Grab
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Das Grab ist die Begräbnisstätte für verstorbene Lebewesen. Es ist der Ort auf den sich der Totenkult der Kulturen bezieht.
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[Bearbeiten] Geschichte
Schon die frühen Menschen haben ihre Toten in verschiedener Form gewürdigt. Die Bestattungskultur und auch Grabmalgestaltung (Sepulkralkultur) bieten dem Archäologen hinweise auf die vergangenen Kulturen, Spuren von Bestattungen finden sich schon in der Kulturschicht der Neandertaler. In der Kulturgeschichte des Menschen diente eine Erdgrube zur Lagerung der sterblichen Überreste. Mesolithische Bestattungen wurden offenbar auch in Muschelabfallhaufen (Køkkenmøddinger)vorgenommen. Teilweise sind Gräber die reichsten und vielfältigsten Zeugnisse von Kulturen. So wurden sie zum wichtigen Gegenstand der archäologischen Forschung.
Ein Grab ist die geschlossene, unterirdischer teilweise auch unterseeische Stätte oder der Hohlraum, der teilweise mit weiteren gleichen Objekten als Friedhof vorgefunden wird. Die Ausgestaltung solcher Stätten ist sehr unterschiedlich. Als Depot für tote Körper, für Knochen [Ossuarien] oder für Asche [Urnen] sind sie meist oberirdisch markiert. Die Lagerung der verbliebenen Überreste des Toten können unterirdisch, aber auch oberirdisch gelagert sein. Soweit der ganze Körper vorhanden ist erfolgte die Lagerung auch in geordneter Ausrichtung. Tote wurden auch in kulturabhängigen Bedingungen gelagert, Stammesfürsten wurden in edlerer Umgebung aufbewahrt, bei seefahrenden Völkern dienten die Boote der Aufbewahrung.
Manche Kulturen der Vorzeit trennten Männer- und Frauengräber. Die Cillin genannten Friedhöfe in Irland blieben ungetauft verstorbenen Kindern vorbehalten.
- Höhlen
Zu den ältesten Plätzen, an denen menschliche Skelette gefunden wurden, zählen Höhlen. Der Begriff Höhlengräber (als älteste gilt die 60.000 Jahre alte Kebarahöhle, Israel) ist jedoch in Bezug auf eine echte Grablege falsch, da nur wenige Plätze dafür genutzt wurden. Später dienten auch künstlich geschaffene (artifizielle) Höhlen als Bewahrungsort für menschliche Überreste, die in vielen Fällen jedoch geopfert waren.
In Myra (Lykien) und Fethiye (in der heutigen Türkei) finden sich noch historische Felsengräber aus lykischer Zeit.
[Bearbeiten] Erdgräber
Gräber sind zunächst nur als Körpergräber später auch als Brandgräber gefunden worden. Das älteste erhaltene Grab (Qafzeh, Israel) ist etwa 100.000 Jahre alt. Die Blickrichtung der Bestatteten in frühen Kulturen ist in der Regel einheitlich nach einer Himmelsrichtung orientiert.
Im Judentum wird aus religiösen Gründen nur das Körpergrab, das nach dem Glauben die Auferstehung ermöglicht, praktiziert. Das Grab wird außerhalb der Stadt angelegt weil Tote als unrein gelten. Dieser Tradition folgte das Christentum zunächst. Die Übernahme der in Mitteleuropa bereits seit der Bandkeramik bekannten Feuerbestattung und des Urnengrabes wurde aber erst mit dem 20. Jahrhundert aufgenommen. Mit der Praxis der Heiligenverehrung wurden die Gräber des Klerus und der Laien ins Zentrum der Siedlung, in den Bereich in und um die Kirche verlagert. Ihre Anordnung erfolgte gemäß dem gesellschaftlichen Status. Im 18. und 19. Jahrhundert erfolgte die Verlagerung der Gräber aus Gründen der Hygiene auf Friedhöfe an die Peripherie der Gemeinden.
[Bearbeiten] Abgrenzung
Nicht jeder tote Körper gehört zu einem regulär Verstorbenen. So wurden Menschenopfer in Höhlen, Kultbauten, Megalithgräbern, Erdwerksgräben oder in Tempeln und Mooren abgelagert. Knochen fanden sich zumeist weder im anatomischen oder Individualverband, noch gehörten sie zu kompletten Skeletten (Schädelseparation). In nordischen Megalithanlagen ist kein Skelett aus der Zeit der Trichterbecherkultur vollständig, exkarniert eingebrachte Knochen sind dort die Regel. Bei der nachfolgenden Schnurkeramik sind Skelette, die in lithischen Anlagen gefunden werden vollständiger, aber nicht selten zerteilt. In multikulturell nachgenutzten Totenhütten gibt das Nebeneinander von Knochenhaufen und Skelettteilen im anatomischen Verband zu widerstreitenden Deutungen Anlass. Die Summe der Geopferten übersteigt aber in keiner Kultur die 3-Prozent-Marke. Auch scheinbar reguläre Bestattungen von Tieren (Rinderopfer) verweisen darauf, dass bestattungsartige Niederlegungen durchaus Opfercharakter haben können.
[Bearbeiten] Gräber in verschiedenen Kulturen
Die Gestaltung der Grablegung ist abhängig von der Kultur, von der Religion und auch von den lokal vorgefundenen Bedingungen. Grablegungen wurden auch nach der Art ihrer mitgegebenen Statussymbole benannt. So gibt es in Europa
- Bootkammer-Gräber (Haithabu)
- Dolch-Gräber, Schwert-Gräber
- Wagengräber (Wagengrab von Bell)
- Schiffsgräber (Bootsgrab von Scar)
Die Bestattung als so genannter Hocker gilt als die älteste. Der intakte Leichnam liegt gleichsam wie ein Embryo im Mutterleib. Diese Position wird als Rückkehr zu den Ursprüngen des Lebens gedeutet.
In einigen alten Kulturen wurden die Tote nicht eigentlich beerdigt. In Fällen harter Erde und wenig Holz, wie dies für Innerasien zutrifft, werden die Toten auf Bäume oder Türme verbracht. Hier werden sie aasfressenden Vögeln überlassen, wie bei den Zoroastikern üblich. Allgemein und zeremoniell gestaltet spricht man von Luftbestattungen, obwohl dieses Wort einem Bedeutungswandel unterliegt.
Feuer als Element der Überführung in den „Nachlebensbereich“ ist die Grundlage bei der Brand- und Feuerbestattung. In heutigen Gesellschaften steht dabei eher der Grundsatz der Hygiene im Vordergrund, indem die Leiche in „keimfreie“ Asche umgeformt wird.
Die Seminolen bestatteten ihre Toten in hohlen Bäumen. In diesen Baumgräbern kam es durch Verwesung zur Auflösung der Toten, was den Übergang in eine andere Lebensform darstellte.
[Bearbeiten] Arten von Grabstätten
Die deutschen Friedhofssatzungen unterscheiden verschiedene Arten von Gräbern: nach der Anzahl der Grabstellen: Einzelgrabstätten, Wahlgrabstätten, Wahlgrabstätten nach der Art der Bestattungsform: Urnengrabstätten, Erdgrabstätten, Sondergrabstätten nach der Art des Bestattungszieles: individuelle Grabstätten, anonyme Grabstätten, halbanonyme Grabstätten.
Die Ruhefrist ist in Friedhofssatzungen und Landesgesetzen festgelegt. Die Ruhefrist, die gegebebenfalls mit der Nutzungsfrist verbunden ist, richtet sich nach den regionalen Bedingungen in Bodenbeschaffenheit, Bestattungsgewohnheiten und örtlichen Voraussetzungen.
[Bearbeiten] Grabmale
Grabmale und Grüfte sind besondere Gräber für Einzelpersonen von besonderem Rang. Bedeutende Grabmäler sind Pyramiden, Mausoleen oder auch Grabkapellen (Grabkapelle auf dem Württemberg für Königin Katharina Pawlowna).
[Bearbeiten] Sonderformen
In bestimmtem zeitlichen oder regionalen Zusammenhang erfolgte die Sammlung der Gebeine in Ossuarien, den Beinhäusern, auch Karner genannt. Solche Anlagen finden sich in (Tirol, in den Pariser Katakomben, in Nordböhmen oder auch im Alentejo)
Sonderformen sind auch die Matrosengräber und Soldatenfriedhöfe an Schlachtfeldern.
Im Zuge von Katastrophen oder Kriegen werden, besonders in der Neuzeit, Massengräber angelegt. Auch als Ergebnis von Massentötungen, wie in den 1990er Jahren in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens, sind diese Grablagen oft Anlass für Untersuchungen zu Menschenrechtsverletzungen.
Da in Deutschland und Österreich das Bestattungsrecht enge Grenzen setzt, ändern sich die Bestattungsgewohnheiten nur langsam. Entstehende Alternativen für das Grab auf einem pietätsgebundenen Friedhof sind der Beisatz in freigegebenen Waldstücken an den Baumwurzeln, auf Bergwiesen, die Ballonbestattung, die Seebestattung.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Bestattung
- Beweinkaufung
- Epitaph
- Ehrengrab
- Friedhof
- Grabkammer
- Grablicht
- Grabstein
- Kenotaph
- Larnax
- Nekropole
- Ruhegemeinschaft
- Sarg
- Sarkophag
- Totenschild
- Totengräber (Beruf)
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Literatur
- Philipe Aries: Geschichte des Todes. dtv, München 2005 (11. Aufl.). ISBN 3-423-30169-4