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Ostfalen – Wikipedia

Ostfalen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ostfalen um das Jahr 1000
Ostfalen um das Jahr 1000

Der Ausdruck Ostfalen bezeichnet den östlichen Teil des alten Sachsen im Bereich zwischen den Flüssen Leine, Elbe, Saale und Unstrut. Ostfalen ist zu unterscheiden von Ostwestfalen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Am Ende der Sachsenkriege Karl des Großen stand die Niederlage der Sachsen 785 und die Taufe Herzog Widukinds. Die Christianisierung der Sachsen folgte. Dazu wurden um 815 die Bistümer Hildesheim und Halberstadt eingerichtet, zur gemeinsamen Grenze wurde dabei die Oker. Die sächsischen Lande wurden in das Frankenreich integriert und in die Herrschaften Westfalen, Engern und Ostfalen aufgeteilt.

Nachdem 1180 über Heinrich den Löwen die Reichsacht verhängt wurde, folgte die Aufteilung Ostfalens in kleinere Herrschaftsgebiete, so zum Beispiel das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, welches Otto dem Kind 1235 als Reichslehen verliehen wurde. Weitere Herrschaftsbereiche Ostfalens waren zu dieser Zeit die weltlichen Gebiete der Bischöfe von Halberstadt und Hildesheim, des Erzbischofs von Magdeburg sowie das Stiftsgebiet Quedlinburg. Auch der Reichsbezirk Goslar und die Grafschaften Blankenburg und Wernigerode waren Teil Ostfalens.

Durch Erbteilung wurden die Herrschaftsgebiete immer kleiner und zahlreicher. So zerfiel auch das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Als größtes Einzelteil ging daraus das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel hervor.

Das damals schon schwach ausgeprägte "Ostfalen-Bewusstsein" ging völlig verloren.

[Bearbeiten] Gegenwärtige Verwendung des Begriffs in den verschiedene Varianten

Während der westlich der Weser gelegene Bereich die offizielle Bezeichnung Westfalen führt, ist Ostfalen nicht mehr geläufig. Der Begriff erscheint inzwischen auf Sprachwissenschaft und Heimatkunde reduziert. Der Name wurde zeitweise als Bezeichnung für den Ostfalengau um Hildesheim geführt. In jüngster Zeit versucht man in Südniedersachsen und im westlichen Sachsen-Anhalt, den Namen neu zu beleben.

So wird er heute je nach Interessenlage auf verschiedene Gebietsgrößen und Zusammensetzungen bezogen. Dabei wird z.T. vom historischen Ostfalen abgewichen.

[Bearbeiten] Verwendungsbeispiel für das Gebiet der historischen ottonischen Königslandschaft

Das Ostfalen-Portal definiert Ostfalen in Anlehnung an die Brockhaus-Definition (1. Hälfte 20. Jh.):

Ostfalen bezeichnet im Allgemeinen den durch den frühmittelalterlichen Stamm der „Ostfalen“ beherrschten Raum, der am Ende des 8. Jh. im Kern durch die karolingischen Bistümer Verden, Hildesheim und Halberstadt umschrieben wurde. Dieses Land um den Harz herum war die Heimat des ottonischen Königs- und Kaiserhauses (königsnahe Landschaft) und wurde durch zahlreiche Stiftsgründungen und Burgenorte geprägt. Romanik, Stadtrecht und Reformation, Bergwerks- und Technikgeschichte schufen Weltkulturerbe in Hildesheim, Goslar, Quedlinburg, Dessau-Roßlau und Eisleben. Als Kulturlandschaft bezeichnet Ostfalen heute einen Raum, der von drei Bundesländern erfasst wird: Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das Ostfalen-Portal verbindet die Menschen von Hannover bis Magdeburg, Göttingen bis Halle mit ihrer gemeinsamen Kulturlandschaft.

[Bearbeiten] Verwendungsbeispiel Deuregion Ostfalen

Die zwischen Braunschweig und Magdeburg liegenden Landkreise Helmstedt, Bördekreis und Ohrekreis (letztere fusionierten am 1. Juli 2007 zum Landkreis Börde) etablierten den Verein „Deuregio Ostfalen“ zur Pflege der ostfälischen Sprache.

[Bearbeiten] Weitere heutige Verwendungen des Begriffs Ostfalen

2004 kam man auf der Suche nach einer deutschland- und europaweit tragfähigen gemeinsamen Bezeichnung für die Region Braunschweig/Wolfsburg über Versuche wie „Region Mitte-Nord“ nicht hinaus. Der Terminus Ostfalen spielte keine Rolle. Parallel hält sich der Name „Braunschweiger Land“, gebunden an die Grenzen des früheren Freistaates und welfischen Herzogtums.

Der Vorschlag einer mit der Gebietsreform am 1. Juli 2007 in Sachsen-Anhalt etablierten Kommission, den neu entstandenen Landkreis Börde „Ostfalenkreis“ zu nennen, wurde abgelehnt.

Im Gebiet nördlich von Magdeburg in Sachsen-Anhalt wurde der Name im „Technologiepark Ostfalen“ in der Gemeinde Barleben aufgegriffen.

[Bearbeiten] Mundart

Der Begriff Ostfälisch entstammt der Sprachwissenschaft des 19. Jahrhunderts, die sich erstmals nahezu flächendeckend mit den Dialekten in diesem Raum befasste und dabei die hier (ansatzweise) beschriebenen Gemeinsamkeiten und Eigenheiten feststellte. Da diese sich z.T. bis zu den (spärlichen) Schriftzeugnissen der altniederdeutschen Zeit zurückverfolgen lassen, wurde der seitdem untergegangene Name des östlichen Teils des ehemaligen altsächsischen Stammesherzogtums für diesen Zweck wiederbelebt.

Die Kreise um Braunschweig (Wolfenbüttel, Goslar, Peine und Gifhorn, sowie Halberstadt, Hildesheim und Teile der Region Hannover) zählen zum sprachlichen Gebiet Ostfalen. Dabei ist der Dialektraum nicht deckungsgleich mit dem historischen Ostfalen. So wurde und wird heute noch das ostfälische Platt auch im einst zum Bistum Minden zählenden Gebiet von Hannover und ehemals zum Mainzer Erzbistum gehörenden Göttingen gesprochen. Einige Mundartbeschreibungen bezeichnen Braunschweig/Wolfenbüttel als „kernostfälisch“.

Zu weiteren Einzelheiten s.h. Hauptartikel Ostfälisch.

[Bearbeiten] Weltkulturerbe

Im Gebiet des historischen Ostfalen gibt es drei Stätten, die den Titel UNESCO-Weltkulturerbe führen. Diese sind das Ensemble aus der Michaeliskirche und dem Dom St. Mariae in Hildesheim, das Bergwerk Rammelsberg mit der Altstadt von Goslar und die Altstadt von Quedlinburg.

[Bearbeiten] Orte mit auffälligen Endungen

Im historischen Gebiet Ostfalen gibt es eine auffällige Häufung von Ortsnamen mit den Endungen -leben, -büttel und -rode. Da diese Endungen aber auch in anderen Landstrichen häufig sind, macht lediglich die Mischung dieser Orte etwas "typisch" ostfälisches aus. Im Gebiet zwischen Braunschweig und Magdeburg gibt es zahlreiche Ortsnamen mit der Endung -leben, um Braunschweig treten häufig solche mit -büttel auf und im Bereich zwischen Harz und Wolfsburg ist die Endung -rode oft anzutreffen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Theodor Müller: Ostfälische Landeskunde. Braunschweig 1952.
  • Robert Slawski: Ostfalen - Landschaft zwischen Harz und Heide. Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden 2007, ISBN 978-3-931656-90-4.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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