Netzedistrikt
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Unter dem Namen Netzedistrikt verstand man von 1772 – 1807 den durch die Erste Teilung Polens an Preußen gekommenen Teil Polens, der der Länge nach von der Netze durchströmt wird. Er umfasste 9.350 km² mit 180.000 Einwohnern. Die Grenzen wurden 1776 durch eine preußisch-polnische Kommission berichtigt und 1777 endgültig festgelegt. Der Bezirk wurde in folgende vier (adlige) landrätliche Kreise eingeteilt:
- Bromberg (Bydgoszcz) mit den Städten Bromberg, Fordon, Schulitz, Polnisch Krone (Coronowo), Nakel, Keyn oder Exin, Mrotzen, Barczyn, Labyczyn, Rinarzewo, Schubin, fünf königlichen Domainenämtern (1806: Bromberg, Niedzewitz-Koronowo, Morozen, Nakel) und 193 adligen Gütern.
- Inowraclaw (Inowrocław) mit den Städten Inowraclaw, Kruschwitz, Gniewkowo, Znin, Mogilno, Willatowo, Strzelno, Kwieciszewo, Gonsawa, Gembice, Pakosch, sieben königlichen Domainenämtern (1806: Inowrazlaw, Kruschwitz, Gniewkowo, Znin, Mursinno, Mogilno, Strzello) und 200 adligen Gütern.
- Cammin (Camina) mit den Städten Cammin, auch Kamin, Wissek (Wissocka), Wirsitz, Flatow, Zempelburg, Vandsburg, Lobsens (Lobzenica), Krojanke (Krajenka), Miastetzko (Miasteczko), Margonin, Samoszin (Szumacin), Gollanz, vier königlichen Domainenämtern (1806: Kamin, Zelgniewo, Bialosliwe, Wirsitz) und 257 adligen Gütern.
- Deutsch Krone, ursprünglich Arnskrone (Wałcz) mit den Städten Deutsch Krone, Schneidemühl (Piła), Jastrow (Jastrowie), Usch, Budzin, Chodzesen, Czarnikow, Schönlanke (Trschonska), Radolin, Filehne (Vielun), Schloppe (Sczloppa), Tietz (Tuczno), Märkisch Friedland, vier königlichen Domainenämtern (1806: Deutsch-Krone, Lebehake, Neuhof, Postollitz) und 196 adligen Gütern.
Der Teil des Netzedistrikts, der zwischen den Flüssen Netze, Küddow und Drage liegt, hatte im 14. und 15. Jahrhundert zur Neumark gehört. Darin liegen u. a. die Städte Tietz (Tuczno), Deutsch Krone, Friedland, Filehne, Schloppe, Zempelburg.
1776 lagen noch die beiden neumärkischen adligen Güter Petzenick und Prochno mitten im landrätlichen Kreis Deutsch Krone. Ein anderes Stück des Netzedistrikts zwischen Pommerellen, der Küddow und der Netze bis nach Nakel und von dort bis zur Weichsel hatte im 13. Jahrhundert zu Pommerellen gehört.
Der Netzedistrikt wurde zunächst als eigene preußische Verwaltungseinheit behandelt, dann aber 1775 zu Westpreußen geschlagen und damit dem Königreich Preußen einverleibt. Der Adel des Netzedistrikts hat 1786 zusammen mit dem westpreußischen Adel in Königsberg die Huldigung gegenüber König Friedrich Wilhelm II. geleistet.
Durch den Frieden von Tilsit musste Preußen fast den gesamten Netzedistrikt an das neugebildete Herzogtum Warschau abtreten, erhielt es aber durch den am 3. Mai 1815 in Wien mit Russland geschlossenen Vertrag zurück. Der größere Teil wurde 1815 zum Regierungsbezirk Bromberg, der kleinere Teil zum Regierungsbezirk Marienwerder geschlagen.
1920 wurde der größte Teil des Netzedistrikts polnisch. Bei der Grenzmark Posen-Westpreußen blieben lediglich der Netzekreis, die Kreise Flatow, Deutsch Krone und der später gegründete Stadtkreis Schneidemühl.
[Bearbeiten] Literatur
- Joh. Friedr. Goldbeck, Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, Zweiter Teil, Topographie von Westpreußen, Marienwerder 1789, Ndr. Hamburg 1991
- Heinrich Berghaus, Deutschland seit Hundert Jahren - Geschichte der Gebiets-Eintheilung, Leipzig 1861, Band 2, Seite 346 - 351.
[Bearbeiten] Weblinks
Vor 1701: Herzogtum Preußen | Markgrafschaft Brandenburg | Hinterpommern | Herzogtum Magdeburg | Fürstentum Halberstadt | Herzogtum Kleve | Grafschaft Mark | Grafschaft Ravensberg | Fürstentum Minden
Außereuropäische Kolonien: Groß Friedrichsburg | St. Thomas | Arguin | Krabbeninsel | Tertholen
Nach 1701: Fürstentum Neuenburg | Vorpommern | Grafschaft Ostfriesland | Schlesien (1740) | Grafschaft Glatz (1763) | Polnisch Preußen, Netzedistrikt (1772) | Südpreußen (1793) | Neuostpreußen, Neuschlesien (1795)
Im 19. Jh. aufgelöst: Netzedistrikt | Südpreußen | Neuostpreußen | Neuschlesien | Niederrhein | Jülich-Kleve-Berg | Preußen
1772/1822 bis ins 20. Jh.: Ostpreußen | Westpreußen | Brandenburg | Pommern | Posen | Sachsen | Schlesien | Westfalen | Rheinland
1850/68 bis ins 20. Jh.: Hohenzollernsche Lande | Schleswig-Holstein | Hannover | Hessen-Nassau
Im 20. Jh. gebildet: Niederschlesien | Oberschlesien | Groß-Berlin | Posen-Westpreußen | Halle-Merseburg | Kurhessen | Magdeburg | Nassau