Kulturtechnik
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Im engeren Sinne handelt es sich bei Kulturtechniken um eine Sammelbezeichnung für Lesen, Schreiben und elementares Rechnen. Dies sind die drei traditionellen Kulturtechniken, bei denen man sich weitgehend auf die „Kultur“ konzentriert.
[Bearbeiten] Kulturtechniken im weiteren Sinn
Mit der späteren Erweiterung des Natur- und Kulturbegriffs (während der Aufklärungszeit und dann ganz besonders im 19. und 20. Jahrhundert) werden heute zunehmend auch andere menschliche Tätigkeiten und Technologien allgemein als Kulturtechniken bezeichnet oder verstanden - bis dahin wurde in diesem Sinne mehr von Kunst gesprochen:
- Feuermachen, Jagd, Sammeln, Verteidigung und Kriegskunst
- Lesen und Schreiben, Sprache, Literatur und andere Künste, Musik, Theater, Tanz
- Rechnen und Mathematik, Buchhaltung, Statistik, Kalender und die Zeitrechnung, Zeitmessung
- Papierherstellung und Buchdruck, Bibliothek, Archiv, Museum, das Bewahren, Schützen, Konservieren, Erschließen vom Wissen und anderem Kulturgut (siehe auch: Informationskompetenz)
- Bekleidung, Textil und Mode, Schuhe, Haartracht, Schmuck, Körperpflege, Maske, Tätowierung, Körperbemalung
- Nahrungsmittelbeschaffung, Zubereitung, Konservierung, Kochkunst, Tischsitten
- Hygiene, Krankenpflege, Medizin, Fürsorge, Vorbeugung, Schutz - aber auch die Bestattung und Grabpflege
- Bauen und Wohnen, Ingenieurwissenschaften, Chemie, Physik, Heizung, Lüftung, Beleuchtung
- Kommunikation - schriftlich oder telefonisch, Radio, Fernseher, Web (siehe auch: Medienkompetenz)
- Elektronische Datenverarbeitung (EDV) und Informationstechnologie (IT)
Es treten durch die technische Entwicklung ständig neue Kulturtechniken hinzu. Diese zu beherrschen ist ein wichtiger Bestandteil der schulischen Bildung. In der Denkschrift „Zukunft der Bildung - Schule der Zukunft“ heißt es: „Die Beherrschung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien wird zu einer basalen Kulturtechnik werden, deren Stellenwert dem Lesen und Schreiben gleichkommt.“[1]
[Bearbeiten] Ingenieursmäßige Kulturtechniken
Unter ingenieursmäßigen Kulturtechniken versteht man Techniken im Rahmen von:
- Agrikultur (Pflanzenproduktion): dem gezielten Anbau von Nutzpflanzen im Ackerbau, auf Weiden, in Gärten, als Wein, Gemüse usw.
- Forstkultur: Jungwuchs, der durch künstliche Verjüngung entstanden ist.
- Melioration: kulturtechnische Maßnahmen zur Wertsteigerung des Bodens
- Bewässerungskultur: künstlich bewässerte Felder und Wiesen.
- Aquakultur: kontrollierte Aufzucht von Wasserorganismen
- Siedlungskultur: ländliche oder städtische (urbane) menschliche Besiedlung einer Landschaft.
Universitäre Studiengänge für Kulturtechnik im Sinne einer ingenieursmäßigen Umweltwissenschaft gibt es an der ETH Zürich, der Universität für Bodenkultur Wien und an der Universität Rostock. Siehe dazu unter Studiengang Kulturtechnik.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Bildungskommission NRW (1995): „Zukunft der Bildung - Schule der Zukunft“, o.O.