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Naturbestattung – Wikipedia

Naturbestattung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Grabstätte von Johann Heinrich Cotta in Tharandt (1844)
Grabstätte von Johann Heinrich Cotta in Tharandt (1844)

Naturbestattung ist ein Begriff, unter dem verschiedene Bestattungsformen in „naturhafter Umgebung“ vermarktet werden. In der Regel werden diese Bestattungen nach vorheriger Kremierung und außerhalb traditioneller Friedhöfe durchgeführt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Begriff und Grundlage

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde aus hygienischen Gründen die Bestattung von Leichen durch staatliche Anordnungen reglementiert. Im Allgemeinen Preußischen Landrecht wurde in § 184 das Bestatten von Leichen außerhalb von geschlossenen Wohnbebauungen angeordnet.

Da sich heute die Feuerbestattung durchgesetzt hat, sind auch andere Bestattungsorte außerhalb der pietätsbefangenen Flächen (Friedhöfe, Kirchhöfe) möglich. Der Wunsch der Trauernden nach einem neuen Naturverständnis ändern die Gewohnheiten. Durch die berufliche Flexibilität der Nachkommen kann der Abstand zum Grab der Verstorbenen wachsen, es ändert sich das Trauerverhalten. Ausdruck dieser Ortsveränderungen ist eine zunehmende Anzahl an Umbettungen, die der Totenruhe konträr läuft. Sie kommt andererseits dem Wunsch von Verwandten nach, die Toten in Ortsnähe zu behalten oder später selbst in der Nähe die ewige Ruhe zu finden.

Der Begriff „Natur“bestattung orientiert sich zunächst an neuen Bestattungsorten (Baum, Landschaft, Wald, Wiese). Die Form ist dadurch gekennzeichnet, dass die Grabstellen naturbelassen sind und keiner individuellen Pflege der Hinterbliebenen bedürfen. Die jeweilige Bezeichnung dieser Bestattungsform ist durch kommerzielle Rechte geschützt und untersteht dem Markenrecht. Der Wunsch nach exklusiven und außergewöhnlichen Formen treibt allerdings auch die kommerziellen Interessen daran voran.

Damit diese naturbezogenen Bestattungen durchgeführt werden können müssen die Bestattungsgesetze entsprechende Möglichkeiten bieten. Im deutschsprachigen Raum ist die Kremation (Einäscherung) des Verstorbenen der vorausgehende Vorgang. Für bestimmte Bestattungsformen, wie Verstreuen der Asche, muss vorschriftsmäßig die Erklärung oder Zustimmung des Verstorbenen vorliegen. Da sich neue Formen schrittweise einführen können sich Vorschriften von Kommune zu Kommune oder im jeweiligen Friedhofsstatut durchaus unterscheiden. Nach geltendem deutschen Recht ist auch für jede Feuerbestattung diese persönliche Zustimmung noch zwingend. Dass diese gesetzliche Vorschrift vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr zwingend angewendet wird, bezeugt die Änderung der Gewohnheiten.

Baumfeld auf einem Friedhof, hier Pankow XII
Baumfeld auf einem Friedhof, hier Pankow XII

[Bearbeiten] Baumbestattung

Mit Naturbestattungen sind zunächst vorwiegend Baumbestattungen gemeint. Dem liegt die Idee zu Grunde, dass durch die Bestattung im Wurzelbereich von Bäumen die materielle Hülle des Verstorbenen schneller in den Naturkreislauf zurück gelangt. Unsterblichkeit auch der materiellen Hülle wird so symbolisiert. Der Baum ist aber auch das Grabmal. Ein Vorteil für die Nachkommen besteht darin, dass eine individuelle Pflege einer Grabstätte nicht nötig ist und doch ein angenehmer Platz für den Trauernden vorhanden ist. Eine gewisse Tradition hat die Bestattung unter Bäumen oder im Walde bei Forstleuten. So liegen etwa Heinrich Cotta, Ferdinand von Raesfeld und Heinrich von Salisch außerhalb von Friedhöfen in den von ihnen betreuten Wäldern begraben.

Die bereitgestellten Flächen können, in den deutschen Ländern verschieden gehandhabt, auch außerhalb von Friedhöfen liegen. In der Schweiz, wo dies bereits durchgehend möglich ist werden Begräbnisflächen an Berghängen mit Ausblick in die Bergwelt oder ähnlich exponierten Lagen angeboten. Andernorts werden aus Tradition Wälder mit ihrem Unterholz und Laubdach bevorzugt.

Baumbestattung auf pietätsbefangenen Friedhofsflächen hat ebenfalls ihren Vorteil. Durch den zunehmenden Anteil an Urnenbestattungen und zunehmendes Durchschnittsalter geht der Bedarf an Friedhofsfläche zurück. In Waldfriedhöfen mit gutem Bestand an alten Bäumen ist das Anlegen von Baumfeldern möglich. Als Einzelgrabstätten um einen Baum oder auch als „Familienbaum“ für Familiengrabstätten.

Der Vorteil von herkömmlichen Friedhofsflächen besteht in der vorhandenen Infrastruktur, wie Feierhalle oder Kapelle, Friedhofsgärtnerei oder Blumenhalle, und die mögliche Nähe zum Wohnsitz der Hinterbliebenen.

Kritik zur Umsetzung des Konzepts „Friedwald“

Beim Friedwald ist die Betrachtungsweise gegenüber einem Friedhof anders, für den Wald steht die Holzerzeugung im Vordergrund, nicht der Bestattungszweck. So sind (mitunter) die vertraglichen Regelungen zwischen Betreiber und Hinterbliebenen nicht aus der Bestattungssicht geregelt, manches bleibt somit ungeregelt. Auch bestattungsrechtliche Fragen, wie Umbettung, Nachnutzung, Baumschäden innerhalb der vereinbarten und auch gekauften Nutzungszeit bleiben offen. Die landesrechtlichen Regelungen gelten für gemeindliche und kirchliche Friedhöfe, Wälder unterliegen den Waldgesetzen der Länder. Der Gesetzgeber gestaltet Friedhofsgesetze notwendigerweise anders als Waldgesetz. Für Österreich und die Schweiz gilt diese Feststellung ebenfalls, aber die Ausgangssituationen waren anders.

Die Bestattungszeremonie kann als ungewohnt wahrgenommen werden, wenn ein Förster die Urne beisetzt statt eines Friedhofsmitarbeiters oder eines Bestatters, die die entsprechende Zeremonie gewohnt sind. Es muss dem Hinterbliebenen bewusst gemacht werden, dass wegen der schnellen Zersetzung grundsätzlich keine Umbettungen möglich sind, der Entschluss zur Baumbestattung ist unumkehrbar. Wird eine Baumbestattung auf einem Waldgelände angeboten sollten eventuelle Fragestellungen im vorhinein festgelegt sein, damit die Beratung der Hinterbliebenen vertrauenswürdig sein kann.

[Bearbeiten] Wiesenbestattung, Waldbestattung

Statt im direkten Wurzelbereich von Bäumen ist die Beisetzung der zersetzlichen Urne auf speziell dafür ausgewählten Flächen möglich, damit die Kremationsasche schnell wieder in den Naturkreislauf gelangt. Der Ort der Ruhe und Besinnung durch die Landschaft kann den Hinterbliebenen bei der Überwindung der Trauer helfen.

Geeignete und genutzte Orte solcher Beisetzungen sind Almwiesen, Bergbäche, Felsen, Berghänge, Täler, Waldflächen, Meeresküsten. Für den Hinterbliebenen ist zu bedenken, dass durch die Entfernung zum Verstorbenen Unannehmlichkeiten entstehen können. Die Auswahl der Bestattungsorte ist gut zu überlegen.

[Bearbeiten] Luftbestattung

Bei entsprechender Gesetzeslage besteht die Luftbestattung darin, dass die Asche des Verstorbenen bei einer Ballonfahrt dem Luftraum übergeben wird. Zunächst kann im Ausland die Asche in einer gewissen Höhe verstreut werden. Diese Idee der Übergabe der Seele und der körperlichen Hülle an das Medium kann mit besonderen Vorstellungen (Luftmenschen) verbunden sein, oder durch ganz irdische Vorstellungen zur Trauerbewältigung begründet sein.

Der Wunsch nach exklusiven und außergewöhnlichen Bestattungsformen treibt die kommerziellen Interessen weiter voran.

Prinzipiell gibt es die Möglichkeit der Weltraumbestattung. Ein Teil der Asche wird in eine Kapsel verbracht und von Raketen oder Satelliten aus, oberhalb der Lufthülle der Erde, der „Ewigkeit“ übergeben. Dem Aufwand entsprechend ist dies eine eher selten genutzte Variante der Naturbestattung. Einmalig ist bislang das „Ehrengrab“ des Astronomen Eugéne Shoemaker, ein Teil seiner Asche war in einer Kapsel im „Lunar Prospector“ mit auf der Mondumlaufbahn. Nach dem Ende der Mission wurde der Mondtrabant mit dieser Asche über dem Mondsüdpol abgestürzt. Ab 2009 will ein Bestattungsunternehmen aus Houston diese „Mondbestattungen“ kommerziell anbieten.

Eine traditionelle Bestattungsform in Tibet, der Mongolei und beiden Parsen ist die Himmelsbestattung, hier werden die Toten in „Himmelstürmen“ den Greifvögeln übergeben.

[Bearbeiten] Abbaubare Urne

Normal verrottende Überurne nach 10 Jahren
Normal verrottende Überurne nach 10 Jahren

Naturbestattungen erfolgen ausschließlich nach der Kremierung. Für die Beisetzung werden entweder leicht ökologisch abbaubare Urnen als Gefäß genutzt oder die Asche wird direkt „der Natur übergeben“ (verstreut). Die Urne wird bei der Beisetzung entweder in vorgefertigte Stellen eingesetzt oder herkömmlich direkt im Wurzelbereich der Bäume oder der gewählten Naturfläche eingesetzt. Um gegebenenfalls die friedhofsgärtnerische Gestaltung zu ermöglichen wird eine Bepflanzung mit Efeu genutzt, um das Einsetzen der folgenden Urnen zu ermöglichen, da dann wiederum eine Öffnung des Bodens nötig ist. Es gibt aber auch Urnenanlagen, die die Urnen übereinander im Boden aufnehmen, wozu nur eine Erstanlage nötig ist. Auch als Denkmal sind vor Ort unterschiedliche Lösungen vorgeschrieben: Namensplaketten im Baumlaub, ebenerdige Liegeplatten, Grabplatten auf der Wiese oder am Baum.

Dem Sinn einer Naturbestattung entspricht es, wenn die sterblichen Reste des Verstorbenen (Asche) schnell in den Naturkreislauf zurückgelangen. Wenn es die Bestattungsgesetze nach dem jeweiligen Landesrecht zulassen, kann die Asche verstreut werden. Falls die Beisetzung in Urnen (Aschekapsel) vorgeschrieben ist, sind schnell zersetzliche Aschegefäße zu benutzen, die „biologisch“ abgebaut werden. Solche Urnen, wie sie auch für Seebestattungen zum Einsatz kommen, bestehen meist aus gepresster Maisstärke. Es wurden geeignete Werkstoffe entwickelt, um die Überurnen in würdevollem Design zu gestalten. Im einfachsten Falle handelt es sich bei den Überurnen um Behältnisse aus sogenanntem Flüssigholz [1]. In Deutschland müssen Urnen und Aschekapseln eingesetzt werden, deren Unbedenklichkeit für die Umweltkompartimente Boden und Wasser zertifiziert wurde.

[Bearbeiten] Urnenanlagen

Eine Urnengemeinschaftsanlage (Pankow IX)
Eine Urnengemeinschaftsanlage (Pankow IX)

Eine Naturbestattung ist nicht zu verwechseln mit einer anonymen Urnenbestattung.

Urnenhaine sind ein Gräberfeld, auf dem ausschließlich die Beisetzung eingeäscherter Verstorbener durchgeführt wird. Hier findet die Bestattung in Begräbnisgefäßen (Urnen) statt oder durch Verstreuung der Asche auf sogenannten Streuwiesen.

Die Urnengemeinschaftsanlage (UGA), im weiteren Sinne als „Grüne Wiese“ bezeichnet, dient der Aufnahme herkömmlicher Urnen in Reiehenfolge ohne individuelle Denksteine und für die jeweils landesspezifische Nutzungszeit beigesetzt. Die Anlage solcher Friedhofsfelder erfolgt mit einer einheitlichen würdigen Gestaltung, aber uniformer Nutzung und Pflege. Die UGA ist anonym, das meint die exakte Grabstelle im Feld bleibt den Nachkommen (mehr oder weniger) unbekannt. Ein Denkstein entfällt völlig, mitunter existiert ein Denkmal oder Erinnerungszeichen für die Gesamtanlage. Grabschmuck ist dem Wesen nach meist am Rande, in besonderen Einrichtungen, abzulegen. In Abwandlung gibt seit jüngerer Zeit halbanonyme Anlagen, in denen bei einheitlicher Gestaltung und Pflege zwar nicht die Grabstelle, aber die Grabanlage individuelle Denkzeichen erlaubt.

Die Urnenwand (Urnennische) ist eine andere Form. Die Urnen werden in vorbereitete Fächer eingestellt, anonym oder mit Namensplatten versehen, oberhalb der Erdoberfläche in Reihen neben- und übereinander. Möglicherweise auch in der Friedhofsmauer.

Im Urnenreihengrab erfolgt der Beisatz in chronologischer Reihenfolge mit individueller Nutzung.

Kolumbarien sind Gebäude oder Gewölbe in welchen Urnen (insbesondere sog. Schmuckurnen) in Nischen aufbewahrt werden.

[Bearbeiten] Siehe auch


[Bearbeiten] Nachweise

  1. Wiener Zeitung

[Bearbeiten] Literatur

  • Reiner Sörries: Alternative Bestattungen : Formen und Folgen. Ein Wegweiser. Fachhochschulverlag, 2008, ISBN 978-3940087188
  • Joachim Wanke et al.: Friedhof - Ade?: Die Bestattungskultur des 21. Jahrhunderts. AZUR Verlag, 2006, ISBN 978-3934634329
  • Michael Schomers: Todsichere Geschäfte - wie Bestatter, Behörden und Versicherungen Hinterbiebene ausnehmen. Econ-Verlag, 2008, ISBN 978-3-430-30038-4
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