Goethe-Institut
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Goethe-Institute sind nach dem deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe benannt. Sie haben die Aufgabe, Kenntnisse über die deutsche Kultur und Sprache in der Welt zu verbreiten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Organisation
Das Goethe-Institut ist ein gemeinnütziger Verein mit Hauptsitz in München, 12 weiteren Instituten in Deutschland sowie 129 Auslandsinstituten in 81 Ländern (vgl. Liste der Goethe-Institute).
Rechtliche Grundlage des Goethe-Instituts ist die Satzung, derzeit datierend vom 21. September 2000. Diese sieht als Organe die Mitgliederversammlung, das Präsidium und den Vorstand vor. Die Mitgliederversammlung setzt sich aus Vertretern der Bundes- wie der Landesregierungen und des Bundestags sowie Personen des kulturellen Lebens zusammen. Das Präsidium besteht aus dem Präsidenten, sechs von der Mitgliederversammlung gewählten Mitgliedern, je einem Vertreter des Auswärtigen Amts und des Bundesministeriums der Finanzen sowie drei Arbeitnehmervertretern. Die Mitgliederversammlung und das Präsidium nehmen vorwiegend Kontrollaufgaben wahr und sind für Beschlüsse über grundsätzliche Angelegenheiten zuständig. Dem Vorstand unter der Leitung eines Generalsekretärs obliegt dagegen die Führung der laufenden Geschäfte. Der dem Vorstand nachgeordnete Verwaltungsapparat des Instituts gliedert sich in acht Abteilungen (Strategie, Wissen und Gesellschaft, Künste, Sprache, Institute in Deutschland, Personal, Haushalt und Zentrale Dienste) sowie drei Stabsstellen (Kommunikation, Innenrevision, Internet).
Das Verhältnis des Goethe-Instituts zum Staat ist seit 1976 durch einen dem Auswärtigen Amt geschlossenen Rahmenvertrag geregelt. „Dieser Vertrag gilt zu Recht als Muster für die adäquate Regelung des Verhältnisses zwischen Mittlerorganisationen und staatlichen Instanzen.“ (Lit.: S. K. Schulte). In diesem Vertrag wird das Goethe-Institut vom Auswärtigen Amt „im Rahmen seiner verfassungsmäßigen Zuständigkeit für die auswärtige Kulturpolitik“ mit einem relativ konkreten Aufgabenkatalog betraut, auf Grundlage dessen es eigenverantwortlich für den Staat tätig wird. Neben individuell aufgezählten Arbeitsgebieten ermöglicht eine Generalklausel nach vorheriger Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt auch weitere Beteiligungen an kulturellem Austausch mit dem Ausland. Als Grundnorm für das Verhältnis Auswärtiges Amt – Goethe-Institut kann § 2 Abs. 1 des Vertrages gelten. Danach arbeiten beide Partner bei der Ausführung der Vertragsaufgaben „eng zusammen.“ Ihren Bediensteten und Mitarbeitern machen beide Seiten eine „loyale Zusammenarbeit“ zur Pflicht. In Ausnahmefällen ist die unmittelbare Einwirkung auf die laufende Arbeit des Goethe-Instituts möglich: Eine Veranstaltung einer Zweigstelle im Ausland kann durch Veto des Leiters der örtlichen Auslandsvertretung verhindert werden. Das Auswärtige Amt kann bei politisch schädigendem Verhalten von Mitarbeitern im Ausland deren sofortige Suspendierung verlangen (Lit.: Schulte S. 121 f.).
[Bearbeiten] Tätigkeit
Die personell größte Mittlerorganisation der deutschen Auswärtigen Kulturpolitik hält eine breite Palette von Angeboten bereit: Ein Schwerpunkt ist der Sprachunterricht "Deutsch als Fremdsprache", der neben der Durchführung von Sprachkursen und -prüfungen (Start Deutsch) auch die Erarbeitung von Lehrmaterialien sowie die Fortbildung von Deutschlehrern (ca. 1.700 Stipendien jährlich) umfasst. 2008 gibt das Goethe-Institut hierfür knapp 20 Millionen Euro aus. Auch nimmt es in diesem Bereich an wissenschaftlichen Forschungen und sprachenpolitischen Initiativen teil. Im März 2003 forderten die Fachleute der Goethe-Institute eine konsensfähige Reform der Rechtschreibreform.
Eine weitere zentrale Aufgabe des Instituts ist die kulturelle Zusammenarbeit mit anderen Staaten etwa auf den Gebieten Literatur, Musik, Theater, Film, Tanz, Ausstellungen und Übersetzung. Hierzu organisiert es etwa Kulturveranstaltungen und liefert Beiträge zu Festivals. Ein gestartetes Projekt 'Die Macht der Sprache' sieht für 2008 und 2009 Veranstaltungen zu Multilingualität vor. Fürs Deutsche wirkt das Goethe-Institut bei der Initiative 'Schulen: Partner der Zukunft' mit. Das vernetzt weltweit 1000 Partnerschulen Deutschlands und ergänzt so das Netz deutscher Auslandsschulen und Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom anbieten (Auswahl und Förderung betreut die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) mit). Zu nennen sind weiter etwa die Deutsch-israelische Literaturtage.
Drittes Hauptziel ist die Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbildes u.a. durch Bibliotheken, Informationszentren, Diskussionsforen, vielfältige Print-, Audio- und Video-Publikationen und ein Besucherprogramm. Insofern soll auch der internationale Diskurs zu Schlüsselthemen der zunehmend globalisierten Gesellschaft gefördert werden. In den Veranstaltungen an den Auslandsinstituten treten Autoren, Musiker, Künstler aus Deutschland auf und fördern den kulturellen Dialog der Bundesrepublik Deutschland mit der Welt.
Regionaler Schwerpunkt der Tätigkeit des Goethe-Instituts werden 2008 vor allem China, Indien, Oman, Jemen, Libanon, vor allem aber afrikanische Staaten sein. Das von der Bundesregierung gestartete 'Kulturprogramm Afrika' stellt fünf Millionen Euro jährlich zusätzlich für neue Institute und mehrere Verbindungsbüros, sowie Sprachlernzentren zur Verfügung. Eine Konferenz in Johannesburg mit afrikanischen Intellektuellen, Künstlern und Experten findet Anfang 2008 statt. Ferner eröffnet in der Lower East Side New Yorks das 'Goethe Art Institute' - mit Programmen des Münchner Kunstvereins.
[Bearbeiten] Geschichte
Das Goethe-Institut wurde 1951 als Nachfolger der 1925 gegründeten Deutschen Akademie errichtet. Ursprünglich sollte es zur Ausbildung ausländischer Deutschlehrer in Deutschland dienen. 1953 begannen die ersten Sprachkurse, im gleichen Jahr übernahm das Goethe-Institut Aufgaben zur Förderung von Deutsch als Fremdsprache im Ausland. 1959–1960 wurden alle staatlichen bundesrepublikanischen Kulturinstitutionen im Ausland Teil des Goethe-Instituts.
Im Zuge der Erhebung der dialogischen und partnerschaftlichen Kulturarbeit zur dritten Säule der deutschen Außenpolitik unter Willy Brandt erlebte das Goethe-Institut Anfang der Siebziger Jahre einen weiteren Bedeutungszuwachs. 1976 wird der Rahmenvertrag mit dem Auswärtigen Amt unterzeichnet. 1980 trat ein neues Standortkonzept für das Inland in Kraft, das eine stärker Berücksichtigung von Groß- und Universitätsstädten vorsah.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 erstreckte das Goethe-Institut seine Aktivitäten verstärkt nach Osteuropa, es kam zu zahlreichen Institutsneugründungen. Nach der Fusion mit Inter Nationes am 21. September 2000, dem 1952 vom Außenministerium gegründeten Institut zur Verbreitung von Informationen über die BRD im Ausland, führte das Goethe-Institut von Januar 2001 bis Juli 2003 den Namen Goethe-Institut Inter Nationes. 2004 wird ein Infozentrum in Pjöngjang eröffnet, die erste Zweigstelle eines westlichen Kulturinstituts in Nordkorea.
Die Präsidenten des Goethe-Instituts waren/sind:
- Kurt Magnus (1951-1962)
- Max Grasmann (1962-1963)
- Peter H. Pfeiffer (1963-1971)
- Hans v. Herwarth (1971-1977)
- Klaus v. Bismarck (1977-1989)
- Hans Heigert (1989-1993)
- Hilmar Hoffmann (1993-2001)
- Jutta Limbach (2002-2008)
- Klaus-Dieter Lehmann (seit 01. April 2008)
[Bearbeiten] Finanzierung
Das Goethe-Institut wird aus dem Bundeshaushalt finanziert. Es weiß sich regelmäßig massenmedialer Aufmerksamkeit sicher, wenn es um die Kürzung öffentlicher Mittel geht. Der Bundestag sollte am 24. November 2006 zustimmen, dass das Goethe-Institut erstmals nach zehn Jahren wieder mehr Mittel erhält (Erhöhung der institutionellen Förderung um etwa 13,5 auf 120 Millionen Euro als Teil eines „umfassenden Konzepts zur Zukunftssicherung“). Fest standen vor allem in der Münchener Zentrale Einsparungen. Eine Schließung von Instituten ist offiziell erst einmal nicht mehr vorgesehen. Die seit Jahren erstmals erfolgte Aufstockung der Mittel beurteilten die meisten Medien als Trendwende - und angesichts eines strukturellen Defizits von 11 Millionen Euro weiter fraglich. In der Kritik bleibt auch, dass die einzelnen Institute zu wenig auf ihre Effizienz evaluiert und sinnvolle Einsparmöglichkeiten versäumt werden.
[Bearbeiten] Sonstiges
Am 29. April 2005 wurde das Goethe-Institut in Lomé in Togo von Jugendlichen verwüstet und angebrannt. Nachdem sie auf das Gebäude geschossen hatten, stürmten sie das Kulturinstitut. Aufgrund der antideutschen Wahlwerbung der togoischen Regierung erscheint es nicht ausgeschlossen, dass es sich um eine politische Tat handelt. Nach Meinung der Regierung von Togo steht Deutschland auf der Seite der togoischen Opposition. Nach diesem Anschlag wurden alle deutschen Staatsbürger, die sich in Togo befanden, aufgerufen, das Land zu verlassen.
2005 erhielt das Goethe-Institut den spanischen Prinz-von-Asturien-Preis. Für seine „Verdienste um weltweite Lehre und Verbreitung der deutschen Sprache“ wurde es 2007 mit dem Konrad-Duden-Sonderpreis ausgezeichnet.
Das Goethe-Institut beabsichtigt, eine Insel in Second Life zu erwerben [1].
In den nächsten drei Jahren wird ein Netzwerk von 1000 Partnerschulen der Bundesrepublik Deutschland entstehen; die ersten nah Neu Delhi.
[Bearbeiten] Vergleichbare Institute
Vergleichbare Institutionen für andere Länder sind:
- das Konfuzius-Institut (China),
- das Eesti Instituut (Estland),
- die Alliance française (Frankreich),
- der British Council (Großbritannien),
- die Società Dante Alighieri (Italien),
- die Japan Foundation (Japan),
- das Instituto Caro y Cuervo (Kolumbien),
- das Österreichische Kulturforum und das Österreich Institut (Österreich)
- das Svenska institutet (Schweden),
- Pro Helvetia (Schweiz),
- das Instituto Cervantes (Spanien),
- das Instituto Camões (Portugal),
[Bearbeiten] Literatur
- Eckard Michels: Von der Deutschen Akademie zum Goethe-Institut. Sprach- und auswärtige Kulturpolitik 1923-1960, München 2005.
- Steffen R. Kathe, Kulturpolitik um jeden Preis. Die Geschichte des Goethe-Instituts von 1951 bis 1990, München 2005.
- Gerald Schneider, Julia Schiller: Goethe ist nicht überall: Eine empirische Analyse der Standortentscheidungen in der Auswärtigen Kulturpolitik. In: Zeitschrift für Internationale Beziehungen. 1/7/2000
- Karl Sebastian Schulte: Auswärtige Kulturpolitik im politischen System der Bundesrepublik Deutschland: Konzeptionsgehalt, Organisationsprinzipien und Strukturneuralgien eines atypischen Politikfeldes am Ende der 13. Legislaturperiode. Verlag für Wissenschaft und Forschung, Berlin 2000
- Martin Mumme: Strategien Auswärtiger Bewußtseinspolitik - Von der Macht der Ideen in der Politik, Eine kritische Analyse der Konzeption des Goethe-Instituts und der deutschen auswärtigen Kulturpolitik, Verlag Königshausen & Neumann 2006
- Victoria Znined-Brand: Deutsche und französische auswärtige Kulturpolitik: Eine Vergleichende Analyse. Das Beispiel der Goethe-Institute in Frankreich sowie der Instituts und Centres Culturels Français in Deutschland seit 1945, Frankfurt am Main 1997.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Schlösser, Nico Daniel. „Zweite Chance“, Süddeutsche Zeitung, 2007-07-30.
[Bearbeiten] Weblinks
- Goethe-Institut
- P. Bahners über die Schließungspolitik in der FAZ
- In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister Artikel über die neue Sparpolitik in: sciencegarden - Magazin für junge Forschung
- Historisches Lexikon Bayerns: Goethe-Institut (von Eckard Michels)
- Fischer fordert Ende der antideutschen Übergriffe Artikel auf der Onlinepräsenz der FAZ über die Verwüstung des Goethe-Institutes Lomé sowie die antideutsche Stimmung in Togo Mitte 2005