Jever

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Dieser Artikel behandelt den friesischen Ort Jever. Der Artikel zur gleichnamigen Biermarke steht unter Jever (Bier).
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Jever
Markierung
Deutschlandkarte, Position von Jever hervorgehoben
Koordinaten: 53° 34′ N, 7° 54′ O
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Friesland
Höhe: 9 m ü. NN
Fläche: 42,13 km²
Einwohner: 14.129 (31. März 2008)
Bevölkerungsdichte: 335 Einwohner je km²
Postleitzahl: 26441
Vorwahl: 04461
Kfz-Kennzeichen: FRI
Gemeindeschlüssel: 03 4 55 007
Adresse der Stadtverwaltung: Am Kirchplatz 11
26441 Jever
Webpräsenz:
Bürgermeisterin: Angela Dankwardt (parteilos)

Jever [ˈjeːfɐ] ist die Kreisstadt des Landkreises Friesland in Niedersachsen, Deutschland. Sie hat circa 14.000 Einwohner. Ihr Name ist durch die gleichnamige Biermarke in ganz Deutschland bekannt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Archäologische Funde aus dem Jahre 1850 (u. a. 5.000 römische Silbermünzen) lassen auf eine sehr frühe Besiedlung des jeverschen Stadtgebietes schließen. Man vermutet, dass sich bereits um die Zeitenwende hier eine Ansiedlung der Chauken befand. Der Stadtname erscheint zum ersten Mal 1158 als Geverae, die latinisierte Form des niederdeutschen Geveren oder Gaveren („Weideland“, im übertragenen Sinne auch „Thingstätte“). Um 826 kam Jever unter die Herrschaft des dänischen Fürsten Hariold. Er hatte sich taufen lassen und war dafür von Ludwig dem Frommen mit der Grafschaft Rüstringen, zu der auch Jever gehörte, belehnt worden. Über die Dänenherrschaft in Friesland berichtet das Kudrunlied.

Fräulein Maria, Herrin von Jever (Denkmal in der Nähe des Schlosses zu Jever)
Fräulein Maria, Herrin von Jever (Denkmal in der Nähe des Schlosses zu Jever)

Herzöge aus Sachsen und anschließend die hannöverschen Welfen waren weitere Herren des Jeverlandes. Spätestens am Ende des 12. Jahrhunderts kam Jever unter die Herrschaft Oldenburgs. Ein Schreiben, das die Östringer zwischen 1271 und 1285 an König Philipp III. von Frankreich richteten, lässt auf eine „Demokratisierung“ des Östringerlandes schließen. Darin heißt es, dass die Östringer keinem Fürsten untertan sind, sondern ihre Richter und Häuptlinge selbst wählen (Friesische Freiheit).

Eine Graft in Jever bei Nacht im Dezember 2006
Eine Graft in Jever bei Nacht im Dezember 2006
Das friesische Brauhaus zu Jever im April 2005
Das friesische Brauhaus zu Jever im April 2005

In Jever geprägte Münzen, die am Finnischen Meerbusen und im Wartheland gefunden worden sind, lassen die Bedeutung Jevers als Handelsort erahnen. Im 10. und 11. Jahrhundert war Jever Seehafen. Zwar versandete der Seezugang im Laufe der Zeit, dennoch behielt Jever seine Bedeutung als Handelsort und Endpunkt eines bedeutenden Heerweges. 1347 wurden die Einwohner Jevers bereits als Stadtbürger bezeichnet. Um das Jahr 1400 sind enge Handelsbeziehungen zu den Vitalienbrüdern bezeugt. Bekannteste Vertreter dieser Piratengenossenschaft, die sich auch die Likedeeler nannten, waren Klaus Störtebeker und Goedeke Michels.

Grabmal Edo Wiemkens (d. J.) in der Stadtkirche zu Jever
Grabmal Edo Wiemkens (d. J.) in der Stadtkirche zu Jever

Der letzte Häuptling des Jeverlandes war Edo Wiemken der Jüngere, der 1505 den Bau des Schlosses vollendete und dessen Grabmal sich in der Stadtkirche befindet. Für eine Interimszeit kam Jever unter die Herrschaft des ostfriesischen Grafen Edzard des Großen. Fräulein Maria, Erbtochter Edo Wiemkens, stellte jedoch wieder die jeversche Unabhängigkeit her. Unter ihrer Regentschaft erhielt Jever auch offiziell die Stadtrechte und bezeichnet sich bis heute als „Marienstadt“.

Nach Maria fielen Jever und das Jeverland, die Herrschaft Jever, 1575 an Oldenburg. Im Jahre 1667 kam Jever zum Fürstentum Anhalt-Zerbst. Da in Anhalt-Zerbst die männliche Erbfolge galt, wurde nach dem Tod des letzten männlichen Erben in der Zerbster Fürstenfamilie 1793 dieses Fürstentum zwischen den anderen anhaltischen Fürstentümern aufgeteilt. Jedoch wurde das Jeverland aufgrund seines Sonderstatus' als Kunkellehen an die nächstfolgende Erbin, die russische Zarin Katharina II., eine Schwester des letzten Zerbster Fürsten, weitergegeben. Somit wurde Jever „über Russland regiert“, es blieb bis zur Besetzung durch französische Truppen im Jahre 1807 ein Teil Russlands. 1807 wurde es mitsamt Ostfriesland an das Königreich Holland angegliedert, 1810 kam es mitsamt Holland direkt zum Kaiserreich Frankreich und war dann bis 1813 unter napoleonischer Herrschaft. Anschließend kehrte Jever in den Besitz der russischen Krone zurück, die es 1818 an das Großherzogtum Oldenburg abtrat. (Siehe auch Herrschaft Jever.)

1844 erhielt Jever ein neues Stadtrecht, am 1. Mai 1856 das Stadtrecht 1. Klasse (ähnlich einer heutigen „kreisfreien Stadt“). Diesen Status verlor die Stadt 1933 bei der Errichtung des Amtes Friesland (ab 1939: Landkreis Friesland) wieder. Von 1977 bis 1979 gehörte Jever zu einem Großlandkreis Friesland mit Kreissitz im ostfriesischen Wittmund, wogegen die Wittmunder und jeverländische Bevölkerung heftig protestierte. Aufgrund einer Verfassungsklage wurde der Großlandkreis 1980 wieder aufgelöst, und seit 1980 ist Jever wieder Sitz des selbstständigen Landkreises Friesland in seiner Form von 1939.

[Bearbeiten] Ortsteile

Denkmal für die im Dritten Reich ermordeten Juden aus Jever
Denkmal für die im Dritten Reich ermordeten Juden aus Jever
  • Kernstadt Jever
  • Moorwarfen
  • Rahrdum
  • Cleverns
  • Sandel
  • Sandelermöns

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

Schloss zu Jever bei Nacht
Schloss zu Jever bei Nacht
Schloss zu Jever - Blick aus dem Schlosspark
Schloss zu Jever - Blick aus dem Schlosspark
  • Schloss Jever mit Schlossmuseum. Das Schloss steht auf einem Geesthügel, an den um das Jahr 1000 das Meer heranreichte und einen Hafen bildete. Die Anlage entstand auf der früheren Jeverburg ( siehe Bild rechts ).
  • Das Rathaus von Jever
Ev. Stadtkirche zu Jever
Ev. Stadtkirche zu Jever
  • Ev. Stadtkirche, früher auch Garnisonskirche, (durch Brand zerstört 1959, Neubau 1964) am Kirchplatz mit Edo-Wiemken-Grabmal (siehe Bild).
  • Kath. Pfarrkirche St. Marien
  • Fräulein-Maria-Denkmal
  • Denkmal der im Dritten Reich ermordeten Juden von Jever (siehe Bild)
  • Eilhard Mitscherlich Denkmal
  • Friedrich Christoph Schlosser Denkmal
  • Bismarck-Museum
  • Friesisches Brauhaus zu Jever (Jever-Bier)
  • Blaudruckerei
  • Sagenbrunnen
  • Kosakenbrunnen
  • Brillenbrunnen
  • Kiebitzbrunnen
  • Wüppgalgen
  • Prinz (der bronzene Bulle auf dem „Alten Markt“)
  • Bethaus am Elisabethufer, Kirche der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten), erbaut 1858 (siehe Bild)

[Bearbeiten] Religion

[Bearbeiten] Evangelische Kirchen

Baptistenkirche Jever (erbaut 1858)
Baptistenkirche Jever (erbaut 1858)
  • Evangelische Freie Gemeinde Jever (ehem. Stadtmission Jever)
    • Gemeindezentrum an der Wangerländischen Straße

[Bearbeiten] Katholische Kirche

Seit der Zusammenlegung der katholischen Kirchengemeinden in Jever, Schortens und Wangerland (Schillig) am 3. Juni 2007...

[Bearbeiten] Religionsgemeinschaften

[Bearbeiten] Politik

Sitzverteilung 2006
Sitzverteilung 2006

Bei den letzten Wahlen zum Rat der Stadt Jever kam es zu folgenden Ergebnissen:

Partei 10. Sept. 2006 9. Sept. 2001 1996
SPD 27,5 % 3.947 8 Sitze 23,3 % 4.181 7 Sitze 22,2 %
CDU 30,0 % 4.310 9 Sitze 26,8 % 4.820 9 Sitze 29,0 %
FDP 11,9 % 1.705 4 Sitze 10,5 % 1.883 3 Sitze 5,0 %
Grüne 6,1 % 880 2 Sitze 6,1 % 1.101 2 Sitze 9,1 %
SWG 19,6 % 2.818 6 Sitze 31,8 % 5.733 10 Sitze 31,8 %
BfB 1,7 % 246 – ¹
Linke.PDS 1,0 % 143 – ¹
Einzelwahlvorschlag 2,1 % 305 1 Sitz 1,6 % 285 – ¹
Wahlbeteiligung 5.000 von 11.451 6.163 von 11.337
43,7 % 54,4 % 63,7 %

¹„Sonstige“: 2,9 %

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

Johann Ludwig Hinrichs, Mitbegründer der deutschen Baptistengemeinden
Johann Ludwig Hinrichs, Mitbegründer der deutschen Baptistengemeinden

[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt Jever

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten] Verkehr

[Bearbeiten] Ansässige Unternehmen

[Bearbeiten] Medien

In der Brune-Mettcker Druck- und Verlagsgesellschaft mbH erscheint die Tageszeitung Jeversches Wochenblatt, eine der ältesten noch existierenden Tageszeitungen Deutschlands.

[Bearbeiten] Bildung

  • Grundschulen
    • Paul-Sillus-Schule
    • Grundschule Harlinger Weg
    • Grundschule Cleverns
  • Kindertagesstätten
    • Kindergarten Ammerländer Weg
    • Kindergarten Klein Grashaus
    • Kindergarten Lindenallee
    • Kindergarten Steinstraße
    • Kindergarten Moorwarfen
    • Kindergarten Sandelermöns
  • Kreisschulen
    • Kreisvolkshochschule Friesland (Außenstelle Jever)
    • Kreismusikschule Friesland
    • Kreissportschule Friesland (in der Paul-Sillus-Schule)

[Bearbeiten] Bräuche

Am Montag nach Heilige Drei Könige wird das Püttbierfest gefeiert (siehe Hauptartikel Püttbierfest).

[Bearbeiten] Literatur

  • Jeverländischer Altertums- und Heimatverein: Ein Blick zurück. Beiträge zur Geschichte des Jeverlandes. C.L.Mettcker & Söhne, Jever 1986
  • Karl Fissen: Das alte Jever. Urkunden, Urteile, Schilderungen und Bilder. Jever 1981
  • Karl Fissen: Tausend Jahre Jever – 400 Jahre Stadt. Oldenburg 1936
  • Karl Fissen: Jever – Volkskundliches aus einer kleinen Stadt und ihrer Landschaft. Jever 1960
  • Ingo Hashagen und Klaus Andersen: Jever – Die friesische Residenzstadt Sutton Verlag, Erfurt 2007. ISBN 978-3-86680-224-7
  • Wolfgang Koppen: Kluge Köpfe aus dem Jeverland, Brune-Mettcker, Jever 2003, ISBN 3-87542-045-4
  • Werner Meiners u. Hartmut Peters: Jever. In: Herbert Obenaus (Hrsg. in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Band 1 und 2 (1668 S.), Göttingen 2005, Seite 908-928 (m. 1 Abb.); ISBN 3-89244-753-5
  • F. Orth, B. Müller-Schlombs, W. Trumpf: Jever – so alt und so neu. Jever 2004, ISBN 3-87542-049-7
  • Hartmut Peters (Hrsg.): Verbannte Bürger, die Juden aus Jever, Nr. 19 der Schriftenreihe des Jeverländischen Altertums- und Heimatvereins e. V., Jever 1984
  • Antje Sander (Hrsg.): Das Fräulein und die Renaissance. Maria von Jever 1500 – 1575. Isensee Verlag, Oldenburg 2000, ISBN 3-89598-711-5
  • Bernhard Schönbohm: Bekannte und berühmte Jeverländer, C. L. Mettcker & Söhne, Jever 1981
  • Carl Woebcken: Jever – Stadt der Kunst, Sage und Geschichte. Jever 1977
  • Carl Woebcken: Jeverland. Gewesenes und Gebliebenes. In: Heft 8 der Mitteilungen des Jeverländischen Altertums- und Heimatvereins Jever. o. J.

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Jever – Bilder, Videos und Audiodateien