Gekochtes Ei
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Gekochte Eier (üblicherweise Hühnereier) werden in ihrer Schale in kochendem Wasser oder in einem Eierkocher zubereitet. Eier, die ohne Schale gekocht werden, nennt man pochierte Eier.
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[Bearbeiten] Grundlegendes
Gekochte Eier werden je nach Kochdauer in harte, kernweiche und weiche Eier unterteilt. Hart und kernweich bezieht sich hierbei auf den Zustand des Dotters, weich auf den Zustand des Eiklar [1]. Für hartgekochte Eier ist eine Kochzeit von etwa 8 bis 10 Minuten erforderlich, für kernweiche eine Kochzeit von etwa 6 bis 8 Minuten und für weichgekochte eine Kochzeit von etwa 3 bis 5 Minuten.
[Bearbeiten] Garvorgang
Für diese Zubereitungsart werden hauptsächlich frische, also junge Eier verwendet. Das Alter der Eier lässt sich außer mittels des auf der Schale vermerkten Legetags auch durch eine einfache Probe feststellen: Frische (junge) Eier gehen, wenn man sie in Wasser legt, unter. Nur das luftgefüllte Ende treibt etwas auf. Ältere Eier stehen senkrecht im Wasser, weil die Luftblase bereits größer geworden ist. Sehr alte Eier schwimmen mehr oder weniger waagerecht im Wasser.
Um ein Platzen der Schale durch den Druckanstieg im Inneren zu vermeiden, werden Eier vor ihrer Zubereitung als gekochte Eier am stumpfen Ende mit einem Eierstecher oder einer Nadel angestochen. Die Eier werden dann in das bereits kochende Wasser gegeben und zum Ende der Kochzeit wieder herausgenommen [1].
[Bearbeiten] Ende des Garvorgangs
Das anschließende Abschrecken mit kaltem Wasser dient dem Abbrechen des Garungsprozesses, der sonst noch bis zu drei Minuten weiterliefe[2]. Allerdings gelangen beim Abschrecken Bakterien durch die Schale ins Innere des Eies und vermehren sich dort, wodurch die Haltbarkeit auf etwa zwei Tage beschränkt wird, wie das Schweizer Bundesamt für Gesundheit herausfand. Diese Tatsache ist dadurch begründet, dass sich das ansonsten sterile Innere des Eies durch das rasche Abkühlen zusammenzieht und dabei Wasser, das nie ganz keimfrei ist, durch die poröse Eierschale mit eingesogen wird.[3] Nicht abgeschreckte gekochte Eier dagegen seien bis zu drei Monate haltbar[4].
[Bearbeiten] Pellbarkeit
Dass sich bestimmte Eier leichter pellen lassen, hängt mit deren Alter zusammen. Mit zunehmender Lagerzeit des Eies gelangt immer mehr Luft durch die Eierschale in das Innere, wobei Wasser und Kohlenstoffdioxid aus dem Ei austreten. Durch diesen Prozess löst sich der Zusammenhalt des äußeren Schalenhäutchens, das weiterhin an der Schale haftet, und des innreren Schalenhäutchens, das beständig mit dem Eiweiß verbunden ist, allmählich.[5] Außerdem steigt durch diesen Vorgang der pH-Wert des Eies von etwa 7 auf 9.[6]
[Bearbeiten] Verfärbung des Dotters
Durch zu starkes oder langes Erhitzen kann sich der Dotter äußerlich grünlich bis bläulich färben. Der Dotter setzt während des Kochens Eisen frei, das Eiklar Schwefelwasserstoff – beide Stoffe verbinden sich in einer chemischen Reaktion zu Eisensulfat [7]. Besonders bei industriell gekochten Eiern ist dies zu sehen, da durch die längere Kochzeit eventuelle Krankheitserreger (z. B. Salmonellen) zuverlässiger abgetötet werden und die Eier länger haltbar bleiben. Dieser Mangel ist allerdings nur visuell - obwohl Eisensulfat gesundheitsschädlich ist, birgt es in dieser Konzentration keinerlei gesundheitliche Risiken.
[Bearbeiten] Problematik beim Verzehr
Bei Kontakt von gekochten Eiern mit Silberbesteck entsteht eine Reaktion mit dem im Ei enthaltenen Schwefel und führt zur Verfärbung des Silbers und zu Geschmacksveränderungen.
[Bearbeiten] Verbreitung
Gekochte Eier werden vor allem in Europa, Nordamerika, aber auch in anderen Teilen der Westlichen Welt verzehrt.
Als Frühstücksei sind sie allerdings keineswegs universell verbreitet. Amerikaner z. B. bevorzugen zum Frühstück Rührei oder Spiegelei; gekochte Frühstückseier werden in den USA lediglich als notdürftiger Ersatz für gebratene Eier empfunden.
Hartgekochte Eier werden zu den verschiedensten Gerichten verarbeitet und in der Regel kalt verzehrt. Bekannt sind etwa die bunt bemalten oder gefärbten Ostereier. Aber auch im Eiersalat, im Gabelbissen, auf Brötchen oder als Jausenei findet man sie. Um hartgekochte Eier weiterzuverarbeiten, kann ein Eierschneider verwendet werden. Dieser erlaubt es, das Produkt in gleichmäßige Scheiben (z. B. als Brotbelag) zu teilen.
Weichgekochte und warm servierte Eier sind seit der Antike als Speise bekannt; dies belegen Eierbecherfunde aus der römischen Antike. Eier dürften als wertvoller Eiweißlieferant, der dazu noch sowohl billiger als auch leichter aufzubewahren und zuzubereiten ist als Fleisch oder Fisch, zu allen Zeiten beliebt gewesen sein. Da der Verzehr außerdem weniger kräftezehrend ist als das Kauen von Fleisch oder Fisch, wurden Eier auch häufig als Speise für Kranke und Genesende verwendet (zum Beispiel in Theodor Fontane, Der Stechlin)
Umstritten ist eine Anweisung aus der römischen Antike. Apicius 7, 19, 3 schlägt für das ovum apalum die Gewürze Pfeffer und Liebstöckel vor; ergänzt wird die Speise dann durch eingeweichte Pinienkerne, Honig, Essig und Liquamen. Ob mit dem ovum apalum wirklich ein weich- oder aber ein hartgekochtes Ei gemeint ist, ist nicht sicher, angeblich führt die Zubereitung nach diesem Rezept jedoch in beiden Fällen zu einem genießbaren Ergebnis.
Das weichgekochte Ei ist vor allem in Mitteleuropa und Teilen Skandinaviens als Frühstücksei verbreitet. Es wird ggf. durch einen Eierwärmer vor dem Auskühlen geschützt, in einem Eierbecher serviert und mit einem Teelöfel (teilweise auch mit einem speziellen Eierlöffel) verzehrt. Eierbecher sind normalerweise für die Aufnahme des stumpferen Endes des Eis vorgesehen. Das Ei wird in den Becher gestellt, mit dem Löffel aufgeschlagen oder mit einem Eierköpfer oder Messer geköpft und – meist leicht gesalzen – ausgelöffelt. Neben dieser Art des Eierverzehrs waren in Deutschland bis ins 17. Jahrhundert hinein auch Eierbecher üblich, in die das offenbar sehr weich gekochte Ei waagerecht gelegt wurde. Der Inhalt des Eis wurde anscheinend eher mit Brot aufgetunkt als ausgelöffelt.
[Bearbeiten] Bezeichnungen der Ei-Enden
Die Lexika sind sich über die genaue Bezeichnung des stumpfen und des spitzen Endes des Eies uneinig. So bezeichnet etwa der Duden in seiner Ausgabe aus dem Jahre 1991 als „Gupf“ (der; Plural: die Güpfe; süddeutsch, österreichisch umgangssprachlich und schweizerisch für Gipfel, Spitze; stumpfer Teil des Eies) den stumpfen Teil des Eies. Wahrig, das Deutsche Wörterbuch aus dem Jahre 1997, nennt hingegen das Wort „Gupf“ als Spitze beziehungsweise Gipfel zum Beispiel des Eies, oder auch Häufung beziehungsweise Übermaß (= Kuppe). Bereits bei der Duden-Definition zeigt sich ein Widerspruch: Wie kann man den Begriff „Spitze“ dem „stumpfen Teil des Eies“ gleichsetzen? Die Wahrig-Definition schafft hierbei auch keine echte Klarheit [8].
In der Esskultur, Verhaltens- und Ständelexika wie Knigge etc. spielen solche Themen und Klärungen dieser Fragen durchaus eine große Rolle.
[Bearbeiten] Das gekochte Ei in der Literatur
- Im klassischen Sketch von Loriot mit dem Titel "Das Frühstücksei" entbrennt bei einem Ehepaar der Streit darum, wie lange das Ei denn nun gekocht hat.
- In Jonathan Swifts Roman Gullivers Reisen gerät die Streitfrage um das „richtige Ende“ des Eis zum handfesten Kriegsgrund zwischen den Dickendern und den Spitzendern in Liliput, was als Satire über die nach Swifts Ansicht spitzfindigen, aber vehement ausgetragenen religiösen Streitigkeiten seiner Zeit gedacht war [9].
- Charles Dickens stellt das gekochte Ei ebenfalls in einen „geistlichen“ Kontext: Der Vikar in Oliver Twist bekommt am Wochenende ein gekochtes Ei, um sich für seine anstrengende Predigttätigkeit zu stärken; der Waisenknabe Oliver darf gnädigerweise die Spitze auslöffeln. Hier wird das Ei zum Symbol der Vormachtstellung des männlichen Familienoberhauptes.
- In derselben Funktion erscheint das Frühstücksei in dem Roman Haus ohne Hüter von Heinrich Böll. Hier diskutieren die jugendlichen Hauptpersonen in der mageren Nachkriegszeit, weshalb eigentlich Väter oder „Onkels“ ein Frühstücksei bekommen, auch wenn sie zu wenig zum Unterhalt der Familie beitragen, und kommen zu dem – vorläufigen – Schluss: "Alle Väter [...] bekommen ein Frühstücksei" – im Gegensatz zum Rest der Familie.
- Auch bei Walter Kempowski wird – ohne dass deutlich wird, ob nur der Vater mit einem Frühstücksei versorgt wird oder auch der Rest der Familie – das Frühstücksei explizit mit dem morgendlichen Auftritt des männlichen Familienoberhauptes verbunden. Hier allerdings erscheint als mehrfach wiederkehrendes komisches Detail der autobiographischen Romane das Eigelb, das dem Vater beim Verzehr des Eis regelmäßig über die Finger läuft.
- In Thomas Manns Roman Buddenbrooks gehört das weichgekochte Ei ebenfalls zum traditionellen Frühstück der bürgerlichen Familie in den ersten Kreisen und steht hier selbstverständlich allen Familienmitgliedern zu. Tony Buddenbrook, eine der Hauptpersonen, sitzt in zwei für ihr Leben entscheidenden Szenen am Frühstück: Als ihr der Heiratsantrag Bendix Grünlichs kundgetan wird, hat sie soeben ihr heißes Frühstücksei vorsichtig mit der Serviette erfasst und dann verzehrt. Der Auslöser der Scheidung dieser Ehe, der Bankrott Grünlichs, wird ebenfalls während eines Frühstücks offenbar; die Wahl der Speisen der beiden Ehepartner macht hier bereits deutlich, dass keine wirkliche Partnerschaft entstanden ist. Während Tony bei ihrem gewohnten Frühstück aus Brot und Ei geblieben ist, frühstückt Grünlich englisch – was seine Gattin ebenso vornehm wie widerlich findet. Ihre erste Liebe, den Medizinstudenten Moorten Schwarzkopf, hat Tony nicht heiraten dürfen. Auch im ersten Gespräch zwischen Tony und diesem Moorten spielte das Ei – allerdings nicht explizit das Frühstücksei – eine wichtige Rolle; Tony erkundigte sich hier nämlich spontan nach dessen Nährwert im Vergleich zu Fleisch.
[Bearbeiten] Dies und Das
In Anlehnung an die Kuriosität des Streites in Gullivers Reisen wird auch die Byte-Reihenfolge des Speicherformats von Computern in Big-Endian (Dick-Ender) und Little-Endian (Spitz-Ender) unterschieden, da viele Computerenthusiasten die Frage nach der korrekten Reihenfolge ähnlich kontrovers diskutiert haben.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b http://www.kirchenweb.at/ Eier kochen - traditionell, professionell, auch in der Mikrowelle, Tipps & Tricks]
- ↑ http://www.fh-welcome.de/bpt/2005/290305_bpt_eier.html
- ↑ Hartgekochte Eier food news
- ↑ http://www.quarks.de/dyn/9998.phtml
- ↑ Wie aus dem Ei gepellt Kopfball
- ↑ Schock fürs Ei Die Zeit
- ↑ http://www.wissen.de/ Warum haben hartgekochte Eier manchmal grüne Dotter?
- ↑ http://groups.google.com/ Der Gupf (eine Usenet Diskussion der Deutschen Sprache)
- ↑ http://www.jadukids.de/ Von Dick-Endern und Spitz-Endern: Die Reise nach Liliput