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Leo Kirch – Wikipedia

Leo Kirch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Leo Kirch (* 21. Oktober 1926 in Fahr, heute zu Volkach) ist ein deutscher Medienunternehmer.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Leo Kirch wurde als Sohn des Weinbauern Robert Kirch und dessen Frau Katharina in Fahr bei Volkach (nach anderen Quellen in Würzburg) geboren, wo er auch aufwuchs. Er besuchte zunächst die Volksschule in seinem Heimatort, anschließend wechselte er auf die Oberrealschule nach Würzburg. Nach dem Abitur in Würzburg studierte er Betriebswirtschaft und Mathematik in Würzburg und München und promovierte 1952. An der Universität München befasste er sich als Assistent bevorzugt mit den elektronischen Medien.

Kirch ist seit 1956 mit Frau Ruth verheiratet und hat einen Sohn, Thomas Kirch. Dieser war Mitgesellschafter bei ProSieben, der aus dem Sender Eureka TV 1989 hervorgegangen war.

Kirch gilt als öffentlichkeitsscheu, jahrelang gab es nur ein einziges bekanntes Foto aus großer Entfernung. Leo Kirch leidet an Diabetes und ist mittlerweile infolge dieser nahezu erblindet. Als weitere Folge musste ihm im Dezember 2007 der linke Fuß amputiert werden. [1]

[Bearbeiten] Filmrechtehändler

Als Filmrechtehändler stieg Leo Kirch seit den 1960er-Jahren zu einem der wichtigsten und einflussreichsten Medienunternehmer Deutschlands auf. Die Rechte für seinen ersten Film, La Strada von Federico Fellini, den er 1956 persönlich aus Italien holte, kaufte er mit von der Familie seiner Frau geborgtem Geld. Er baute ein komplexes und unübersichtliches Unternehmen mit zahllosen Tochterunternehmen und Beteiligungen auf.

Dazu gründete er 1955 die Firma Sirius Film und Einkauf GmbH, 1959 die BetaFilm und 1963 die TaurusFilm, die zum Vertrieb von Filmen und Fernsehprogrammen dienten. 1966 folgte die Gründung der Unitel und 1968 der IdunaFilm für Spiel- und Fernsehfilmproduktionen sowie 1975 die Gründung der Firma BetaTechnik, als Servicezentrum der KirchGruppe, und 1983 der TaurusVideo. Kirchs erste Großakquisition stellte 1985 eine 10%-Beteiligung am Axel Springer-Verlag dar. [2]

Das ZDF war jahrzehntelang völlig von ihm abhängig und besaß keine eigenen Hollywood-Kontakte. Um sich nicht völlig von einem Filmhändler abhängig zu machen, wollte man auch von anderen Filme kaufen, bis herauskam, dass auch diese anderen Firmen zu Kirch gehörten. Als mit Aufkommen des Privatfernsehens der Sender Kirch als Konkurrenz auffasste und keine Geschäfte mehr mit ihm machte, liefen für einige Jahre keine bedeutenden Spielfilme mehr im ZDF.

1983 erfolgte ein weiterer Rückschlag für Kirch, die ARD erwarb in eigenen Verhandlungen ein großes und langfristiges Filmpaket von Metro-Goldwyn-Mayer und United Artists bzw. MGM/UA. Hierin waren u.a. die Filme der James Bond-Reihe und etliche MGM-Knüller wie Das Appartement oder Eins, zwei, drei enthalten. Der Klassiker Vom Winde Verweht (USA 1939) war in diesem Paket übrigens nicht enthalten, denn nachdem Kirch damals gegen diese Absprache einen Rechtsstreit mit der ARD bzw. dem Studio eingelegt hatte, fielen einige MGM-Rechte zu Kirch zurück.

Die ARD hatte somit erstmals einen eigenen Output-Deal direkt mit einem Hollywood-Studio abgeschlossen. Die Lizenzrechte wurden 1997 zwischen ARD und dem Studio für weitere 10 Jahre verlängert, MGM konnte aber durchsetzen, dass die im Rechtepaket enthaltenen Payrechte an MGM zurückfielen. 1997 schloss Kirch dann einen Lizenzvertrag für die MGM/UA Filme fürs Bezahlfernsehen ab, ebenfalls auf 10 Jahre. Einige Free-Rechte im ARD-Paket sind inzwischen abgelaufen und nachdem MGM inzwischen zu Sony Pictures Entertainment gehört gab es 2006 ein Abkommen zwischen ProSiebenSat.1 Media und MGM/SONY.

[Bearbeiten] Medienunternehmen

1985 erwarb Leo Kirch eine Beteiligung am Axel-Springer-Verlag, Ende der 1980er-Jahre stieg er bei dem Fernsehsender Sat.1 ein, Mitte der 1990er-Jahre gründete er den Bezahlfernsehanbieter DF1 (heute Premiere). Zu diesem Zeitpunkt kontrollierte Leo Kirch über seine verschiedenen Beteiligungen große Teile des deutschen und einen Teil des europäischen Medienmarktes.

Bereits in den 1990er Jahren gab es immer wieder Berichte über Finanzschwierigkeiten der Kirch-Gruppe bis zum Rande der Insolvenz. Gründe waren zu große Investitionen in das Bezahlfernsehen aufgrund einer Fehleinschätzung. In anderen Ländern Europas konnte Bezahlfernsehen gewinnbringend betrieben werden, weil es nur wenige frei empfangbare Kanäle gab. Kirch hingegen versuchte, seine Filmvorräte gleich in mehreren Sendern im Free-TV zu vermarkten und auch auf Premiere. Viele Filme und Serien wurden sogar zeitnah auf Premiere und einem Free-TV-Sender ausgestrahlt. Dieses Überangebot sorgte für schwache Absatzzahlen. Außerdem war der Premiere-Decoder leicht zu knacken, so dass es viele nicht zahlende Schwarzseher gab. Kirch pumpte zusätzlich enorme Geldmengen in die Fußball-Bundesliga, was dazu führte, dass dort die Spielergehälter stark ansteigen konnten.

Im Jahr 2002 wurden erneute Zahlungsschwierigkeiten der Kirch-Gruppe bekannt. Im April 2002 musste KirchMedia angesichts von über 7 Milliarden Euro Schulden und Verbindlichkeiten einen Insolvenzantrag stellen. In der Folge wurden die einzelnen Sparten von Kirch Media zerschlagen. Leo Kirch zog sich aus dem Unternehmen zurück, behielt aber umfangreiche Beteiligungen an Firmen in der Schweiz, die nicht in die Insolvenzmasse fielen. Die Insolvenz der KirchMedia stellt die größte Insolvenz eines Unternehmens in der Deutschen Nachkriegsgeschichte dar. [3]

Im Jahre 2002 verklagte Kirch die Deutsche Bank, da sie nach seiner Ansicht eine Schuld an der Insolvenz trägt. Diese Schuld soll sich aus der Äußerung von Rolf-E. Breuer, dem damaligen Vorstandssprecher der Deutschen Bank herleiten. Dieser hatte im Fernsehen gesagt, dass es allgemein bekannt sei, dass Kirch keine Kredite mehr bekomme. Nach Auffassung Kirchs hat diese Äußerung die darauf folgende Kündigung seiner Kredite durch alle anderen Banken bewirkt. Nachdem der BGH am 24. Januar 2006 [4] entschieden hat, hat Rolf E. Breuer am 3. Mai 2006 sein Mandat als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutsche Bank aufgegeben.

Nachdem im BGH-Urteil festgestellt wurde, dass nur der Tochtergesellschaft, die bei der Deutschen Bank den Kredit aufgenommen hatte (PrintBeteiligungs GmbH), nicht aber Kirch oder anderen Gesellschaften der KirchGruppe Schadensersatz grundsätzlich zusteht, reichte Kirch im Mai 2007 für behauptete Schäden der PrintBeteiligungs GmbH eine Leistungsklage gegen die Deutsche Bank in Höhe von zunächst 1,6 Milliarden Euro ein. Am 11. Januar 2008 meldete Spiegel Online, dass Leo Kich seine Forderungen auf 3,7 Milliarden Euro erhöhen will. [5]

[Bearbeiten] Comeback als Medienunternehmer

Im Oktober 2007 wurde bekannt, dass Kirch wieder in den Fernsehrechtehandel eingestiegen ist: Mit seinem Unternehmen Sirius GmbH will er ab Sommer 2009 die Fernsehrechte der Fußball-Bundesliga vermarkten, den Bundesligavereinen hat er dafür über sechs Jahre drei Milliarden Euro garantiert. [6] [7]

Die Leo Kirch zuzurechnene KF 15 GmbH hält darüber hinaus eine 17,1 % Beteiligung an der EM SportMedia AG. Zu EM Sport gehören unter anderem das Deutsche Sport Fernsehen, das Internetsportportal Sport 1.de und die Produktionsgesellschaft Plazamedia. Über eine weitere Beteiligung der EM Sport Media und der KF 15 GmbH hält Kirch außerdem einen großen Anteil an Highlight Communications. Diese besitzen unter anderem einen hohen Anteil an dem Sportvermarkter TEAM und dem deutschen Kinoproduzenten Constantin Film.

[Bearbeiten] Kirch und Kohl

Leo Kirch und Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl sind seit Jahrzehnten befreundet. Als Kohl nach der CDU-Spendenaffäre Freunde und Anhänger um Spenden in Höhe von 6 Millionen DM bat, um den finanziellen Schaden für die CDU zu beheben, gab Kirch die größte Spende (1 Mio. DM).[8] Kirch war auch Trauzeuge bei Kohls zweiter Hochzeit am 8. Mai 2008.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  1. [1]
  2. Who is Who - Leo Kirch
  3. Die Zeit Alle gegen Leo
  4. „Bundesgerichtshof entscheidet über die Schadensersatzfeststellungsklage von Dr. Kirch gegen die Deutsche Bank AG und Dr. Breuer“, Bundesgerichtshof, Nr. 13/2006
  5. Spiegel Online Leo Kirch legt Milliardenklage gegen Deutsche Bank ein vom 22. Mai 2007
  6. http://www.horizont.net/news/medien/pages/show.prl?id=72622 Horizont Kirch vermarktet Fußball-Bundesliga vom 09. Oktober 2007
  7. http://www.focus.de/finanzen/news/fussball-bundesliga_aid_135347.html Focus Das Comeback des Leo Kirch vom 09. Oktober 2007
  8. „Der Marktwert des Dr. Helmut Kohl“, Berliner Zeitung, 10. März 2000

[Bearbeiten] Weblinks

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