wegen dringender medizinischer Behandlung nach Paris geflogen. Der Flug und die medizinische Behandlung waren notwendig, jedoch hätten diese nicht länger als zwei bis drei Wochen dauern müssen. Frankreich unterließ die Rückführung des Agenten nach Hao. Im Mai 1988 informierte Frankreich die neuseeländischen Behörden, dass Agentin Prieur schwanger war. Sie wurde aufgrund ihres Alters nach Frankreich gebracht, da eine medizinische Behandlung auf Hao nicht zur Verfügung stand. Ein im Abkommen vereinbartes Schiedsgericht wurde nach diesen Vorfällen angerufen: Es stellte eine Vertragsverletzung Frankreichs fest und verurteilte Frankreich zu Schadensersatz. Weiterhin empfahl das Schiedsgericht, einen gemeinsamen Fonds einzurichten, um die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Bürger/innen der beiden Staaten zu fördern. Frankreich leistete eine Vorauszahlung von 2 Millionen US-Dollar. [1]
Die meisten Beteiligten verblieben im Dienst der französischen Regierung. Jedoch trat der französische Verteidigungsminister Charles Hernu am 20. September 1985 von seinem Amt zurück und wurde durch Paul Quilès ersetzt. Im DGSE wurde Admiral Pierre Lacoste durch General Imbot abgelöst.
20 Jahre nach der Versenkung der Rainbow Warrior, also Anfang Juli 2005, gab der damalige Geheimdienstchef Pierre Lacoste der Nachrichtenagentur AFP bekannt, dass die Versenkung bis in die französische Staatsspitze bekannt war. So soll sogar der französische Präsident François Mitterrand eingeweiht gewesen sein. Lacoste zur Agentur: „Der Präsident hat mir gesagt, wenn das schlecht läuft, fliegen [Verteidigungsminister Charles] Hernu und Lacoste raus.“ In dem Geständnis 20 Jahre danach bedauerte Lacoste zutiefst den Tod des Fotografen Fernando Pereira. Zudem gab er zu Protokoll, dass die gesamte Aktion Satanic schlecht vorbereitet und überhastet geplant gewesen war.
Die Verantwortlichen in der französischen Regierung wurden nie zur Rechenschaft gezogen. 1987 zahlte die französische Regierung unter starkem internationalen Druck 8,16 Millionen US-Dollar Entschädigung an Greenpeace und mehr als sieben Millionen US-Dollar an die neuseeländische Regierung. Die Familie des getöteten Fotografen Fernando Pereira erhielt eine Entschädigung von umgerechnet 300.000 Euro. Eine offizielle Entschuldigung erfolgte lediglich gegenüber der neuseeländischen Regierung, nicht jedoch gegenüber den betroffenen Angehörigen. Der Oberkommandierende der Operation Satanic, General Jean-Claude Lesquer, wurde rund zehn Jahre nach der Versenkung zum „Großoffizier der Ehrenlegion“ ernannt, die zweithöchste Auszeichnung Frankreichs.
Einen Teil der Entschädigung investierte Greenpeace in das neue Flaggschiff der Flotte – die Rainbow Warrior II.
Anlässlich des französischen Präsidentschaftswahlkampfes 2006 kam das Thema erneut in die Medien. Zeitungen behaupteten, dass der Bruder Antoine der Bewerberin der Sozialisten, Ségolène Royal, unmittelbar an der Sprengung beteiligt gewesen sei. Er soll einen der beiden Sprengsätze an dem Schiff angebracht haben. Dies wird jedoch durch Ségolène Royal bestritten.
[Bearbeiten] In den Medien
1992 wurde der in US-neuseeländischer Koproduktion entstandene Film The Sinking of the Rainbow Warrior veröffentlicht.
1995 widmete die Band Fiddler’s Green den Geschehnissen um die Rainbow Warrior (I) ein Lied gleichen Namens.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ vgl. Neuhold/Hummer/Schreuer (Hrsg.): Österreichisches Handbuch des Völkerrechts. Band 2 - Materialienteil. 4. Auflage, Wien, S. 521 - 525
[Bearbeiten] Weblinks
- Rainbow Warrior II (Informationen von Greenpeace Deutschland)
- Rainbow Warrior (Informationen von Greenpeace Deutschland)
- Greenpeace Magazin 3/05 - Reise ohne Wiederkehr
- Manuskript der SWR-Sendung Der Untergang der Rainbow-Warrior - Frankreichs Umgang mit Kritikern seiner Atomtestpolitik aus dem Jahre 2003
- Bericht der neuseeländischen Polizei zum Anschlag