Mário Soares
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Mário Alberto Nobre Lopes Soares ?/i [ˈmaɾiw ˈnɔbrə ˈlɔpɪʃ suˈaɾɨʃ] (* 7. Dezember 1924 in Lissabon) ist ein portugiesischer Politiker der Dritten Republik. Er gründete am 19. April 1973 die Sozialistische Partei Portugals. 1974 wurde er Außenminister.
Er war in folgenden Amtsperioden Premierminister:
- Erste Regierungsperiode von 1976 bis 1977
- Zweite Regierungsperiode von 1978
- Neunte Regierungsperiode 1983 bis 1985
Anschließend war Soares in zwei Amtsperioden Präsident der Republik Portugal, nämlich von 1986 bis 1991 und im unmittelbaren Anschluss von 1991 bis 1996. Von 1999 bis 2004 war er Abgeordneter des Europäischen Parlaments.
[Bearbeiten] Biographie
Am 7. Dezember 1924 wird Mário Alberto Nobre Lopes Soares als Sohn von Elisa Nobre und João Soares geboren. Sein Vater war ehemaliger Priester, Pädagoge, republikanischer Politiker und Antifaschist. Er studiert zunächst Geschichte und Philosophie, dann Jura an der Universität Lissabon.
Bereits während des Studiums schließt er sich der Kommunistischen Partei (PCP) an. Verantwortlich für die kommunistischen Jugendorganisationen, organisiert er die Jubeldemonstrationen am Ende des Zweiten Weltkrieges und beteiligt sich anschließend an der Gründung der Jugendorganisation der Bewegung der Vereinigten Demokraten (MUD), die er 1946 auf deren Zentralkommiteesitzung unter Vorsitz von Mário Azevedo Gomes vertritt. In dieser Funktion wird er in diesem Jahr zum ersten Mal von der PIDE, der Geheimpolizei Salazars, verhaftet. 1949 wird er bereits zum dritten Mal verhaftet, als er die Kandidatur von General Norton de Matos um das Amt des Staatspräsidenten organisiert. Der bricht schließlich mit ihm, als er entdeckt, dass Mário Soares ein "Agent" der (PCP) ist. Im Februar 1949 heiratet er Maria Barroso im Gefängnis von Aljube.
Im April 1964 gründen Francisco Ramos da Costa, Manuel Tito de Morais und Mário Soares in Genf die Portugiesische Sozialistische Aktion, eine eindeutig sozialdemokratisch ausgerichtete Bewegung und die Wiege der ein Jahrzehnt später gegründeten Sozialistischen Partei Portugals (PS). Im Lebenslauf hatte er, seit er 1951 mit den Kommunisten gebrochen hatte, bereits den republikanischen und den sozialistischen Widerstand, die Wahlkampagne von Humberto Delgado (um das Amt des Staatspräsidenten 1958) - dessen Familie ihn nach dessen Ermordung durch die PIDE 1965 zu ihrem Anwalt machte - die "Revolta da Sé" 1959 und das Programm für die Demokratisierung der Republik 1961.
Nachdem das Regime ihn mehrfach ins Gefängnis gesteckt hatte, ohne ihn bändigen zu können, beschließt man ihn zu deportieren. Im März 1968 fährt er mit dem Schiff zusammen mit seiner Frau Maria Barroso und seinen Kindern Isabel und João nach São Tomé und Príncipe, wo er bis November desselben Jahres bleibt. Salazar war nach seinem berühmten Fall vom Stuhl im Sommer dieses Jahres durch Marcello Caetano ersetzt worden, der Soares erlaubt, nach Lissabon zurückzukehren.
Bei den Wahlen zur Nationalversammlung im Oktober 1969 tritt die Opposition zum ersten Mal unabhängig an. Mário Soares tritt für die Wahlvereinigung der Demokratischen Einheit (CEUD) an. Diese Vereinigung gibt der antifaschistischen Opposition ein klares Gesicht, setzt sich aber ebenso klar von den Kommunisten ab, die in der Demokratischen Wahlkommission (CDE) organisiert sind. Im Jahr darauf geht Mário Soares ins Exil nach Rom und anschließend nach Paris, von wo er erst unmittelbar nach der Revolution wieder nach Lissabon zurückkehren wird. Während dieser Zeit im Exil fährt er 1973 nach Bad Münstereifel, wo er am 19. April 1973 die Sozialistische Partei (PS) gründet, unter tatkräftiger Mitwirkung des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt.
Drei Tage nach der Nelkenrevolution, am Nachmittag des 28. April 1974, kommen Maria Barroso, Mário Soares und Manuel Tito de Morais in Lissabon an, nachdem sie am Abend zuvor in Paris den Südexpress bestiegen hatten. Dieser Zug ging als "Zug der Freiheit" in die Geschichte ein. Er wird am Bahnhof Santa Apolónia von einer jubelnden Menge begrüßt. Zurück in Portugal, und endlich als freier Mann, übernimmt Mário Soares sofort wichtige Aufgaben im Prozess der Demokratisierung der Republik, nicht nur als Führer der PS, sondern auch als Außenminister der provisorischen Regierungen. Dieses Amt, das General Spínola ihm anbietet, nimmt er an unter der Bedingung, dass auch Kommunistenführer Álvaro Cunhal in die Regierung und damit in die Verantwortung eingebunden wird.
Am 16. Januar 1975 ruft die PS zu ihrer ersten Massenkundgebung. Mithilfe der überströmenden Menschenmassen im Gelände um den Sportpalast bietet die PS der PCP von Álvaro Cunhal die Stirn, insbesondere deren totalitären Ambitionen, die sie der Revolution aufdrücken wollten. Es ist eine Versammlung gegen die Einheitsgewerkschaft und das Monopol der CGTP (Kommunistische Gewerkschaft), die schließlich zur Gründung der PS-nahen Gewerkschaft UGT führt. Auf dem Rückweg aus Alvor, wo er als Außenminister den Vertrag über die Unabhängigkeit der Kolonien unterzeichnet hatte, nimmt Mário Soares an dieser Massenkundgebung teil, neben ihm Salgado Zenha, der Theoretiker in diesem Kampf für Freiheit und Pluralität der Gewerkschaften.
Bei den ersten freien Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung am 25. April 1975 erringt die PS ein beeindruckendes Ergebnis von 38% der Stimmen, gegenüber kläglichen 12,5% der PCP. Kurz darauf fordert Mário Soares die Entlassung von Vasco Gonçalves. Es wird die zweite Demonstration der Stärke der PS, zu der am späten Nachmittag des 19. Juli 1975, mitten im heißen Sommer, nach damaligen Schätzungen etwa 250000 Menschen auf die Alameda Dom Afonso Henriques in Lissabon strömen, trotz der von Anhängern der PCP errichteten Barrieren an den Zufahrtsstraßen der Hauptstadt.
Bei den ersten Wahlen zur Nationalversammlung bekommt die PS wieder 35% der Stimmen. Am 23. Juli 1976 wird Mário Soares zum ersten frei gewählten Ministerpräsidenten seit der Revolution ernannt. Die Demokratisierung des Landes beginnt sich zu konsolidieren. Die Regierung beschließt ein Ende der Agrarreform, eine wirtschaftliche Neuorientierung und die Konsolidierung der völlig zerrütteten Staatsfinanzen.
Bereits im Wahlkampf ein Jahr später tritt die Sozialistische Partei Portugals unter Führung von Mário Soares für den Eintritt Portugals in die Europäische Gemeinschaft ein. Als Ministerpräsident stellt Mário Soares einen förmlichen Antrag am 28. März 1977. Jahre später, und wieder als Ministerpräsident - diesmal in der Regierung des "Bloco Central", einer großen Koalition aus PS und PSD (Sozialdemokratische Partei), die er nach dem Wahlsieg der Sozialisten am 4. Juni 1983 mit dem Vorsitzenden der Sozialdemokratische Partei Portugals PSD Carlos Mota Pinto beschlossen hatte - unterzeichnet er am Morgen des 12. Juni 1985 die Beitrittsurkunde zur EG. Es ist seine letzte große Amtshandlung als Ministerpräsident vor dem Auseinanderbruch der Koalition nach der Wahl von Cavaco Silva zum Vorsitzenden der PSD. Die Regierung stürzt, aber am 1. Januar 1986 ist Portugal Mitglied der EG.
Nach dem Ende der großen Koalition überlässt Mário Soares die Spitzenkandidatur seinem Parteifreund Almeida Santos, der eine Kampagne "für 43%" führt und von Cavaco Silva haushoch geschlagen wird. Mário Soares entscheidet sich daraufhin für eine zunächst aussichtslos erscheinende Kandidatur zum Präsidenten der Republik. Nach dem ersten Wahlgang gegen Maria de Lourdes Pintasilgo, Salgado Zenha und Freitas do Amaral schafft er beim zweiten Wahlgang am 16. Februar 1986 den Einzug in den Präsidentenpalast mit einer hauchdünnen Mehrheit gegen Freitas do Amaral. Dies war der Beginn von zwei Amtszeiten und zehn Jahren Präsidentschaft, in der er eine einzigartige Beliebtheit erreichte durch sein enormes Einfühlungsvermögen bei seinen Kontakten mit der Bevölkerung.
Als sehr spezielle Prägung, die Mário Soares diesem höchsten Staatsamt aufdrückte und die allgemein "Lehrbuch der Einflussnahme des Präsidenten der Republik" genannt wurde, gingen seine "Presidências Abertas", ein modernes und demokratisches Remake der ehemaligen "Königlichen Ausflüge", in die Geschichte ein. Besonders seine "Presidência Aberta" Anfang 1993 im Großraum Lissabon hatte eine sehr starke Wirkung. Bei dieser Kampagne steckte Soares den Finger tief in die "sozialen Wunden" der Region, die unter dem Teppich der neuen Autobahnen und dem Beton Cavacos versteckt waren. Erneut wehten auf der Halbinsel von Setúbal die schwarzen Fahnen des Hungers- die zum ersten Mal gehisst wurden, als er selbst Ministerpräsident war - jetzt gegen Cavaco, und Soares hatte das Vergnügen, von der Bevölkerung auf Händen getragen zu werden in einer Region, die damals als stählerne Hochburg der Kommunisten galt. Dieser Moment kennzeichnete den Beginn vom Ende der Ära Cavaco Silva.
Seine zweite Amtszeit wird charakterisiert durch die systematische Opposition gegen die mit absoluter Mehrheit ausgestattete Regierung Cavaco Silva. Unter Ausnutzung der verfassungsmäßigen Macht, die das Amt ihm gibt, wie zum Beispiel das Vetorecht bei Gesetzesvorlagen, aber mehr noch durch sein "Lehrbuch der Einflussnahme" kämpft Mário Soares so weitgehend wie irgendwie möglich gegen die Macht der politischen Rechten. Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit organisiert er 1995 den Kongress "Portugal - welche Zukunft?", eine Art Versuchsballon für die Machteroberung der Sozialisten durch António Guterres.
Nach dem Ende seiner Amtszeit besinnt er sich auf seine Qualitäten als sozialistisches Urgestein. Er genießt die Auftritte auf der Straße während der Wahlkämpfe, bei denen er immer wieder durch seine unvergleichlichen Fähigkeiten im Umgang mit den Menschen auffällt. 1999 ist er Spitzenkandidat seiner Partei bei den Wahlen zum Europäischen Parlament, dem er dann bis 2004 angehört. Von seinem privaten Arbeitszimmer in Lissabon aus und auf ständigen Reisen greift er weiter durch Vorträge, Kommentare und Interviews in das portugiesische Politikgeschehen ein.
Zu den Präsidentschaftswahlen im Januar 2006 bewarb sich Mario Soares im Alter von 81 Jahren nochmals um das Amt des Staatspräsidenten. Die Wahlen gewann allerdings sein langjähriger konservativer Widersacher Aníbal Cavaco Silva mit deutlicher Mehrheit gleich im ersten Wahlgang. Soares kam mit 14,3 Prozent der Stimmen nur auf den dritten Platz hinter seinem Parteikollegen Manuel Alegre.
Soares ist Mitglied im Club of Rome.
Vorgänger |
Premierminister von Portugal 1976–1978 1983–1985 |
Nachfolger |
Vorgänger |
Präsident von Portugal 1986–1996 |
Nachfolger |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Soares, Mário |
KURZBESCHREIBUNG | portugiesischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 7. Dezember 1924 |