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Henschel-Werke – Wikipedia

Henschel-Werke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Markenzeichen der Henschel-Werke aus der Zeit von „Henschel und Sohn“
Das Markenzeichen der Henschel-Werke aus der Zeit von „Henschel und Sohn“

Die Henschel-Werke (kurz Henschel) waren eine auf eine Gießerei zurückgehende Maschinen- und Fahrzeugfabrik in Kassel. Henschel baute eine der ersten Dampflokomotiven in Deutschland und war zeitweise einer der bedeutendsten Hersteller von Lokomotiven in Europa. Von 1925 bis in die 1970er-Jahre war Henschel auch in der Produktion von Lastwagen und Omnibussen tätig und gehörte zu den bedeutenden deutschen Nutzfahrzeugherstellern. Von 1933 bis 1945 produzierte Henschel in Kassel Panzer (ab 1941 auch die berühmten Tiger-Panzer) und in Berlin auch Flugzeuge und militärische Flugkörper.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Dampflok Drache auf Briefmarke 1975
Dampflok Drache auf Briefmarke 1975
Die 1826 in den Henschel-Werken gegossene Teufelsbrücke im Bergpark Wilhelmshöhe
Die 1826 in den Henschel-Werken gegossene Teufelsbrücke im Bergpark Wilhelmshöhe
Henschel Straßenwalze
Henschel Straßenwalze

[Bearbeiten] Gründung und Entwicklung im 19. Jahrhundert

1810 gründete Georg Christian Carl Henschel die Henschel-Werke – zunächst als Gießerei – in Kassel. 1816 begann die Produktion von Dampfmaschinen. 1837 errichtet sein Sohn Carl Anton Henschel ein zweites Werk am Holländischen Platz (heute Standort der Universität Kassel). Am 29. Juli 1848 wurde dort die erste von Henschel produzierte Dampflokomotive an die 1844 gegründete Friedrich-Wilhelms-Nordbahn ausgeliefert. Am 18. August 1848 wurde der bis zu 45 km/h schnelle Drache der Öffentlichkeit vorgestellt.

[Bearbeiten] Unternehmensgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

1905 wurde die erste elektrische Lokomotive gebaut und 1910 die erste Henschel-Lok mit Vergasermotor. Die Henschel-Werke in Kassel gehörten Anfang des 20. Jahrhunderts neben Borsig zu den größten Lokomotivwerken Deutschlands und wurden 1920 in eine GmbH umgewandelt. Die Henschel Antriebstechnik begann 1918 die Produktion von Getrieben im Werk Mittelfeld. In den folgenden Jahren übernahm Henschel die Lokomotivproduktionen der R. Wolf AG (1928), der Linke-Hofmann (1930 zusammen mit Krupp zu gleichen Teilen), sowie die der Hanomag (1931). In Lizenz der David Brown Ltd. wurden 1933 die ersten Schneckengetriebe gebaut.

Ab 1925 wurden auch Automobile gebaut. Im Januar 1925 begann Henschel & Sohn mit dem Bau von Lastkraftwagen und Omnibussen (s. u.).

Mitte der 1930er-Jahre erschien als Firmenlogo ein sechszackiger, verchromter Stern mit einem mittig darin platzierten großen „H“ als Firmenlogo, der bis Ende der 1960er-Jahre die Nutzfahrzeuge und auch die Industrielokomotiven zieren sollte.

Bereits im Ersten Weltkrieg stellte Henschel Rüstungsgüter her. Die Henschel-Werke waren während des Zweiten Weltkrieges einer der bedeutendsten deutschen Rüstungsproduzenten und damit auch ein wichtiges Ziel von Bombenangriffen. Die Werke wurden fast vollständig zerstört. Durch den schlechten Ruf, den Henschel als ehemalige Rüstungsschmiede bei den Alliierten hatte, bekamen die Werke erst 1946 die Genehmigung, kleinere Industrielokomotiven herzustellen sowie noch vorhandene beschädigte bzw. abgenutzte Lastwagen instandzusetzen. Erst ab 1948 wurden wieder größere Lokomotiven gebaut. 1961 übernahm Henschel teilweise die Diesellokfertigung der Maschinenfabrik Esslingen.

[Bearbeiten] Unternehmensgeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Die bisherige Henschel & Sohn GmbH firmierte 1957 in Henschel-Werke GmbH um, 1962 wurde Henschel eine AG, ein Börsengang war geplant. 1963 wurde die Fertigung von Omnibussen aufgegeben. 1964 übernahmen die Rheinischen Stahlwerke unter dubiosen Umständen die Aktien der Henschel-Werke AG, die ab 1965 erneut den Namen wechselte und nun Rheinstahl-Henschel AG hieß: der bis dahin auch in der Geschäftsführung aktive Hauptaktionär Dr. Fritz-Aurel Goergen, der Henschel zuvor aus einer schweren Krise geführt und saniert hatte, war kurz vorher verhaftet worden. Auf Kaution wieder frei erklärte der gesundheitlich und psychisch angeschlagene Goergen, er wolle sich von seiner Aktienmehrheit trennen. Rheinstahl schlug zu. Als sich 1971 herausstellte, dass die gegen Goergen vorgebrachten Anschuldigungen haltlos waren, war Henschel bereits längst in fremden Händen.

1969 wurden die Diesellokproduktion der Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD) in Köln-Deutz übernommen und die Lkw-Fertigung von Henschel mit der von Hanomag zu Hanomag-Henschel zusammengeschlossen. Hanomag-Henschel wurde später an Daimler-Benz verkauft, die den Markennamen Hanomag-Henschel 1974 einstellte (s. u.).

Die Rheinstahl AG selbst ging 1976 in die August Thyssen-Hütte AG ein, nun nannte sich das Lokomotiv-Werk in Kassel Thyssen Henschel. Der traditionsreiche Name Henschel auf den Lokomotiven blieb aber erhalten. Zusammen mit ABB (früher BBC, Mannheim) entstand 1990 die ABB Henschel AG mit Sitz in Mannheim. 1995 vereinbarten ABB und die Daimler-Benz AG den weltweiten Zusammenschluss ihrer Verkehrstechnik-Sparten unter der Bezeichnung ABB Daimler Benz Transportation Adtranz. Damit verschwand am 1. Januar 1996 der Name Henschel als Fahrzeugproduzent endgültig. Der Schienfahrzeugbau lief unter der Bezeichnung ADtranz weiter, eine 100%-ige Tochter der damaligen DaimlerChrysler AG. 2001 wurde ADtranz an Bombardier Transportation verkauft. Noch heute werden in Kassel überwiegend Elektrolokomotiven und Diesellokomotiven gefertigt und modernisiert. Für die Deutsche Bahn AG werden / wurden u.a. die E-Lokserien 101, 145, 146 und 185 gefertigt.

Teile der ehemaligen Henschel-Werke in Kassel gehören heute zu TKTR (Thyssen-Krupp Transrapid) GmbH, die ehemalige Henschel-Wehrtechnik gehört seit Ende 1999 zur Rheinmetall-DeTec AG.

2003 hat das Henschel-Museum seinen Platz im ehemaligen Werksgelände in Kassel-Rothenditmold in der Wolfhager Straße gefunden und ist der Allgemeinheit zugänglich.

[Bearbeiten] Die wichtigsten Unternehmensteile

[Bearbeiten] Henschel als Lokomotivenhersteller

Die Henschel-Werke befassten sich bereits früh mit der Entwicklung und Herstellung von Dampflokomotiven, avancierten schon im 19. Jahrhundert zu einem der führenden deutschen Hersteller und blieben dies zum Ende der Dampflokfertigung. Henschel tat sich auch bei der Entwicklung von besonderen Dampflokomotiv-Bauarten wie der Kondenslokomotive und der Dampfmotorlokomotive hervor. Bereits 1905 baute man dort die erste elektrische Lokomotive. Im Jahr 1910 wurde bei Henschel die 10.000 Lokomotive gebaut. Henschel war auch über lange Zeit hinweg neben Firmen wie Siemens, AEG, Krauss-Maffei und zunächst noch Borsig einer der Hauptlieferanten von Lokomotiven für die Deutsche Reichsbahn und später die Deutsche Bundesbahn.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Produktion im stark zerstörten Henschel-Werk zunächst nicht wieder aufgenommen werden, man betätigte sich zunächst unter Aufsicht des United States Army Transportation Corps und später als privates Ausbesserungswerk in der Instandsetzung von im Folge des Krieges beschädigten Lokomotiven. Eine der berühmtesten Bundesbahn-Lokomotiven, die ab Mitte der 1960er-Jahre entwickelte Baureihe E03 bzw. 103, wurde maßgeblich von Henschel mitentwickelt und auch gebaut.

[Bearbeiten] Henschel als Nutzfahrzeughersteller

zeitgenössische Aufnahme eines Henschel-Lkw aus den 1960er-Jahren
zeitgenössische Aufnahme eines Henschel-Lkw aus den 1960er-Jahren

[Bearbeiten] Vor und während des Zweiten Weltkriegs

Als sich Mitte der 1920er-Jahre ein Einbruch der Weltwirtschaft absehen ließ, überlegte man bei Henschel den Aufbau eines weiteren Geschäftszweiges, um vor allem vom Lokomotivbau nicht mehr so abhängig zu sein. So fiel der Entschluss, in den bereits stark expandierenden Bereich der Nutzfahrzeugherstellung einzusteigen. 1925 begann die Fertigung von Lastkraftwagen und Omnibussen, zunächst bereits sehr fortschrittliche 3- und 5-Tonner auf Basis einer Lizenz des schweizerischen Herstellers FBW (ca. 300 Fahrzeuge).

In den darauffolgenden Jahren entwickelte Henschel eigene LKW und Omnibusse mit Benzin- und Dieselantrieb sowie eigene Motoren. Ende der 1920er-Jahre experimentierte man auch mit dampfgetriebenen Lastwagen sowie Fahrzeugen, auch Omnibussen mit Holzvergasern, beide blieben jedoch bei sehr geringen Stückzahlen. Anfang der 1930er-Jahre waren Nutzfahrzeuge von 2 bis 12 Tonnen Nutzlast im Angebot. 1932 erschienen die ersten Henschel-Lanova-Dieselmotoren nach einem Verfahren des Technikers Franz Lang, die gegenüber den bisherigen Dieselmotoren eine weichere Verbrennung ermöglichten. Diese Motoren fanden teilweise auch im Lokomotiv- und Omnibusbau Verwendung. Das Lanova-Verfahren blieb den Henschel-Lastwagen bis Anfang der 1960er-Jahre erhalten. In den 1930er-Jahren machte sich Henschel im Nutzfahrzeugbereich vor allem einen Namen als Hersteller schwerer Omnibus- und Lastwagenfahrgestelle.

Neben den oben bereits abgehandelten Panzerwagen kamen auch die schweren Lastwagen im zweiten Weltkrieg vielfach zum Einsatz. Die Werksanlagen wurden im Krieg stark zerstört, die LKW-Fertigung kam zum Erliegen.

[Bearbeiten] Nach dem Zweiten Weltkrieg

1946 waren die Anlagen soweit wieder instandgesetzt, dass zunächst mit Genehmigung der Alliierten ein Reparaturbetrieb für die noch vorhandenen, stark abgenutzten und teilweise kriegsbeschädigten Lastwagen wieder aufgenommen werden konnte. Später wurden in größerer Zahl zuvor benzinbetriebene amerikanische Militärlastwagen mit Henschel-Dieselmotoren ausgerüstet. Der zu stark mit der Rüstungsproduktion im zweiten Weltkrieg belastete Name Henschel blieb durch die Alliierten zunächst gesperrt, so dass das Werk übergangsweise unter dem Namen Hessia firmierte (eine Ableitung von Hessen, denn der Sitz von Henschel befand sich im hessischen Kassel). Die Bezeichnung Henschel kehrte erst 1948 zurück.

Nachdem dies 1946 erlaubt worden war, entstanden auch bereits wieder dringend benötigte Oberleitungs-Omnibusse in nennenswerter Zahl. In den 1950er Jahren war Henschel der größte deutsche Anbieter von Oberleitungsbussen. Wie in dieser Zeit üblich, erschienen auch bei Henschel in der Folge noch vom LKW abgeleitete Omnibus-Fahrgestelle, die häufig von Fremdfirmen zu Reisewagen karossiert wurden.

Erst 1950, damit weit nach den wichtigsten Wettbewerbern, wurden wieder eigene Lastwagen angeboten. Dies war aber für das Unternehmen nicht kritisch, da ohnehin alle verfügbaren Fahrzeuge dringend für den Wiederaufbau benötigt und daher vom Markt sofort abgenommen wurden. Zunächst erschien der schwere Typ Henschel HS 140 für 6,5 Tonnen Nutzlast. Die Bezeichnung des zunächst als Haubenwagen ausgeführten LKW rührte von der Motorleistung von 140 PS her, das Modell war der Zeit entsprechend mit langer schmaler Motorhaube und freistehenden Scheinwerfern ausgerüstet. Später erschienen leistungsstärkere Schwestermodelle, darunter maßgeblich der HS 170 mit 170 PS. Ab 1953 waren auf technisch weitgehend identischer Basis auch Frontlenker mit rundlichem Kabinendesign im Angebot. Die Grundmuster der Haubenwagen wie der Frontlenker blieben bis 1961 im Programm.

Im Jahr 1951 wurde das LKW-Programm mit der Einführung des Typs HS 100 nach unten ergänzt. Dieses Kurzhauben-Modell war Ausgangsbasis einer ganzen Modellfamilie, die sich bei steter Weiterentwicklung, jedoch fast unverändertem Design bis Ende der 1960er Jahre im Programm hielt. Die Motorleistung begann bei 100 PS und steigerte sich bis zum Produktionsende auf bis zu 140 PS.

Henschel O-Bus
Henschel O-Bus

1955 erschien mit dem Typ HS 160 USL ein ganz neuer Omnibustyp, ein Frontlenker mit selbsttragendem Aufbau in Schalenbauweise. Dieses als Diesel- sowie Oberleitungsbus erhältliche Modell war sowohl als Solo-Linienwagen wie auch als Gelenkbus zunächst ein beachtlicher Verkaufserfolg. Es war bereits in Modulbauweise (nach heutiger Terminologie als "Plattformfahrzeug" zu bezeichnen) konstruiert und hatte einen Wagenkörper aus Aluminium. Dennoch wurde die unrentabel gewordene Fertigung 1963 eingestellt. Von den Fahrzeugen dieses Typs sind nur „eine Handvoll“ erhalten geblieben, wobei es sich zumeist um Exemplare der Variante als Gelenkdieselbus HS 160 USL-G handelt. Außerdem existieren noch drei Obusse dieses Typs (in Stuttgart [Esslingen Nr. 22] und im East Anglia Museum [ex-Esslingen Nr. 23 bzw. ex-Baden-Baden Nr. 231] je ein HS 160 OSL-Solo-Obus sowie in Salzburg ein HS 160 OSL-G-Gelenkobus [ex-Kapfenberg, ex-Aachen, ex-Bielefeld]) und ein Diesel-Solobus HS 160 USL (ex-Flensburg Nr. 9, heute in Obhut des Obus-Museum Solingen). Bemerkenswerte Konstruktionen für den Busbereich der Firma Henschel waren auch die Typen II 6500 (abgeleitet vom sogenannten „Kriegseinheitsobus“, von dem noch ein Exemplar in Eberswalde [ex-Wilhlemshaven] vorhanden ist) und einige Wagen des Typs Uerdingen/Henschel ÜH IIIs, der mit 212 Exemplaren am meisten gebaute Obustyp Westdeutschlands (fahrfähig und zugelassen ist in Deutschland nur der Wagen 59 des Obus-Museum Solingen e.V.).

[Bearbeiten] Neues Lkw-Programm

Henschel Nahverkehrs-Frontlenker (letzte Bauform ab 1969)
Henschel Nahverkehrs-Frontlenker (letzte Bauform ab 1969)

Ab 1961 wurde das komplette Schwer-LKW-Programm überarbeitet. Moderne, eckige Frontlenker nach Designentwürfen von Louis Lucien Lepoix ersetzten die rundlichen Typen der 1950er-Jahre. Gleichzeitig erschienen auch neue, den Frontlenkern in Design und Technik sehr ähnliche schwere Haubenfahrzeuge, die die im Design seit 10 Jahren fast unveränderten und mittlerweile nicht mehr zeitgemäßen alten Hauber ersetzten. Die neuen Hauber und Frontlenker bestanden bereits zum Großteil aus identischen Teilen, was eine sehr rationelle Fertigung und Ersatzteilversorgung ermöglichte. Zeitgleich erschienen neue Direkteinspritzer-Motoren, die die letzten nach dem Lanova-Verfahren arbeitenden Aggregate ablösten und rasch für ihre Durchzugskraft auch in niedrigen Drehzahlbereichen bekannt wurden. Die kubische Fahrzeuggeneration wurde in den 1960er-Jahren noch mehrfach, auch optisch, überarbeitet, die Frontlenker bekamen ab 1965 kippbar ausgeführte Fahrerhäuser, blieben aber in Grundzügen bis zum Ende der Henschel-Fertigung in Produktion. Als letzte grundlegende Neuerung erschien 1969 ein neues, glattflächiges Mittelklasse-Frontlenkerfahrerhaus, welches auch teilweise in den schweren Baufahrzeugen Verwendung fand.

[Bearbeiten] Das Ende der Lkw-Herstellung

Hauptartikel: Hanomag-Henschel; siehe auch: Geschichte der westdeutschen Nutzfahrzeugindustrie von 1945 bis 1990

Rheinstahl wollte sich Ende der 1960er-Jahre aus dem Nutzfahrzeuggeschäft zurückziehen. Nach gescheiterten Verhandlungen mit Klöckner-Humboldt-Deutz über einen Zusammenschluss von Henschel mit Magirus-Deutz wurden 1969 innerhalb des Rheinstahl-Konzerns die Nutzfahrzeugsparte der bereits seit 1952 zu Rheinstahl gehörenden Firma Hanomag und die Nutzfahrzeugsparte von Henschel zur Hanomag-Henschel Fahrzeugwerke GmbH fusioniert. Firmensitz des neuen Unternehmens wurde der bisherige Sitz der Hanomag-Werke: Hannover. Daimler-Benz übernahm zunächst die Hälfte dieses neuen Unternehmens, 1970 auch die restlichen Anteile. Seit dieser Zeit wurden nach und nach Mercedes-Dieselmotoren (BR 8) in die Hanomag-Henschel-Fahrzeuge eingebaut. Die Fahrzeuge trugen noch bis 1974 den Markennamen Hanomag-Henschel, bis diese Marke von Daimler-Benz entgegen anderslautenden Zusagen eingestellt wurde.

Zu Beginn der 1980er-Jahre lief die Produktion von Fahrzeugen im ehemaligen LKW-Werk in Kassel aus. Seitdem werden dort Achsen für Daimler-Benz-Nutzfahrzeuge, Trailer und Transporter sowie Nutzfahrzeug-Gelenkwellen und Ausgleichgetriebe für Pkw gefertigt.

[Bearbeiten] Henschel als Flugzeughersteller

Hs 126
Hs 126
Hs 117 „Schmetterling“
Hs 117 „Schmetterling“

[Bearbeiten] Bis 1945

Seit Anfang der 1930er-Jahre unternahm Henschel einige, zunächst erfolglose, Versuche, im Flugzeugbau Fuß zu fassen. Es wurden Verhandlungen über eine Teilhaberschaft mit Junkers, Arado, den Bayerischen Flugzeugwerken und Rohrbach geführt, die aber zu keinem Ergebnis gelangten.

Am 30. März 1933 wurde schließlich nach Fürsprache von Erhard Milch die „Henschel Flugzeug-Werke AG“ in Kassel gegründet. Im Mai desselben Jahres schloss Henschel mit der Firma Ambi einen Nutzungsvertrag über deren Räumlichkeiten in Berlin-Schönefeld ab, am 17. Juli kamen Gebäude auf dem Flugplatz Berlin-Johannisthal hinzu. Erste Flugzeugtypen waren das Jagdflugzeug Hs 121 und der Schuleinsitzer Hs 125, die jedoch Prototypen blieben. In kleiner Serie wurde die W 33 von Junkers produziert.

Im Oktober 1934 übernahm Henschel die im Interesse der „Landesverteidigung“ enteigneten Schönefelder Rittergutflächen des Besitzers Karl Frede und baute sie bis 1936 zum Stammwerk der Flugzeug-Werke AG aus. 1936 wurden dort die ersten Flugzeuge (24 Lizenz-Do 23) gebaut. Im selben Jahr erschien das erste erfolgreiche Flugzeugmuster von Henschel, das Sturzkampfflugzeug Hs 123.

Aufgrund des Mangels an geeigneten Fachkräften wurde 1937 in Schönefeld ein Ausbildungskomplex für Metallflugzeugbauer errichtet damals einer der größten in Deutschland. 1938 begann im Johannisthaler Werk 2 die Serienproduktion des Aufklärers Hs 126. Ab 1938 begann die Lizenzproduktion der Bombenflugzeuge Do-17Z und Ju 88 sowie Teile für den Jäger Bf 109.

1940 wurde in der Abteilung F die Entwicklung ferngelenkter Flugkörper aufgenommen, so zum Beispiel die Gleitbombe Hs 293 oder die Flugabwehrrakete Hs 117 „Schmetterling“. Im gleichen Jahr erfolgte der erste Einsatz von Zwangsarbeitern aus Polen, der Tschechoslowakei und Frankreich.

1944 umfassten die Henschel Flugzeug-Werke acht Hauptbetriebe in Berlin und Kassel mit 17.100 Beschäftigten sowie Büros in sechs europäischen Hauptstädten. Im Rahmen des „Totalen Krieges“ wurden weitere Produktionskomplexe errichtet, unter anderem als Außenstelle der KZs Ravensbrück und Mittelbau-Dora.

Am 22. April 1945 wurden die durch Bombenangriffe stark beschädigten Produktionskomplexe in Schönefeld von der Roten Armee besetzt.

Die wichtigsten Henschel-Flugzeuge waren:

Daneben wurden mehrere Prototypen und Experimentalflugzeuge hergestellt, die allerdings nicht in Serie gingen.

[Bearbeiten] Nach 1945

1956 wurde die Henschel Flugzeugwerke AG (HFW) als Tochterfirma in Kassel zur Betreuung der Bundeswehr Hubschrauber Alouette II SE 3130 und Sikorski S58/ H34 gegründet. Die Firma hatte ihren Sitz im Werk Mittelfeld mit einer Werfthalle, Hangar und großzügigem Hubschrauberlandeplatz. Ein Zweigwerk befand sich auf dem Hummerich bei Kruft, einer ca. 300 m hohen Erhebung, die zwischenzeitlich dem Lavaabbau zum Opfer gefallen ist. Später kam die Betreuung der Grenzschutz- und Polizeihubschraubern hinzu und es wurde noch auf dem alten Flugplatz Waldau in Kassel die Generalvertretung für die PIPER Flugzeuge in Deutschland übernommen. Die Firma hatte in diesen Glanzzeiten bis 450 Mitarbeiter. Die Firma entwickelte ferner Prüfstände für Hubschraubergetriebe nach dem Verspannprinzip sowie auch Rotorprüfstände.

1970 übernahmen die damaligen Vereinigten Flugtechnischen Werke VFW eine Mehrheit und die Führung, wobei HFW die Betreuung der Getriebe der CH 53 Bundeswehrhubschrauber übernahm. In der Folge verlegte sich das Werk auf den neuen Flughafen Kassel Calden.

Heute splittet sich die Firma in Calden in den Hubschrauber-Getriebebau und Betreuung als Teil der ZF Luftfahrttechnik im Besitz der ZF Friedrichshafen, Hubschrauberbetreuung im Besitz und Teil der Eurocopter Deutschland GmbH und Piper Generalvertretung im Privatbesitz. Das Zweigwerk auf dem Hummerich wurde um 1970 geschlossen.


[Bearbeiten] Henschel als Panzerhersteller

Henschel-Panzer Tiger II
Henschel-Panzer Tiger II
Schützenpanzer Marder der Bundeswehr
Schützenpanzer Marder der Bundeswehr

Mit der Aufrüstung der Wehrmacht in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre begann auch Henschel mit dem Wiedereinstieg ins Rüstungsgeschäft. Das Unternehmen wurde zu einem der bedeutendsten deutschen Produzenten von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen. Bei den Henschel-Werken in Kassel wurden u.a. Panzer der Typen Panther, Tiger und Tiger II (Königstiger) produziert.

Mit dem Kriegsende endete auch die Rüstungsproduktion bei Henschel, sie wurde nach der Aufstellung der Bundeswehr aber wieder aufgenommen. Henschel war an diversen Rüstungsprojekten beteiligt, u.a. am Kanonenjagdpanzer, dem Spähpanzer Luchs und am Schützenpanzer Marder. Henschel bewarb sich auch um die Produktion des Kampfpanzers Leopard II, verlor den Wettbewerb aber gegen den Münchner Konkurrenten Krauss-Maffei. 1999 wurde Henschels Wehrtechniksparte vom Rheinmetall-Konzern übernommen.

[Bearbeiten] Henschel aktuell

Auch heute noch existieren Unternehmen, die den Namen Henschel tragen. Nach der Übernahme der Bereiche Mischtechnik, Handhabungstechnik und Antriebstechnik von der ThyssenKrupp AG durch die KERO sind 2003 drei eigenständige Gesellschaften entstanden, die den Namen Henschel und den Stern weiterleben lassen. Die Handhabungstechnik und die Antriebstechnik wurden 2006 durch Verkauf wirtschaftlich und rechtlich eigenständig. Die Handhabungstechnik wird von der VF Capital geführt und die Antriebstechnik wurde 2006 durch ein Management-Buy-out der beiden Geschäftsführer übernommen.

Henschel-Stern
  • Die Henschel Antriebstechnik produziert in langer Tradition Getriebe und Zahnräder wie:
  • Das Angebotsspektrum der Reimelt-Henschel Mischsysteme umfasst neben diversen Mischertypen auch speziell das Know-how der Mischprozesse.
  • Der Andromat, ein Handhabungsmanipulator, ist das zentrale Produkt der Henschel Industrietechnik HandlingsSystems.

[Bearbeiten] Literatur

  • Thomas Vollmer/Ralf Kulla: Panzer aus Kassel. Die Rüstungsproduktion der Kasseler Firmen Henschel und Wegmann. Mit einem Vorwort von Jörg Kammler. Kassel: Prolog Verlag 1994, ISBN 3-89395-004-4

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Henschel Fahrzeuge – Bilder, Videos und Audiodateien

Koordinaten: +51° 19' 55.20", +9° 29' 4.20" O


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