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Ido – Wikipedia

Ido

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt die Plansprache Ido. Für den Artikel zum Brettspiel gleichen Namens siehe Ido (Spiel).
Ido
Projektautor Louis de Beaufront, Louis Couturat
Jahr der Veröffentlichung 1907
Sprecher 2000 bis 5000   wohl Plansprache #2-3
Linguistische
Klassifikation
Ido
Besonderheiten Basiert auf Esperanto
Sprachcodes
ISO 639-1:

io

ISO 639-2:

ido

SIL/ISO 639-3:

ido

Logo
Logo
Ido-Kongress in Dessau 1922
Ido-Kongress in Dessau 1922

Ido ist eine Plansprache, die 1907 durch den französischen Mathematiker und Philosophen Louis Couturat in Abstimmung mit dem französischen Hauslehrer Louis de Beaufront auf der Basis von Esperanto geschaffen wurde. Das 1887 entwickelte Esperanto erschien ihm und anderen nicht einheitlich und logisch genug. Daher sahen sie den Wortschatz des Esperanto durch und gestalteten ihn teilweise nach dem Grundsatz größtmöglicher Internationalität um. Außerdem gaben sie ihrem Projekt ein sehr präzises Wortableitungssystem, das von Kritikern - wie den Anhängern des Esperanto - als schwerfällig bezeichnet wird.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Als 1907 eine Delegation in Paris unter den bestehenden Plansprachen eine auswählen und fördern wollte, tauchte auf einer der Sitzungen die Broschüre eines unbekannten Autors namens „Ido“ auf. Ido ist ein Esperanto-Wort und heißt Abkömmling. Das Ido-Projekt verstand sich als reformiertes Esperanto. Eine Mehrheit des Komitees der Delegation nahm das Projekt an, darunter de Beaufront, der Vertreter des Projekts Esperanto. 1908 behauptete de Beaufront öffentlich, er selbst sei „Ido“. Tatsächlich scheint das Projekt allerdings ein gemeinsames Projekt von de Beaufront, dem Esperantisten Alfred Michaux und vor allem Louis Couturat zu sein – Couturat war Mitgründer der Delegation und hatte kein eigenes Projekt vorschlagen dürfen.[1]

Sprachgeschichtlich ist das Ido nicht ohne das Esperanto zu erklären; Blanke folgt der Einschätzung Drezens, dass die Unterschiede zwischen beiden Sprachen (Lexik und Grammatik) nicht über 15 Prozent betragen. Esperantisten und Idisten könnten einander ohne große Probleme verstehen.[2]

Ido konnte zwischen zehn und zwanzig Prozent der Mitglieder des Esperanto-Sprachausschusses für sich gewinnen. Welcher Anteil aller Esperanto-Sprecher zu Ido überging, lässt sich hingegen nicht mit Sicherheit sagen; der Esperantist Edmond Privat hat diesen Anteil in "Historio de Esperanto" auf drei bis vier Prozent geschätzt, ohne anzugeben, worauf diese Schätzung beruht.[3]

Für die Entwicklung der Ido-Bewegung war problematisch, dass die Idisten ihre Sprache immer weiter entwickelten. Neben dem Tod von Louis Couturat im Jahre 1914 behinderte auch das Aufkommen weiterer Plansprachenprojekte, in erster Linie das des Occidental von 1922, die weitere Verbreitung von Ido. Dennoch gibt es Ido-Vereine bis heute.

[Bearbeiten] Verbreitung und Ziel

Heute gibt es schätzungsweise zwischen 1000 und 2500 Ido-Sprecher. Der Ido-Kongress 2004 in Kiew hatte 14 Teilnehmer aus sechs Ländern. Im September 2005 fand in Toulouse eine weitere Ido-Konferenz statt.[4] Die Ido-Konferenz 2006 fand vom 25. bis zum 28. August in Berlin statt.[5] Vom 19. bis zum 25. Oktober 2007 fand in Paris eine Konferenz anlässlich des 100-jährigen Bestehens statt.[6]

Die Ido-Anhänger sind international in der ULI (Uniono por la Linguo Internaciona Ido = „Union für die internationale Sprache Ido“) organisiert. In mehr als 20 Ländern gibt es nationale Organisationen.

Einige Zeitschriften werden regelmäßig herausgegeben:[7]

  1. Progreso (offizielles Organ der ULI)
  2. Ido-Saluto
  3. Kuriero Internaciona

Literatur findet sich vor allem in Form von elektronischen Publikationen.[8] Gedruckte Literatur ist über Ido-Bibliotheken zu beziehen.[9]

Seit Mitte 2004 existiert eine Wikipedia für Ido.

Ziel des Ido ist es, neben den bestehenden Nationalsprachen zur internationalen Kommunikation zu dienen:

Ad omna populo sua propra linguo e duesma komune por omni. - Jedem Volk seine eigene Sprache und eine zweite gemeinsame für alle.

[Bearbeiten] Die zwölf Hauptregeln

  1. Man spricht genauso wie man schreibt: die Vokale deutsch, die Konsonanten englisch.
  2. Betont wird die vorletzte Silbe, nur beim Infinitiv die letzte.
  3. Bestimmter Artikel: la; einen unbestimmten gibt es nicht.
  4. Das Substantiv endet in der Einzahl auf -o, in der Mehrzahl auf -i.
  5. Das unveränderliche Adjektiv endet auf -a.
  6. Das Adverb endet auf -e.
  7. Die Endung des Verbs im Infinitiv lautet je nach Zeitform (Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft) -ar, -ir, oder -or.
  8. Hinsichtlich Person und Zahl bleibt das Verb unverändert, wobei es (wie im Esperanto) auf -as, -is, -os, -us (für den Konjunktiv) endet. Dazu kommt -ez als Wunsch- und Befehlsform.
  9. Die Partizipialendungen der aktiven Form: -anta, -inta, -onta; passiv: -ata, -ita, -ota.
  10. Alle Präpositionen regieren den Nominativ. Der Genetiv wird mit di, der Dativ mit a (ad) gebildet.
  11. Akkusativendung: -n. Wird jedoch nur angewendet, wenn dies für das Verständnis unerlässlich ist, zumeist dann, wenn das Objekt dem Subjekt vorangestellt ist.
  12. Fragesätze werden mit dem Wörtchen „ka(d)“ (ob) eingeleitet.

Eine detaillierte Darstellung der Ido-Grammatik findet sich in „Kompleta Gramatiko detaloza di la linguo internaciona Ido“ von Louis de Beaufront.[10]

[Bearbeiten] Beurteilung in der Interlinguistik

Dem Interlinguisten und Anhänger der Interlingua Tazio Carlevaro zufolge ist die Ido-Bewegung noch am Leben, aber in einer Art Residualzustand. Seiner Darstellung nach hielt die Ido-Akademie die Sprache für etwas willentlich Machbares. Man müsse Ido von Zeit zu Zeit reformieren, mitgehend mit den Fortschritten der Sprachwissenschaft. Die Esperantisten hingegen glaubten, der sprachliche Fortschritt sei etwas Automatisches und wurzele in den Bedürfnissen der Sprecher.[11]

Sein Kollege und Esperanto-Anhänger Detlev Blanke kritisiert allgemein am Ido bzw. an dessen Befürwortern, dass sie nicht erkannt hätten, wie wichtig die Sicherung der Stabilität für eine Plansprache ist. Die Grundhaltung, Ido müsse beständig verbessert werden, habe subjektiven Auffassungen über „Verbesserungen“ Raum gegeben. Es gäbe nämlich keine linguistischen Kriterien, nach denen die Qualität einer Sprache eindeutig bestimmbar wäre. Außerdem sei es beispielsweise unrealistisch, nur eine Bedeutung pro Wort zu fordern, und auch die Ido-Lexikografen haben dies nicht durchgehalten, so Blanke.[12]

Seiner Meinung nach habe Ido trotz allem eine besondere Bedeutung für die Interlinguistik. Unter anderem sei deutlich geworden, wie bedeutsam die Stabilität einer Plansprache ist, und dass einzelne Veränderungen an einer Plansprache eine Kette weiterer Reformen nach sich ziehen. Wichtig sei auch die Rolle der schöngeistigen Literatur, die von den Idisten unterschätzt wurde.[13]

[Bearbeiten] Textbeispiele

Ido lehnt sich stark an Esperanto an, so dass Texte auf Ido für Esperanto-Sprecher verständlich sind, sofern diese mit romanischen Sprachen vertraut sind. Wer außer Esperanto keine romanische oder germanische Sprache gelernt hat, kann mit den Unterschieden wie ĉevalo im Esperanto und kavalo im Ido für „Pferd“ Schwierigkeiten haben. Zudem gibt es eine Reihe Wörter, die in beiden Sprachen unterschiedliche Bedeutung haben, z. B.: grava im Esperanto „wichtig“, im Ido „schwer“, legi im Esperanto „lesen“, im Ido „Gesetze“, naskas im Esperanto „gebiert“, im Ido „wird geboren“.

Esperanto und Ido im Vergleich[13]
Esperanto Ido Deutsch
Altestimataj sinjoroj! Altestimata Siori! Sehr geehrte Herren!
En la gazeto de via urbo mi legis, ke vi serĉas kontoriston, En la jurnalo di via urbo me lektis, ke vi serchas kontoristo, In der Zeitung Ihrer Stadt las ich, dass Sie einen Buchhalter suchen,
kiu konas krom la librotenado ankaŭ la francan lingvon kaj Esperanton. qua savas ultre la registrago anke la franca linguo ed Ido. der außer der Buchhaltung auch die französische Sprache und Esperanto/Ido kennt.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 187.
  2. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 194.
  3. Edmond Privat: Historio de Esperanto. La movado 1900-1927, Leipzig 1927, S. 62.
  4. Siehe Idorenkontro 2005.
  5. Siehe Idorenkontro 2006.
  6. Siehe Idorenkontro 2007.
  7. Siehe Ido-revui.
  8. Siehe z.B. Ido-librerio dil ULI oder Librerio interretala di la Ido-Societo Hispana.
  9. Siehe Ido-librerii.
  10. Siehe Beaufront, Kompleta Gramatiko detaloza di la linguo internaciona Ido.
  11. Tazio Carlevaro: Das soziokulturelle Selbstverständnis der wichtigsten Plansprachen außer Esperanto, in: Ulrich Becker (Red.): Soziokulturelle Aspekte von Plansprachen. Beiträge der 7. Jahrestagung der Gesellschaft für Interlinguistik e. V., 7.-9. November 1997 in Berlin, Berlin 1998, S.4-17, hier S. 14.
  12. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 189, 197.
  13. a b Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 201.

[Bearbeiten] Literatur

  • Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985
  • André Cherpillod: Ido, unu jarcenton poste, Courgenard: La Blanchetière, 2007

[Bearbeiten] Weblinks

Wiktionary
 Wiktionary: Ido – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik


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