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Geschichte Südtirols – Wikipedia

Geschichte Südtirols

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Historisches Tirol (ohne das ladinische Gebiet von Cortina d'Ampezzo): Nordtirol (Österreich); Südtirol und Welschtirol (Italien)
Historisches Tirol (ohne das ladinische Gebiet von Cortina d'Ampezzo): Nordtirol (Österreich); Südtirol und Welschtirol (Italien)

Die vom übrigen Tirol getrennte Geschichte Südtirols beginnt im November 1918 mit der Besetzung durch italienische Truppen auf Grund des von Österreich-Ungarn am 3. November 1918 mit Italien geschlossenen Waffenstillstandsabkommens. Im Vertrag von Saint-Germain zwischen den Siegermächten des Ersten Weltkrieges und der neuen Republik Österreich wurde das Land definitiv dem Königreich Italien zugesprochen und damit zur nördlichsten Provinz Italiens. Zuvor war Südtirol seit 1363 Bestandteil des österreichischen Kronlandes Tirol und somit Teil der Habsburgermonarchie Österreich-Ungarn.

Im Mittelalter gehörte das von Baiern, Langobarden und Rätoromanen besiedelte Tirol zum Teil zu Bayern und zum Teil zu Italien. Von den Grafen von Tirol geeint, fiel es auf Grund eines Erbvertrages 1363 an das Haus Habsburg und wurde Bestandteil der so genannten österreichischen Erblande im bis 1806 bestehenden Heiligen Römischen Reich. 1804–1867 war Tirol Teil des Kaisertums Österreich, 1867–1918 als die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder (kurz auch Cisleithanien) bezeichnet. Siehe dazu: Geschichte Tirols.

Bei Texten über Südtirol ist der historische Zusammenhang zu beachten: Bis 1918 und darüber hinaus war Südtirol ein Begriff für alle historischen Landesteile Tirols südlich des Brenners. Heute (und auch hier) wird als Südtirol der südliche, zu Italien gehörige Teil Deutschtirols bezeichnet; im Unterschied zum einstigen Welschtirol, dem heutigen Trentino.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] 1918–1939

Nach dem für Österreich-Ungarn verlorenen Ersten Weltkrieg wurde das deutschsprachige Südtirol ebenso wie das italienischsprachige Welschtirol im November 1918 von Italien besetzt und auf Grund des Vertrages von St. Germain 1920 annektiert.

Obwohl die neue Republik Deutschösterreich ganz Deutschtirol für sich beanspruchte, wurde im Diktat von St. Germain, wie der Friedensvertrag auf Grund der Art seines Zustandekommens im deutschen Sprachraum genannt wurde, die Angliederung Deutsch-Südtirols an Italien gegen den Willen der dortigen Bevölkerung besiegelt.

England und Frankreich hatten bereits im Londoner Vertrag von 1915 Italien die Brennergrenze und andere Gebiete zugesichert, um den Kriegseintritt des 1914/1915 neutralen Königreichs an ihrer Seite zu erwirken.

Die italienische Annexion widersprach dem Prinzip der nationalen Selbstbestimmung, das der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson zuvor in seinen Vierzehn Punkten als alliiertes Kriegsziel verkündet hatte, denn die heutige Autonome Provinz Bozen - Südtirol wurde laut Volkszählung von 1910 zu 92,2% von Deutschösterreichern bewohnt, wobei die Ladiner nicht getrennt gezählt wurden. Namentlich Wilsons Punkt 9 legte ausdrücklich fest, dass "eine Neuregelung der Grenzen Italien entlang klar erkennbarer nationaler Grenzen durchgeführt werden soll".[1] In Österreich, vorwiegend in Innsbruck, wurden als Solidaritätsbekundung Straßen und Plätze nach Südtiroler Orten umbenannt (vgl.: Südtirolerplatz). Ähnliches geschah auch in Deutschland, hauptsächlich in Bayern, z. B. in München und Rosenheim.

König Viktor Emanuel hatte in seiner Thronrede am 1. Dezember 1919 noch versichert, der neuen Provinz eine „sorgfältige Wahrung der lokalen Institutionen und der Selbstverwaltung” zuzugestehen. Das Versprechen wurde aber niemals eingehalten. Zudem wurden die ladinischen Gemeinden Cortina, Col und Buchenstein von Südtirol getrennt und an die Provinz Belluno angegliedert. 1921 kamen Schlägertrupps der faschistischen Partei Italiens (Schwarzhemden) auch nach Südtirol, wo sie vornehmlich Überbleibsel und Symbole der ihr „verhassten Doppelmonarchie” (etwa Doppeladler) zerstörten. Höhepunkt dieser Szenen war ein Übergriff auf einen Trachtenumzug in Bozen am 24. April 1921, bei dem der Marlinger Lehrer Franz Innerhofer ermordet wurde. Am 2. Oktober 1922 zogen 700 italienische Faschisten nach Bozen und besetzten das Rathaus unter den Augen der Polizeikräfte, die nicht einschritten.

Mit der Machtergreifung des Duce Benito Mussolini begann für die Südtiroler mit der Italianisierung eine Phase der Unterdrückung. Die folgenden Jahre trugen vor allem die Handschrift von Ettore Tolomei, einem Nationalisten aus dem Trentino, der sich die Italianisierung Südtirols zur Lebensaufgabe gemacht hatte. Ab 1923 wurden sämtliche Orts- und Flurnamen italianisiert und die Verwendung des Namens Tirol verboten. Bereits 1916 hatte Tolemei eine Liste herausgegeben, in der die Ortsnamen ins italienische übertragen waren, teilweise schlichte Übersetzungen der gebräuchlichen deutschen Namen. Auch die deutschen Familiennamen der Bevölkerung waren darin bereits übersetzt (Details zum Werk Tolomeis). Die pseudo-italienische Toponomastik trägt bis heute erheblich zu einer von der deutschsprachigen Mehrheits-Bevölkerung empfundenen kulturellen Unterdrückung bei.

Zwischen 1923 und 1925 wurde Italienisch zur einzig zugelassenen Amts- und Gerichtssprache, deutschsprachige Zeitungen wurden verboten. Ab 1927 durften die Dolomiten und einige andere Zeitschriften aus dem (damals) kirchlichen Verlagshaus Athesia wieder erscheinen. Zudem stand Südtirol ab 1924 unter Militärprotektorat; Gebäude durften nur nach Zustimmung des Militärs errichtet werden.

Im Zuge der faschistischen Schulreform von 1923 wurde in den folgenden Schuljahren an allen Schulen die deutsche Sprache verboten. Kirchliche Schulen mussten sich ebenfalls fügen oder schließen. Einzig die Knabenseminare Vinzentinum in Brixen und Johanneum in Dorf Tirol konnten aufgrund der Lateranverträge von 1929 weiterarbeiten.

Da Proteste der deutschen Südtiroler keine Wiederzulassung der deutschen Sprache brachten, suchte man neue Formen, die Muttersprache an die Kinder weiterzugeben. Im Schuljahr 1925/26 nahmen deutschen Geheimschulen (Katakombenschulen) ihre Tätigkeit auf.

Zehn Jahre nach Kriegsende wurde 1928 in Bozen ein großes Siegesdenkmal errichtet, ein Monument typischer Herrschaftsarchitektur des italienischen Faschismus. Spätere Diskussionen über die Demolierung dieses Diktaturerbes führten zu keinem Ergebnis; Neofaschisten betrachten das Denkmal bis heute immer wieder als "Wallfahrtsort". Denkmäler aus der österreichischen Kaiserzeit wurden hingegen zerstört bzw. abgetragen.

Das Siegesdenkmal
Das Siegesdenkmal

1928 begann die zweite Phase der Italianisierung. Da die bisherigen Bemühungen nicht von großem Erfolg gekrönt waren, wurde in Bozen ein großes Industriegebiet angelegt. Firmen erhielten großzügige Subventionen und Steuerbegünstigungen, wenn sie Niederlassungen in Bozen errichteten. So wurde innerhalb weniger Jahre die Einwohnerzahl Bozens durch italienische Zuwanderer vervielfacht: die Bevölkerung wuchs von 30.000 Einwohnern zur Jahrhundertwende auf zwischenzeitlich bis zu 120.000.

[Bearbeiten] 1939–1945

Als 1938 der Diktator des Dritten Reiches, Adolf Hitler, seine österreichische Heimat an das Deutsche Reich anschloss, schöpften viele Südtiroler neue Hoffnung auf Loslösung vom italienischen Staat und Wiedervereinigung mit dem übrigen Tirol. Am Brennerpass wehte die Hakenkreuzfahne, und viele Südtiroler hofften, Hitler würde das Land heim ins Reich holen. Die Enttäuschung folgte, als Details über das Hitler-Mussolini-Abkommen (1939) bekannt wurden. Danach sollten die Einwohner Südtirols optieren zwischen Verlassen der Heimat und Reichsbürgerschaft oder italienische Staatsbürgerschaft. Die zweite Möglichkeit war zudem verbunden mit der (fast sicher geglaubten) Möglichkeit, in Gebiete südlich des Flusses Po deportiert zu werden. Später stellte sich heraus, dass dies eine Lüge des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels war. Rund 86 % der Südtiroler Bevölkerung entschieden sich für die Umsiedlung ins Reich. Damit hatten allerdings weder die italienischen Faschisten noch Hitler gerechnet. Tatsächlich ausgewandert sind bis zum Sturz des Diktators Mussolini ca 80.000 Südtiroler, von denen bis nach dem Krieg 50.000 wieder zurückkehrten.

Nach dem Sturz Mussolinis, dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht und der Errichtung der Operationszone Alpenvorland im Jahr 1943 wurden die Auswanderung der Optanten und die Zuwanderung von Italienern beendet. Der Einzug der deutschen Truppen wurde daher in Südtirol zunächst mit Begeisterung aufgenommen. Die NSDAP war zwar in Südtirol nie zugelassen worden - sehr wohl aber der NSDAP nahestehende Verbände wie der VKS, der Völkische Kampfring Südtirols -, aber auch hier fand der Nationalsozialismus über das eigene Heimatanliegen hinaus seine Unterstützer: Wie sich später herausstellte, waren auch einige Südtiroler in Kriegsverbrechen verwickelt. Es kam auch häufig zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Dableibern und Optanten.

1943 bis 1945, als die Nationalsozialisten das Land beherrschten, waren mehr Todesopfer zu beklagen als während der Zeit des faschistischen Regimes von 1922 bis 1942: Der Krieg hatte auch Südtirol voll erreicht. Viele Südtiroler kämpften überdies in der Wehrmacht. Das Attentat auf 33 Soldaten des Südtiroler Polizeiregiments „Bozen“ in Rom war Anlass für die Repressalie der Ardeatinischen Höhlen im März 1944. In diese Zeit fällt auch die Errichtung eines Polizei-Durchgangslagers in Bozen.

Widerstand gegen den Nationalsozialismus kam selten vor (mit Ausnahme einiger Widerstandsgruppen, wie des Südtiroler Andreas-Hofer-Bundes). Kurz nach Kriegsende (für Italien endete der Krieg am 25. April 1945) hisste die italienische Widerstandsbewegung CLN (Comitato di Liberazione Nazionale, d. h. Komitee zur nationalen Befreiung) am 3. Mai 1945 am Brenner wieder die italienische Fahne.

[Bearbeiten] 1945–1972

Wiederaufbau und Kampf um Autonomie
Siehe Hauptartikel: Gruber-De-Gasperi-Abkommen

Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand für die Südtiroler kurzzeitig die Hoffnung auf Wiedervereinigung mit Tirol, zumal im wiedererstandenen Land Österreich dieser Wunsch bestand. Da aber Österreich wie Deutschland von den Siegermächten besetzt war und de jure bis zur Unterzeichnung des Staatsvertrages gar nicht unabhängig war, hatte Österreich gegenüber Italien die deutlich schlechtere Position, als die Südtirol-Verhandlungen 1945 in Paris begannen. Es konnte daher die Siegermächte nicht von dem demokratischen Anspruch der Bevölkerung auf Wiedervereinigung überzeugen; so blieb Südtirol ein Teil Italiens.

Da Italien 1946 schon die Halbinsel Istrien und die Städte Fiume und Zara an Jugoslawien abtreten musste, wurden im Pariser Vertrag – auch als Gruber-De-Gasperi-Abkommen bekannt – den Südtirolern lediglich autonome Rechte im Rahmen der Region Trentino-Südtirol zugestanden; Österreich wurde als Schutzmacht anerkannt.

In Italien verzögerte man die Umsetzung einiger Punkte des Pariser Vertrages. In Südtirol war man über diese Situation alles andere als glücklich und so formierte sich langsam der Widerstand gegenüber diesem ersten Autonomiestatut. Besonders umstritten war die italienische Wohnungsbaupolitik, die 1957 ihren Höhepunkt erreichte, als 5000 Wohnungen in Südtirol, vornehmlich für italienische Zuwanderer, errichtet werden sollten. Auf den Aufruf der neuen Südtiroler-Volkspartei-Führung unter Silvius Magnago versammelten sich daraufhin 35.000 Südtiroler zur bisher größten Kundgebung in der Geschichte Südtirols auf Schloss Sigmundskron und skandierten „Los von Trient“. Die Kundgebung hatte ein großes, auch internationales Interesse an der Südtirolproblematik zur Folge.

Seit dem Staatsvertrag 1955 war Südtirol außerdem zentrales Thema der Außenpolitik Österreichs, so dass das Südtirol-Problem nach diversen erfolglosen Sondierungsgesprächen zwischen Rom und Wien erstmals auf die Tagesordnung der UN-Vollversammlung kam. Mit der UN-Resolution 1497/XV vom 31. Oktober 1960 wurde festgestellt, dass der Pariser Vertrag bindend sei und dessen Punkte einzuhalten seien. Italien erklärte sich zwar zur besseren Durchführung des bestehenden Autonomiestatutes bereit, in der Praxis änderte sich aber kaum etwas.

Zwischen 1956 und 1969 kam es daher aus Frustration über die Südtirol-Politik Italiens zu einer Serie von Bombenattentaten. Die Anschläge der ersten Serie (bis 1961 – vom BAS organisiert) richteten sich nicht gegen Menschen, sondern sinnbildlich gegen Hochspannungsmasten, die den Strom in die italienischen Industriegebiete lieferten (vgl. dazu Sepp Kerschbaumer und Feuernacht). Unter anderem wurde dabei die Grabstätte von Ettore Tolomei zerstört. Die zweite Serie ab 1961 bis 1969 war hingegen sehr viel gewalttätiger und blutiger; dabei kamen auch einige Menschen ums Leben. Zweiunddreißig Jahre Krieg, vom 20. September 1956 bis zum 30 Oktober 1988. 361 Angriffe, mit Sprengstoff, Maschinengewehren, Minen. 21 Tote, davon 15 Staatsvertreter, 2 Zivilisten und 4 Terroristen, die bei der Vorbereitung einer Bombe zerrissen wurden. 57 Verletzte: 24 unter den Staatsvertreter und 33 Zivilisten. Auch die italienischen Behörden setzten harte Methoden ein: Es kam angeblich zu Folterungen durch die Carabinieri. Der einschlägige Prozess endete mit acht Freisprüchen und zwei Verurteilungen, die durch eine Amnestie entkräftet wurden. Den zwischenzeitlich aufgedeckten Kontakten des italienischen Militärgeheimdienstes SIFAR zur neofaschistischen Terrororganisation Gladio und zu deren Attentaten in Österreich wurde weder offiziell ernsthaft widersprochen noch eine Untersuchung gewidmet.

Große Beachtung fanden schließlich auch die Prozesse gegen insgesamt 94 Angeklagte der Anschläge vom Dezember 1963. Die vergleichsweise milden Urteile – Anklagen wegen Hochverrats wurden fallengelassen – wurden in Südtirol und Österreich anerkennend als Entgegenkommen des italienischen Staates betrachtet.

Neue Anschlagsserien führten jedoch zu einer erneuten Eskalation, die mit einem Veto Italiens zum EWG-Beitritt Österreichs ihren Höhepunkt erreichte. Der Streit zwischen den beiden Staaten kam schließlich im November 1961 erneut vor die UNO, die die Resolution von 1960 bestätigte; zeitgleich nahm auch die Neunzehnerkommission ihre Arbeit auf, die eine Lösung für die Südtirolproblematik finden sollte.

Die Kommission präsentierte 1964 ihre Ergebnisse, die als Paket bezeichnet wurden und eine Reihe von Gesetzes- und Verfassungsänderungen enthielten, die später das zweite Autonomiestatut bilden sollten.

Im Jahre 1972 wurde das Paket schließlich endgültig ratifiziert.

[Bearbeiten] nach 1972

In einem Zeitraum von etwa 20 Jahren (1972 bis 1992, dem Jahr der Streitbeilegung Italien-Österreich) wurden nach und nach die Paketbestimmung in die Tat umgesetzt. Durch den ethnischen Proporz kann seither eine gerechte Verteilung der Stellen in der öffentlichen Verwaltung – noch im Jahre 1972 waren 90 Prozent der Beamten italienischer Muttersprache – gewährleistet werden, sowie eine der Sprachgruppenstärke angemessene Verteilung von Sozialwohnungen erfolgen. Die Selbstverwaltung, wie sie im ursprünglichen Gruber-De-Gasperi-Abkommen vorgesehen war, ist durch das Zugeständnis wichtiger Kompetenzen, auch in der vom Landtag ausgeübten Gesetzgebung, verwirklicht worden. Von Belang sind auch die beträchtlichen finanziellen Mittel, die dem Land Südtirol zustehen und durchaus effizient eingesetzt werden. Landeshauptmann Luis Durnwalder, der 1989 die Nachfolge von Silvius Magnago angetreten hat, wurde am 30. Mai 2006 für seinen Einsatz für eine umsichtige und vorausschauende Haushaltspolitik mit dem „European Taxpayers’ Award“ ausgezeichnet.[2]

Dank der Europäischen Union und der Einrichtung der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino verschwinden die politischen Grenzen zwischen den Gebieten des historischen Tirols immer mehr: Grenzposten und Grenzkontrollen gibt es de facto schon seit Jahren nicht mehr. Darüber hinaus trägt der Euro als gemeinsame Währung zum wirtschaftlichen Zusammenwachsen der gesamten Region bei.

Das Gebiet der ladinischsprachigen Bevölkerung von und um Cortina d'Ampezzo, das, ursprünglich ebenfalls mit Südtirol vereint, von den Faschisten an die Provinz Belluno angeschlossen wurde, hat am 28. Oktober 2007 dafür gestimmt, wieder an Südtirol angegliedert zu werden. Letztendlich wird das italienische Parlament über die Wiederherstellung der historischen Grenzen entscheiden.

Südtirol gilt als Modellregion für die Autonomie von ethnischen Minderheiten. Es kristallisiert sich zunehmend ein friedliches Nebeneinander der Sprachgruppen heraus.

Ein echtes Miteinander gibt es trotzdem nicht. Die Trennung zwischen Italienisch- und Deutschsprachigen wird vor allem durch das Schulsystem, aber auch durch die Konzentration der Italiener auf die größeren Ortschaften gefördert. Es herrschen daher immer noch gewisse Spannungen zwischen den Sprachgruppen. Aus verschiedenen Gründen, wie dem Proporz oder der Diglossie der deutschen Südtiroler, d. h. dem hauptsächlichen Gebrauch, neben der schriftlichen Hochsprache, des Dialekts, selbst für Deutschsprachige aus anderen Ländern schwer verständlich, aber auch der Herkunft der Italiener in Südtirol aus den verschiedensten Regionen, ist das Unbehagen, sog. „Disagio“ vieler Italiener vor der Südtiroler Autonomie nicht zurückgegangen. In den Achtziger Jahren profitierte das neofaschistische Movimento Sociale vom Unmut der Italiener und konnte vor allem in Bozen beträchtliche Wahlerfolge einfahren. Heutzutage sind die Stimmen der Italiener auf zahlreiche Parteien verstreut, was eine starke Vertretung der Sprachgruppe schier unmöglich macht.

Am 6. Oktober 2002 wurde der Friedensplatz in Bozen, jener an dem sich das umstrittene Siegesdenkmal Mussolinis befindet, als Folge einer Volksabstimmung wieder in Siegesplatz umbenannt.

Für Unmut sorgte die im Jahr 2006 von den Schützen initiierte Petition der südtiroler Bürgermeister an das österreichische Parlament, um die Schutzmachtfunktion Österreichs verfassungsmäßig zu verankern. Der italienische Senator und ehemalige Präsident Francesco Cossiga brachte daraufhin einen Gesetzentwurf für ein Referendum über die staatliche Zugehörigkeit Südtirols in das italienische Parlament ein. Das vorgeschlagene Referendum sollte zur Wahl stellen, ob die Region bei Italien bleiben, zu Österreich gehören oder unabhängig werden wolle. Der Vorschlag wurde vom italienischen Parlament abgelehnt. Auch die Südtiroler Volkspartei lehnte den Entwurf ab, um keine neuen ethnischen Spannungen zu fördern.

Es gibt dennoch Bestrebungen in der deutschsprachigen und ladinischen Südtiroler Bevölkerung, sich aus der als fremdbestimmten und kulturell unterdrückend empfundenen Zuordnung zum italienischen Staat zu lösen. Dafür setzen sich verschiedene Parteien ein, von der Union für Südtirol, bis zu den Freiheitlichen und der Süd-Tiroler Freiheit, die mit provokativen Plakataktionen unter dem Motto „Süd-Tirol ist nicht Italien“ auf sich aufmerksam gemacht hat.

Italienischen Politikern außerhalb des Landes ist Südtirols Autonomie zudem ein Dorn im Auge. Der Präsident der Region Venetien sprach offen von „überholten Autonomie-Privilegien“ und drohte, den italienischen Verfassungsgerichtshof und sogar den Europäischen Gerichtshof anzurufen.[3]

Bei den Parlamentswahlen 2008 musste die Südtiroler Volkspartei empfindliche Stimmenverluste verbuchen, konnte nur noch 45,6% der Stimmen auf sich vereinen und verlor somit die absolute Mehrheit im Land. Bei der Wahl 2006 war sie noch auf 53,4 Prozent gekommen.

[Bearbeiten] Quellen

  1. "A readjustment of the frontiers of Italy should be effected along clearly recognizable lines of nationality." Sterling J. Kernek, “Woodrow Wilson and National Self-Determination along Italy's Frontier: A Study of the Manipulation of Principles in the Pursuit of Political Interests”, Proceedings of the American Philosophical Society, Bd. 126, Nr. 4 (Aug. 1982), S. 243-300 (246)
  2. "European Taxpayers’ Award"
  3. Addio Veneto, grüß Gott Südtirol

[Bearbeiten] Literatur

  • Josef Fontana u.a.: Geschichte des Landes Tirol. Band 4: Die Zeit von 1918 bis 1970. Teil 1: Othmar Parteli: Südtirol. Teil 2: Josef Riedmann: Das Bundesland Tirol . Athesia, Bozen 1988, ISBN 88-7014-473-9.
  • Rolf Steininger: Südtirol: 1918–1999. Studien, Innsbruck/Wien 1999, ISBN 3-7065-1348-X.
  • Gottfried Solderer (Hrsg.): Das 20. Jahrhundert in Südtirol. Edition Raetia, Bozen:
  1. Siglinde Clementi: Abschied vom Vaterland. 1909–1919. 1999, ISBN 88-7283-130-X.
  2. Helmut Alexander: Faschistenbeil und Hakenkreuz. 1920–1939. 2000, ISBN 88-7283-148-2.
  3. Stefan Lechner: Totaler Krieg und schwerer Neubeginn. 1940–1959. 2001, ISBN 88-7283-152-0.
  4. Michael Gehler: Autonomie und Aufbruch. 1960–1979. 2002, ISBN 88-7283-183-0.
  5. Michael Gehler:Zwischen Europa und Provinz. 1980–2000. 2003, ISBN 88-7283-204-7.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks


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