Deutsche Bundesbahn
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Die Deutsche Bundesbahn war die Staatsbahn der Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesbahn war ein nicht-rechtsfähiges Sondervermögen der Bundesrepublik, das aber in eigenem Namen klagen und verklagt werden konnte.
Zum 1. Januar 1994 ging sie zusammen mit der Deutschen Reichsbahn in der handelsrechtlich organisierten Kapitalgesellschaft Deutsche Bahn AG auf.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Deutsche Bundesbahn entstand mit Wirkung vom 7. September 1949 als Nachfolgerin der Deutschen Reichsbahn (DR) im Vereinigten Wirtschaftsgebiet.
Am 1. Juli 1952 wurden ihr auch die Betriebsvereinigung der Südwestdeutschen Eisenbahnen (SWDE) der französischen Zone eingegliedert. Sie wurde damit zur einheitlichen Staatsbahn der Bundesrepublik Deutschland.
1957 wurden, nach dem Anschluss des Saarlandes, die Eisenbahnen des Saarlandes angeschlossen.
[Bearbeiten] Transportleistung
Kennzeichnend für die Deutsche Bundesbahn war ein auf Grund der Massenmotorisierung immer schärfer werdender Wettbewerb mit dem Straßenverkehr um die Anteile am Verkehrsmarkt. Um dem Kostendruck zu entgehen, legte die Staatsbahn als unrentabel eingeschätzte Nebenbahnen in großem Rahmen still.
Folgende Transportleistungen wurden registriert:[1]
Transportleistung | 1960 | 1970 | 1980 | 1986 |
---|---|---|---|---|
Güterverkehr in Milliarden Tonnenkilometern | 56,2 | 72,6 | 65,3 | 61,1 |
Personenverkehr in Milliarden Personenkilometern | 38,4 | 37,5 | 41,4 | 41,4 |
Andererseits gab es auch Versuche, den Betrieb auf Nebenbahnen zu attraktivieren, um eine Stilllegung verhindern zu können. Ein Beispiel hierfür war die Einführung der Citybahn. Trotzdem mussten viele Regionen auf ihren Bahnanschluss verzichten.
Erst seit den 1990er Jahren bemühen sich einige der neu gegründeten Verkehrsverbünde um eine Reaktivierung von Bahnen in ländlichen Regionen. Ergänzende Neubauten wurden dagegen bis auf einige Fernverkehrs-/Hochgeschwindigkeits- und S-Bahn-Strecken in vergleichsweise geringem Umfang erstellt.
Eine der wenigen neugebauten Nebenbahnen waren die Biggetalbahn und die Alsternordbahn. Als Bewirtschafterin der Speise- und Schlafwagen sowie der Gastronomie wurde die Deutsche Schlafwagen- und Speisewagengesellschaft (DSG, später Deutsche Service-Gesellschaft der Bahn) gegründet.
[Bearbeiten] Strukturwandel
Stattdessen wurde ein Strukturwandel bei den Traktionsarten durchgeführt, an dessen Ende die Dampflokomotiven nicht mehr benötigt und durch moderne Elektrolokomotiven sowie Diesellokomotiven ersetzt wurden (Einstellung der letzten Dampflokomotive im Dezember 1977) . Gleichzeitig wurden fast alle Hauptstrecken in der alten Bundesrepublik Deutschland elektrifiziert. Für den Fahrgast im Personenverkehr hatte der Strukturwandel die Einführung neuer Zuggattungen wie den Intercity und den TEE zur Folge. Das Konzept und die Entwicklung der Fahrzeuge für den ICE gehen ebenfalls auf Planungen der Deutschen Bundesbahn zurück.
Im Güterverkehr wurde der Versand von Stückgütern vollständig eingestellt, nachdem der Wettbewerb gegen das Speditionsgewerbe nicht mehr durchzuhalten war. In Folge dieser Entwicklung wurden eine große Anzahl von Rangierbahnhöfen stillgelegt. Im gleichen Zeitraum ging der Transport von Massengütern wie Kohle oder Eisenerz ebenfalls zurück.
1985 war die Deutsche Bundesbahn noch der drittgrößte Arbeitgeber in der Bundesrepublik und beschäftigte 322.383 Mitarbeiter, während sie Mitte der 1970er noch der größte Arbeitgeber vor der Deutschen Bundespost war.
Am 25. Oktober 1993 bezog die Deutsche Bundesbahn in Frankfurt am Main einen neu errichteten Gebäudekomplex mit 1059 Büros.[2] Er dient heute der Deutschen Bahn.
[Bearbeiten] Weitere Betätigungsfelder
Für die Güterbeförderung, insbesondere die Zustellung von Gütern abseits ihrer Gleisanlagen, besaß die DB eigene LKW. Darüber hinaus fuhren zahlreiche Fuhrunternehmer ebenfalls im Stückbereich für das Unternehmen. Die DB galt in den 60er und 70er Jahren als einer der größten LKW-Halter in Deutschland. Neben konventionellen Lkw fanden sich im Fuhrpark auch verschiedene Sonderfahrzeuge.
Den ländlichen Raum, teilweise auch als Ersatz für für den Personenverkehr unwirtschaftliche Bahnstrecken, hat die DB oftmals durch Bahnbusse erschlossen und mit größeren Bahnhöfen verknüpft. Dieser Geschäftszweig war bereits zu Zeiten der Deutschen Reichsbahn entstanden.
Die DB betrieb Passagierfahrten auf dem Bodensee und ab 1951 zusammen mit den Dänische Staatsbahnen Fährfahrten zwischen Großenbrode Kai und Gedser bzw. später auf der Vogelfluglinie. Sie besaß hierfür eigene Schiffe.
[Bearbeiten] Gliederung
Die Bundesbahn gliederte sich in vier Stufen:
- Zentralinstanz: Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn, Sitz war ab 1. Oktober 1953 Frankfurt am Main, zuvor Offenbach am Main
- Mittelinstanz
- Direktionen
- Zentrale Transportleitung, Sitz Mainz
- Bundesbahn-Zentralämter, Sitz Minden und München
- Bundesbahnsozialamt, Sitz Frankfurt am Main
- Zentrale Verkaufsleitung
- Werbeamt, Sitz Nürnberg
- Film- und Bildstelle der Deutschen Bundesbahn, Sitz Nürnberg
- Zentralstelle für Werkstättendienst
- Zentralstelle für Datenverarbeitung und Betriebswirtschaft
- Ämterinstanz (gegliedert in Betriebs-, Maschinen- und Neubauämter und Generalvertretungen), weitere Behörden der Ämterinstanz waren:
- Versuchanstalten
- Abnahmeämter
- Ausbesserungswerke
- Dienststellen des Außendienstes waren in Haupt- und Nebendienststellen sowie zusätzlich nach folgenden Fachgebieten gegliedert:
- Betriebstechnische Dienststelle
- Verkehrstechnische Dienststelle
- Bautechnische Dienststelle
- Maschinentechnische Dienststellen
Den Dienststellen des Außendienstes waren die Generalvertretungen gleichgestellt.
Der Bundesbahn war die Bahnpolizei angegliedert.
Zur Kommunikation wurde BASA verwendet.
[Bearbeiten] Vorstand
Die Bundesbahn wurde von einem Vorstand geleitet, der aus fünf Personen bestand. Die Vorstandsmitglieder waren gleichberechtigt, der Vorsitzende des Vorstandes trug die Amtsbezeichnung „Erster Präsident der Deutschen Bundesbahn“, die übrigen Vorstandsmitglieder die Amtsbezeichnung „Präsident der Deutschen Bundesbahn“. Sie waren alle in die Besoldungsgruppe B 11 eingruppiert. Umgangssprachlich wurde der Erste Präsident auch „Bundesbahnpräsident“ genannt.
Erste Präsidenten waren
- Heinz Maria Oeftering von 13. Mai 1957 bis 12. Mai 1972
- Wolfgang Vaerst von 13. Mai 1972 bis 12. Mai 1982
- Reiner Gohlke, von 13. Mai 1982 bis 18. Juli 1990
- Heinz Dürr, von 1. Januar 1991 bis 31. Dezember 1993 (anschließend Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG)
[Bearbeiten] Bahnreform
Der in der sowjetischen Zone und West-Berlin verbleibende Anteil der alten Deutschen Reichsbahn wurde in der DDR aus statusrechtlichen Gründen unverändert unter dem Namen Deutsche Reichsbahn übernommen.
Beide deutschen Staatsbahnen gingen bei der Bahnreform gemeinsam mit der West-Berliner Verwaltung des ehemaligen Reichsbahnvermögens am 1. Januar 1994 im Bundeseisenbahnvermögen auf. Der unternehmerische Teil zum Erbringen von Eisenbahnverkehrsleistungen und zum Betreiben der Eisenbahninfrastruktur wurde auf die dafür gegründete Deutsche Bahn Aktiengesellschaft am 5. Januar 1994 ausgegliedert.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Staatliche Zentralverwaltung für Statistik: Statistisches Jahrbuch 1989 der DDR, Staatsverlag der DDR, 1. Auflage, Berlin Juni 1989, VLN 610 DDR, LSV-Nr. 9815, ISSN 0323-4258, Anhang II Seite 93.
- ↑ Meldung Bundesbahn-Zentrale im Neubau. In: Die Deutsche Bahn. Nr. 11, 1993, S. 807.
[Bearbeiten] Weblinks
- Bahndienstfernschreiben zur Gründung der Deutschen Bundesbahn vom 06.09.1949
- Die Deutsche Bundesbahn von 1949 bis 1970
- Die Deutsche Bundesbahn von 1968 bis 1990